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Predigt zum Gedenktag des heiligen Antonius Maria Claret in St. Michael NK===>> zu den liturgischen Texten vom 29.Do.Lsj. I ===>> Gottesdienstvorlage ===>> Predigt im Orginalformat lesen oder herunterladen ===>> Predigt als Podcast nachhören oder herunterladen
Allein auf die Liebe kommt es an 1 Das Evangelium scheint so gar nicht zur Botschaft der Liebe zu passen die Jesus verkündet hat. Denn gerade die Entschiedenheit, die Jesus einfordert, ist das, was Spaltung und Spannung verursacht. Wer sich ganz für Jesus einsetzt, wer versucht, die Liebe Jesu zu leben, der eckt immer wieder an. Wer heute entschieden als Christ lebt, der provoziert wie Jesus und erfährt Ablehnung oder Anerkennung.
2 Der Heilige des heutigen Tages Antonius Maria Claret hat dies ausgiebig erfahren. (1) 2.1 Kindheit und Jugend Antonius Maria Claret wurde am 23. Dezember 1807 in den Wirren der napoleonischen Zeit zu Sallent in der Nähe von Barcelona geboren. Schon in seiner frühen Jugend flehte er beharrlich um die Gnade des Priestertums zu beten: »Es ist aussichtslos, aber du bist allmächtig.« Er musste - wie seine Geschwister - im elterlichen Webereibetrieb helfen. Mit siebzehn Jahren schickte sein Vater ihn zur Weiterbildung nach Barcelona. Antonius bewies ein solches Verständnis für technische Dinge, für neue Webarten und Muster, daß man ihm mit einundzwanzig Jahren die Stelle eines technischen Direktors in einer großen Weberei antrug.
2.2 Berufung und Entscheidung Er lehnte das vielversprechende berufliche Angebot ab, weil er sich danach sehnte, ausschließlich Gott zu dienen. »Was mich am meisten bewegte und aneiferte, war die Lesung der Heiligen Schrift, die ich immer sehr geliebt habe. Es gab Stellen, die auf mich einen so starken Eindruck machten. Es mir schien, als ob eine Stimme mir zugleich ins Ohr sagte, was ich gerade las.«
In seiner Autobiographie zitiert er manche dieser Stellen (Is 41, 9ff; 61,1; Ez 3) »Ich sage dir, du bist mein Knecht, ich habe dich erwählt und nicht verworfen... Fürchte dich nicht, denn im bin mit dir... Zuschanden werden, die wider dich kämpfen... Den Armen die Frohe Botschaft verkünden... Wenn ich dem Gottlosen sage: Du wirst sterben und du verkündest ihm nicht, daß er sich von seinem bösen Weg abwende und lebe, so werde ich das Blut von dir fordern... Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt ... «
3 Sein geistlicher Weg Der Bischof von Vich in Katalonien weihte ihn 1835 zum Priester.
Da es im damaligen Spanien mehr als genug Priester gab, ging er nach Rom, um sich der »Propaganda Fide« (Kongregation zur Glaubensverbreitung) zur Verfügung zu stellen. Er machte Exerzitien bei den Jesuiten und trat dort ein; aber rheumatische Schmerzen am Fuß zwangen ihn nach einigen Monaten, das Noviziat abzubrechen.
3.1 Wanderprediger in Katalonien Auf den Rat des Jesuitengenerals Roothan kehrte er nach Spanien zurück. Er erhielt keine Pfarraufgabe, sondern wurde ausgesandt »wie eine leichte Wolke, nur vom Hauch des Heiligen Geistes getrieben, um den segensvollen Regen des Wortes Gottes dürren und unfruchtbaren Gegenden zu bringen«.
Er ging immer zu Fuß, niemals und unter keinen Umständen nahm er Geld oder Geschenke an. Er ließ sich nur zu essen geben. Die Zeiten waren gefährlich; es herrschte Bürgerkrieg, und die politischen Leidenschaften waren aufgewühlt. Wohin er kam, begann eine unerhörte Hetze gegen ihn; die eine Bürgerkriegspartei sagte, er sei ein verkappter Sendling der anderen. Hatte er einige Tage gepredigt (meist sechs bis acht Stunden), viele Stunden im Beichtstuhl gesessen und die erstaunlichsten Bekehrungen bewirkt, dann hieß es, er sei ein Heiliger, und im weitesten Umkreis machte man sich auf, um ihn zu hören.
Außerordentliche Dinge ließen die Menschen nicht daran zweifeln, daß Gott mit ihm war. Schon 1842 hätte er mit seinem Finger auf die zeigen können, die im Stand der schweren Sünde waren. »Gott unser Herr hat mir die Gnade gegeben, das Innere des Menschen zu erkennen, wie wenn ich in einem Buch lese.« Er heilte Kranke und besaß die Gabe der Prophezeiung. Viele Wunder dieser Art werden von ihm berichtet.
3.2 Geistlicher Schriftsteller Antonius Claret ist einer der fruchtbarsten religiösen Schriftsteller Spaniens, er war der meistgelesene religiöse Autor seiner Zeit.
Er hat eine religiöse Buchgemeinschaft ins Leben gerufen, die Millionen von Büchern unter das Volk gebracht hat. Das Ziel seines Schreibens war, die Früchte seiner Predigten und seiner Gründungen von Bruderschaften und Vereinigungen zu erhalten.
Ähnliche Früchte erntete er auf den Kanarischen Inseln, wohin sein Bischof ihn geschickt hatte, als Antonius seines Lebens in Spanien nicht mehr sicher war. Das für Europa so stürmische Revolutionsjahr 1848 brachte er dort zu.
3.3 Gründung der Missionsgenossenschaft Schon in den ersten Jahren seines Apostolates war es 'sein Lieblingsgedanke gewesen, eine Kongregation von Aposteln zu gründen, die das, was er als einzelner nur begrenzt tun konnte, in der ganzen Welt tun sollten. Als er von den Inseln zurückgekommen war, gründete er mit fünf Priestern am 16. Juli 1849 im Priesterseminar zu Vich die Missionsgenossenschaft der Söhne vom Unbefleckten Herzen Mariens.
4 Sein Wirken als Erzbischof Mitten in den ersten Wochen, die ihm die Erfüllung seines Lebenstraumes gebracht hatten, traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel seine Ernennung zum
4.1 Erzbischof von Santiago auf Kuba Er wehrte sich, aber alle, die er um Rat fragte, erklärten ihm, er sei im Gewissen verpflichtet, das Amt anzunehmen.
Seine Erzdiözese hatte seit vierzehn Jahren keinen Bischof gehabt; große Städte seines 3,4 Millionen (darunter 600.000 Afrikaner) zählenden Sprengels hatten seit sechzig Jahren keinen Bischof gesehen. Die Diözese zählte nur vierzig Pfarreien in einem riesigen, von hohen Gebirgsketten zerrissenen Gebiet.
Am 16. Februar 1851 landete er in seiner Bischofsstadt. Sofort hielt er Exerzitien für seinen Klerus, der, obwohl versunken in die Unordnungen der schrecklichen Zeit ohne Bischof, froh war, daß neues Leben zu sprossen begann. Bald begann die erste Volksmission.
Die Erfolge waren ähnlich wie in Katalonien. Er leitet Sozialreformen ein, tritt gegen Rassendiskriminierung und Sklaverei auf, gründet Sparkassen und Schulen, hilft, wo er kann, wird zur Stimme der Stimmlosen, ergreift Partei für die Ärmsten des Landes. Aber er hatte auch viele Gegner: Geheimbünde, Parteien, die auf die Abtrennung Kubas vom Mutterland hinarbeiteten, vor allem aber jene Hunderttausende, die ihre Konkubinen nicht heiraten, aber auch nicht entlassen wollten.
In dieser Zeit wurden viele Mordanschläge gegen ihn verübt. Ein Mann, dem die Konkubine davongelaufen war, suchte sich mit einem Rasiermesser an dem Erzbischof zu rächen. Er traf ihn im Gesicht, und durchschnitt die Kanäle der Speicheldrüse.
Die schmerzvolle Operation war erfolglos, der Speichel lief weiter. Sie wollten den nächsten Tag abwarten. Und Antonius Maria? »Ich kann nicht die innige Freude und das Glück erklären, das meine Seele empfand, weil ich erhalten hatte, was ich so sehr ersehnte, nämlich mein Blut zu vergießen für Jesus und Maria und mit meinem Blute die Wahrheiten des Evangeliums zu besiegeln. Ich empfahl mich der allerheiligsten Jungfrau Maria, bot mich ganz dem Willen Gottes an und überließ mich ihm und wurde auf der Stelle geheilt, so daß die Arzte am anderen Morgen sich nicht fassen konnten.«
Dieser Mordanschlag war wie der Auftakt einer gemeinen Verleumdungskampagne.
4.2 Ruf nach Madrid an den Königshof Mitten in dem Aufruhr der gegen ihn tobenden Leidenschaften erhielt er im März 1857 ein Schreiben der Königin Isabella II. er möge sofort nach Madrid kommen. Wegen der Machenschaften, die gegen ihn liefen, erwartete er seine Absetzung.
»Wenn man mir die Mitra nimmt, werde ich einen Freudensprung bis in die Wolken machen«.
Zu seiner Bestürzung erklärte ihm die 27jährige Königin, die nach schlimmen Enttäuschungen eine tiefe religiöse Krise durchmachte, er solle die Leitung ihrer Seele übernehmen und die ihrer kleinen Tochter. Er solle ihr die Wahrheit sagen in größter Offenheit, denn sie sei entschlossen, den Willen Gottes zu tun und ihre Seele zu retten, koste es, was es wolle.
Bald war er vor die äußerst delikate und schwierige Aufgabe gestellt, die Königin zu zwingen, ihren Geliebten zu entlassen und mit ihrem Gemahl wieder das gemeinsame Leben aufzunehmen. Nach schweren Kämpfen machte die Königin bei Antonius Exerzitien und begann ein neues Leben.
Damit änderten sich auch die Sitten am Hof. Der Aufenthalt des Erzbischofs in Madrid wurde, wie der führende Anarchist sagte, eine wahre Katastrophe für die revolutionäre Bewegung, und das gerade dadurch, daß er sich absolut aus jeder Politik heraushielt.
In diesen zehn Jahren sorgte er vor allem dafür, daß nur durch Tugend, Eifer und Wissen ausgezeichnete Priester zu Bischöfen ernannt wurden. Überall, wohin das Königspaar reiste, predigte der Heilige, hielt Missionen und Exerzitien.
Man verleumdete ihn aber auch in der niedrigsten und gemeinsten Weise: in Zeitungen, Zeitschriften, Büchern, im Theater, durch Karikaturen auf Postkarten und sogar auf Streichholzschachteln.
4.3 Aufbau des Laienapostolats Der Erzbischof war der Auffassung, daß in dieser Zeit nach dem Willen Gottes die Menschen in der Welt - also die Laien - einen großen Anteil haben sollen an der Rettung der Seelen«.
Claret ist in unzähligen Predigten und in vielen Schriften der geistliche Lehrer des Volkes geworden, der Apostel und Verkünder des geistlichen Lebens für jeden Stand und jeden Beruf, ein Förderer des Laienapostolats und der Laienspiritualität.
Sein Hauptwerk, Der gerade Weg, ist in etwa zwei Millionen Exemplaren verbreitet. Seine Lehre ist so praktisch, am Evangelium und an der apostolischen Lehre der Kirche orientiert und für jeden anwendbar. Es ging ihm stets um die Heiligung der Berufs- und Standespflichten.
5 Mit dem Königshaus ins Exil Als 1868 in Spanien die Revolution ausbrach, ging er mit der königlichen Familie nach Frankreich. Hier starb er am 24. Oktober 1870 nach einem langen Schmerzenslager in der Zisterzienserabtei Fontfroide, in die er sich zurückgezogen hatte, als der Haß der spanischen Revolutionäre ihn auch in der Verbannung verfolgte.
Als einer der Arzte dem Todkranken sagte, es sei eine Sünde, wenn er ihre Bemühungen nicht durch seinen Lebenswillen unterstütze, richtete er sich auf und sprach mit einer Stimme, die alle erbeben ließ: "Ich wünsche aufgelöst zu werden und bei Christus zu sein.«
6 Liebe bis in den Tod In allen Anfeindungen und Verfolgungen lebte er immer die Liebe. Von ihr sagt er: "Die wichtigste Tugend ist die Liebe. Ja, ich kann es nicht genug wiederholen: Die Tugend, die ein apostolischer Arbeiter vor allen anderen notwendig hat, ist die Liebe. Er muss Gott lieben, die allerseligste Jungfrau und die Menschen. Hat er diese Liebe nicht, dann werden ihm alle seine Fähigkeiten nicht helfen. Mit dieser Liebe aber und den gewöhnlichen Fähigkeiten wird er alles überwinden können.“
Pius XII. sprach Antonius Maria Claret im Heiligen Jahr 1950 heilig. 1849 hatte dieser »Die Söhne vom Unbefleckten Herzen Mariens, die Claretiner» gegründet; ein Jahr nach dem Kommunistischen Manifest und neun Jahre bevor Maria in Lourdes dem Mädchen Bernadette erschien und sich als die Unbefleckte Empfängnis offenbarte. Die Claretiner sind heute weltweit tätig. Die Gemeinschaft ist in über 65 Ländern der Erde vertreten und zählt mehr als 3.000 Mitbrüder. Hauptmissionsländer sind die Demokratische Republik Kongo, Sri Lanka und Indien. Auch in Deutschland gibt es Niederlassungen. So in Würzburg. Dort befindet sich das Provinzialat für Deutschland Kardinal Angelo Amato sprach im Auftrag von Papst Franziskus am 13. Oktober in Tarragona (Spanien) 522 Märtyrer aus dem spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) selig. Unter ihnen waren auch 23 Claretiner. In einer Feier mit über 100 Bischöfen und über tausend Priestern wurden sie alle zur Verehrung zugelassen und als Modelle des Christlichen Lebens vorgestellt.
1 Quelle: Manns, Die Heiligen S. 561 - 564
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