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2007 (C)

Homilie zu Mt 18,1-5 am Gedenktag des hl. Johannes Bosco in St. Michael Neunkirchen

Kind werden und Kinder aufnehmen

Die letzten überlieferten Worte eines Menschen geben oft einen guten Rückblick auf das, was ihn im Leben angetrieben hat. “Liebt, helft und ertragt einander!” soll ein letzter Rat Don Boscos an seine Ordensbrüder gewesen sein. Dass allein das Letztgenannte schon schwierig ist, weiß wohl jeder aus eigener Erfahrung. Doch Don Bosco hat als Seelsorger vieles von dem getan und vorweggenommen, was heute den Christen ins Stammbuch geschrieben wird.

Eine Kirche, die nicht an der Seite der Armen, der Schwachen, der Bedürftigen und Notleidenden steht, folgt ihrem Herrn und Heiland nur halbherzig nach. Und Don Bosco hat in seinem Leitspruch “Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen” auch aufgezeigt, warum dieser oft beschwerliche Einsatz gelingen kann: weil Gott unser Werk zum Guten führt.

Die Reden und Weisungen Jesu, die Matthäus in Kap. 18 zusammengefasst hat, hat man als „Gemeindeordnung“ oder als „Hausordnung Gottes“ bezeichnet. Die Rede ist an die Jünger gerichtet.

Der Evangelist hat die Jüngergemeinde seiner eigenen Zeit, die nachösterliche Kirche im Blick. In jeder Zeit muss neu an das Grundgesetz erinnert werden, das Jesus für seine Jünger aufgestellt hat. Immer ist eine tief greifende Bekehrung notwendig, ein neues Denken und Verhalten, wenn ein Mensch dem Gesetz Christi entsprechen will.

Die Forderung, wir sollen wie die Kinder werden, verlangt von uns eine absolute Wahrhaftigkeit vor Gott und vor uns selbst. Das Kind weiß, dass es klein und schwach ist, dass es völlig von der Liebe und Gunst der Großen abhängt. Aber gerade in dieser Schwachheit des Kindes liegt seine unwiderstehliche Macht. Wer es fertig bringt, zu werden wie ein Kind, der hat alles gewonnen.

Es geht um das Kleinsein vor Gott und den Menschen. Es ist das Gegenteil jener Haltung, die Größe für sich in Anspruchnehmen möchte. Der Drang groß sein zu wollen, größer als die anderen, vermag menschliches Zusamenleben wie auch christliches Gemeindeleben empfindlich zu beeinträchtigen.

Was Jesus im letzten Vers des Evangeliums uns ans Herz legt ist zugleich Verheißung seiner besonderen Nähe und Gegenwart in unserem Leben: "Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf."

Jesus bietet lebendigen Anschauungsunterricht.

Er stellt das kleine Kind vor die Jünger hin. Er stellt die Wertvorstellungen seiner Jünger auf den Kopf. Das Kleine ist groß. Wer sich dem Kleinen zuwendet und es aufnimmt ist in den Augen Gottes groß.
Ja, wer ein Kind, sei es das werdende im Mutterschoß wie das geborene, auf menschliche Hilfe und Zuwendung angewiesene, um Jesu willen aufnimmt, nimmt den menschgewordenen, gekreuzigten und von den Toten auferweckten Jesus auf. In der Aufnahme der Kinder vollzieht sich Christus-Begegnung, Einswerden mit dem auferstandenen und erhöhten Herrn.
Weil Johannes Bosco so ganz für Kinder und Jugendliche da war, ihnen zum Leben und Glauben verhalf, darum verehren wir ihn als wahren Jünger Jesu, vertrauen wir unsere Kinder und Enkel und unsere jugen Menschen seiner Fürbitte an.

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