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2008 Heilige

Homilie zu den Texten der Vorabendmesse an Fest Peter und Paul in Rödlas

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Petrus und Paulus in der St. Michaelskirche Neunkirchen am Brand
Petrus und Paulus in der St. Michaelskirche Neunkirchen am Brand
Zwei ganz verschiedene Apostel eins in Christus

In den Texten der Vorabendmesse[1] zum Fest Peter und Paul begegnen uns in den Lesungen und im Evangelium zwei Jünger, zwei Apostel, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.

Schauen wir zunächst auf Petrus.

Der am Tor des Tempels um Almosen bettelnde Gelähmte bittet Petrus um eine milde Gabe. Petrus hat nichts, was er geben könnte. "Gold und Silber besitze ich nicht." Das einzige, was er geben kann, kommt vom auferstandenen Herrn. "Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, geh umher!" „Und er fasst den Mann an der rechten Hand und richtet ihn auf. Sogleich kommt Kraft in seine Füße und Gelenke; er springt auf, kann stehen und geht umher."
Die Apostel haben kein Geld. Was sie aber besitzen ist nicht für Geld zu bekommen: die Kraft des Heiligen Geistes, der sie befähigt, durch Wort und Tat zu bezeugen, dass Jesus lebt.
  • Im Namen Jesu, des Nazoräers, heilen sie den Gelähmten. Dies geschieht weder durch Zauber noch durch Magie; es ist das Vertrauen auf Jesus, der Glaube an die machtvolle Gegenwart dessen, den Gott „zum Herrn und Messias gemacht hat.“
  • Vom Heiligen Geist erleuchtet erkennt Petrus, dass seine Stärke und sein Vermögen allein Jesus, der gekreuzigte und auferstandene Herr ist. Nur in seiner Kraft kann er Menschen auf die Beine helfen und sie aufrichten, so dass sie leben und Gott preisen können.
  • Wenn in vielen Diözesen und Pfarreien die Finanzmittel knapp geworden sind, so sollten wir uns umso mehr auf das eigentliche Kapital der Kirche Jesu Christi besinnen: Auf die Gegenwart des Auferstandenen und auf die Gabe seines Heiligen Geistes.
  • Wenn wir Menschen aufrichten und trösten wollen, werden wir das nicht aus Eigenem heraus tun. Wir werden den Herrn bitten, dass er uns zu Werkzeugen seiner Liebe, seines Geistes und seiner Kraft mache. Und wir werden nicht zulassen, dass uns die Menschen wegen des erfahrenen Beistands anhimmeln, sondern wir werden mit ihnen Gott durch Jesus preisen, weil er Großes an ihnen getan hat.

In der 2. Lesung begegnet der Apostel Paulus.

  • Er gehört zwar nicht zu den Zwölfen, die Jesus zu seinen Lebzeiten zu seinen Gesandten, seinen Aposteln erwählt hatte. Er war auch nicht von Anfang an dabei, war weder Augen- noch Ohrenzeuge, vielmehr wurde er ein erbitterter Gegner der Jüngergemeinschaft. Bis ins ferne Damaskus spürte er sie auf. Als Stephanus von seinen Gegnern gelyncht wurde, war Paulus, der damals noch Saulus hieß, zugegen. Aber der Auferstandene holte ihn vor Damaskus vom Pferd und damit auf den Boden der Tatsachen, die durch Jesus Auferstehung und die Geist Sendung von Gott geschaffen worden waren.
  • Als gläubiger Jude konnte Paulus seine Bekehrung zum Jünger und Apostel nur als Erwählung durch Gott vom ersten Augenblick seiner Existenz an verstehen. „Schon im Mutterleib hat er mich auserwählt.“
  • Für ihn war es Gottes liebende Zuwendung, Gottes Gnade, dass er ihm Jesus als seinen Sohn offenbarte. Aber das ist kein Grund zu Stolz und Selbstruhm. Den Korinthern schreibt er später. " Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt."[2] Die ihm zuteil gewordene Offenbarung war für ihn der klare Auftrag, Christus als den Messias Gottes unter den Heiden zu verkünden.

Erwählung und Auftrag

  • Petrus und Paulus waren beide durchdrungen von der Liebe zu Jesus, dem Christus, und seinem Evangelium. Das ist das große Gemeinsame, das sie verbindet und antreibt.

So diente jeder auf seine Weise dem von Gott in Jesus Christus geschenktem Erlösungswerk.

  • Erwählung durch Gott ist also ein missionarisches Gnadengeschenk, das uns verpflichtet das Evangelium vom Reich Gottes und von der Auferweckung Jesu den Heiden unserer Tage vorzuleben und zu verkünden.
Aber können wir so wie Petrus, wie Paulus wirken? Stehen wir fest im Glauben, so dass wir glaubwürdig und kompetent genug?
  • Wer ehrlich vor sich selber ist, wird zugeben, dass wir oft und vielfach im Leben versagen und schuldig werden und Gott und den Menschen viel schuldig bleiben.
  • Aber das darf uns nicht mutlos machen. Entscheidend ist unsere Liebe zum Herrn. Die darf nicht erkalten, nicht nachlassen, nicht sterben. In sie werden wir daher ständig investieren durch das Lesen und Bedenken der heiligen Schrift, durch Meditation und Gebet, durch Umkehr und Buße, durch die Feier des Wortes Gottes und der Eucharistie. Wenn die Liebe zum Herrn lebendig ist, dürfen auch wir wie Petrus bekennen: „Herr, du weißt alles. Du weißt auch dass ich dich liebe."
  • Am 29. Juni 2001 hat Papst Johannes Paul II in der St. Hedwigs Kathedrale zu Berlin uns ermutigt, die beiden Apostel nicht nur zu feiern, sondern ihrem Beispiel zu folgen. Er sagte: »Das Tagesgebet des Festes beinhaltet die Bitte: “Hilf deiner Kirche, in allem der Weisung deiner Boten zu folgen." Wir sind eingeladen, auf Petrus und Paulus zu schauen und daraus eine Botschaft abzuleiten für unser Sein und unsere Sendung, in die uns der Herr gerufen hat.
  • Das fällt vielen in den reichen Ländern heute schwer. Sie suchen ihr Glück durch Selbstverwirklichung. Nachfolge Jesu erscheint ihnen wie Fremdbestimmung. Und sie merken nicht, wie sie vom Zeitgeist, vom dem was gerade in ist, fremdbestimmt werden. Petrus und Paulus ließen sich durch Jesus rufen und senden. Durch sie kam das Evangelium von Gott, der Liebe ist und in Jesus ein Gesicht hat, in die Welt der Ausbeutung, der Unterdrückung, der Entwürdigung des Menschen.
  • Sind wir uns noch bewusst, dass die Charta der Menschenrechte ihre Wurzeln im Evangelium Jesu, im Christentum hat? Denn das verkündet der heilige Paulus eindringlich: Die Menschen trotz der Verschiedenheit ihres Erbes, ihrer Begabung, ihrer Kultur, ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts haben die gleiche Würde vor Gott. In der Taufe wird es ihnen zugesagt, dass jeder einzelne von Gott ganz persönlich angesehen und geliebt ist.
  • Der Tod ist nicht das endgültige Ausgelöscht werden der Person, auch Verdammnis zur Wiedergeburt in einem anderen Menschen oder Tier, sondern durch Jesus Christus ist der Tod besiegt und das ewige Leben errungen, so dass Paulus im Römerbrief aufjubeln kann: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“[3] Bevor Jesus zum Vater heimgeht, lässt er seine Jünger beim Beten zuhören, so dass sie erfahren, dass Gott da ist. Er tut dies, damit sie seine Freude in Fülle in sich haben.[4] Sie sollen wissen, dass ihr Leben nicht ins Leere geht, sondern Jesus sie in die Fülle des Lebens hineinführt.
  • Wenn wir uns mit dem ganzen Jesus bei der heiligen Kommunion verbinden, das meint ja Fleisch und Blut, werde wir an seiner Auferstehung teilhaben: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.“[5] Darum also geht es bei der Feier der heiligen Messe, bei der Feier des Sonntags: Eins zu werden mit dem ganzen Christus, dem auf Erden wandelnden, bis zum Tod am Kreuz liebenden und dem beim Vater verherrlichten.
  • Petrus und Paulus sind zwar unterschiedlich in Charakter und Sendung aber vereint in Jesus Christus zum Dienst am Evangelium. In der engen Bindung an ihn haben sie für Gott gearbeitet, ohne sich zu schonen, und sich aufgezehrt bis zum Martyrium. Im Wagnis des Glaubens durften sie die Erfahrung machen, dass sie in der Kraft Christi alle Widerstände und Anfeindungen überwinden konnten. Daher konnten sie mit dem Psalmsänger beten: “Der Herr hat mich all meinen Ängsten entrissen.“[6]
  • Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Robert Zollitsch nennt den aus Tarsus in Kleinasien stammenden Paulus, „den kraftvollsten theologischen Denker der Weltgeschichte“ und „Vorbild für uns wie für die gesamte Kirche.“ „Er, der vom Glauben getragen war, dass mit Jesus Christus, dem auferweckten Gekreuzigten, die Zeit angebrochen ist, in der allen Menschen das Heil zuteil werden soll, fühlte sich „Griechen und Nichtgriechen, Gebildeten und Ungebildeten verpflichtet.... Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht: Es ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt"[7]
  • Für diese frohe Botschaft war er bereit, bis an die - geographischen wie physischen - Grenzen zu gehen und er ist an die Grenzen gegangen, ja hat versucht, bestehende Grenzen zu überwinden und Brücken unter den Menschen zu bauen.
  • Dabei vermochte er es wie kein anderer, das Evangelium von der unverdienten Liebe Gottes in unterschiedliche Lebensräume hinein zu übersetzen, weil er die Sprache seiner Hörer sprach: Zu den Juden als Jude, zu den Griechen als Grieche, zu den Schwachen als Schwacher.[8] Indem er seine Hörer am Wort Gottes und an seinem Leben teilhaben ließ, [9] war er den Menschen nahe.“[10] Konnten diese seiner Botschaft glauben.


[1] 1. Lesung Apg 3, 1-10 2. Lesung Gal 1, 11-20 Evangelium Joh 21, 1.15-19
[2] 1 Kor 12,27
[3] 1 Kor 15,55
[4] vgl Joh 17,13
[5] Joh 6,54
[6] (vgl. Antwortgesang, Ps 34,5)
[7] Röm 1,14f.
[8] 1 Kor 9,20f.
[9] 1 Thess 2,8
[10] Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz: http://www.dbk-paulusjahr.de/

 

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