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Lesejahr A 2013/14 bis 2014/11

Predigt - Homilie zu  Psam 77,1-15 Johannes Bosco

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 Zu Gott, der Wunder wirkt, unaufhörlich schreien[1]

In den Laudes haben wir den Psalm 77 gebetet.

1. Ein Mensch schreit unaufhörlich zu Gott „bis er mich hört“.[2]

Geht es uns schlecht, geraten wir in Not, dann suchen wir meistens nach einem Menschen, vor dem wir unser Herz ausschütten können. Wenn wir Glück haben, hört er uns zu und tröstet uns. Vielleicht gibt er uns einen Rat, der uns in unserer Krankheit, in unseren Sorgen, in unserer Not einen Schritt weiterhilft.

Aber oft können uns Menschen nicht weiterhelfen. Zweimal betet in den Psalmen ein von einem Feind bedrängter Mensch: „Bring uns doch Hilfe im Kampf mit dem Feind! Denn die Hilfe von Menschen ist nutzlos.“[3]

Der Beter des Psalms 77 aber verhält sich ganz anders. Nicht bei Menschen sucht er Trost und Hilfe, sondern bei Gott: „Am Tag meiner Not suche ich den Herrn; unablässig erhebe ich nachts meine Hände, meine Seele lässt sich nicht trösten.“[4] Seine ganze Not bringt er vor Gott. In die Geschichte Gottes mit seinem Volk hineinschauend erkennt und bekennt er: „Du allein bist der Gott der Wunder tut, du hast deine Macht den Völkern kundgetan.“[5]

2. Von Johannes Bosco wissen wir dass er ein Tag und Nacht betender Mensch war.

Nur so wurde es möglich, junge Arbeitslosen und zum Teil verwahrloste Jugendliche in Turin auf einen guten Weg zu führen.  Sein Leben in der Gegenwart Gottes strahlte in gewinnender Fröhlichkeit in die Herzen der jungen Menschen. Er selber sagt: „Liebenswürdigkeit, Nachsicht und Rücksicht sind die Schlüssel zum Menschenherzen.“ Don Boscos Wirken wird von Wundern begleitet.

2.1 Der von Technik und Wissenschaft geprägte Mensch glaubt nicht an Wunder

Er meint alles selber machen zu können und zu müssen. Für ihn ist Gott weit weg - wenn er überhaupt noch an Gottes Existenz glaubt. Dieser Gott kümmert sich nicht um die Menschen und ihre Nöte und Probleme. Er greift nicht ein in die Materie, die ihre eigenen Gesetze hat.

Selbst aufgeklärte Exegese - hauptsächlich im dem protestantischen Bereich - will die Wunder der Heiligen Schrift und im Leben Jesu nur symbolisch nicht als Wirklichkeit verstanden wissen. Die beiden Knackpunkte sind die Menschwerdung Gottes durch den Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria und die leibliche Auferstehung Jesu.

Der große evangelische Theologe Karl Barth hat darauf aufmerksam gemacht, dass es in der Geschichte Jesu zwei Punkte gibt,

2.2 Wo Gott unmittelbar in die Materie eingreift:

in der Geburt aus der Jungfrau und der Auferstehung aus dem Grab, in dem Jesus eben nicht verblieben und verwest ist. "Diese beiden Punkte sind ein Skandal für den modernen Geist", schreibt der Papst Benedikt. "Gott darf in Ideen und Gedanken wirken, im Geistigen, aber nicht in der Materie."

Der Mensch will also Gott vorschreiben, wo und wie er wirken darf. Es geht in beiden Punkten um das Gottsein selbst. Die materielle Welt bleibt der Physik und Technik überlassen.

Pfarrer Kocher sagte in einer Predigt: "Es gibt heute die fatale Tendenz überall in der Botschaft des Glaubens - wo die Materie ins Spiel kommt - auszuweichen und sich auf das Symbolische zurückzuziehen. Über die Schöpfung angefangen, über die Geburt aus der Jungfrau und seine Auferstehung bis zu der realen Präsens Christi in der Verwandlung von Brot und Wein und bis zu unserer Auferstehung und der Wiederkunft des Herrn."

Auf Don Bosco schauend erkennen wir, dass Gott auch der Herr ist über die Materie, die Naturgesetze außer Kraft setzt und Wunder tut.

3 Ein Ereignis im Leben Don Bosco beweist dies

 Der spätere Generalprokurator Dalmazzo schwört beim Heiligsprechungsprozess Don Boscos,  was er in dessen Institut eines Morgens kurz vor seiner geplanten Abreise erlebt hat: Eine wunderbare Brotvermehrung.

Er beichtete gerade bei Don Bosco als ein junger Bediensteter kam und berichtete, man könne den Jungen kein Frühstück mehr geben. Da man die letzte Rechnung nicht mehr bezahlen konnte, lieferte der Bäcker nicht mehr.

Don Bosco ließ alles zusammen suchen, was an Brot noch im Haus zu finden war. Das wenige reichte bei weitem nicht aus, um jedem Jungen nur ein Brötchen zu geben.

Dalmazzo berichtet: Ich empfing als erster ein Brötchen und schaute in den Korb, der höchstens 15 bis 20 Brötchen enthielt. Ich stellte mich hinter Don Bosco auf eine erhöhte Stufe und machte die Augen auf.

Als die Verteilung zu Ende war, schaute ich in den Brotkorb. Zu meiner großen Verwunderung sah ich, dass eben so viel noch drin war, wie am Anfang drin gewesen ist. Es war weder ein Brot nachgereicht noch ein anderer Korb gebracht worden.

Sofort lief ich zu meiner Mutter, die mich abholen wollte und sagte zu ihr; Ich werde von hier nicht weggehen. Ich erzählte ihr, was ich mit eigenen Augen gesehen hatte und es mir unmöglich sei, dieses Haus zu verlassen; denn dieses Haus ist gesegnet. Dies ist der einzige Grund, der mich im Oratorium Don Boscos bleiben ließ und ich wurde später einer seiner Söhne.

Johannes XXII hat gesagt „Studiere eifrig das Leben der Heiligen, so wirst du dich Gott mit Riesenschritten nähern“. Dem Gott, der Wunder tut.

 

[1] Verfasser: Veit Dennert, Pfarrer i.R.

[2] Ps 77,2

[3] Ps 60,13; 108,13

[4] Ps 77,3

[5] Ps 77,15