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2007 (C) Ostern

Homilie zu Röm 6,3-11 in der Filialkirche St. Johannes der Täufer in Großenbuch

Vier Erwachsene werden von Erzbischof Ludwig Schick getauft. Übergabe des Osterlichts
Vier Erwachsene werden von Erzbischof Ludwig Schick getauft. Übergabe des Osterlichts

Lesung aus dem Römerbrief Röm 6, 3-11

Sind wir mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden
Lesung aus dem Brief an die Römer
3 Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind?
4 Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben.
5 Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein.
6 Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde und wir nicht Sklaven der Sünde bleiben.
7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde.
8 Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.
9 Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht mehr über ihn.
10 Denn durch sein Sterben ist er ein für alle Mal gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott.
11 So sollt auch ihr euch als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus.

OSTERN- FEST - DER UNS IN DER TAUFE GESCHENKTEN ERLÖSUNG [1]

1 Die OSTERNACHT ist seit den Anfängen der Christenheit die Stunde der Taufe und Tauferneuerung
wo wir freudig, die uns in der heiligen Taufe geschenkte Erlösung feiern.

Jeder kennt das Datum seines Geburtstages und die meisten feiern ihn auch gebührend.
Aber wie steht es mit unserem TAUFTAG, was bedeutet er uns?
Osternacht ist die Stunde und Ostern der Tag, wo wir mit einander UNSERE TAUFE feiern, jenen Augenblick, wo Christi Tod und Auferstehung an uns wirksam geworden sind, wo unsere Eltern unseren Fuß auf die Fährte Jesu setzten, dessen Auferstehung uns die Jünger bezeugen.

2 Wir sind auf Christus getauft,

sagt Paulus im Römerbrief. Weil er auferstanden ist, können wir uns auf ihn taufen lassen.
Taufe ist Ausdruck des Auferstehungsglaubens. Christus hat durch seinen Tod uns seine Auferstehung Licht in die Finsternis unseres Lebens und Sterbens gebracht.
Sich taufen lassen, seine Kinder taufen lassen, mich zu meiner Taufe bekennen, das bedeutet: Ich verbinde mein, und als Eltern meiner Kinder Leben und Zukunft mit Christus, dem Auferstandenen. In der Taufe sind wir dem Auferstandenen übereignet worden. Er steht nun als HERR UBER UNSEREM LEBEN. Der heilige Augustinus, der heute vor 1620 Jahren in Mailand durch den heiligen Ambrosius getauft wurde, schildert in seinen Bekenntnissen das Glück seiner Taufe so :
Fresko »Taufe des hl.Augustinus« in Neunkirchen a.Br. (um 1428)
Fresko »Taufe des hl.Augustinus« in Neunkirchen a.Br. (um 1428)

"Und nun wurden wir getauft,
da schwand alle Unruhe wegen unseres vergangenen Lebens.
Nicht satt werden konnte ich
in jenen Tagen an dem wunderbaren süßen Genuss,
die Tiefe deines Ratschlusses zu betrachten,
den du zum Heil der Menschheit gefasst hattest. "
 
Conf. IX S. 447 Kösel
 
 


Das sagt der 28jähriger Professor der Beredsamkeit, der durch den Sumpf der Ausschweifung gegangen war, der sich den damals modernen Sekten angeschlossen und die katholische Kirche verhöhnt hatte.
Voll innerer Ergriffenheit feiert er die Ostergottesdienste in Mailand mit. Und sein Bericht ermutigt uns, dass wir uns an die Feier des Gottesdienstes einfach hingeben:

"Wie hab ich geweint bei den Hymnen
und Gesängen auf dich,
wie ward ich innerlich bewegt,
wenn deine Kirche von den Stimmen deiner Gläubigen
lieblich widerhallte! "


Hier spüren wir, wie Auferstehung feiernde Gemeinde durch ihr Bekenntnis, durch ihre Hingabe an Gott, durch ihren mit dem Herzen gefeierten Gottesdienst die Neubekehrten mitreißt. Augustinus fährt fort:

"Jene Klänge flossen in meine Ohren,
Wahrheit träufelte in mein Herz,
fromme Empfindungen wallten auf,
die Tränen liefen, und wie wohl war mir
bei ihnen zumute."


Wie groß ist doch das Geschenk der Taufe, der Zugehörigkeit zum auferstandenen Herrn und zu dem Gott, der die Toten auferweckt.

3 Wer auf Christus getauft ist, ist aber auch auf seinen Tod getauft

Der Auferstandene (1440) in St. Michael
Der Auferstandene (1440) in St. Michael
Das bedeutet: Wir werden an sein Geschick gebunden, in sein Leiden und Sterben hineingezogen. Die Konsequenz, die wir daraus ziehen, heißt, dass wir uns darauf einlassen, unser Leben für andere Menschen einzusetzen, Gott gehorsam zu werden bis in den Tod, das Todesschicksal nicht als blindes Verhängnis anzunehmen, sondern als GOTTES WILLEN. Und gerade dadurch erhalten wir Anteil am Leben des Auferstandenen Das Motto des österlichen Menschen heißt: WIE CHRISTUS, SO AUCH WIR !

Gott hat Jesus nicht im Tod gelassen. Er wird auch uns lebendig machen. Und er, der Himmel und Erde geschaffen, die Weiten des Kosmos und die Atome, das Leben und den Geist, ER KANN ES! ER allein!

Durch Christus ist unser Leben aufgebrochen für die Ewigkeit Gottes. Sterben ist nicht mehr unentrinnbares Schicksal, mit dem man sich abzufinden hat, sondern HEIMGEHEN ZUM HERRN. Der Getaufte darf wissen: Der Weg meines Lebens führt über das Sterben zum Leben. Er darf überzeugt sein, was an Jesus geschah, ist auch meine Zukunft.

3.1 Diese Hoffnung hat Paulus vorgelebt.

Nochmehr, für diese Hoffnung hat er gelebt. Was er im Römerbrief sagt, das sind keine Sprüche, sondern das ist gelebter Glaube Dieser Mann hat in seinem Leben und in seinem Dienst für Christus viel mitgemacht und doch findet er immer wieder den Mut und die Kraft zur Hoffnung.
Im 2. Korintherbrief schreibt er:

"In allem sind wir bedrängt und doch nicht erdrückt,
ratlos und doch nicht verzweifelt,
verfolgt und doch nicht verlassen,
niedergeworfen und doch nicht vernichtet.
Allezeit tragen wir Jesu Sterben an unserem Leib herum,
damit auch das Leben Jesu an uns offenbar werde. " 2 Kor 4,8-10


Der Getaufte und gläubige Christ überwindet die Angst und die Ausweglosigkeit. Paulus versteht seine Leiden und Enttäuschungen, als ein LEIDEN MIT CHRISTUS, das in sich Trost enthält und die Hoffnung auf Auferstehung.
Denn über dem Leben des Christen steht der auferstandene Herr. Er geht mit uns. Er ist uns immer und überall nah.

Der Getaufte weiß sich unterwegs. Er darf wissen, dass er Gemeinschaft mit Christus hat, die durch nichts und niemanden zerstört werden kann, auch nicht durch den Tod. Wer glaubt, zittert nicht!

3.2 Existenziell gelebte Nachfolge

Bei seinem Deutschlandbesuch Anfang Mai 1987 also vor 20 Jahren hat Papst Johannes Paul II die Philosophin und Carmelitin Edith Stein selig und am 11. Oktober 1998 heilig gesprochen. Von Geburt Jüdin hatte sie in ihrer Jugend den Glauben an Gott verloren. Der Auferstehungsglaube von Christen hatte ihr den Weg zu Christus gewiesen.
Christin geworden war sie glücklich darüber auch dem Fleische nach zu Christus zu gehören. Sie wurde von den Nationalsozialisten zusammen mit ihrer Schwester Rosa verhaftet und in Auschwitz vergast. Auf ihrem Transport in das KZ Auschwitz hat sie auf ein Stückchen Papier ihr letztes Wort gekritzelt: "Ich bin mit allem einverstanden... Ave crux, Spes unica! - Sei gegrüßt, Kreuz, einzige Hoffnung. "
Sie hatte ihr Leben, bevor es ihr andere nehmen konnten, längst an den verschenkt, bei dem es buchstäblich todsicher aufgehoben ist: An den Gekreuzigten, der in der Liebe Gottes lebt, die stärker ist als der Tod. Sie hatte ihr Leben an den gebunden, dessen Liebe stärker war und ist als Hass und Gewalt. Von dieser Liebe, so sagt der heilige Paulus im Römerbrief kann uns niemand und nichts trennen. In den Märtyrern wird sichtbar, wozu die Liebe Gottes fähig ist inmitten der Blindheit und Bosheit der Menschen.

Darum können wir am Karfreitag singen:
"Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen! Kommt lasset uns anbeten!" Ja, wir können die Liebe Gottes anbeten, die am Kreuz aufgeleuchtet ist. Gott hat durch Christus aus dem Baum des Verderbens den Baum des Lebens, aus dem Zeichen der Schmach das Siegeszeichen des Auferstanden gemacht hat.

Edith Stein und mit ihr viele Blutzeugen des 20. Jahrhunderts sind lebendige Beispiele für den Auferstehungsglauben.

Das Leben Jesu Christi, sein Tod und seine Auferstehung, setzten den Maßstab für sie, machten es ihnen möglich, alle Leiden dieser Zeit auszuhalten, ohne zu zerbrechen oder zu verzweifeln, sondern aufrecht in einen jede menschliche Würde missachtenden Tod zu gehen.

4 Konsequenz des Getauftseins

Die Zuwendung zu Christus dem Auferstandenen muss aber auch ihre Spur im Leben der Getauften, in unserem Leben hinterlassen.
"Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt,"[2] bekennt Paulus.

Weil wir unser Leben auf Christus bauen, im Gekreuzigten und Auferstandenen geborgen wissen, haben wir es nicht nötig, nur um uns zu kreisen, nur an uns zu denken, nur für uns zu sorgen.

Darum bemühen wir uns ständig, unseren Egoismus zu besiegen und für andere da zu sein. Der Christ sondert sich nicht ab, sondern stellt sich dem Leben und hält es aus. So werden jene, die auf Jesu Tod getauft sind, nicht mehr für sich selber leben, sondern "Christus für uns! " bedeutet für sie: "Wir für die anderen." So hat Edith Stein in der Nachfolge Jesu ihr Leben vollendet.

TAUFE IST BEGINN DER NACHFOLGE CHRISTI. Sie verpflichtet uns auf das Beispiel Christi. Sein Leben war Leben für andere bis hin zu seinem Tod, und sein Leben war Leben für Gott in Treue und Liebe.
Als Edith Stein mit ihrem Klosternamen »Sr. Benedicta de Cruce«, was so viel heißt wie »die vom Kreuz Gesegnete« zusammen mit Ihrer Schwester Rosa im holländischen Carmel von Echt verhaftet wurde, um ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort vergast zu werden, sagte sie zu ihrer Schwester: "Wir tun es für unser Volk." So rückhaltlos hat sie sich in Gott hinein losgelassen, dass sie in der äußersten Erniedrigung zur Selbsthingabe für andere fähig ist. Das Leben Jesu Christi, sein Tod und seine Auferstehung hatten den befreienden Maßstab für ihr Leben und Sterben gesetzt. "Die Selbsthingabe ist die freieste Tat der Freiheit." (W.Herbstrith) Mit Christus darf sie daher aussprechen, was der Eröffnungsvers der Ostermesse besingt:
"Erstanden bin ich und für immer bei dir. Halleluja.
Du hast deine Hand auf mich gelegt. Halleluja.
Wie wunderbar ist für mich dieses Wissen.
Halleluja. "

Blühende Osterglocken am Bach
Blühende Osterglocken am Bach
Das ist mein Osterwunsch für Sie und mich: Es möge uns gelingen, unsere Taufe lebend Christus so nachzufolgen, dass wir jenseits des Todes in dieses Osterlied einstimmen dürfen: "Erstanden bin ich und für immer bei Dir. Halleluja!"

 

[1] Röm 6, 3
[2] Röm 6,6