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Predigten

Gedenktag des heiligen Bischofs Blasius

 

Ansprache zur Erteilung des Blasiussegens am 3.2.2006 in der Augsutinuskapelle Neunkirchen am Brand

Von Schluckbeschwerden befreit

Als Seelsorger ist man jedes Jahr wieder neu überrascht, wie lebhaft das Echo auf die Einladung zum Empfang des Blasiussegens ist. Zugegeben: Es ist eine Legende, die hinter diesem Brauch am Tag nach Lichtmeß steht.
Sie erzählt: Blasius, Bischof in der armenischen Stadt Sebaste, saß, von den Verfolgern des Christenglaubens zum Tode verurteilt, im Gefängnis. Doch die Menschen kamen in den großen und kleinen Sorgen ihres Alltagslebens an sein Kerkerfenster. Eines Tages läuft eine Mutter mit ihrem an einer Fischgräte erstickenden Kind unter das Gitter seiner Zelle. Der Segen des Bischofs rettet dem Kind das Leben.

Es geht bei Blasiusegen heutet am St.-Blasius-Tag - das spüren wir hoffentlich alle - im Grunde nicht um die Erinnerung an eine verschluckte Fischgräte. Die Gräte wird vielleicht heute zum Kloß, der manchem im Halse stecken bleibt. Der Kloß im Hals heißt Verzweiflung, Orientierungslosigkeit oder Misstrauen. Vieles müssen wir schlucken, woran wir fast ersticken. Manchmal bleibt uns ein Wort im Halse stecken, weil ein Mensch uns ablehnend oder geringschätzig begegnet. Viele Menschen empfangen den Blasiussegen, um von diesen Schluckbeschwerden bis hin zur Halsentzündung befreit zu werden.

Wenn wir uns heute segnen lassen, geschieht es dann nicht einfach aus dem Wunsch, uns mit unserm ganzen Leben, mit unseren Besorgnissen und Sehnsüchten, hineinzugeben in den Schutz dessen, der unser Leben gewollt hat und der es trägt? Steht dahinter nicht das Vertrauen oder wenigstens die Hoffnung, daß unser Leben bis hinein in die Zufälligkeiten und Armseligkeiten des Alltags umgriffen ist von der starken Hand dessen, der uns nicht allein und nicht losläßt?

Wenn wir uns nachher unter das Licht der beiden gekreuzten Kerzen stellen (knien), die der Priester uns entgegenhält, ist das dann nicht, wie wenn jeder den Psalmvers noch einmal für sich nachsprechen wurde, den wir eben in der Laudes gesungen haben (Ps 27,1-2):Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten! Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen?

Der Herr, dessen Segen auf uns herabgebetet wird, ist niemand anders als Christus, von dem und durch den Welt und Menschen aller Segen zufließt (Eph 1,3).
Die gekreuzt gehaltenen, brennenden Kerzen beim Blasiussegen deuten auf ihn, den Gekreuzigten und Auferstandenen, dessen Licht über jedem von uns aufgegangen ist am Tag der Taufe, um von da an mit ihm zugehen auf allen hellen und dunklen Straßen des Lebens.
Wir halten es so, daß der Segen jedem einzeln gespendet wird, auch wenn es dadurch etwas länger dauert. Nicht als ob der gemeinsam gespendete Segen, in den sich sozusagen viele teilen müssen, weniger wert wäre. Beim Einzelsegen wird uns aber vielleicht etwas Wichtiges deutlicher: Wenn der Priester über jeden einzelnen spricht:
"Der Herr behüte dein Leben. Er schenke dir Gesundheit des Leibes und der Seele. Auf die Fürsprache des heiligen Bischofs und Märtyrers Blasius segne dich der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist"

Wenn dieser Segenswunsch jedem einzeln zugesprochen wird, dann erfahren wir stärker, wie Gott jeden einzelnen ernst nimmt. Vor ihm ist keiner bloß eine Nummer in einer anonymen Masse. Er kennt uns mit Namen; seine Zuwendung gilt dem einzelnen mit seinem ganz persönlichen Sorgen, bis hinein in die alltäglichsten und leiblichsten Dinge.

Der Segen, den wir erbitten, ist Gottes Segen. Aber es hat auch seinen Sinn, wenn der Heilige im Segensgebet eigens genannt wird. Wir haben in den Heiligen Mitbeter. »Sagt doch der Herr selber: Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.« (Mt 18,19) Es gut einen den Menschen so naher und hilfsbereiten Heiligen wie Blasius als Mitbeter zu haben.
In Mk11,22-26 sagte Jesus sinngemäß: Ein Gebet wird um so eher erhört, je größer der Glaube ist, der dahintersteht, je fester das Vertrauen ist, aus dem heraus es aufsteigt. Wir wissen nur allzugut, wie klein und von Zweifeln angekränkelt unser Menschenglaube häufig ist.

Den Heiligen gelingt, was uns so selten gelingen will. Sie haben alle Zweifel hinter sich gelassen; sie können mit einem grenzenlosen Vertrauen beten. Wir tun sicher gut daran, wenn wir auf die Kraft ihrer Fürbitte zählen.

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