PredigtenÜbersichtLesejahr B 2015/12 bis 2016/11Predigt - Homilie am Heinrichsfest in St. Heinrich in Kleinsendelbach Pfarrei Dormitz
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Heinrich und Kunigunde - Heilige Herrscher [1]
Sie sind das einzige heilig gesprochene Herrscher-Paar. Sichtbar auf dem Hochgrab von Tilmann Riemenschneider im Bamberger Dom.
1 Können Politiker überhaupt heilig werden?
- Ja, wenn sie wie Salomo in der Lesung zu Gott beten und „um ein hörendes Herz“[2] bitten. Sie sind nur dann regierungsfähig, wenn sie „das Gute vom Bösen zu unterscheiden verstehen.“[3] Aber daran fehlt es oft bei den Mächtigen wie auch beim Volk.
- Alle, die Christen sein wollen, mahnt Petrus in der 2. Lesung „setzt allen Eifer daran, mit euerm Glauben die Tugend zu verbinden, mit der Tugend die Erkenntnis, mit der Erkenntnis die Selbstbeherrschung, mit der Selbstbeherrschung die Ausdauer, mit der Ausdauer die Frömmigkeit, mit der Frömmigkeit die Brüderlichkeit und mit der Brüderlichkeit die Liebe.“ Das alles finden wir in Kaiser Heinrich und Kaiserin Kunigunde. Sie haben uns vorgelebt, auch Politiker können heilig leben.
Als Herrscher vor 1000 Jahren war Heinrich zutiefst 2 von der sakralen Würde des Herrschers durchdrungen [4]
2.1 Das Amt war für ihn Dienst im Reiche Gottes
- Die Christenheit auf ihrem Weg durch die Zeit zu führen - wie Mose und wie König David das Auserwählte Volk - den Glauben zu schützen und auszubreiten, das war für sie als Königspaar und erst recht als Kaiserpaar die erste Aufgabe ihres Herrschens.
- Der Grundtenor des Evangeliums war für sie Lebensprogramm: Wem Gott viel anvertraut, von dem verlangt er auch viel. Dessen waren sich Heinrich und Kunigunde immer bewusst und in all ihrem Handeln spürt man dies.
- Beide wurden bei Ihrer Krönung mit heiligem Chrisam gesalbt. So wurde ihnen klar, dass sie Herrscher von Gottes Gnaden sind.
- Beide nahmen ihn liturgischen Gewändern am Gottesdienst teil. Heinrich durfte sogar wie ein Diakon das Evangelium bei der heiligen Messe verkünden.
- Da dem Kaiserpaar der Glaube des Volkes ein Herzensanliegen war, veranlasste Heinrich den Papst, dass das große Glaubensbekenntnis in der heiligen Messe gebetet wird. So werden wir es auch heute tun.
Außerdem mussten Ordnung und Recht im Inneren und Frieden nach außen als Voraussetzung für das Wachstum des religiösen Lebens geschaffen und erhalten werden.
- Die sakrale Würde und politische Bürde des Herrschers verlangte von ihm und seiner Gemahlin, die Mitregentin war
2.2 Ständig unterwegs zu sein um das Reich zusammenzuhalten
- Als König und später auch als Kaiser war Heinrich fast ständig im Reich unterwegs – von einer Pfalz oder einem Reichskloster zum andern. Vom Norden nach Süden - vom Osten nach Westen. Drei beschwerliche Feldzüge allein nach Italien.
Da er ursprünglich Priester werden sollte, genoss er eine
2.3 sorgfältige Philosophische und theologische Bildung
- Zuerst an der Domschule zu Hildesheim, dann in Regensburg unter der Leitung des heiligen Bischofs Wolfgang und des Abtes Ramwold von St. Emmeran. Das war ein Glücksfall für das Reich -
- Die erfahrene geistige und religiöse Bildung regte ihn an seine königliche und kaiserliche Kanzlei – genannt die kaiserliche „Hofkapelle“ Zu einer wahren Bischofs-Schule zu entwickeln. Für das Zusammenleben der verschiedenen Stämme des Volkes und der Fürsten bedurfte es der
2.4 Übereinstimmung zwischen Kaiser und Kirche
- Unter den Augen des Kaisers wuchsen hier die künftigen Bischöfe heran, die in Sittenstrenge und Kaisertreue erzogen auf den wichtigen Bischofsstühlen Eckpfeiler des Reiches und der Kirche wurden.
- Diese Vereinigung der kirchlichen und der weltlichen Macht konnte nur so lange gelingen, als an der Spitze, das heißt zwischen Kaiser und Papst, Übereinstimmung und Friede herrschte. In Benedikt VIII. hatte der Kaiser den zu ihm passenden Partner.
2.5 Heinrich war ein starker Herrscher
- Er setzte seine weitreichenden Pläne behutsam ins Werk und führte sie dann mit aller Beharrlichkeit und Tatkraft durch.
- Er war ein kluger Politiker, der seine Kräfte und die seiner Gegner realistisch einschätzte, der nachgab, wo er der schwächere war, der seine Macht zur Geltung brachte, wo seine Ziele es notwendig machten.
- Soviel zur sakralen Würde und politischen Bürde des Kaisers Heinrich und der Kaiserin Kunigunde.
3 Heinrichs und Kunigundens Frömmigkeit
3.1 Beide waren ein tief-fromme Menschen
- ohne Trennwand zwischen dem kaiserlichen und dem persönlichen Leben.
- Mit königlich Kaiserlicher Macht befestigte und erneuerte er die Kirche. Klaglos ertrug er sein eigenes bitteres Los in Behinderung, Krankheit und Kinderlosigkeit.
- Die Nachfolge Christi war Richtschnur seines politischen Handelns ebenso wie seines privaten Lebens. In seiner Gemahlin hatte er einen gleichgesinnte und gleich begnadete Weg-Gefährtin. Im Einvernehmen mit dem Papst legten sie großen Wert Frömmigkeit und Sittenstrenge. Sie wollten
3.2 die neuen Bischöfe zu Säulen des Reiches machen
- Dieses System Ottos des Großen, baute Heinrich II. weiter aus. Er vergab Grafschaften an Bischöfe und machte sie so zu Reichsfürsten.
- Arme Bistümer besetzte er mit reichen, reiche mit armen Bischöfen und schuf so eine ausgewogene Struktur der Diözesen.
- Nie wurde ein Kleriker in seiner Heimat-Diözese Bischof. Heinrich vermied dadurch Vetternwirtschaft und die Anhäufung von Besitz und Macht bei den adeligen Geschlechtern.
- Um die Wirtschaftskraft der Diözesen und die Reform des kirchlichen Lebens zu stärken, unterstellte er die Klöster der Aufsicht der Bischöfe.
- Als Krönung und Symbol dieses Höhepunkts des Mittelalters verstehen die Zeitgenossen Heinrichs und wir
3.3 die Gründung des Bistums Bamberg
- Diese war politisch sinnvoll, an der Grenze des Reiches mit Blick nach Osten. Die Gründung des Bistums geschah in missionarischer Absicht und war ein wichtiges kirchenpolitisches Zeichen. Die Bevölkerung dieses Gebietes bestand aus fränkischen Siedlern und heidnischen Slawen. Nur in einer Neugründung ließen sich Heinrichs Ideale für eine Diözese -gegen den Widerstand des Würzburger Bischofs - verwirklichen.
- Heinrich stattete die neue Diözese mit Königsgut, mit Teilen des bayerischen Herzogtums der Diözese Würzburg und mit sieben Abteien großzügig aus. Nichts war ihm zu kostbar für den neu errichteten Dom. Die Einweihung des Domes nahm Johannes von Aquileia Patriarch der Westkirche vor. 45 Erzbischöfe und Bischöfe nahmen am 5. Mai 1012 daran teil
- Noch heute können wir die prachtvollen Handschriften bewundern, die der Kaiser in der berühmtesten Schreibschule Europas auf der Reichenau am Bodensee für seine Stiftung herstellen ließ. Die noch erhaltenen liturgischen Gewänder im Diözesanmuseum geben eine Vorstellung von der Großzügigkeit des kaiserlichen Mäzens.
4 Untrennbar verbunden
mit Kaiser Heinrich II. - dem Heiligen - ist die Gestalt und das Leben seiner Gemahlin, der heiligen Kunigunde.
4.1 Sie stammte aus einem Luxemburger Grafengeschlecht
- Die Abstammung von den Karolingern und Karl dem Großen verlieh der Kaiserin eine außergewöhnliche Aura.[5]
- Freilich das Machstreben dreier ihrer Brüder bereitete Kaiser Heinrich II. viele Schwierigkeiten. Es kam sogar zur kriegerischen Auseinandersetzung. Kunigunde hielt unverbrüchlich zu ihrem Gatten. Konnte aber vermitteln und ausgleichen.
- Ihrem Einfluss und anderer bedeutender Fürsprecher ist die Wiedereinsetzung Heinrichs als Herzog von Bayern, versprochen 1017 durch Kaiser Heinrich in Bamberg und feierlich vollzogen durch die Kaiserin 1018 in Regensburg. Es ist ein Zeichen für das Vertrauen des Kaisers in seine Gattin und für deren anhaltende Autorität.[6]
4.2 Sie muss eine sehr kluge Frau gewesen sein
- Heinrich bestellte sie wiederholt zu seiner Vertreterin, wenn er auf Italien-Zügen für längere Zeit vom Reiche abwesend sein musste oder die Grenzen des Reiches im Osten verteidigte.
- Wie aber stand es bei anhaltender Kinderlosigkeit um ihre menschliche und eheliche Beziehung?
4.3 Für beide zählte die Unauflöslichkeit der Ehe mehr als Machtdenken
- Das Kirchenrecht hätte die Scheidung einer kinderlosen Ehe eines Herrschers ermöglicht, da von der Sicherung der Nachfolge das Wohl und Wehe des ganzen Reiches, der Friede und die Sicherheit seiner Menschen abhängen konnte.
- Für solche Erwägungen findet sich in der Geschichte des heiligen Kaiserpaares nicht der geringste Anhaltspunkt, im Gegenteil: Wiederholt betonte der Kaiser in seinen Dokumenten gegen alle frommen Gerüchte um das Nicht-können, Nicht-Dürfen, das Nicht-wollen "Wir sind zwei in einem Fleisch".[7]
4.4 Beide setzten Christus als Erben ihres persönlichen Besitz ein
- Der Anteil an seinen und an ihren großen Stiftungen und guten Werken sind schwer auseinander zu halten.
- Heinrich hatte die Burg von Bamberg schon, als er noch Herzog von Bayern war, seiner Gemahlin geschenkt. Daher ist die Stiftung des Bistums Bamberg ebenso ihr Werk wie seines.
- Die Kinderlosigkeit des Kaiserpaares wurde zum Segen für die Menschen unserer Region bis heute. Heinrich und Kunigunde hatten zwar keine eigenen leiblichen Nachkommen, doch um so mehr geistliche Nachkommen.
- Sie sind auch für Priester und Ordenschristen, die auch auf eigene Nachkommen verzichtet haben, aber auch für Eheleute, deren Kinderwunsch sich nicht erfüllte, ein Ansporn alles für den Herrn und seine Kirche einzusetzen, damit Gott durch Jesus zu den Menschen kommt.
[1] Schriftexte vom 3.Donnerstag in der österlichen Bußzeit [2] 1 Kön 3,9 [3] ebd. [4] Quelle Karl Böck, Menschen und Heilige, Verlag Auer 2.Auflage S.24-29 [5] Ingrid Baumgärtner, Kunigunde, Politshce Handlungsspielräum einer Kaiserin S.5 [6] ebd S.16f. [7] Bernd Schneidermüller, Heinrich II. und Kunigunde – Das heilige Kaiserpaar S.39
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