Predigten
2006 Die wahren ChristenDer Text 1 Joh 3,1-10 Das Geschenk der Kindschaft Gottes: 3,1-10 Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. 2 Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. 3 Jeder, der dies von ihm erhofft, heiligt sich, so wie Er heilig ist. 4 Jeder, der die Sünde tut, handelt gesetzwidrig; denn Sünde ist Gesetzwidrigkeit. 5 Ihr wisst, dass er erschienen ist, um die Sünde wegzunehmen, und er selbst ist ohne Sünde. 6 Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht. Jeder, der sündigt, hat ihn nicht gesehen und ihn nicht erkannt. 7 Meine Kinder, lasst euch von niemand in die Irre führen! Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie Er gerecht ist. 8 Wer die Sünde tut, stammt vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören. 9 Jeder, der von Gott stammt, tut keine Sünde, weil Gottes Same in ihm bleibt. Er kann nicht sündigen, weil er von Gott stammt. 10 Daran kann man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennen: Jeder, der die Gerechtigkeit nicht tut und seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott. Homilie zu 1 Joh 3,7-10Die Frage "Wer ist ein wahrer Christ", wird seit es Christen gibt, immer wieder gestellt. Auch in der Gemeinde, an die Johannes seinen ersten Brief schreibt, gab es die um diese Frage kreisenden Auseinandersetzungen. In dem der Lesung vorausgehenden Versen 1 - 6 stellt Johannes das Wesentliche des Christseins heraus: Es ist die Gemeinschaft mit Gott, dessen väterliche Liebe sich in Jesus Christus uns erschloss, wie es in der 5.Strophe des Liedes Stille Nacht heist: "Stille Nacht, heilige Nacht,/ wo sich heut alle Macht väterlicher Liebe ergoss / und als Bruder huldvoll umschloss Jesus die Völker der Welt, Jesus die Völker der Welt." "Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es," stellt Johannes fest. Aber das allein genügt noch nicht. Was wir am Ende unserer irdischen Existenz unverhüllt vor Gott hintretend sein werden, muss sich erst noch herausstellen. Soll die Gemeinschaft mit Gott halten und wachsen, dann müssen wir ihm immer mehr ähnlich werden. Dann darf es nicht mehr heißen, "das sieht dir ähnlich," sondern "du siehst Christus ähnlich." Du führst nicht nur den Namen Christi, sondern du bist wie Christus. Daher kommt ja der Name Christen, dass die ihnen in der Weltstadt Antiochien begegnenden Menschen sagten: Die sind wie ihr Christus. Aus dieser Grundgegebenheit der sich uns schenkenden Liebe Gottes durch die wir seine Kinder, seine geliebten Söhne und Töchter, sind, ergeben sich Konsequenzen. Wer sie nicht trägt, steht nicht in der Gemeinschaft mit Gott, ist kein wahrer Christ (3,4.6b.8.1O). Ein Solcher hat Gott, der heilig, Fülle der Liebe und des Erbarmens, innigste dreifaltige und dreieinige Gemeinschaft ist, nicht erkannt. Daher zieht Johannes im Vers 3 diese Konsequenz: "Jeder, der dies von ihm erhofft, heiligt sich, so wie Er heilig ist." Auslegung1. Jedes Handeln, das nicht auf die Liebestat Gottes mit Liebe antwortet, nennt 1 Joh SÜNDIGEN. Er meint damit jedes Tun oder Unterlassen, das andere Ziele verfolgt als Gott mit seiner in Christus geschehenen befreienden, heilenden, gemeinschaftstiftenden Tat. Solches gegen die Liebe gerichtete Tun schlägt dem (menschgewordenen) SOHN Gottes ins Gesicht. Die ganze Existenz Jesu wurde davon gespeist, den Willen des Vaters zu tun (v5; Joh 4,34); Wer also nicht liebt, verhält sich antiCHRIST-lich, teuflisch. So legt das gemeinschaftstiftende oder das gemeinschaftzerstörende Verhalten an den Tag, ob einer Kind Gottes ist (und so wahrer Christ) oder ob er vom Teufel herkommt (und zu ihm geht). 2. Darum ist Christus gekommen, die Sünde weg zu nehmen, also alles die Liebe Verletzende und Zerstörende weg zu lieben. Darum ist es so wichtig in ihm zu bleiben. Das geschieht durch die Pflege der personale Beziehung zu Jesus Christus. Wie wächst diese personale Beziehung zu Jesus? Wie wird daraus ein in IHM Bleiben? Durch das Wort der Heiligen Schrift, besonders der Evangelien, und durch das Hören auf dieses Wort vereinigen wir uns mit ihm auf eine zweifache Weise nahe. Einmal dadurch, dass er selber ganz im Wort Gottes, das durch die Tora und die Propheten an das Volk Gottes ergangen ist, zuhause war. Jedes Wort der Schrift lesen und hören wir gleichsam zusammen mit ihm, wie er es versteht. Er ist wie bei den Jüngern von Emmaus unser innerster Schriftausleger. Zum zweiten kommen wir ihm dadurch nahe, weil er selber das menschgewordene Wort Gottes ist. Dieses bewirkt, wie Vers 6 bezeugt: "Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht. Jeder, der sündigt, hat ihn nicht gesehen und ihn nicht erkannt." 3. Aus dem Prinzip "Wir sind Kinder Gottes" folgt für 1 Joh absolut: Wer so zu Gott gehört, wird nicht sündigen (v 9). Grund dafür ist der im Kind Gottes lebende SAME Gottes. Damit ist nicht an eine "physische" Vergöttlichung des Menschen gedacht (etwa im Sinne der späteren Gnostiker, die sich jeder Sünde für unfähig hielten; vgl. 1, 8.10; 3, 20a). 1 Joh redet vielmehr von dem Fundament, auf dem Gemeinschaft mit Gott gelebt werden kann. In der Gottesgemeinschaft sind wir nicht bloß wie adoptierte verwahrloste Kinder, deren belastete Veranlagung durch Adoption allein nicht saniert wird. Gott pflanzt uns vielmehr die Fähigkeit ein, seinen Willen erfüllen zu können. Paulus spricht in diesem Zusammenhang in Röm 8,7-9 vom Geist: "Ihr aber seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt." Das nicht Sündigen ist "nur" die Kehrseite dieser inneren Fähigkeit, Gottes Willen zu tun. Stellen wir aber fest, dass wir trotz unserer Gottes Kindschaft sündigen, dann kann das nur heißen, nochmehr auf Jesus zu schauen, in enger Beziehung zu ihm zu leben, auf ihn hörend unser Leben zu führen, in seiner Art den Menschen zu begegnen.
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