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2010 (C)

Homilie am Gedenktag der heiigen Monika bei der Laudes und Messfeier in der Augstinuskapelle Neunkirchen St. Michael

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 ERZIEHUNG DURCH BEISPIEL UND GEBET

Die Kraft des Evangeliums

  •      Wir haben noch die Worte des Paulus an die Christen in Thessalonich im Ohr. „ Im übrigen, Brüder, bitten und ermahnen wir euch im Namen  Jesu, des Herrn: Ihr habt von uns gelernt, wie ihr leben müsst, um Gott zu gefallen, und ihr lebt auch so; werdet darin noch vollkommener!“1
  •      Diese Worte dürfen auch alle Eltern in den Mund nehmen, die sich redlich mühen, ihren eigenen Glauben an ihre Kinder weiterzugeben.

Zum Wesentlichen des Christsein gehört nach Paulus:

1. „Unsere Heiligung“ – Heiligung verlangt, dass wir alles meiden, was uns an Leib, Seele und Geist unrein macht. z.B. Sexuelle Ausschweifung, Missachtung des Rechts, Betrug jeder Art.
2. Achtungsvoller von leidenschaftlicher Begierde freier Umgang mit dem Menschen des anderen Geschlechts.
3. Ganz am Anfang seines Briefes nennt Paulus die Erwartung Jesu - den der Vater von den Toten auferweckt hat und der vom Himmel her als Retter kommen wird.2

  •     Die Christen von Thessalonich haben das Wort gehört und trotz aller Bedrängnis freudig aufgenommen.3 So sind sie zum Vorbild geworden4 für die Gemeinden in Nordgriechenland. Das alles ist für den Apostel Grund zum Staunen und zum Danken.

 

    Wie aber geschieht Weitergabe des Glaubens? Immer gilt

Erziehung durch Wort und Beispiel

  •     Eltern wissen nur zu gut, dass bei der religiösen Erziehung Worte zwar unerlässlich, aber nicht das Wichtigste sind: Entscheidender ist das eigene Beispiel. Die Kinder müssen spüren, wie wichtig ihren Eltern der Glaube tatsächlich ist, damit die biblischen Geschichten und die ethischen Orientierungen nicht blutleer, sondern voller Leben sind.
  •     So hat es auch die heilige Monika mit ihrem Sohn Augustinus und seinen Geschwistern gehalten. Ihr Mann war kein Christ, doch hatte er, obwohl er als Mann das uneingeschränkte Sagen in der Familie hatte, sie nicht gehindert, die Kinder im christlichen Glauben zu erziehen.
  •      Jungen schauen gerne zum Vater auf und eifern ihm nach. Darum schärfte Monika ihrem Sohn ein, noch mehr als der irdische Vater sei Gott der Herr sein Vater.5 Antiautoritäre Erziehung würden wir das heute nennen.
  •     Doch auch Monika wusste von »den vielen mächtigen Versuchungen, die auf ihren Sohn eindringen würden«. Wie unzählige Eltern vor und nach ihr hat auch sie bitter erfahren, dass das religiöse Wachstum kein Selbstläufer ist. Eltern können im letzten nur den Samen für ein religiöses vom Evangelium geprägtes Leben legen. Ob und wie der Same aufgeht und Frucht bringt, das liegt nicht mehr in ihrer Hand.
  •     Und doch tat Monika alles, um Geist und Sinn ihres Sohnes zu schärfen. Obwohl die damals noch von Hand abgeschriebenen Bücher ein teuerer Luxus waren, kaufte sie ihrem Sohn den »Hortenisus« des antiken Philosophen Cicero. Augustinus schreibt über den Einfluss dieses Büchleins: "Mächtig ergriffen ward ich durch jene Schrift, entzündet und entflammt war ich, nur dies stieß mich trotz solcher hohen Begeisterung zurück, dass der Name Christi nicht darin enthalten war."6
  •     Er deutet diese einschränkende Begeisterung auf die frühkindliche religiöse Erziehung durch seine Mutter: "Denn nach deiner Barmherzigkeit, o Herr, hatte mein Herz in zarter Kindheit mit der Muttermilch den Namen meines Erlösers eingesogen und unvergesslich festgehalten." 7
  •     Monikas Schwierigkeiten in der religiösen und ethischen Erziehung ihres Sohnes Augustinus machen zugleich Hoffnung: Sie hat gegen Ende ihres Lebens erfahren dürfen, wie ihr Sohn Augustinus nach etlichen Umwegen den Weg zu Christus und zur Kirche fand.
  •     Christliche Erziehung durch Beispiel prägt Kinder so tief, dass sie oft ein Leben lang nachwirkt und auch viel später noch Frucht tragen kann. Eine solche Frucht muss nicht – wie bei Augustinus – eine Priester- oder gar Bischofsweihe sein. Eine nicht minder wertvolle Frucht ist ein reifes Gewissen, das im täglichen Leben vor Heuchelei und Unehrlichkeit bewahrt und das Evangelium im Alltag lebt.
  •     Als Monika einem erfahrenen Bischof ihre Not wegen der Irrwege und Unbelehrbarkeit ihres Sohnes klagte, sagte dieser erfahrene Mann: „Lass ihn dort und bete für ihn zum Herrn. Er selbst wird durch Lesen schon finden, was sein Irrtum ist und wie groß seine Gottlosigkeit."8
  •     Dabei erzählte er, berichte Augustinus weiter, wie er, als er noch ein kleiner Knabe war, von seiner verführten Mutter der  Sekte der Manichäer übergeben wurde, fast alle ihre Schriften gelesen und sogar oftmals abgeschrieben habe; wie er dann selbst ohne jemandes Überlegung und Überführung erkannt habe, wie verderblich jene Sekte sei und wie er sich von ihr losgemacht habe.
  •     Wörtlich schreibt Augustinus „Als sie nach diesen seinen Worten sich noch immer nicht beruhigen wollte, sondern unter strömenden Tränen ihn inständig bat, mich zu sehen und mit mir zu sprechen, da rief er in scheinbarem Unwillen: »Geh, denn so wahr du lebst, es ist nicht möglich, dass ein Sohn solcher Tränen verlorengehe«. „Und oft sagte mir meine Mutter, wenn wir in unserem Gespräch darauf kamen, das Wort habe sie ergriffen, als sei es vom Himmel gekommen.“9
  •     Augustinus selbst schreibt seine Bekehrung dem tränenreichen Gebet seiner Mutter zu, indem er zu Gott spricht: "Und du sandtest deine Hand von der Höhe und errettetest meine Seele aus der Tiefe der Hölle, da für mich meine Mutter in treuem Glauben zu dir weinte, mehr wohl, als eine Mutter sonst den leiblichen Tod ihres Kindes beweint. Denn sie sah kraft des Glaubens und Geistes, den sie von dir hatte, dass ich tot war und du hast sie erhört, o Herr! Ja, du erhörtest sie und verachtetest nicht ihre Tränen, womit ihr Auge die Erde netzte, denn sie flehte zu dir; du hast sie erhört." 10
  •     Der junge erwachsene Augustinus versuchte, sich ihrem Einfluss zu entziehen, aber in betender Liebe war sie immer nahe, "doch betete sie für mich, da ich fern war."11
  •     Augustinus preist seine Mutter als Friedensstifterin: "die große Gabe hattest du deiner Magd geschenkt, dass sie bei Hader und Zwietracht, wo sie nur konnte, Frieden stiftete." 12 Immer versuchte sie durch freundliches Zureden Hass und Feindschaft zu tilgen. Augustinus spricht es vor Gott so aus: „Und dies ist ihre Art gewesen, und von Dir hat sie's gelernt, dem innerlichsten Meister in der Schule des Herzens." 13
    Die heilige Monika lebte den christlichen Glauben. Durch ihr Beispiel und Wort wollte sie ihre Kinder auf den Weg des Glaubens führen. Aber Erziehung braucht mehr

Erziehung gelingt erst aus der Kraft des Gebetes

  
Taufe des Augustinus in der Augustinuskapelle Neunkirchen a.Br. (um1428).
  Spruchband über der hl. Monika aus Augutinus' Bekenntnissen Lib. IX,10,26
Taufe des Augustinus in der Augustinuskapelle Neunkirchen a.Br. (um1428).
Spruchband über der hl. Monika aus Augutinus' Bekenntnissen Lib. IX,10,26
  Das von Gott geschenkte Heil für ihren Sohn, war die Sehnsucht ihres Herzens und der Inhalt ihrer Gebete. Kurz vor ihrem Tod sagte sie zu Augustinus: "Mein Sohn, was mich anlangt, so hat nichts mehr Reiz für mich in diesem Leben... Eines nur war es, um dessentwillen ich noch ein Weilchen zu leben wünschte: Dich wollte ich als katholischen Christen sehen, ehe ich stürbe. Überreich hat es mein Gott mir gewährt: als seinen das Erdenglück geringschätzenden Knecht darf ich dich nun sehen. Was tu ich noch hier."14

    Der gläubige Christ weiß sich auf dem Weg zu Gott und zur Vollendung in IHM von Christus und seiner Hingabe und Liebe umfangen. Diese Liebe wird in der Feier in der Eucharistie auf seinem Altar gegenwärtig.

    Dorthin lenkt die heilige Monika unser Gedenken und unser Beten für unsere Verstorben; denn durch Christus, mit ihm und in ihm sind wir unter dem Beistand des Heiligen Geistes in Gott geborgen, wenn er uns aus diesem Leben ruft.

    Darum ist der Mutter des heiligen Augustinus angesichts ihres Todes nur eines wichtig: Ihre KINDER sollen sich einlassen auf die bis zum Äußersten gehende in der Eucharistiefeier gegenwärtige Liebe Jesu Christi.
  •     Ihr Vermächtnis an ihr Kinder lautet daher: "Begrabt meinen Leib wo immer. Er soll euch keine Sorge machen. Nur um das eine bitte ich euch, dass ihr am Altar meiner gedenkt wo ihr auch seid."15
     Ihre Erziehung durch Wort, Beispiel und Gebet haben für Monika ungeahnte Früchte gebracht. Am Schluss des 8. Buches seiner Bekenntnisse spricht es Augustinus jubelnd vor Gott aus: "Du hattest ihre Trauer in Freude gewandelt, viel reichlicher, als ihr Wunsch gegangen war, viel köstlicher und keuscher als die an Enkeln aus meinem Fleische, die sie erwartet hatte."16

1 1 Thess 4,1
2 1 Thess 1,5
3 1 Thess 1,6
4 1 Thess 1,7
5 Conf I,11
6 Conf II,4
7 Conf II,4
8 Conf III,12
9 Conf III,12
10 Conf III,11
11 Conf V,9
12 Conf IX,9
13 Conf IX,9
14 Conf IX,10
15 CONF IX,11
16 Conf XIII,12