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Lesejahr B 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Am Eigenfest der Erdiözese Bamberg Hochfest der Heiligen Kaiserin Kunigunde am 3.3.2016 in St. Heinrich Kleinsendelbach gehalten

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Grabmal für Heinrich und Kunigunde von Tilmann Riemenschneider im Bamberger Kaiserdom
Grabmal für Heinrich und Kunigunde von Tilmann Riemenschneider im Bamberger Kaiserdom
Hein­rich und Ku­ni­gun­de un­zer­tren­nar bis heute
[1]
Sichtbar auf dem Hoch­grab von Til­mann Rie­men­schnei­der

Sie sind das ein­zi­ge hei­lig ge­spro­che­ne Herr­scher­-Paar.

1 Können Politiker über­haupt hei­lig­ werden?
Ich den­ke ja! Wenn Herr­scher und Volk dar­auf hö­ren, was Gott ihnen und uns als Gebot gibt: „Hört auf mei­ne Stim­me dann will ich euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein, geht in al­lem den Weg, den ich euch befehle, da­mit es euch gut geht.“[2]

Aber dar­an fehlt es oft bei den Mäch­ti­gen wie auch beim Volk. Sie und wir vergessen schnell die ewige und befreiende Liebe, die Gott geschenkt hat. Gott klagt durch den Mund des Propheten „Sie aber hör­ten nicht und neig­ten mir ihr Ohr nicht zu, son­dern folgten den Ein­ge­bun­gen und Trie­ben ihres bösen Herzens. Sie zeigten mir den Rüc­ken und nicht das Ge­sicht.“[3]
Als Herr­scher vor 1000 Jah­ren war Hein­rich zu­tiefst
2 von der sa­kra­len Wür­de des Herr­schers durch­drun­gen. [4]
2.1 Das Amt war für ihn Dienst im Rei­che Got­tes.
Die Chri­sten­heit auf ih­rem Weg durch die Zeit zu führen - wie Mose und wie Kö­nig Da­vid das Aus­er­wähl­te Volk - den Glau­ben zu schüt­zen und aus­zu­brei­ten, das war für sie als Königspaar und erst recht als Kaiserpaar die er­ste Auf­ga­be ihres Herrschens.
Dazu muss­ten Ord­nung und Recht im In­ne­ren und Frie­den nach au­ßen als Vor­aus­set­zung für das Wachs­tum des re­li­giö­sen Le­bens ge­schaf­fen und er­hal­ten wer­den.
Die sakrale Würde und politische Bürde des Herrschers verlangte von ihm
2.2 Ständig unterwegs zu sein um das Reich zu­sam­men­zu­hal­ten
Als Kö­nig und spä­ter auch als Kai­ser stän­di­gem Reich un­ter­wegs – von einer Pfalz oder einem Reichskloster zu andern. Vom Nor­den nach Sü­den vom Osten nach We­sten. Drei Feld­zü­ge allein nach Ita­li­en.
Um einem solchen Dienst geistlich gewachsen zu sein er eine

2.3  sorg­fäl­ti­ge Bil­dung ge­nos­sen
zu­erst an der Dom­schu­le zu Hil­des­heim, da er zum Prie­ster be­stimmt war, dann in Re­gens­burg un­ter der Lei­tung des hei­li­gen Bi­schofs Wolf­gang und des Ab­tes Ram­wold von St. Em­me­ram.
Die erfahrene geistige und religiöse Bildung hat ihn dazu anmimiert seine königliche und kaiserliche Kanzlei

2.4 zu ei­ner wah­ren Bi­schofs­schu­le
genannt die kai­ser­li­che "Hof­ka­pel­le", zu entwickeln. Un­ter den Au­gen des Kai­sers wuch­sen hier die künf­ti­gen Bi­schö­fe her­an, die in Sit­ten­stren­ge und Kai­ser­treue er­zo­gen auf den wich­ti­gen Bi­schofs­stüh­len Eck­pfei­ler des Rei­ches und der Kir­che wur­den.
Die­se Ver­ei­ni­gung der kirch­li­chen und der welt­li­chen Macht konn­te nur so lan­ge ge­lin­gen, als an der Spit­ze, das heißt zwi­schen Kai­ser und Papst, Über­ein­stim­mung und Frie­de herrsch­te. In Be­ne­dikt VIII. hat­te der Kai­ser den zu ihm pas­sen­den Part­ner.

2.5 Heinrich war ein star­ker Herr­scher
Er setz­te sei­ne weit­rei­chen­den Plä­ne be­hut­sam ins Werk und führ­te sie dann mit al­ler Be­harr­lich­keit und Tat­kraft durch.
Er war ein klu­ger Po­li­ti­ker, der sei­ne Kräf­te und die sei­ner Geg­ner rea­li­stisch ein­schätz­te, der nach­gab, wo er der schwä­che­re war, der sei­ne Macht zur Gel­tung brach­te, wo sei­ne Zie­le es not­wen­dig mach­ten.
3 Heinrichs und Kunigunds Frömmigkeit
3.1 Beide waren ein tief-from­me Menschen
 ohne Trenn­wand zwi­schen dem kai­ser­li­chen und dem per­sön­li­chen Le­ben.
Mit der Macht des Kai­sers be­fe­stig­te er und er­neu­er­te er die Kir­che, klag­los er­trug er sein ei­ge­nes bit­te­res Los in Be­hin­de­rung, Krank­heit und Kin­der­lo­sig­keit.
Die Nach­fol­ge Chri­sti war Richt­schnur sei­nes po­li­ti­schen Han­delns eben­so wie sei­nes pri­va­ten Le­bens. In sei­ner Ge­mah­lin hat­te er ei­nen gleich­ge­sinn­te und gleich be­gna­de­te Weg­ge­fähr­tin. Im Einvernehmen mit dem Papst legten sie großen Wert Frömmigkeit und Sittenstrenge.
Sie wollten

3.2 die neuen Bi­schö­fe zu Säu­len des Rei­ches ma­chen
Dieses Sy­stem Ot­tos des Gro­ßen, bau­te Hein­rich II. wei­ter aus. Er ver­gab Graf­schaf­ten an Bi­schö­fe und mach­te sie so zu Reichs­für­sten.
Arme Bi­stü­mer be­setz­te er mit rei­chen, rei­che mit ar­men Bi­schö­fen und schuf so eine aus­ge­wo­ge­ne Struk­tur der Di­öze­sen.
 Nie wur­de ein Kle­ri­ker in sei­ner Hei­mat­di­öze­se Bi­schof. Hein­rich ver­mied da­durch Vet­tern­wirt­schaft und die An­häu­fung von Be­sitz und Macht bei ade­li­gen Ge­schlech­tern.
Um die Wirt­schafts­kraft der Di­öze­sen und die Re­form des kirch­li­chen Le­bens zu stär­ken, un­ter­stell­te er die Klö­ster der Auf­sicht der Bi­schö­fe.
Als Krö­nung und Sym­bol die­ses

3.3 Hö­he­punkts des Mit­tel­al­ters muss man die Grün­dung des Bi­stums Bam­berg ver­ste­hen
Die­se war po­li­tisch sinn­voll, an der Gren­ze des Rei­ches mit Blick nach Osten; es war mis­sio­na­risch ge­dacht; die Be­völ­ke­rung die­ses Ge­bie­tes be­stand aus heid­ni­schen Sla­wen; es war kir­chen­po­li­tisch ein Zei­chen; denn nur in ei­ner Neu­grün­dung lie­ßen sich sei­ne Idea­le für eine Di­öze­se ver­wirk­li­chen.

 Hein­rich stat­te­te die neue Di­öze­se mit Kö­nigs­gut, mit Tei­len des baye­ri­schen Her­zog­tums, der Di­öze­se Würz­burg und mit sie­ben Ab­tei­en groß­zü­gig aus. Nichts war ihm zu kost­bar für den neu er­rich­te­ten Dom.

Noch heu­te kön­nen wir die pracht­vol­len Hand­schrif­ten be­wun­dern, die der Kai­ser in der be­rühm­te­sten Schreib­schu­le Eu­ro­pas für sei­ne Stif­tung her­stel­len ließ. Die noch er­hal­te­nen li­tur­gi­schen Ge­wän­der ge­ben eine Vor­stel­lung von der Groß­zü­gig­keit des kai­ser­li­chen Mä­zens.

4 Un­trenn­bar ver­bun­den
Mit Kai­ser Hein­rich II. - dem Hei­li­gen - ist die Ge­stalt und das Le­ben sei­ner Ge­mah­lin, der hei­li­gen Ku­ni­gun­de.
4.1 Sie stamm­te aus ei­nem Luxemburger Gra­fen­ge­schlecht
Ihr Bru­der be­rei­te­te spä­ter Kai­ser Hein­rich II. vie­le Schwie­rig­kei­ten; sie führ­ten so­gar Krieg ge­gen­ein­an­der. Ku­ni­gun­de hielt un­ver­brüch­lich zu ih­rem Gat­ten. Später wurde der Bruder sogar ein Gefolgsmann des Kaisers.

4.2 Sie muss eine sehr klu­ge Frau ge­we­sen sein
Hein­rich be­stell­te sie wie­der­holt zu sei­ner Ver­tre­te­rin, wenn er auf Ita­li­en­zü­gen für län­ge­re Zeit vom Rei­che ab­we­send sein muss­te.

4.3 für beide zählte die Unauflöslichkeit der Ehe mehr als Machtgedanken
Das Kir­chen­recht hät­te die Schei­dung ei­ner kin­der­lo­sen Ehe ei­nes Herr­schers er­mög­licht, da von der Si­che­rung der Nach­fol­ge das Wohl und Wehe des gan­zen Rei­ches, der Frie­de und die Si­cher­heit sei­ner Men­schen ab­hän­gen konn­te.

Für sol­che Er­wä­gun­gen fin­det sich in der Ge­schich­te des hei­li­gen Kai­ser­paa­res nicht der ge­ring­ste An­halts­punkt, im Ge­gen­teil: In ei­ner amt­li­chen Kai­serur­kun­de stellt Hein­rich fest, dass sie "zwei in ei­nem Fleisch" sei­en.

4.4 Beide setzten Christus als Erben ihres persönlichen Besitz ein
Der An­teil an sei­nen und an ih­ren gro­ßen Stif­tun­gen und gu­ten Wer­ken sind schwer aus­ein­an­der­tren­nen.

Hein­rich hat­te die Burg von Bam­berg schon, als er noch Her­zog von Bay­ern war, sei­ner Ge­mah­lin ge­schenkt. Da­her ist die Stif­tung des Bi­stums Bam­berg eben­so ihr Werk wie sei­nes.

Spä­ter wies ihr Hein­rich ein gro­ßes Kö­nigs­gut bei Kas­sel als Wit­wen­sitz zu. Ku­ni­gun­de brach­te es mit Zu­stim­mung des Kai­sers in ein von ihr ge­grün­de­tes Klo­ster zu Kau­fun­gen ein.

4.5  Macht ist nur für eine Zeit geliehen
Als Hein­rich 1024 ge­stor­ben war, trat Ku­ni­gun­de in das von ihr ge­grün­de­te Klo­ster Kau­fun­gen als ein­fa­che Non­ne ein.

Sie woll­te nicht Äb­tis­sin wer­den, sie hat­te ge­nug re­giert. Sie lehn­te so­gar je­den An­spruch auf ihr bis­he­ri­ges Ver­mö­gen ab und be­raub­te sich da­mit der Mög­lich­keit Gu­tes zu tun.

Als sie zum Ster­ben kam woll­te man sie mit den kai­ser­li­chen Ge­wän­dern be­klei­den, um sie nach dem Tod dem Volk zei­gen zu kön­nen.

Mit letz­ter Kraft ver­bat sie sich die­sen Auf­putz: "Schafft mir das hin­weg, das ist nicht mehr mein Ge­wand!"

Dann bat sie, in Bam­berg an der Sei­te ih­res ge­lieb­ten Gat­ten be­gra­ben zu wer­den. Sie wur­de mit ih­rem Ge­mahl, dem Kai­ser Hein­rich dem Hei­li­gen, hei­lig­ge­spro­chen und wird bis heu­te ge­mein­sam mit ihm ver­ehrt. 

Gehalten am 3.3.2016 um 19.00 in St. Heinrich Kleinsendelbach Pfarrei Dormitz

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[1] Schriftexte vom 3.Donnerstag in der österlichen Bußzeit
[2] Jer 7,23
[3] Jer 7,24
[4] Quelle Karl Böck, Menschen und Heilige, Verlag Auer 2.Auflage S.24-29