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Lesejahr 2012 (B)

Homilie zu den Texten des 21.So. in Hetzles und zur Kirchweih in Rosenbach

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Maria Schutzfrau Bayerns Fiialkirche in Rosenbach, Pfarrei St. Michael/ St. Augustinus Neunkirchen a.Br. - Altarraum
Maria Schutzfrau Bayerns Fiialkirche in Rosenbach, Pfarrei St. Michael/ St. Augustinus Neunkirchen a.Br. - Altarraum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Den Bund annehmen und mit Leben erfüllen 1]

1 Jeder Bundesschluss ist öffentlich[2]
Verträge und Bündnisse zwischen Staaten und Völkern, auch die Ehe zwischen Mann und Frau bekommen erst dann bindende Gültigkeit, wenn sie öffentlich wahrnehmbar und vor Zeugen geschlossen werden. Ein ähnliches Ereignis schildert die heutige 1. Lesung aus dem Buch Josua.
1.1 Die gemeinsame Bindung an Gott verbindet
  • Josua ruft die in Sichem vor Gott versammelten Stämme Israels zur Entscheidung für oder gegen Gott auf. Er wird nur dann den Freundschaftsvertrag mit ihnen schließen, wenn sie sich bereit finden, Jahwe den Gott der Josuagruppe als einzigen Gott anzuerkennen.
  • Das Tagesgebet bestätigt die Bedeutung der gemeinsamen Bindung an Jahwe und spricht zu ihm "Gott, unser Herr, du verbindest alle, die an dich glauben, zum gemeinsamen Streben." Nur in der gemeinsamen Bindung an Jahwe haben sie eine wirkliche Zukunft im von Gott verheißenen Land.
1.2 Die Entscheidung ist unumgänglich
  • Mitten unter Menschen und Völkern, die anderen Göttern dienen, ist die Entscheidung nicht leicht. Aber gerade deshalb fordert Josua die Stämme Israels zur Entscheidung auf; auch auf die Gefahr hin,  sie sich gegen den Bund mit Jahwe entscheiden und damit auch gegen eine gemeinsame Zukunft als Volk Gottes. "Wenn es euch aber nicht gefällt, dem Herrn zu dienen, dann entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt."
1.3 Das Glaubensbeispiel des Josua bewirkt den Umschwung
  • Seine Entscheidung ist der Kontrapunkt zu den Entscheidungen gegen Gott: "Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen." Sein öffentliches Bekenntnis erweckt in allen die Erinnerung an den rettenden und befreienden Gott, seine großen vor aller Augen geschehenen Wunder und seinen Schutz und sein Weggeleit beim Durchzug durch das Stammesgebiet der anderen Völker.
  • Das Bekenntnis des Josua und seines Stammes bewirkt ein Zweifaches den Zuhörern:
Zuerst ein Nein zum Bundesbruch und Götzendienst. "Das sei uns fern, dass wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen."[3]
Die zweite Wirkung: ein Ja zu Gott und der Wille ihm zu dienen: "Auch wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott." [4]
2  Erneuerung des Bundes heute
Unsere Kirche ist das Haus Gottes, wo er den Bund mit uns erneuert und wir ihn Gott preisend feiern.
2.1 Was im Buch Josua geschieht vollzieht sich jedes Jahr in der Heiligen Osternacht.
  • Wir werden an den Neuen Bund erinnert, den Gott mit allen geschlossen hat, die an Jesus Christus dem Sohn Gottes und Erlöser der Welt glauben. Diesen hat er in der Taufe in einem öffentlichen Akt der Kirche vor Zeugen mit uns geschlossen. In der Tauferneuerung sagen wir erneut ja zu dem Bund Gottes in Jesus Christus. Wir sagen Ja zu Gott in unserem Leben und Nein zu allem, was uns von Gott entfernt, den Bund mit ihm stört oder zerstört.
2.2 Jeden Sonntag hören wir im Hochgebet das Wort vom Neuen und Ewigen Bund.
  • Sind wir uns noch bewusst, was das von Seiten Gottes heißt? Der Schöpfer bindet sich; er, der nichts braucht, streckt die Hand nach mir aus. Zum Bund kommt es wenn ich die ausgestreckte Hand ergreife, wenn ich auf Gottes Anruf antworte, wenn ich bereit bin, den Weg an seiner Hand zu gehen, so wie Israel das in der Lesung verspricht.
2.2.1 Jesus fordert durch Selbstoffenbarung zur Entscheidung
  • Die Menschen in der Synagoge von Kafarnaum und auch viele Jünger stoßen sich daran, dass Jesus als Person - in alltäglicher Speise, in Brot und Wein sich uns gebend - ewiges Leben schenkt.
  •  Das meint ja sein Wort: "Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt." [5]
  • Es geht also um Realpräsens. "Dieses »ist mein Fleisch« meint, "Das bin ich als Gott und Mensch, mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut, der Gekreuzigte und Auferstandene.“
2.2.2 Ja oder nein zu Jesus, wie er sich offenbart
  • Jesus mildert seine Rede nicht ab. Er sagt nicht: Regt euch nicht auf, das ist nur symbolisch, nur bildhaft gesprochen. Nein, er sagt sogar zu den engsten Vertrauten, zu den Zwölfen: "Wollt auch ihr weggehen?"
  • Wie Josua macht sich Petrus zum Sprecher aller und legt sein Christusbekenntnis auch in dieser Stunde vor uns ab. "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes."[6]
3 Was bewirkt der Neue Bund den Gott durch Jesus mit uns geschlossen hat?
Die 2. Lesung aus dem Epheserbrief zeigt dies am Beispiel der Ehe.
3.1 Die Ehe zwischen Christen ist ein auf Christus und seine Kirche bezogenes Geheimnis.
  • Die Ehe wird als Heilszeichen offenbar, wenn Mann und Frau einander öffentlich vor Gottes Angesicht in seiner Kirche annehmen mit dem Versprechen, einander zu lieben und zu achten, einander treu zu sein in guten und schweren Tagen, in Gesundheit und Krankheit bis der Tod sie scheidet. Sich von Gott dem Schöpfer in Dienst nehmen zu lassen, um Kindern das irdische Leben zu schenken und in der Taufe die Gotteskindschaft zu vermitteln und sie zu liebenden Christenmenschen zu erziehen.
Die Ehe als Geheimnis, das auf Christus und seine Kirche bezogen ist, findet ihre Antriebskraft im ersten Vers der Lesung aus dem Epheserbrief:
3.2 "Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus"
  • Die uns heute ungerecht erscheinende Forderung, dass sich die Frau dem Manne unterzuordnen habe, da er das Haupt der Frau sei, entspricht den damaligen soziologisch-rechtlichen Verhältnissen.
  • Sowohl im Judentum als auch im römischen Imperium hatte von der Familie nur der »pater familias« volle Geschäftsfähigkeit.[7] Daher wurde der Mann als Haupt der Familie bezeichnet, da durch ihn die Familie nach außen repräsentiert wurde und sie nur durch ihn Zugang zur Öffentlichkeit hatte.
  • Diese Zeitbedingtheit hat der Verfasser bereits überwunden, indem er die Liebe Christi zur Kirche zur Grundlage der Liebe zwischen Mann und Frau macht. Christus erkennt die Kirche als personale Größe an und führt sie zu ihrer vollen Personalität.[8] So soll auch die eheliche Liebe die Partner in ihrer Personalität entfalten.
  • Dieses Liebesverhältnis Christus-Kirche soll Vorbild für die eheliche Liebe sein.
Bevor wir uns in Schlagwörter, wie Emanzipation der Frau, Frauenfeindlichkeit der Kirche oder dem Kirchenalltag verhacken, wollen wir uns die Lesung lieber genauer ansehen. Wir entdecken
3.3 Das eigentlich Anstößige der Lesung
 Es fällt auf, es erst in zweiter Linie um die Frau geht.
3.3.1 Weit mehr wendet sich die 2. Lesung an die Männer
  • Ihnen aber stellt sie nichts Geringeres vor Augen als Jesu vorbehaltlose Liebe, durch die er die makellose Schönheit und das bleibende Glück seiner Braut, der Kirche, bewirkte.[9]
  • Der Verfasser unserer Lesung sieht das Verhältnis Christi zur Kirche wie das des Bräutigams zur Braut.
Damit hatte er aber ein Modell, an dem für ihn klar wurde,
3.3.2 Wie die Ehe in Wahrheit nach Gottes Willen gelebt werden müsste.
  • Und so verstand er, daß Gott in der Ehe vom Mann nichts mehr will als die Hingabe seines ganzen Lebens, seiner ganzen Liebe für seine Frau, damit sie dank dieser Liebe nicht altere, nicht von Sorgen zerfurcht jene Schönheit und Liebenswürdigkeit verliere, die sie als Braut auszeichnete.
  • Das heißt, gegenüber allem, was im Leben des Mannes so zum Mittelpunkt werden könnte, daß es seine ganze Aufmerksamkeit und seine letzten Kräfte absorbieren möchte - all dem gegenüber verweist Gott den Mann mit Entschiedenheit - durch das Beispiel Jesu Christi an seine Frau: ihr Glück, ihre recht verstandene Jugendlichkeit, ihre Vollkommenheit ist sein göttlicher Wille.
Dabei hilft nur eines
3.3.3 Maß nehmen an der Liebe Christi
  • Der sich hingebenden Liebe Christi an seine Kirche und der Kirche an ihn sollen die Eheleute nacheifern. Der Ehemann hat seine Ehefrau nicht als Besitz zu betrachten, sondern ständig die Liebe der Brautzeit zu erneuern. Die Selbstliebe des Ehemannes erfüllt sich in der Liebe zu seiner Ehefrau.
  • Gewiss auch in der Ehe ist die Frau heute weit selbständiger als noch vor 20, 30 oder gar 40 Jahren. Sie hat weithin ihren eigenen Beruf und sie hat ihre eigenen Vorstellungen von der zukünftigen Gestalt ihres Lebens. Doch dagegen spricht auch nichts in unserer Lesung.
  • Sie wird erst dort zum »Nein«, wo die Frau beginnt, ihr Leben, ihren Beruf ohne Rücksicht auf das Leben und die Notwendigkeiten ihres Mannes zu verwirklichen; wo sie nicht mehr wahrhaben will, daß auch ihr Mann des Entgegenkommens, ja ihrer Hilfe bedarf, um als Liebender, als Fürsorgender leben zu können.
Es ist das Glück beider, den Bund anzunehmen und nach dem Beispiel Jesu mit Leben zu erfüllen.

[1] Jos 24,1-2a.15-17.18b; Eph 5,21-33;Joh 6,60-69
[2] Jos 24,1-2a.15-17.18b
[3] ebd 24,16
[4]  ebd 24,28b
[5] Joh 6,51
[6] Joh 6,68f
[7] 1 Kor 14,34f
[8] Eph 5,25b-27
[9] Eph 5,25-27