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2007 (C) Leitartikel

Schale und Kelch
Schale und Kelch

 

 

Leitartikel im »Agustinus« dem Infoblatt für den Seelsorgebereich "St. Augustinus"

Mahlgemeinschaft mit Jesus


Was verbindet uns miteinander?


  • Die Kinder der 3. Klassen erleben in diesen österlichen Tagen ihre Erste Heilige Kommunion. Sie essen vom Brot des Lebens, in dem sich Jesus ihnen ganz persönlich schenkt. Sie dürfen erfahren, dass sie Freundinnen und Freunde Jesu sind. Zugleich spüren sie, dass sie durch Jesus auf besondere Weise miteinander verbunden sind. Diese aus der Begegnung und Freundschaft mit Jesus kommende Gemeinschaft kann über 25, 50, ja 60 Jahre hinweg Menschen verbinden, wie die Feier der Jubelkommunion in diesen Wochen zeigt.
  • Nicht nur, dass sie miteinander einige Jahre zur Schule gegangen sind. Nicht nur das, was beim Festessen auf dem Tisch steht oder was wir im Glase haben, verbindet. Miteinander Mahl halten wird nur dann zum Ereignis und zum Fest, wenn wir einander annehmen, schätzen und lieben. Woraus speisen sich solche Haltungen? Die Antwort können wir finden, wenn wir fragen:

Wer verbindet uns?

  • Wir halten uns dort gerne auf, wo Menschen sind, die uns lieben, die gut, zärtlich und verständnisvoll mit uns umgehen. Und Menschen, die sich lieben, die möchten auch bei einander wohnen. So ist es gut darüber nachzudenken,

Wo Gott und Jesus gerne wohnen.

  • Bei einem Besuch in der Neunkirchner Pfarrkirche finden sie die Antwort. Sie sehen den Aufbau des ehemaligen Hochaltars: Der Erzengel Michael deutet auf die Herrlichkeit Gottes in der sich ein Dreieck mit Auge zeigt. Darüber ein Medaillon. In ihm steht auf Lateinisch ein Gottesspruch aus dem Alten Testament: »Deliciae meae esse cum filiis hominum«. "Meine Wonne ist es, bei den Menschen zu wohnen." (Spr 8,31) Darüber das Zeichen für Jesus »IHS«, der in der Herrlichkeit des Himmels beim Vater wohnt. Jesus sagt: "Wenn jemand mich liebt wird er an meinem Wort festhalten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen." (Joh 14,23) Gott, der Vater und Jesus, der Auferstandene wollen bei jedem von uns wohnen, bei Dir und bei mir.
  • Aber Gott kommt nicht als Einbrecher. Er kommt nur dort, wo er willkommen ist, wo man ihn einlässt. Höre ich bereitwillig sein Wort, öffne ich ihm die Tür. Wenn mich sein Wort nährt, es mir lebenswichtig ist, werden Gott und Jesus gerne bei mir wohnen. Diese Einwohnung Gottes geschieht in besonders dichter Weise in der

Mahlgemeinschaft mit Jesus.

  • In der heiligen Woche haben erlebt, dass Jesus sein Leiden, seine Auferstehung, sein Hinübergehen zum Vater mit dem Abschiedsmahl beginnt. Nicht Trauer und Resignation erfüllen Jesus in diesem Augenblick, sondern Sehnsucht.
  • Er schaut über sein Leiden hinweg in die Zeit der Erfüllung, die Gott heraufführen wird; in die Zeit der vollendeten Gottesherrschaft unter dem Bild des endzeitlichen Mahles. So wie wir uns an einem Festtag auf das festliche Mahl freuen, so, ja noch mehr dürfen wir uns auf dieses endzeitliche Mahl freuen, das Gott uns bereitet.
  • Für dieses Ziel gibt er nun sein Leben hin. So kostbar ist das Künftige, dass es jedes Opfer, die ganze Liebe, wozu ein Mensch fähig ist, wert ist. Für die Jünger ist das zugleich die Verheißung, dass alle Trennung endgültig überwunden wird. Beim Abschiedsmahl hinterlässt Jesus seinen engsten Freunden ein

Letztes Wort und bleibende Stiftung.

  • "Das ist mein Leib, das bin ich, der für euch hingegeben wird." Was Jesus den Aposteln reicht, ist also sein Leib, den er für sie und die Vielen in den Tod hingeben wird. In ihm begegnet er uns mit seiner ganzen Liebe als Person. Darauf folgt bei Lukas der Stiftungsbefehl: "Tut dies zu meinem Gedächtnis". In der bleibenden Wiederholung durch die Apostel und durch die von ihnen bestellten Nachfolger macht Jesus sein Tun zu einer bleibenden Einrichtung, in der er den am Mahl Teilnehmenden seinen im Tod hingeopferten und auferstandenen Leib reicht.
  • Zugleich wird der Kelch zum Zeichen des Bundes, den Gott durch Jesus mit den an ihn glaubenden Menschen schließt. Dieser Gott, der Jesus auferweckt, bindet sich an uns. Wer sich an diesen Gott bindet, für den wird Jesu Hingabe bis in den Tod die Tür zum Leben, zur Auferstehung. Quelle der Kraft und Ziel allen Bemühens ist daher für den Christen

Die Feier des Sonntags und der Eucharistie.

  • Wer den Wunsch Gottes, bei uns und in uns zu wohnen, kennt, für den wird die sonntägliche Messfeier, ja jede Messfeier ein kostbares Geschenk Gottes sein. Es wird ihm ein Herzensbedürfnis daran teilzunehmen und teilzuhaben.
  • Wer Jesu Sehnsucht nach uns spürt, seine Hirtensorge für einen jeden von uns erkennt, der kann gar nicht anders als aus der Wort- und Mahlgemeinschaft mit Jesus Sonntag für Sonntag neue Kraft schöpfen und sich mit seinem ganzen Leben in die Hingabe Jesu mit hineinzuschenken. Wir wissen, durch das Einwerden mit Jesus sind wir mit allen Menschen, die sich vom Tisch des Wortes und der Eucharistie nähren, auf besondere Weise verbunden. Wir werden erbarmend, Frieden stiftend und achtsam unseren Mitmenschen und er ganzen Schöpfung begegnen.

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