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Lesejahr A 2016/12 bis 2017/11
Predigt - Homilie am
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Der 28. Dezember trägt im Kalender den Namen "Unschuldige Kinder".
Gott bittet als Kind um Aufnahme
Er erinnert, drei Tage nach dem Fest der Geburt Jesu im Stall, an die unfaßliche Geschichte, die erzählt, Herodes habe, um seinen Thron zu retten, alle männlichen Kinder unter zwei Jahren in der Stadt und Umgebung umbringen lassen. Die Geschichte von dem grausamen Kindermord kann sich durchaus so ereignet haben. Sie entspricht dem Charakter des Herodes, wie er uns aus anderen Quellen bekannt ist.
Doch ist der bethlehemitische Kindermord wohl vor allem in die Weihnachtsgeschichte eingegangen als ein Zeichen dafür, welcher Gefahr das Kind Jesus in dieser Welt unter den Menschen ausgesetzt war.
So fing es an mit der Menschwerdung Gottes: "Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf." Gott wird Mensch, aber er findet unter den Menschen nur mit Mühe einen Ort, wo er geboren werden kann. Ein Gott, der bei den Menschen um Aufnahme bittet, der sich rückhaltslos in die Hände der Menschen gibt. Ein Gott, der sich an den Rand drängen läßt, den man abweisen kann.
- Unsere Gottesvorstellung sieht normalerweise anders aus: Wir denken an einen allmächtigen Gott, der über allem thront und machtvoll von oben herab in den Lauf der Welt eingreift. Diese Gottesvorstellung ist mit der Menschwerdung Jesu endgültig überholt. Gott steigt vom Thron und spielt selber auf der Bühne dieser Welt mit. Und er spielt die Rolle des Bittenden, der sich aufnehmen, aber auch verdrängen, abweisen und sogar verfolgen läßt.
Das Geschick des Kindes, dem Herodes nach dem Leben trachtet, läßt bereits die Zukunft ahnen: Jesus wird von seinem Volk verworfen. Der ganze Lebensweg Jesu bis zu seinem Tod am Kreuz ist eine Bestätigung der Geschichte vom Kindermord. Es ist keine Romanze, was das Weihnachtsevangelium erzählt, sondern eine Episode aus der Geschichte einer brutalen Welt, in der Kinder geliebt und getötet, ernährt und verlassen, umhegt und verstoßen werden.
In dem Maße, in dem der Erwachsene das Kind schützt, begreift er, wer er selbst ist. in dem Maße, in dem er die Machtlosigkeit des Kindes ehrt, findet er den Gott, der ohne Macht kommt - in einem wehrlosen Kind.
Das Kind als Unsicherheitsfaktor
Wieviel Angst hatte wohl Herodes vor dem Verlust von Einfluß und Macht durch jemanden, der noch ein kleines Kind war, daß er einen solchen Befehl ausgibt, alle Kinder bis zum Alter von zwei Jahren in seinem Reich zu ermorden. Für ihn ist der andere – das Kind – der unberechenbare Faktor in seinem Leben als Herrscher. Alle Unsicherheit und Unwägbarkeit kann er nicht gebrauchen, will er nicht akzeptieren.
Und heute – ist ein Kind nicht auch heute immer wieder ein Unsicherheitsfaktor? Wird es gesund sein, ist es ein Junge oder ein Mädchen, so fragen schon viele vor der Geburt und lassen entsprechende Untersuchungen machen, um Bestätigungen und Sicherheit zu haben. Aber es wird auch anders gefragt: „Paßt das Kind in meine derzeitigen Lebensplanung hinein?“
Wie oft kommt es dann zu Entscheidungen, die gegen das Leben des Kindes sprechen, die ihm die Lebenschance nehmen. Gott hat allen Menschen das Lebensrecht zugesagt, er begleitet jeden mit seiner Gnade und seinem Erbarmen, und er nimmt sich gerade derer an, die mühselig und beladen sind, von Krankheit gezeichnet. Wir haben nicht das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden.