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2007 (C) Jahreskreis

Homilie am 11.Sonntag zur LK 7,36 - 8,3 in Großenbuch St. Johannes der Täufer

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Wir brauchen Liebe und Vergebung
1.0 Das Evangelium ist immer Begegnung mit Jesus.

  • Zum Gott preisenden Jubelruf des Halleluja stehen wir daher auf. So machen wir uns für den Herrn bereit, der im Evangelium vor uns hintritt. Stehend schauen wir mit den Augen des Glaubens auf ihn, unseren Heiland und Erlöser. Im hörenden Stehen drücken wir unsere Bereitschaft aus, als seine Boten in die Welt, in die kommende Woche hineinzugehen und sein Evangelium als gute Nachricht durch unser Leben und unser Wort zu bezeugen. Sobald wir sein Evangelium hören, begegnen wir ihm.

1.1 Zwei Menschen begegnen Jesus

  • Heute erleben wir in der Nähe Jesu zwei ganz verschiedene Menschen und wir sind gespannt wie jeder von ihnen Jesus begegnet:
  • Auf der einen Seite Simon, der Pharisäer, ein Ehrenmann, nach dem Gesetz des Mose lebend
  • Auf der anderen Seite eine Frau ohne Namen, eine Hure, stadtbekannt, ohne Moral.
  • Zwischen beiden Jesus, den viele Rabbi, Lehrer, nennen und von dem das Volk sagt, er sei ein Prophet.
  • Die Art und Weise, wie jeder der beiden Jesus begegnet, ist auch für unsere Jesusbegegnung von Bedeutung. Zuerst

1.1.1 Simon, der Pharisäer

  • Indem er Jesus zum Essen in sein Haus lädt, bekundet er zumindest ein wohlwollendes Interesse an dem Rabbi Jesus. Das ist weit mehr als bloße Höflichkeit. Zwar verhält er sich Jesus gegenüber nicht gerade herzlich, aber korrekt und normal.
  • Hätte er Jesus durch einen seiner Sklaven ein Fußbad angeboten, ihm einen Begrüßungskuss gegeben oder gar sein Haupt mit wohlriechendem Öl salben lassen, dann wäre das etwas Besonderes gewesen. So aber behandelt er Jesus wie einen ganz normalen Gast.

1.1.2 Die Frau, eine Sündern

  • Sie begegnet Jesus ganz anders. Die Botschaft Jesu von der Liebe Gottes, die den Verlorenen sucht bis sie ihn findet, hat sie tief berührt. Zum ersten Mal fühlt sie sich als Mensch ganz angenommen. Sie ist voller Dankbarkeit gegenüber Jesus und möchte ihm dies unbedingt zeigen. Da bei Gastmählern die Türen für die Zuschauer offen sind, nützt sie die Gelegenheit, um sich Jesus zu nähern. Dass sie dabei in die Tischgemeinschaft des Pharisäer Hauses eindringt und Jesus das auch noch zulässt, ruft verständlicherweise Ärger und Ablehnung hervor. Wären wir dabei gewesen, hätten wir uns vielleicht sprechen hören: "Alles was recht ist, was die sich herausnimmt. Schamlose Person!"
  • Die Frau kommt mit ihrem Gefäß voll duftendem Salböl in der Absicht Jesus zu salben, am liebsten das Haupt, wie das als Ehrung damals hie und da üblich war. Aber das Erstarren und die abweisende Reaktion der Tafelrunde, aber auch ehrfürchtige Scheu vor der Heiligkeit Jesu lässt sie nur bis hinten zu den Füßen, des auf einem Polster ruhenden Herrn, gelangen.
  • Ihre ganze Art, wie sie mit den Füßen des Herrn umgeht, macht ihre überschwängliche und doch ehrfürchtige Liebe zu Jesus für alle sichtbar, die es sehen wollen.

1.1.3 Der korrekte Simon entschuldigt seinen Gast

  • wohlwollend vor sich selbst: Wenn er wüsste, was die Frau für eine ist, hätte er sich nicht so andauernd von ihr berühren lassen. Simon nimmt in seinem Innersten Anstoß und spricht ihm jede Herzenskenntnis ab, die man bei einem Propheten voraussetzte.
  • Simon erkennt nicht, dass das Stillhalten Jesu ein unbedingtes Ja zu der Sünderin ist. Es fehlt ihm der Zugang zum Herzen Jesu und erst recht zum Herzen der Frau. Weil er meint genau zu wissen, wie Gott mit den Sündern verfährt und wie der Gerechte sich ihnen gegenüber zu verhalten habe, findet er den Zugang, zu dem was hier vorgeht, nicht. Er sieht und erkennt nicht die Auswirkungen der Liebe und des Erbarmens Gottes, die dieser Gott durch Jesus schenkt und wie die Frau dankbar durch den zärtlichen Umgang mit den Füßen Jesu darauf liebend antwortet.

Wie aber sieht

1.2 Die Antwort Jesu auf das Verhalten des Simon und der Frau aus?

  • Jesus erzählt eine Geschichte: Im Gleichnis von den zwei Schuldnern zeigt Jesus seinem Gastgeber, dass er gerade das besitzt, was dieser ihm abspricht: die Herzenskenntnis.

1.2.1 Jesus kennt das Herz des Simon und der Sünderin

  • Er kennt das Herz des Pharisäers und seine Verhärtungen. Er kennt aber auch das Herz der Sünderin, das durch die Liebe Gottes, die sie durch Jesus erfahren hat, aufgeschlossen wurde. Jesus kennt auch unser Herz, deines und meines. Und er kennt es bis auf den Grund. "Herr, dir ist nichts verborgen. Du kennst mein Wesen ganz,“ so beginnt das vom Psalm 139 inspirierte Lied, das wir heute singen.[1]

1.2.2 Jesus macht deutlich, dass jeder ein Schuldner Gottes ist.

  • Der eine schuldet Gott mehr, der andere weniger. Auch der Fromme, der Rechtschaffene ist und bleibt Gottes Schuldner. Wäre das nicht so, hätte Jesus seinen Jüngern im Vater unser nicht zu beten gelehrt: "Vergib uns unsere Schuld". Gott hat uns geschaffen. Er ist der Herr unseres Lebens. Wir gehören ihm. Also kann er von jedem und jeder von uns erwarten, dass wir ihm mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit unserer ganzen Vitalität lieben. Wer aber kann sagen, dass ihm das immer gelingt? Niemand kann sagen, er habe mit seiner kleinen Liebe seine Schuldigkeit getan.[2]

1.2.3 Gott erlässt beiden Schuldnern die ganze Schuld

  • Darauf soll jeder mit dankbarer Liebe antworten. Jesus deutet diese demütige Geste der seine Füße salbenden Frau als dankbares Liebeszeichen für das durch Jesus erfahrene göttliche Angenommen- und Geliebtsein.
  • Statt sie als Sünderin abzuweisen, sollten alle diesem Geschehen Zusehenden, und dazu gehören jetzt auch wir, sich über die der Frau zuteil gewordene Vergebung und die Verwandlung in eine Gott und Jesus dankbar Liebende mitfreuen.
  • Jesus selber nennt ihre große Liebe zu ihm als Grund für die zuteil gewordene Vergebung. Petrus drückt das später in seinem 1. Brief so aus: "Vor allem haltet fest an der Liebe zueinander; denn die Liebe deckt viele Sünden zu."[3] Es war immer Lehre der katholischen Kirche. Nicht die Sünde sollen wir lieben, aber den Sünder und die Sünderin.
  • Die aus Gnade erlangte Vergebung bewirkt Liebe. Diese muss ich in Liebe zu den Mitmenschen, auch zu den Sünder in die Tat umsetzen, um selber der Vergebung auch weiterhin gewiss sein zu können. Die Frohe Botschaft dieses Sonntags heißt: Es gibt

1.3 Vergebung für die Frau und für uns.

  • Am Schluss vollzieht Jesus die von Gott geschenkte Vergebung aufgrund der ihm von der Frau erwiesenen Liebe. Er spricht ihr die Absolution, die Vergebung Gottes zu: "Deine Sünden sind dir vergeben."

1.3.1 Der Glaube an das Erbarmen Gottes

  • hat die Frau zu Jesus getrieben. Von ihm empfängt sie jetzt die Gewissheit der Vergebung. Die Vergebung Gottes ist ein Ereignis, das Gott uns personal und leibhaftig zuteil werden lässt. Auch die Vergebung, deren wir durch die große Liebesreue und Liebestat schon gewiss sein können, braucht auch die Gewissheit des Zeichens und des Wortes durch den sakramental bevollmächtigten und an uns handelnden Priester.
  • Denn die Zuwendung Gottes und seines befreienden Wortes ist in Jesus Christus Fleisch, Mensch geworden, sie wird also durch einen Menschen uns zugesprochen. Auch Jesus spricht im Evangelium der Sünderin die Vergebung zu, die von Gott schon geschenkt ist.

1.3.2 Das Sakrament der Sündenvergebung als Geschenk Gottes

  • Weil der Mensch zu seinem Heil die Vergebung der Sünden braucht, hat die Kirche das Sakrament der Sündenvergebung uns als kostbares Geschenk durch die Jahrhunderte bewahrt. Sie sagt uns, wir sollten nach jeder Sünde, vor allem nach jeder schweren Sünde die Liebesreue erwecken, uns der Liebe und dem Erbarmen Gottes neu öffnen, um Vergebung zu erlangen, aber auch baldmöglichst die sakramentale Lossprechung in der Beichte suchen.
  • Dabei kann es uns ähnlich ergehen, wie der Sünderin im Evangelium. Man wird uns komisch anschauen, dumm anreden, was wir denn verbrochen hätten. Wenn wir aber der Liebe Gottes trauen, uns als Schuldner Gottes erkennen und bekennen, werden wir uns in demütiger und dankbarer Liebe zu Jesu Füßen niederlassen und ihm unsere Liebe durch Taten der Liebe zeigen.
  • Wir werden aus dem Mund des zum Dienst der Versöhnung geweihten Priesters die befreienden und heilenden Worte hören: "Ich spreche dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Deine Sünden sind dir vergeben. Geh hin in Frieden" Durch den Mund des Priesters sagt der Herr zu uns: "Ich spreche dich los von deinen Sünden." Und wir werden befreit und dankbar der Liebe und dem Erbarmen verpflichtet gehen und erneut versuchen, unser Leben von seiner Liebe geleitet zu führen.



[1] GL 292
[2] (vgl. Lk 17,10)
[3] 1 Petr 4,8

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