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Lesejahr A 2016/12 bis 2017/11

Predigt - Homilie am 1.11.2017 in Neunkirchen

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Die Heiligen Freunde Gottes und der Menschen
1 Freunde fürs Leben
ersehnen viele, wenn auch oft vergebens. Freunde als Helfer in der Not, als Mutmacher in den Prüfungen des Lebens, in Krankheit und Einsamkeit, sind ein wunderbares Geschenk, für das wir nur danken können. Es ist wichtig solche Freundschaften zu pflegen, damit sie lebendig bleiben.
Weil wir aber nur Gast auf Erden sind, ist jeder Freundschaft eine irdische Grenze gesetzt. Deshalb sind wir, solange dieses Leben währt, immer nur auf Zeit »Freunde des Lebens«. Aber als
2 Freunde Gottes sind wir für immer zu Gast bei Gott.
Wie gut, dass der christliche Glaube unseren Blick weitet: Im Glaubensbekenntnis der Kirche sprechen wir es immer wieder aus:
2.1 "Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen", hier auf Erden.
Uns alle hat Gott in der Taufe geheiligt, seinen Geist uns eingehaucht, so dass wir teilhaben an seinem unvergänglichen ewigen Leben.
Uns allen hat er durch die gläubige Annahme unserer Taufe Jesus, seinen geliebten Sohn, als Freund, Bruder und Herrn an die Seite gegeben.
Und Jesus nennt seine Jünger und Jüngerinnen »seine Freunde«. Durch ihn sind wir Gott immer nahe, haben wir Anteil an seinem erlösenden Tod und an seiner selig machenden Auferstehung. Durch Jesus wird uns die Freundschaft Gottes zuteil. Durch Wasser und Geist sind wir Kinder Gottes, durch Jesus, der uns seine Freundschaft schenkt, sind wir auch Freunde Gottes.
2.2 "Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen,“ die im Himmel vollendet sind
Gemeinschaft der Heiligen meint nicht nur die Glaubensschwestern und Brüder, die mit uns hier auf Erden leben und in der Kirche Jesu Christi den Weg des Glaubens mit uns gehen, sondern auch jene, die uns im Glauben vorausgegangen und schon bei Gott vollendet leben. An ihnen ist schon offenbar geworden, was sie auf Erden erhofft haben:  von Gott geliebt und angenommen sein, ganz und endgültig.
In ihren Selig- und Heiligsprechungen verkündet die Kirche von einigen Christen, die diesen Glauben, diese Hoffnung und die daraus fließende Liebe auf Erden überzeugend gelebt haben, dass sie bei Gott vollendet leben. Aber vollendet sind nicht nur sie, sondern ungezählte andere Christen. Ihrer aller Vollendung feiern wir heute.
Sie gehören durch Christus zu uns und wir zu ihnen. In ihnen haben wir Freunde bei Gott. Darum schauen wir verehrend auf sie, um noch mehr das zu werden, was wir seit unserer Taufe sind: Heilige und Freunde Gottes. Deshalb rufen wir sie um ihre Fürbitte als Helfer in jeder Not an, weil sie als unsere Freunde und als Freude Gottes mit Christus und durch ihn bei Gott für uns einstehen.
2.3 "Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen,“ an die Gemeinschaft mit unseren Verstorbenen
Zur Gemeinschaft der Heiligen gehören auch jene im Glauben Verstorbenen, deren Glaube, Hoffnung und Liebe bei ihrem Sterben noch unvollkommen war. Das Feuer der Liebe Gottes muss sie noch reinigen; denn nichts Unreines wird hinein kommen in die himmlische Stadt Gottes.[1] Indem wir Gott für unsere Verstorbenen danken, für das was sie uns Gutes getan haben,  ihnen ihre Fehler verzeihen und Gott um Erbarmen für sie anrufen, helfen wir ihnen bei diesem Prozess der Reinigung, Reifung und Heiligung.
Das Opfer Christi in der heiligen Messe für unsere Verstorbenen darzubringen ist der wichtigste Liebesdienst, den wir ihnen erweisen können. Vor Gott für sie einzustehen bringt ihnen und uns Segen. Als siebtes der geistigen Werke der Barmherzigkeit ist uns aufgetragen: Für die Verstorbenen zu beten.
Haben sie schon einmal darüber nachgedacht, unsere Sünden werden uns im Sakrament der Versöhnung – in der heilgen Beichte – von Gott vergeben, aber unser Sünden und Unterlassungen des Guten haben Folgen für uns, für unsere Mitmenschen und für Gottes Schöpfung.
Es gelingt uns kaum die Folgen unserer Sünden und Unterlassungen alle wieder wieder gut zu machen, die zugefügten Wunden zu heilen und auch uns selber zu vergeben, wenn wir uns durch unsere Sünden und Versäumnisse selber geschadet haben.
 Die Sündenfolgen sind die zeitlichen Sündenstrafen, die auch über den Tod an uns hängenbleiben. Es sei denn wir hätten sie auf Erden schon gesühnt und wieder gut gemacht.
Was können wir für unsere Verstorbenen und uns tun, damit sie und wir von die zeitlichen Sündenstrafen befreit werden?
Hören wir in das Kredo hinein, was beim Bekenntnis des Glaubens an den Heiligen Geist und vor dem Bekenntis zur Gemeinschaft der Heiligen steht:
2.4 „Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige Katholische Kirche“ Sie ist das Heilserkzeug Gottes in unserem irdischen Leben
Ein besonderes Angebot der Hilfe für die Aufhebung der zeitlichen Sündenstrafen sind Ablässe - Teilablässe oder der vollkommene Ablass der von Allerheiligen an acht Tage lang auch den Verstorbenen zugewendet werden kann.
 Bei einem Ablass wird die Strafe für Sünden aufgrund von guten Werken (Gottesdienst, Gebete, Almosen, Pilgerfahrt) teilweise oder ganz erlassen. Möglich ist Ablassgewinnung nur aufgrund des Versöhnungsopfers Christi und im Vertrauen auf ihn. Ohne ihn wäre jede Sünde unwiderruflich und auch in ihren Folgen unheilbar.
Aufgrund der von Jesus Christus den Aposteln und ihren Nachfolgern verliehenen Vollmacht des Bindens und Lösens bietet die katholische Kirche den Ablass uns an.
Sie versichert uns, mit der ganzen Kraft ihrer Fürbitte und dem Reichtum der Verdienste aller Heiligen unsere Heilsorge für die Verstorbenen zu unterstützen. Sie bittet mit uns Gott, um Nachlass und Vergebung aller zeitlichen Sündenstrafen für den oder die Verstorben, denen wir diesen Ablass zuwenden.
Sie knüpft mit Recht die Wirksamkeit des vollkommenen Ablass an folgende Bedinungen. Dabei geht es nicht um eine Leistung, die wir erbringen, sondern um unsere Heiligung.
1)   an unsere Abkehr von der Sünde und die Umkehr zu Gott im Empfang des Busakramentes, in der heiligen Beichte. Die sakramentale Lossprechung geschieht im Auftrag und in der Vollmacht des auferstandenen Herrn
2) der Empfang des auferstandenen und gekreuzigten Herrn Jesus Christus in der heiligen Kommunion.
3) der Besuch einer katholischen Kirche oder des Friedhofs und dort Gebet in den Anliegen des Papstes (Glaubensbekenntnis, Vater unser, Gegrüßet seist du Maria, Ehre sei dem Vater)
4) Dieser Ablass kann nur einmal am Tag gewonnen werden
 Der Passauer Bischof Stefan Oster hat 2016 in einem Fastenhirtenbrief[2] seine Pfarreien aufgefordert,
3 „Den Ablass als geistlichen Schatz neu zu entdecken“
Er meint dass „Frauen und Männer unserer Kirche einen Überschuss an Liebe geschenkt haben. So viel, dass uns dieser Liebesschatz gemeinsam tragen und mittragen kann und auch noch die Folgen unserer Sünden kompensieren kann.“
Er sagt auch „tatsächlich ist ja gerade der Ablass vor der Zeit der Reformation so missbraucht und entstellt worden, dass er sogar einer der Auslöser für die Reformation und damit für die Kirchenspaltung wurde. Daher ist der Ablass ein umstrittenes Thema.“[3]
„Aber wir sollten als Christinnen und Christen in unserer Kirche nicht das Kind mit dem Bad ausschütten: Auch der Ablass ist Zeichen des barmherzigen, des liebenden Handelns Gottes an uns.“
Zum Sakrament der Beichte einladend sagt er: „Gott liebt Sie mit unendlicher, mit unfasslich barmherziger Liebe. Er ist immer und immer wieder bereit zur Vergebung und zur Versöhnung. Ja, er will uns mit dem Ablass auch die Folgen unserer Schuld wegnehmen, die auf uns lasten.“
Unsere Verstorbenen, die auf dem Weg zur Vollendung für die Anschauung Gottes noch der Reinigung und Heiligung bedürfen, sind und bleiben unsere Freunde. Wir dürfen weiter mit ihnen Zwiesprache halten und uns mit unseren Freuden und Sorgen anvertrauen. Denn auch sie sind Gott nahe. Sie wissen nämlich schon, dass sie gerettet der Vollendung entgegen reifen.
Mit ihnen werden wir alle einmal in seliger Gemeinschaft mit Jesus für immer bei Gott zuhause sein.
 

[1] Off 21,27
[2] http://www.kath.net/news/54017
[3] ebd