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2007 (C)

Homilie zu Lk 13,22-30 am 21.Sonntag in St. Michael Neunkirchen 10.00 und 18.00

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Die Tür ist offen[1]

Vor verschlossener Tür.

  • Fast eine halbe Stunde waren wir in Sevillia von der Kathedrale aus stramm zum National Museum mit großartigen Werken der Malerei gelaufen. Als wir ankamen schlossen sie gerade das Eingangstor. Es half kein Betteln und kein Hinweis, dass wir von weit her kämen und nur heute noch in der Stadt wären. Die Enttäuschung und der Ärger waren groß. Sicher haben Sie auch schon Ähnliches erlebt.

Im Evangelium spricht Jesus davon, dass Gott die Tür zu seinem Reich, nicht nur öffnet, sondern auch verschließt. Und wenn die Tür zu ist, dann hilft kein Betteln und kein Jammern mehr.

  • Kann Gott, den Jesus als Gott der Liebe und des Erbarmens verkündet, so sein? Wen meint Jesus mit den Leuten, die da vor verschlossener Tür stehen? Die das harte Wort hören müssen: Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan?
  • Im nächsten Satz wird klar, dass zunächst Menschen aus dem 1.Gottesvolk gemeint sind. Denn der Hausherr des Reiches Gottes weist auf Abrahm, auf Isaak und Jakob und alle Propheten hin, die im Reich Gottes sind. Es nützt also nichts zu sagen, wir sind Kinder Abrahams, wenn sie Chance nicht nützen, in sein Reich zu gelangen. Und es kann sein, dass andere, auf die sie vielleicht herunter schauen, weil sie zu den Heiden gehören, Zugang zum Reich Gottes bekommen.
  • Darauf verweist die Aussage Jesu, die schon bei Jesaja anklingt und viele Juden damals verärgerte: Man wird von Osten und Westen, von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen.
  • Voraus geht die Frage eines Israeliten: "Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?" Die Frage schon verrät uns, dass wir es mit einem Menschen zu tun haben, der Gott als strengen Richter sieht, der die meisten Menschen, die Heiden erst recht vom Heil ausschließt.
  • Dass diese Frage uns Menschen nicht zusteht, zeigt die Antwort Jesu: "Bemüht euch mit allen Kräften durch die enge Tür zu gelangen; denn viele werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen."
Was aber soll dann die Frohe Botschaft des heutigen Evangeliums sein? Die Antwort lautet kurz und bündig:

Die Tür ist offen.

Sie ist offen für alle. Also nichts wie hinein.
  • Aber das ist nicht so einfach. Die Tür ist nicht breit wie ein Scheunentor, sondern eng. Und deshalb kann man sie leicht übersehen oder sie erscheint nicht attraktiv genug. Es gehört schon ein gewisse Neugierde dazu, wir müssen es eilig haben und dürfen keine Anstrengung scheuen.
  • Vor allem dürfen wir nicht meinen: Es hat noch Zeit, morgen ist auch noch ein Tag, nur Gemach, wird alles nicht so heiß gegessen, wie gekocht. Wir kennen all die Aufschubssprüche.
  • Außerdem, wer zuviel Ballast mit sich herumschleppt, der wird durch die enge Tür nicht hineinkommen, auch wenn er es mit aller Macht versucht. Wir müssen alles Unwichtige, allen überflüssigen Ballast, alles Sperrige ablegen, loslassen.
  • Die Tür zum Reich Gottes hat uns Gott aufgemacht, für jeden von uns ganz persönlich bei der Taufe. Die Tür ist für mich offen, aber ich muss mich auf den Weg machen, mir das Heil schenken lassen, es annehmen.
  • Die Tür hat sich weit aufgetan bei der Erstkommunion. Jesus hat uns an seinen Tisch geladen und uns gesagt, dass er zum Hochzeitsmahl des ewigen Lebens einlädt. Damit wir auf dem Weg nicht erlahmen, lädt eruns Sonntag für Sonntag ein, am Tisch seines Wortes und seines Leibes und Blutes Platz zu nehmen, damit er uns mit seinem Geist, mit seiner Liebe, mit seinem Auferstehungsleben erfüllen kann.
  • Die Tür zu seinem Reich macht er uns immer wieder auf im Sakrament der Versöhnung, wenn wir umkehren zu ihm und er uns durch den Mund des Priesters los spricht von unseren Sünden.

Gott hat eine Zeichen aufgestellt,

  • so hörten wir in der Lesung, zuerst bei den Israeliten. Er hat einen ewigen Bund mit ihnen geschlossen und er will sie zu seinen Zeugen machen unter den Völkern. Sie sollen zu denen gehen, die noch nichts von ihm gehört und seine Herrlichkeit noch nicht gesehen haben. Sie dürfen das geschenkte Heil nicht für sich behalten, sondern sollen auch anderen die Möglichkeit eröffnen, dieses Geschenk zu empfangen.
  • Durch Jesus hat er noch einmal und endgültig das Zeichen seines Heils aufgerichtet und durch ihn den Neuen Bund mit all denen geschlossen, die ihn als Messias und Heilbringer Gottes annehmen.
  • Jeder von uns ist durch das Geschenk des Glaubens und des Zugangs zum Reich Gottes berufen Missionar zu sein, an seinem Platz: Bei den Neuheiden, den Zweiflern, den Skeptikern, den Resignierten werden wir durch unser Leben und Wort die Herrlichkeit Gottes verkünden.
  • In der Firmung wurden wir dazu gesalbt und gesandt, die Menschen in allen Völkern, aber auch bei uns hereinzuholen in die Nähe Gottes, in sein Haus, zu seinem heiligen Berg. Die Tür unserer Kirchen ist für alle offen, die Gott und sein Reich suchen, die gerettet werden möchten für das ewige Leben bei Gott.
  • Es nützt freilich nichts, wenn in deinem Stammbuch steht, am so und so Vielten getauft, zur Erstkommunion gegangen. Die Firmung wird schon gar nicht mehr ins Stammbuch eingetragen. Wichtig ist, dass du jetzt durch die enge Tür gehst, in deinem Alltag das Zeichen ernst nimmst, das Gott mitten unter uns aufgerichtet hat: Jesus Christus, durch den er den neuen Bund mit uns geschlossen, sein geliebter Sohn, der für uns Wahrheit, Weg und Leben geworden ist.
  • Er ist Wahrheit, weil er uns zeigt und vorlebt, wer und wie Gott ist;
  • Er ist der Weg - weil er uns den Weg des Kreuzes und Todes gehorsam vorausgegangen ist. Das Kreuz ist die enge Pforte durch die jeder hindurch muss, wenn er zu Gott kommen will.
  • Er ist das Leben - weil er den an ihn Glaubenden an seiner Auferstehung Anteil schenkt an der Fülle des Lebens bei Gott.
  • Zu dem Gehen durch die Enge Pforte gehört auch, dass wir uns vor jedem Unrecht hüten und die Gerechtigkeit und Liebe leben.
  • Jedes mal wenn wir die Tür unserer Kirche sehen, werden wir daran denken: die Tür ist offen für mich. Deshalb gehe ich durch sie hinein zu Jesus, der von sich sagt: „Ich bin die Tür.[2] Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“[3]

Wir können alles verlieren oder gewinnen.

  • Das Wort von der engen Tür, das Jesus denen entgegenhielt, die sich allzu selbstsicher auf der richtigen Seite sahen, gilt auch heute. Es gibt noch etwas zu verlieren in diesem Spiel, das Leben heißt und dessen Ausgang bis zuletzt ungewiss bleibt. Ein Blick in die Zeitung reicht, um zu erkennen, wie gefährdet dieses Leben, ja diese Welt mit ihren unzähligen Menschen ist.
  • Jesu Wort ist zweifellos drastisch, klingt bedrohlich und irritierend. Manchmal muss man eben schreien, um Taubheit und Bequemlichkeit der Menschen zu durchdringen.

  • Gottes Angebot aber bleibt. Die Tür ist offen. Also Ballast abwerfen und nichts wie hinein. 

 
[1] 1. L Jes 66,18–21; 2. L Hebr 12,5–7.11–13; Ev Lk 13,22–30
[2] Joh 10,4
[3] Joh 14,6

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