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2007 (C) Pfingsten

Homilie zum Pfingstmontag in St. Michael Neunkirchen um 10.00 und 18.00

===>> zu den biblischen und liturgischen Texten des Pfingstmontags

Der Heilige Geist schenkt eine neue Qualität des Menschseins
1 Firmung ist Vollendung der Taufe

  • Im Eröffnungswort hörten wir, was durch Jesu Liebe mit uns geschehen ist: »Wir sind befreit von unseren Sünden. Uns ist die Würde von Königen gegeben. Er hat uns zu Priestern gemacht für den Dienst vor Gott«. [1]
  • Nicht alle Getauften sind sich dessen bewusst. Von 49 jungen Christen unserer Pfarrei, die zur Firmung eingeladen waren, nahmen 33 diese Einladung an, 16 zeigten kein Interesse. Sicher, die Pubertät ist eine schwierige Zeit im Leben eines jungen Menschen. Und wer seit seiner Erstkommunion nicht mehr mit der Gemeinde zusammengekommen ist, um Gottes Wort zu hören und Gott durch Christus anzubeten, wer im Religionsunterricht nicht mitgedacht und mitgearbeitet hat, wird auch keine Sensibilität für das Geschenk des auferstandenen Christus, für den Heiligen Geist, entwickeln.
  • So geht es heute Religionslehrern und Priestern ähnlich wie dem Paulus in Ephesus. Dieser traf dort einige Jünger, wir würden heute sagen »Christen« und fragte sie: "Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie antworteten ihm: Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt."
  • Und als Paulus sie nach der Taufe fragt, stellt sich heraus, dass sie nur mit der Taufe des Johannes, aber nicht auf Jesus getauft sind.
  • Eines haben sie manchem unserer Zeitgenossen voraus: Sie interessieren sich für Jesus. Sie möchten zu ihm gehören. Sein Evangelium fasziniert sie. Darum wollen sie auf Jesus getauft werden. Sie sind ganz offen für das, was er ihnen schenken will. Als Paulus ihnen im Namen Jesu die Hände auflegt, empfangen sie den Heiligen Geist. Durch Gebet und Handauflegung, wie es der Firmspender und vor wenigen Wochen auch unser Erzbischof bei uns an den Firmlingen vollzog, schenkt Jesus den vom Vater erbetenen Heiligen Geist.
  • Wo das Taufbewusstsein, das Wissen um die Zugehörigkeit zu Jesus, dem gekreuzigten und auferstandenen Messias Gottes verblasst, der Glaube an ihn und seine Erlösungstat verdunstet ist, dort geht auch das Offensein für das Wirken des Heiligen Geistes verloren, der uns in alles einführen und an alles erinnern will, was Gott durch JESUS für uns getan hat und tut.

 2 Der Heilige Geist schenkt eine neue Qualität des Menschseins

  • Die aus dem Geist des Evangeliums gespeisten Menschenrechte betonen: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wenn der Mensch sich seinem Gott und Schöpfer verantwortlich weiß, ist am ehesten die unantastbare Würde des Mitmenschen gewährleistet.
  • Das Wissen darum allein genügt nicht. Nur wer sich seines eigenen Wertes und seiner eigenen Würde als Mensch, seiner Einmaligkeit vor Gott, bewusst und gewiss ist, wird fähig sein, die Würde und Einmaligkeit des Nächsten anzuerkennen und sie ihm zu geben.
  • So bezeugt Heilige Geist unserem Geist, dass wir Kinder Gottes, seine Söhne und Töchter sind.[2] Er nimmt uns die Angst vor Gott, befreit uns von der Sklavenangst,[3] weil wir glauben, uns vor diesem übermächtigen Gott fürchten zu müssen. Der Geist, den Jesus uns verheißt und vom Vater sendet, ist ja die in uns ausgegossene Liebe Gottes[4], den wir mit dem Kosenamen Abba, lieber Papa, lieber Vater, anreden dürfen[5].
  • Wir werden unsere irdischen Leiden mit Christus tragen[6], weil wir zu ihm gehörend mit ihm verherrlicht und mit ihm erbend Gottes Erben sind. Irdisches Erben ist oft mit Ärger verbunden und zieht manchmal lebenslange Feindschaften nach sich. Auch das Finanzamt meldet seinen Anspruch an. Um unser himmlisches Erbe müssen wir nicht fürchten, solange wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen und an die Liebe Gottes glaubend selber Liebende werden und sind.

2.1 Der Heilige Geist schließt zur Liebe auf

  • Unserem Evangelium geht in Joh 3 das Gespräch mit Nikodemus voraus. Jesus sagt zu diesem: „Nur wer aus Wasser und Geist geboren ist, kann in das Reich Gottes kommen.“[7] Für die Urgemeinde des Johannesevangeliums ist also die Taufe und die Spendung des Heiligen Geistes das Heilszeichen Gottes, in dem sich uns Gott mit seiner ganzen Liebe zuwendet und uns zu seiner neuen Schöpfung macht. - Bei einer Erwachsenentaufe wird daher den Neugetauften sogleich die Firmung gespendet.

 Der Heilige Geist schließt uns für die Liebe Gottes auf.

  • Da durch ihn die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist, erfahren wir das Kommen Gottes in seinem Messias Jesus nicht als Gericht, sondern als das äußerste Zeichen seiner Liebe zu uns Menschen. Wo Gott sich in seiner Liebe dem Menschen in Jesus menschlich offenbart, wird die Fülle des Lebens zuteil, eines Lebens, das die Grenze des Todes nicht kennt, sondern sich in der Ewigkeit Gottes bleibend erfüllt. Wer an Jesus als den von Gott aus Liebe in die Welt gesandten Sohn glaubt, der kommt nicht ins Gericht. Diese Liebe Gottes preist der Psalm 145, aus dem wir Verse nach der 1. Lesung als Antwortgesang gehört haben:
„Der Herr ist gnädig und barmherzig
langmütig und reich an Gnade.
Der Herr ist gütig zu allen,
sein Erbarmen waltet über all seinen Werken.“[8]
  • Freilich wer dieses Geschenk der Liebe schuldhaft nicht annimmt, der ist jetzt schon arm und verloren, Richtungslos und gerichtet.

Der Heilige Geist schließt für ein lichtvolles Leben auf.

  • Überall wo Unterdrückung, Ausbeutung und Ungerechtigkeit herrschen ist das Leben und die Zukunft finster. Das Böse hasst das Licht, hasst Gott, hasst seinen Christus, weil die Böses Tuenden es nicht ertragen, dass ihre Taten vor dem Richter der Menschen offenbar sind. Weil sie schon gerichtet sind, verdrängen sie den Richter der Menschen aus ihrem Leben. Gerade dadurch verschlimmert die Finsternis, der Hass in ihnen, dem nichts mehr heilig ist.

2.2  Gott ist Wahrheit, weil er Liebe ist.

  • Wer also liebt, der tut die Wahrheit, weil die Liebe der Wirklichkeit Gottes entspricht. Darum sagt Benedikt XVI am Beginn seiner Enzyklika "Deus caritas est - Gott ist die Liebe:“
  • »Wir haben der Liebe geglaubt: So kann der Christ den Grundentscheid seines Lebens ausdrücken. Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt. In seinem Evangelium hatte Johannes dieses Ereignis mit den folgenden Worten ausgedrückt: ,,So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt ... das ewige Leben hat’’ (3,16)«


[1] Offb 1,5-6
[2] Röm 8,16
[3] Röm 8,15
[4] Röm 5,5
[5] Röm 8,15
[6] Röm 8,17
[7] vgl. Joh 3,5;
[8] Psalm 145,8 f.

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