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Lesejahr 2013 (C)

Predigt am Gedenktag des hl. Augustinus im Altenheim St. Elisabeth Neunkirchen

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Gott lobend erkennt der Mensch seine von Gott geschenkte Würde
1 Ein wesentliches Bekenntnis
Das berühmteste und meistgelesene Buch Augustins sind seine "Dreizehn Bücher Bekenntnisse“. Sie haben schon zu seinen Lebzeiten eine aufsehenerregende Verbreitung gefunden.
Augustinus beginnt seine Bekenntnisse so: "GROSS BIST DU, HERR, UND HOCH ZU LOBEN; groß ist deine Kraft und ohne Maßen deine Weisheit. Und der Mensch will dich loben, dieser geringe Teil deiner Schöpfung, der Mensch, der seine Sterblichkeit mit sich trägt, das Zeugnis seiner Sünde mit sich trägt, das Zeugnis dafür, daß du den Stolzen widerstehst: und dennoch will dich der Mensch loben, dieser geringe Teil deiner Schöpfung."[1]
2 Der Lobpreis Gottes im Denken und Verkünden des Augustinus
Der Lobpreis Gottes bildet im Denken und Verkünden des heiligen Augustinus eine besondere Rolle. Hat er doch an seiner eigenen Lebens- und Bekehrungsgeschichte erfahren, dass GOTT in seiner Liebe und seinem Erbarmen, dem Menschen nachgeht, wie ein guter Hirt den Verlorenen sucht.
Diese unbegreifliche Liebe Gottes ist Grund genug ihn zu preisen und zu loben. „Danken sollen dir, Herr, all deine Werke und deine Frommen dich preisen.“[2] 
Augustinus ist überzeugt, dass Gott selber uns dazu bewegt ihn zu loben: "Es ist dein Antrieb, daß dich zu loben erquickt, weil du uns zu dir hin erschaffen hast, und unser Herz kommt nicht zur Ruhe bis es ruht in dir."
Es ist Gottes zuvorkommende Gnade und Liebe, die uns auf den Weg des Heils führt.
Daher ist das Lobgebet für Augustinus die vollkommenste Art des Betens. „Gott zu loben ist das erhabenste Tun des Menschen. Es ist Gottes Tun, dir zugefallen durch seine Schönheit. Es ist dein Tun, ihn mit Danksagung zu loben.“[3]
Gott lobend kommen wir im Urgrund und in der Fülle des Lebens im verheißenen Ziel unserer Existenz zur Ruhe. Denn so beten wir mit dem Psalm 62 "Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe - von ihm kommt meine Hoffnung."[4]
3 Gott lobend erkennt der Mensch seine gottgeschenkte Würde und kommt so zum wahren Selbstsein.
Für Augustinus gibt es drei Weisen Gott zu loben: Mit unsere Stimme, mit unserem Herzen und mit unserem Leben.
Es gibt viele Gründe Gott zu loben. Wir finden sie in der Schöpfung, in der Tatsache, dass es uns gibt, wir wie Israel durch Jesus Christus zum Volk Gottes im Neuen Bund gehören. Gott, der uns gerecht macht durch den Glauben an Jesus Christus und uns in ihm seine Gnade, seine liebende und barmherzige Zuwendung schenkt. Alles wesentliche Gründe, ihn zu loben und ihm zu danken.
So bekennt Augustinus gleich zu Beginn seiner Confessiones: "Loben werden den Herrn, die ihn suchen. Denn die ihn suchen, finden ihn, und die ihn finden, werden ihn loben.“[5]
Darum bittet Augustinus inständig: „Lass mich dich suchen, Herr, in deinem Anruf und dich anrufen im Glauben an dich; Bist du uns doch verkündigt worden.“[6]
Augustinus weiß, Gott finden, ist Gottes Geschenk. Darum betet er: „Dich, Herr, ruft an mein Glaube, den du mir gegeben, den du mir eingehaucht hast durch die Menschennatur deines Sohnes, durch den Dienst deines Verkünders."[7]
In seiner großen Predigt in Utica entfaltet er anhand des Psalms 145 die Bedeutung des Lobes Gottes für den Christen. Er ruft seinen Zuhörern zu: „WIR SEHNEN UNS DANACH, MIT EUCH GOTT ZU LOBEN.“
4 Die Ordnung des Lobes Gottes
4.1 Ehrfurcht vor dem göttlichen Geheimnis
Augustinus sagt gleich zu Anfang, dass dieses Lob eine Ordnung braucht, denn es kann passieren dass Menschen durch Überschwang das göttliche Geheimnis verletzen. Wer schon einmal mit Sekten oder freikirchlichen Kreisen in Berührung kam, weiß wie leicht freies Lobpreisen zur Selbstdarstellung verkommen,  auf die Nerven gehen kann, weil es die Größe des göttlichen Geheimnisses missachtet.
Deshalb lädt Augustinus ein, "uns nach dem besten Weg des Lobens in der Schrift Gottes umzuschauen."
Er macht darauf aufmerksam,
4.2  Gott selber zeigt uns, wie wir ihn recht loben können
"Um vom Menschen recht gelobt zu werden, hat sich Gott selbst gelobt."[8]
Da fällt uns natürlich das Sprichwort ein: "Eigenlob stinkt." Der Mensch sollte wissen, dass er ein Empfangender ist und bleibt. Darum sagt auch Augustinus das Buch der Sprichwörter zitierend: "Ein andrer mag dich loben, nur nicht dein eigner Mund".[9] Mit Recht sagt Augustinus: "Denn wenn der Mensch sich lobt, ist das Anmaßung."
Gott aber ist Fülle des Lebens, der Wahrheit, der Liebe und der Gerechtigkeit. Darum meint Augustinus: "weil er sich gewürdigt hat, sich selbst zu loben, deshalb findet der Mensch, wie er ihn loben soll."
Er geht sogar soweit zu sagen: "Dass Gott sich lobt, ist Barmherzigkeit." Und er begründet dies so: "Den zu lieben, den wir loben, fördert uns; wenn wir den Guten loben, werden wir selber besser.“
Weil Gott unser geistliches Wachstum am Herzen liegt, zeigt er, wie liebenswert er ist. „Und da er weiß, daß es uns fördert, wenn wir ihn lieben, macht er sich durch sein eigenes Lob liebenswert, das uns erklärt, warum er liebenswert ist."
Weil es für uns gut und heilsam ist Gott zu loben, darum "ermuntert er unser Herz zu seinem Lob, mit seinem Geist erfüllt er seine Knechte, auf daß sie ihn loben."
5 Die Wirkungen des Lobes Gottes
5.1  Gott durchdringt uns mit seiner Gegenwart
Wenn wir Gott loben, leben wir ganz in seiner uns durchdringenden und verwandelnden Gegenwart; denn sein Geist, der bei der Taufe in unsere Herzen ausgegossen wurde, ist es, der in uns lobt. Weil wir im Heiligen Geist Gott loben, lobt sich Gott durch uns selbst, wird das Lob unserer Lippen und unseres Herzens seiner würdig.
In seiner unendlichen Liebe gießt Gott durch den Heiligen Geist seine drei göttlichen Geschenke in unser Herz: Glaube – Hoffnung – Liebe. Sie sind der göttliche Schatz in unserem Herzen. Sie bewirken, dass wir mit dem Herzen Gott loben und preisen können.
Loben und lieben haben die gleiche Wortwurzel. Was tun wir, wenn wir jemand loben? Das Wertvolle und Schöne in ihm entdeckend, es bewundernd und liebend stimmen wir dem zu, drücken wir das in Worten und Gebärden aus. Ich kann nur dann jemand loben, wenn ich ihn liebe. So ist das Lobgebet ein Akt der Liebe. Augustinus sagte so: „Meine Seele aber soll dich loben, um dich zu lieben, und soll dir deine Barmherzigkeit bekennen, um dich zu loben.“[10]
5.2 Das Lob Gottes ist verbunden mit dem Bekenntnis zu Gottes Barmherzigkeit
Wir loben Gott nicht nur im Bejubeln seiner Größe, was eher ein Zeichen der Freude ist, sondern auch im Bekenntnis unserer Sünden und Fehler, was eher ein Zeichen des Bedauerns und der Reue ist.
Wer nicht an Gott und seine Barmherzigkeit glaubt, bleibt in seinen Sünden eingeschlossen.[11]
Wer aber seine Sünden vor Gott bekennt, erkennt ihn als Gott und Herren an. Dadurch verkündet der Mensch seinen Glauben an ihn.
In seiner Auslegung zu Psalm 105 sagt Augustinus „Es kann also wohl ein wahres und frommes Gotteslob geben ohne Sündenbekenntnis… Aber es gibt kein frommes und nützliches Sündenbekenntnis, bei dem nicht Gott gelobt wird, sei es im Herzen sei es mit dem Munde…“[12]
5.3 Das Lob Gottes macht uns größer und heiliger[13]
Gott lobend erkennt der Mensch seine von Gott geschenkte Würde, gelangt er zum wahren glücklichen Selbstsein. Nicht Gott braucht unser Lob. Es macht Gott nicht größer. Dadurch, dass ich Gott kennen lerne und bewundere, werde ich größer. Wir fügen der Ehre Gottes nichts hinzu, aber er macht uns heiliger, glücklicher und glorreicher. Augustinus sagt sogar: „Sieh, was für einen Nutzen es dir bringt, Gott zu loben.“[14]
Das Lob Gottes wird gleichsam zur Nahrung für uns. Daher fordert Augustinus jeden von uns auf: „Lobe seinen Namen, denn der Herr ist gut. Glaube nicht, dass deine Kraft nachlassen könnte, wenn du Gott lobst. Im Gegenteil! Loben ist sozusagen Nahrungsaufnahme. Je mehr du lobst, desto mehr Kraft gewinnst du und desto besser schmeckt dir der, den du lobst.“[15]
Nach der Einführung ins Lob Gottes beginnt Augustinus den Psalm 145 auszulegen. Wie eine mächtige Posaune tönt es aus dem Mund des Gott Lobpreisenden:
"Ich will dich rühmen, mein Gott und König, und deinen Namen preisen immer und ewig; ich will dich preisen Tag für Tag und deinen Namen loben immer und ewig."


[1] Confessiones I,1
[2] PS 145,10
[3] en Ps 44,9
[4] Ps 62,6
[5] Conf. I,1
[6] ebd.
[7] ebd.
[8] an Faustina
[9] vgl Spr 27,2
[10] En Ps 42,5
[11] Vgl. Tarcisius J.Bavel, Die Sehnsucht betet immer S.91f. Echter
[12] En Ps 105,2
[13] Tarcisius J.Bavel S. 95
[14] en Ps 103,1.3; en Ps 39,4
[15] en Ps 99,17