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Predigt

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2006

Titularfest »Maria Königin des Friedens« in Rödlas Pfarrei Neunkirchen a.Br.

Dem Frieden Christi dienen [1]

Erinnerung an friedlose Zeiten

Am Freitag besuchte ich mit Freunden das jüdische Museum und anschließend die St. Hedwigskathedrale in Berlin. Die im zweiten Weltkrieg zerstörte und nach 1945 geteilte Stadt ist wieder vereint und aufgebaut. Die Spuren des Schrecklichen sind fast verwischt. Berlin Hauptstadt der Bundesrepublik, des wiedervereinigten Deutschlands, mit herrlichen Museen und Schlössern, besucht von Menschen aus allen Sprachen und Volkern.

Aber diese Stadt ist auch voll von Erinnerungen an schlimme friedlose Zeiten. Wie viel Überheblichkeit, Unfrieden, Krieg und Hass sind von dieser Stadt in den letzten 140 Jahren ausgegangen. Das jüdische Museum erinnert an das Schicksal der Juden in Deutschland seit mehr als tausend Jahren, an die von Rassenwahn und Überheblichkeit geplante und durchgeführte Vernichtung der Juden in Europa durch die Nazis.

In der Bischofskirche von Berlin, in der St. Hedwigskathedrale wird an eine Reihe von Priestern und Laien erinnert, die gegen das Unrecht der Nazis ihre Stimme erhoben und dies mit ihrem Leben bezahlten. Welch ein Glück, dass wir seit 60 Jahren in Frieden leben dürfen und auch die Wiedervereinigung unseres Land friedlich von Statten ging.

Jesus - der Fürst des Friedens

Der Name unserer Filialkirche in Rödlas »Maria Königin des Friedens« macht uns darauf aufmerksam, dass wir auf Maria blickend Menschen des Friedens und der Versöhnung werden und sein sollen. Wir können und dürfen hasserfüllte Reden gegen Menschen anderer Herkunft, Rasse und Religion nicht zulassen und müssen solchem Denken widerstehen. Denn wir gehören zu Jesus, dem Messias Gottes, den uns Maria geboren hat und den uns der Prophet Jesaja als »Fürst des Friedens« angekündigt hat. Darum steht diese prophetische Ansage gleichsam als Überschrift über dem Fest Maria Königin des Friedens: "Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Man nennt ihn: Fürst des Friedens."[2]

Die Größe seiner Herrschaft zeigt sich darin, dass "der Friede kein Ende hat"; denn seine Herrschaft ist nicht eine von oben herab, sondern sie beginnt ganz unten bei den Füßen seiner Jünger, wie es auf dem Tabernakel unserer Kirche dargestellt ist. Nicht in Glanz und Gloria, nicht in mächtigem Auftrumpfen zeigt sich seine Herrschaft, sondern im Dienen, im Für uns da sein als belebendes, befreiendes Wort, als Speise und Trank in jeder Eucharistiefeier. Er ist, wie der Epheserbrief sagt, "unser Friede", der alles Getrennte verbindet, alles Zerrissene heilt.[3] Wie aber kommen wir Christen dazu

Maria - Königin des Friedens

zu nennen? Der 2 Timotheus Brief verheißt denen, die im irdischen Leben zu Christus stehen, die sich durch nichts und niemand von Christus scheiden lassen, die also standhaft bleiben, dass "sie auch mit IHM herrschen werden." Diese Standhaftigkeit wird an Maria deutlich sichtbar.

Darum gedenken wir in dieser Messe des Mitwirkens der Jungfrau bei dem von Christus vollbrachten Werk der Versöhnung oder des "Friedens" zwischen Gott und den Menschen. Dieses Mitwirken Mariens am Werk des Friedens Christi geschah

1) im Geheimnis der Menschwerdung;

denn sie ist die demütige Magd des Herrn, die - wie Evangelium und Präfation künden - aus Gabriels Mund die Botschaft vernahm und in ihrem jungfräulichen Schoß den Fürsten des Friedens empfing", ihn der "uns den Frieden wiedergebracht, da er sich das Niedrigste mit dem Höchsten versöhnt hat",  wie es der die heilige KOMMUNION begleitende Vers es sagt.

Dieses Mitwirken Mariens am Werk des Friedens Christi geschah

2) im Geheimnis des Leidens;

denn sie ist "die getreue Mutter, die unerschrocken aushielt unter dem Kreuz, an dem (ihr) Sohn in seinem Blute Frieden gestiftet hat zum Heil aller Menschen", wie die Präfation Gott preisend und dankend besingt. Ich muss dabei an den Domprobst Bernhard Lichtenberg der Hedwigskathedrale denken, der  nach dem Judenprogrom vom 9. Nov. 1938 nur Tausend Meter vom der Reichskanzlei Hitlers entfernt jeden Abend in der Hedwigskathedrale mit lauter Stimme für die verfolgten Juden betete. Denn in jedem geschunden, gedemütigten, gefolterten und getöteten Menschen, ganz gleich welchem Volk, welcher Rasse, welcher Religion er angehört, leidet und stirbt Christus, der sich für alle am Kreuz hingegeben hat. Indem wir uns auf ihre Seite stellen, stehen wir mit Maria unter dem Kreuz Jesus, der unser Friede ist.

Dieses Mitwirken Mariens am Werk des Friedens Christi geschah

3) im Pfingstgeheimnis:

denn die selige Jungfrau, die "Jüngerin des Friedens", wie sie die Präfation nennt, erwartete "im Gebet mit den Aposteln ... den Geist der Einheit und des Friedens, der Liebe und der Freude". Wann immer wir um den Geist der Einheit und des Friedens nicht nur für die Kirche, sondern für die ganze Welt beten, werden wir mit Maria und den Aposteln zu Jüngerinnen und Jüngern des Friedens. Das Gebet um die Einheit und den Frieden in unseren Familien, Städten und Dörfer, den Kirchen und Völkern darf daher bei uns nie verstummen.

Beim Gedenken an die selige Jungfrau, die Königin des Friedens, so legen es uns die Gebete des heutigen Festes nahe, bitten die versammelten Gläubigen Gott, auf ihre Fürsprache der Kirche und der Menschheitsfamilie folgende Gaben zu gewähren:

3.1  den Geist der Liebe:

Im Tagesgebet: "damit wir alle ... einander als Brüder und Schwestern lieben " und im Schlussgebet: Gütiger Gott,... schenke uns den Geist der Liebe". Wir beten um

3.2 die Gaben der Einheit und des Friedens:

Im Gabengebet "gewähre deiner Familie die Gaben der Einheit und des Friedens"; Im Tagesgebet: "damit wir alle in friedlicher Gemeinschaft einander.., lieben" Im Schlussgebet "damit der Friede, den (Christus) uns hinterlassen hat, in uns und durch uns wirksam wird"; Wir beten

3.3 im Tagesgebet um die Sicherheit der Zeit:

"..gib "unserer Zeit die ersehnte Sicherheit".

Die Jüngerschaft vollendet sich, indem wir mit Maria den Weg Jesu in seiner Gesinnung mitgehen. Wenn wir so wie sie Jesu Erlösungswerk  liebend und dienend begleiten, werden wir auch wie mit Christus herrschen. Unser guter Einfluss auf die Welt wird mit unserem Tod nicht zu Ende sein. Auch vom Himmel her wird sein Friede durch uns in der Welt wachsen.


[1] Jes 9,1-6; Lk 1,26-38

[2] Jes 9,5

[3] Eph 2,14

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