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2007 (C) Osterzeit

Homilie zu Joh 6,1-15 am Freitag der 2. Osterwoche zur Laudes und Messfeier in der Augustinuskapelle in St. Michael Neunkirchen am Brand

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Durch Hergeben geschieht Großes

  • Zeichensprache ist uns sehr geläufig, mit Zeichen verständigen wir uns.Für Taubstumme ist sie sogar die wichtigste Form der Verständigung. Es gibt inzwischen eine eigene Lehre von den Zeichen. Zeichen spielen eine wichtige Rolle in unserem Leben.
  • Von Zeichen wird auch im Evangelium gesprochen: "Eine große Menschenmenge folgte Jesus, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat." Haben die Menschen damals Jesu Zeichen verstanden? Finden wir heute das richtige Verständnis dafür? Liegt nicht damals wie heute das Mißverständnis in einer oberflächlichen Betrachtung begründet: da ist ein mächtiger "Wunderheiler", ein "Brotkönig", der unsere Wünsche nach Gesundheit und Stillung des Hungers erfüllt?
  • Bei näherem Hinsehen dürfte uns aufgehen, daß nicht Jesus im Mittelpunkt dieser Begebenheit steht, sondern der Junge mit seinen fünf Broten und zwei Fischen. Es war wohl der Reiseproviant gegen den eigenen Hunger. Dieser Junge schenkt alles her. Er stellt alles der hungernden Menschenmenge zur Verfügung. Da erst geschieht das Wunder. Der Junge setzt ein Zeichen, und Jesus zeigt in diesem Jungen auf, worauf es ankommt.
  • Durch Teilen geschieht dieses Zeichen. Im Teilen vermehrt sich die Nahrung, das Abgeben macht nicht ärmer, das Loslassen füllt die Hände. Alle werden satt. Gott will die Menschen nicht bloß "abspeisen"; er will sie satt machen an Leib und Seele, ihnen Freude, Liebe und Geborgenheit, Leben und Frieden in Fülle schenken. Gott zeigt dabei, daß er ohne uns Menschen nichts tut- er sucht und braucht Menschen, die nicht nur für sich selbst, sondern für andere leben. Er sucht und braucht Sie und mich.
  • In dem kleinen Jungen finden wir uns wieder. Unser Verstand sagt: Es reicht nicht. Wir haben nur wenig in Händen an Brot, an Mut und Kraft, an Glaube und Liebe. Jesus sagt: Wagt es mit dem Wenigen! Gott ermuntert uns: Gebt ab vom "Reiseproviant", den ich euch mitgegeben habe. Er genügt allen, und es wird Großes geschehen, wenn ihr davon austeilt.
  • Es ist wie mit dem Licht der Osterkerze in der Osternacht. Wenn mit der brennenden Osterkerze die Kerzen der versammelten Gemeinde angezündet werden, nimmt das Feuer nicht ab, vielmehr wird das Licht größer, heller. Wenn ich anderen meinen Glauben an den Auferstandenen bezeuge, wird mein Glaube nicht schwächer, sondern stärker. Selbst der kleinste Beitrag kann Großes bewirken.

  •  Wie der Junge im Evangelium werden wir daher unseren »Reiseproviant«, unsere geistlichen, geistigen und materielle Fähigkeiten dem Auferstandenen und seiner Kirche zur Verfügung stellen. Von ihm gesegnet und ausgeteilt wird das Kleinste, das wir geben, Großes bewirken.
  • Alles was wir sind und haben, ist geschenkt, um es weiterzuschenken. Der schlichte Landpfarrer bei G. Bernanos kann am Ende nur stammeln: "O Wunder meiner leeren Hände! Daß ich geben durfte, ohne etwas zu besitzen."