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Predigten

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2008 (A) Heilige

Ansprache am Fest des Evangelisten Markus zur Markusprozession und Messfeier am Vorabend in Großenbuch und zur Laudes und Messfeier in Neunkirchen in der Augustinuskapelle

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Löwe - Symbol für das Markus Evangelium - 1428 Augustinuskapelle Neunkirchen am Brand
Löwe - Symbol für das Markus Evangelium - 1428 Augustinuskapelle Neunkirchen am Brand
Jesus Christus ist der Stärkere

Wer dieser Markus war, erfahren wir am besten, wenn wir uns das von ihm verfasste Evangelium lesen.

Die Bedeutung des Mk-Evangeliums

  • kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es ist nicht nur das älteste der vier Evangelien, sondern es hat auch maßgeblich auf die Entstehung und Gestalt des Matthäus- und Lukasevangeliums eingewirkt. In ihm werden zum ersten Mal innerhalb der urchristlichen Geschichte das Wirken, Leiden und Sterben Jesu erzählend dargestellt, und zwar so, dass dabei zugleich Heilsverkündigung, Bekenntnis und ermahnende Ermutigung zum Ausdruck kommen. Mit der Bezeichnung »Evangelium« meint der Verfasser sowohl die Botschaft, die Jesus selbst verkündete (z. B. 1,14) als auch die Heilsbotschaft, die nachösterlich über ihn verkündet wird (z. B. 13,10).

Die Gliederung und der Aufbau der Evangelienschrift

  • stellen sich so dar, dass nach der Überschrift (1,1) drei Hauptteile folgen. Der erste Teil (1,2-8,26) berichtet vom Wirken Jesu in Galiläa, der zweite (8,27-10,52) vom Unterwegssein Jesu mit seinen Jüngern nach Jerusalem und der dritte (11,1-16,8) vom Wirken, Leiden und Sterben Jesu in Jerusalem sowie von Erfahrungen der Frauen am Grab Jesu, nämlich dass sie das Grab leer fanden und die Botschaft erhielten, der Gekreuzigte sei auferstanden.

Das Besondere an der literarisch-theologischen Gestaltungsart

  • besteht darin, dass die in den ersten beiden Teilen dargestellten Ereignisse bereits auf die Hauptinhalte des dritten Teiles hingeordnet sind, nämlich auf Tod und Auferweckung Jesu. Nicht erst am Schluss, sondern durch das ganze Markus-Evangelium hindurch wird den Lesern und Leserinnen bewusst gemacht, dass der Weg des Gottessohnes Jesus zum Kreuz und erst vom Kreuz zur Verherrlichung führen wird und dass dies zum Heil für die Menschen geschieht.

Einige Beispiele für diese bedeutsame Eigenart der Darstellung

  • seien genannt. Bereits während des galliäischen Wirkens Jesu treten Gegner auf den Plan (2,6.16), und manche fassen sogar schon den Beschluss, Jesus zu töten (3,6). Sein wahres Wesen als Gottessohn leuchtet bereits in der Tauf- und Verklärungsszene auf (1,11; 9,7). Auch in den Wundererzählungen tritt es in Erscheinung.
  • Aber nach der Schilderung derartigen Aufleuchtens wird befremdlicherweise Schweigen geboten, »bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist« (9,9; vgl. 5,43; 7,36; 8,30), oder Markus hebt als Reaktion der Jünger ihr Befremden und Unverständnis (4,40 f. ; 8,21), ja sogar ihre Verstocktheit (6,52) gegenüber Jesus hervor.
  • Nachdem die Jünger bereits um Jesu Messiaswürde wissen (8,29), sich aber der Einsicht widersetzen, dass der Messias leiden müsse (8,32), werden sie durch die Leidesansagen Jesu (8,31; 9,31) über diese Notwendigkeit belehrt. Markus kennzeichnet damit zugleich die Wegrichtung von Galiläa nach Jerusalem als Weg in den Tod und zur Auferstehung. Es ist ihm wichtig, dass zum Glauben an Jesus den Gottessohn seine Hingabe am Kreuz gehört.

Den inhaltlichen Schwerpunkt

  • des öffentlichen Predigens und Wirkens Jesu sieht Markus in der Botschaft vom Anbruch der Herrschaft Gottes (1,15). Gleichnisse und Wundererzählungen verdeutlichen dies. Die Gleichnisse bezeugen, dass die Gottesherrschaft hier und jetzt anlangt, in der Zukunft vollendet werden wird und an die Person Jesu gebunden ist.
  • Manche Gleichnisse, die ursprünglich vom Kommen und der Erwartung des Gottesreiches sprachen, bezieht Markus in der nachösterlichen Situation auf die Erfordernisse des Gemeindelebens. Er schärft besonders die Wachsamkeit und Dienstbereitschaft ein. In den Wundererzählungen werden Erfahrungen benannt, die Menschen in der Begegnung mit Jesus gemacht haben und die sie in je neuer Weise im Glauben an den auferstandenen Herrn machen können. Die Wundererzählungen verdeutlichen, dass sich im Wirken Jesu Gottes Herrschaft Bahn bricht und dass sie ganzheitlich dem Menschen mit Leib und Seele zugute kommt.
  • Faszinierend an der markinischen Erzählweise ist aber, dass trotz der geschilderten wunderhaften Geschehnisse die Person Jesu unauslotbar geheimnisvoll bleibt. »Wer mag dieser sein? « (4,41) Diese Jüngerfrage durchzieht das Evangelium ebenso wie der Hinweis: »Alle suchen dich. « (1,37) Markus lädt dazu ein, sich fragend und suchend auf Jesus einzulassen, um auf dem Weg geduldiger Nachfolge Glauben und Lebensorientierung zu finden. Besonders für Menschen unserer Zeit kann diese Weise markinischer Darstellung hilfreich sein, weil sie nicht ein festgefügtes Jesusbild darbietet, sondern dazu anleitet, es zu entdecken und mit ihm zu leben.

Meine Begeisterung für das Markus-Evangelium

  • wurde vor 53 Jahren durch die Vorlesungen des großen Exegeten Rudolf Schnackenburg geweckt. In seinen begeisternden Vorlesungen zeigte er uns jungen Theologen auf, was wie ein roter Faden das ganze Markusevangelium durchzieht: Jesus Christus ist der Stärkere. Er ist stärker als alle Mächte des Bösen und des Unheils. Dies gab meinem persönlichen Glauben während meines ganzen Priesterlebens und -wirkens Halt und Stärkung. Diese Wahrheit unseres christlichen Glaubens klingt auch in dem heute gehörten Schluss des Markus-Evangeliums nochmals kräftig auf. Der Beistand des Herrn ist allen verheißen, die sich von ihm senden lassen, um allen Geschöpfen das Evangelium zu verkünden. Er erweist sich als der Stärkere.
  • Deshalb werden wir in allen Anfechtungen des Lebens im Jesusgebet uns ihm zuwenden: Herr Jesus Christus – Sohn des lebendigen Gottes mein -Heiland und Erlöser – Du bist stärker als alle Unheilsmächte – Erbarme Dich meiner!