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2007 (C)

Homilie zum 30. Sonntag im Jahreskreis am Sonntag der Weltmission im Altenheim St. Elisabeth in Neunkirchen und in der Filialkirche »Maria, Königin des Friedens« in Rödlas

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MISSION IST DIE EXISTENZWEISE DER KIRCHE

  • Dem Schweizer Theologen Emil Brunner wird der Satz zugeschrieben: „So wie das Feuer im Brennen existiert, so existiert die Kirche nur in ihrer Mission! “ Mission – das ist also nicht eine „Aufgabe“ der Kirche neben vielen anderen, sondern ihre vornehmste. (Vorlage Missio)
  • Hätten die Apostel, hätte Paulus vor 2000 Jahren nicht missioniert, hätte sich der christliche Glaube nicht bei den Menschen des Mittelmeerraumes ausbreiten können.
  • Von ihrem Glauben überzeugte Christen, Missionare und Missionarinnen sind zu allen Zeiten ausgezogen, um bei fremden Völkern das Evangelium von der Liebe Gottes zu verkünden und zu bezeugen.  Die Kirche lebt und sucht ihren Weg in die Zukunft, weil und insofern sie teilhat an der Sendung Jesu, der allen Menschen und der ganzen Schöpfung das Heil Gottes zusagte. Als Erstes preist er die Armen selig.

Option für die Armen

  • Die Option für die Armen leuchtet in den Schriften des AT immer wieder auf. Beim Gott Israels, der auch der Gott und Vater Jesu ist und damit der Gott der Christen, gibt es, wie wir in der Lesung hörten, keine Begünstigung, keine Vetterles- und Basenwirtschaft. Er ist nicht parteiisch. Er missachtet nicht das Schreien der Witwen und Waisen. Er bereitet den Nöten der Unterdrückten ein Ende. Das Schreien der Elenden kommt bei im ans Ziel. (Sir 35,15-22)
  • Die Armen sollen diese Frohe Botschaft hören und sich freuen, haben wir im Antwortgesang aus dem Psalm 34 gehört.
  • Die Option für die Armen gehört wesentlich zum des Evangeliums Jesu und des NT.
  • Die Solidarität Gottes mit den Armen ist so groß, dass er, an allem reich ist, in seinem Sohn Jesus Christus arm wird, um alle reich zu machen. Paulus sagt es im 2 Kor. so: "Denn ihr wisst, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen."[1]
  • Diese Liebe Christi, die für alle gestorben ist, soll uns wie den hl. Paulus drängen, unsere Mitmenschen nicht nach menschlichen Maßstäben einzuschätzen, sondern sie mit den Augen Jesu zu sehen, der sich für alle hingegeben hat. Mit unnachahmbarer Klarheit drückt dies Paulus so aus: "Er ist aber für alle gestorben, damit die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde."
  • Wir leben für ihn und mit ihm und in ihm, wenn wir unseren Glauben, unser geistiges und materielles Vermögen mit den Armen teilen. Es geht dabei nicht nur um Almosen, um in einer konkreten Notlage zu helfen, sondern es geht vor allem darum, den Armen zu helfen, aus Not, Unterdrückung, Benachteiligung heraus zu finden. Deshalb gehören zur Mission neben der Verkündigung des Evangeliums auch Bildung, Einsatz für die Menschenrechte, Arbeit für den Frieden, Überwindung des Hungers, Kampf gegen Krankheit, besonders gegen Aids.
Im heutigen Evangelium geht es um eine

neue Einstellung Gott und dem Mitmenschen gegenüber,

  • die weder selbstherrlich noch parteiisch ist. Das heutige Evangelium richtet sich an "einige, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten." Selbst wenn wir uns nicht so einschätzen, ist die Erzählung für jeden Christen bedenkenswert.
  • Im Pharisäer begegnet uns Selbstgerechtigkeit bis ins Beten hinein, verbunden mit dem Nicht-gönnen-Können des Heils für andere; jedenfalls nicht, solange diese nicht die gleichen Werke des Glaubens aufbringen wie man selbst. Leider begegnet uns in fundamentalistischen Christenkreisen und Sekten auch heute solches Denken.
Richtig beten
  • Schauplatz der Erzählung ist der Tempel in seiner Funktion als "Haus des Gebetes". Womit das Evangelium jetzt mitten unter uns angekommen ist, die wir uns im Hause Gottes versammelt haben, um Gott zu loben, zu danken und zu bitten.
  • In der Tat! Das Lob Gottes durch Christus, mit ihm und in ihm, gehört wesentlich zum Lebensausdruck der Kirche. Die Klöster beginnen daher ihren Tag mit dem Morgenlob, der Laudes, und schließen ihn mit der Vesper, dem Abendlob. Auch in charismatischen Gruppen spielt der Lobpreis Gottes eine große Rolle.
  • Das 2.Vat. Konzil bezeichnet den Altar als die Mitte der Anbetung und des Lobpreises Gottes, die Mitte allen Bittens und Dankens.
  • Der Höhepunkt der Anbetung bei der hl. Messe ist das Hochgebet, das mit der Präfation, dem Aufruf zum Lob Gottes beginnt, in das wir im Sanctus in den anbetenden Lobpreis der Engel einstimmen.
  • In der hl. Wandlung wird unser Anbeten und Loben durch das gegenwärtig Werden des Opfers Christi, seiner Hingabe an Gottes Willen zum Heil der Welt, seiner Liebe zu den Menschen, auch zu seinen Feinden und Mördern bis zum Aushauchen seines Lebens, seiner Auferstehung und Himmelfahrt zur von Gott geschenkten Höhe geführt.
  • Die Anbetung und der Lobpreis Gottes schließen mit der gewaltigen Doxologie, dem Preisruf des "durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir Gott allmächtiger Vater in der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre."
  • Als die Jünger nach ihrer Aussendung durch Jesus zurückkommen preist Jesu vom Geist erfüllt vor seinen Jüngern den Vater mit den Worten: "Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast."[2] Er preist Gott, weil dieser sich in ihm den Kleinen, den Armen, den Sündern, zuwendet. "Denn so hat es Gott gefallen,“ bekennt er.
  • Beim letzten Mahl spricht Jesus den in der jüdischen Tradition des Pschamahles vorgesehenen großen Lobpreis, bevor er das Opfer und Mahl des Neuen Bundes stiftet.

Mission - den ganzen Reichtum Gottes mitteilen

  • Mission, Verkündigung des Evangeliums, soll den Armen den ganzen Reichtum mitteilen, den Gott ihnen durch uns zeigen und schenken will. Wobei zu den Armen nicht nur die materiell Armen gehören, sondern auch Menschen, die gemieden und ausgegrenzt als Abschaum der Gesellschaft abgestempelt werden.
  • Anhand der Beispielgeschichte des reichen, aber von allen Frommen verachteten Zöllners, der sich nur hinten in den Tempel hineinwagt und dessen ganzes Gebet aus dem kurzen Bußruf "Gott, sei mir Sünder gnädig!" besteht, gelangt neues Zutrauen und göttliches Heil zu den Sündern. Also gerade zu denen, die Dreck am Stecken haben, schuldig geworden sind. Und die manche Frommen zu den Verdammten gerechnet werden.
Identifikation mit dem Zöllner
  • Wenn es gelingt, sich mit der Figur des Zöllners zu identifizieren, geben wir zu, dass wir alles von Gott erwarten. Für uns selbst und für andere aber in die Haltung des demütigen Empfangens einschwenken. Denn was haben wir, was wir nicht empfangen haben? Den Glauben an Gott eingeschlossen. Dann wird unser Beten eher dem des Zöllners als dem des Pharisäers gleichen.
  • Natürlich will Gott, dass wir mit unseren Talenten arbeiten, Frucht bringen. Denn er wird Rechenschaft von uns verlangen. Wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel verlangt.
Keine Selbstbeweihräucherung
  • Aber unsere eigne Anstrengung darf uns nicht dazu verführen, uns selber zu beweihräuchern und auf andere herabzusehen, die nicht so viel oder gar nichts vorzuweisen haben. Vielmehr legt Jesus seinen Jüngern nahe: "Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan."[3]
  • Deshalb werden wir nie sagen: Ich bin stolz auf mich, auf meine Kinder, auf meine Leistungen. Der Stolz gehört nicht von ungefähr zu den sieben Wurzelsünden. Er blendet den Menschen, so dass er sein Leben, seine Talente und Fähigkeit nicht mehr als unverdientes verdanktes Geschenk sieht, sondern als eigene Leistung. Obwohl doch Gott in uns das Wollen und Vollbringen bewirkt, über unseren guten Willen hinaus.[4]
  • Der Dank an Gott darf wie beim Pharisäer nicht zum Anlass werden, die eigene Person, ihre Leistung unter dem Deckmantel der Frömmigkeit zum Eigenruhm zu missbrauchen oder dabei verächtlich auf den Zöllner herabzusehen, der nichts vorzuweisen hat, außer seine Sünden. Solches Beten und Danken ist in den Augen Gottes wertlos. Der scheinbar Gerechte ist und bleibt ein Ungerechter, einer der nicht gerecht, nicht richtig ist. "Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden."[5]

Erfahrung des unbedingten Angenommenseins annehmen

  • Für uns geht es darum, die im Geist Gottes mögliche Erfahrung des unbedingten Angenommenseins in Jesus Christus als Zuspruch und Anspruch anzunehmen und an unsere Mitmenschen, gerade an die Armen und Verachteten weiter zu geben. Unser Glaube ist unsere Mission, unsere Sendung: der Glaube an Jesus Christus und seine Botschaft.
  • Mit Papst Benedikt dürfen wir fragen: „Was gibt uns Christus eigentlich? Warum sollen wir seine Jünger sein? Die Antwort heißt: Weil wir hoffen, in der Gemeinschaft mit ihm das Leben zu finden. Das wahre Leben, das dieser Bezeichnung würdig ist. Und darum wollen wir ihn auch den anderen vorstellen und ihnen die Gabe weitergeben, die wir empfangen haben.“[6]


[1] 2 Kor 8,9
[2] Lk 10,21
[3] Lk 17,10
[4] Phil 2,13
[5] Lk 18,14
[6] beim Besuch in Brasilien

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