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Lesejahr 2012 (B)

Homilie zu Ijob 7,1–4.6–7; 1 Kor 9,16–19.22–23; Mk 1,29–39 im Altenheim St. Elisabeth und in Rosenbach

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Den Kampf des Lebens bestehen

"Das Leben ist ein Kampf." Wer von uns hätte nicht schon einmal dies seufzend ausgerufen. Kampf meint, dass ich alle zur Verfügung stehenden Kräfte mobilisiere.
Der Wille zum Kampf setzt voraus, dass ich ein lohnendes Ziel vor mir habe. Kampf signalisiert, dass eine schwierige Situation zu meistern ist. In den Lesungen und im Evangelium ist heute davon die Rede.

1 Hiob kämpft gegen sein Schicksal an,
   das von Gott zugelassen ist.


"Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde? Sind nicht seine Tage die eines Tagelöhners?"[1] Vom Kampf um die eigene Existenz war das Schicksal der Generation geprägt, die das Inferno des 2. Weltkrieges überlebten.  Wie viele Wunden hat diese Zeit  den Menschen geschlagen?

1.1 Wenn wir älter werden
  • kommt dazu der Kampf um die eigene Gesundheit, die immer wieder gefährdet ist. Trotz und gerade wegen der höheren Lebenserwartung erleben gerade viele ältere Menschen, wie sich das Leben zum Schwereren wendet. Und mancher unter Hinfälligkeit und Krankheit Leidender musste mit Hiob sagen: "Denk daran, daß mein Leben nur ein Hauch ist. Nie mehr schaut mein Auge Glück." [2]
  • Wie wichtig wird in solchen Lebenslagen der Kampf gegen Resignation und Bitterkeit. Und wohl dem, der so wie Hiob schließlich vor Gott bekennen kann: «Du bist mein Herr; mein ganzes Glück bist du allein.»[3]
1.2 Der Glaubende kämpft nicht allein.
  • Er weiß: In Jesus hat sich Gott auf die Seite der Leidenden gestellt. Von ihm bekennt der Psalm: "Er heilt die gebrochenen Herzen und verbindet ihre schmerzenden Wunden."[4]
  • Wenn wir im Kampf des Lebens Gott nicht loslassen, in der Freundschaft mit Jesus bleiben, werden wir  aus der Kraft und Liebe Gottes neu auferbaut. Denn wohin sollten wir uns wenden in den Nöten und Heimsuchungen des Lebens, in den Schicksalsschlägen und Unglückssituationen?
2 Paulus kämpft um das rechte Verständnis seiner Berufung
  • Ohne Kampf kann auch er seinem Auftrag "Diener des Evangeliums" zu sein nicht gerecht werden. "Wenn ich nämlich das Evangelium verkünde, kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!"[5]
  • Auch wir werden ohne Kampf unsere Berufung als Christen nicht durchhalten können. Gerade heute ist Standfestigkeit und Willenskraft nötig, um dem rauen, der Kirche heute am Arbeitsplatz und in den Medien entgegenwehenden Gegenwind gewachsen zu sein.
  • Paulus macht sich zum Sklaven aller, "um möglichst viele zu gewinnen".[6]  Da ist vor allem der Kampf gegen uns selber, gegen unsere Feigheit wichtig.  Auch wir müssen gegen die Versuchung ankämpfen, der auch die Christen in der heidnischen Weltstadt Rom ausgesetzt waren.
  • Paulus mahnt sie: "Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist."[7]
  • Um den Kampf mit sich selbst und gegen die Missdeutung, ja den Verrat unserer Berufung, kommt keiner von uns herum.
3  Jesus kämpft gegen die Krankheiten und Dämonen
  • Wie viele Menschen zerstören auch heute Gesundheit und Lebenssinn, weil sie besessen sind von zerstörerischen Süchten und Gewohnheiten. Jeder von uns wird sich immer wieder fragen, wovon bin ich besessen, wovon bin ich abhängig? Was muss ich unbedingt haben?
  • Der Kampf gegen die Süchte, Abhängigkeiten, gegen schlechte Charaktereigenschaften ist ein oft lebenslanger Kampf, aber  es entscheidet sich schon in der Kindheit und Jugend, ob er siegreich oder in dauernden Niederlagen und Rückzugsgefechten endet.
  • Jesus kämpft gegen die Krankheiten und Dämonen aus der Kraft Gottes heraus. Der geheilte und befreite Mensch ist seiner wieder mächtig. Er wird fähig das Richtige und Gute zu tun.  Er wird seiner mächtig bleiben, wenn er sich als Eigentum des Mächtigsten, als Sohn, als Tochter Gottes erfährt.
4 So werden wir stark im Kampfe Tag und Nacht

Weil wir diesen Kampf nicht allein führen müssen. Im Tagesgebet haben wir es ausgesprochen: "Gott, unser Vater, wir sind dein Eigentum und setzen unsere Hoffnung allein auf deine Gnade."
Im heutigen Evangelium zeigt uns Jesus, worauf es ankommt: "In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten."[8] Gottes Gnade, d.h. seine liebende Nähe erfahren wir im Gebet und im Vollzug der Hingabe an ihn.

4.1 "Kampf und Kontemplation"
  • Heißt ein Büchlein des Priors von Taize Roger Schutz. Jesus macht es uns im Evangelium vor, worauf es ankommt. Der Kampf gegen die Dämonen, gegen das, was den Menschen unfrei macht und zerstört, kann nur gewonnen werden in der Kontemplation.
  • Kontemplation heißt, sich dem Geheimnis Gottes öffnen. Vor IHM unser Leben anzuschauen, IHM alles hinzuhalten, was uns bedrängt und unglücklich macht. Dazu geht Jesus an einen einsamen Ort.
  • Auch unsere Kirchen und die Kapelle im Altenheim sind tagsüber immer offen. Sie sind außerhalb des Gottesdienstes die einsamen Orte, wo wir mit Jesus bei Gott sein dürfen.
  • Roger Schutz sagt:  "Der Kampf für die Menschen und an deren Seite findet seine Quellen in einem anderen Kampf, der immer stärker in ihrem Innern geschieht, dort wo kein Mensch dem anderen gleicht. Dort, wo wir am Tor zur Kontemplation stehen".[9]
4.2 Was meint – Kontemplation?
 (lat. contemplare „anschauen, betrachten“)
  • Roger Schutz hat darin Erfahrung. Er ist davon geprägt. Er sagt: "Das Wesentliche des Gebetes vollzieht sich vor allem in einem großen Schweigen."[10]
  • "In jedem von uns verbergen sich Abgründe, Unbekanntes, Zweifel, wilde Leidenschaft, geheimes Leid... aber auch Schuldgefühle, niemals Eingestandenes, so sehr, dass sich uns ungeheure Leeren auftun. Triebe wühlen uns auf, man weiß nicht woher sie kommen - urväterliche Erinnerungen oder genetische Bestimmtheit?“
  • „Wenn wir Christus, mit kindlichem Vertrauen in uns beten lassen, werden eines Tages die Abgründe bewohnbar sein. Eines Tages, später einmal, werden wir feststellen, dass sich in uns eine Revolution vollzogen hat."[11]
4. 3 Was bewirkt Kontemplation?
  • Durch seine Gegenwart und liebende Nähe bewahrt er uns davor, im Kampf des Lebens und im Bewältigen unseres Schicksals zu kapitulieren.
  • Seine Demut ermutigt uns, unserer Berufung und dem von ihm empfangenen Auftrag treu zu bleiben. In Erfolglosigkeit und Widerstand seinem Beistand vertrauend die Liebe bis zum letzten Atemzug zu leben.
  • Seine Gnade bewahrt uns davor, im Kampf gegen alles, was uns fesselt und von uns Besitz ergreifen will, müde zu werden und aufzugeben.
  • Seine liebende Nähe stärkt uns im Kampf um unsere innere Freiheit, die nötig ist, um das Gute und Richtige tun zu können, und eben nicht zu resignieren.
4.4 Welche Rolle spielt dabei die Messfeier?
  • Seine Gnade, seine liebende Nähe, in der Frohen Botschaft, in Brot und Wein, in den Gaben der Schöpfung und Erlösung, ist uns in diesem vergänglichen Leben Nahrung. Sie schenkt uns jene anhaltende Freude, die aus der Verheißung ewigen Lebens kommt.
  • Gott lädt uns an den Tisch seines Sohnes - Vorausbild für das Mahl der Seligkeit in seinem Reich. Was für ein Geschenk! DieTeilhabe an seinem göttlichen Leben und das Einswerden in Christus macht uns zu einer Gemeinschaft der Diener der Freude Gottes für die Welt.
  • Wir werden dann nicht verbissen kämpfen, sondern in Freiheit und Gelassenheit das Gute und Richtige tun. Roger Schutz sagt: "Dieses Glück freier Menschen ist der Motor in unserem Kampf für alle Menschen, mit allen Menschen. Es bedeutet Mut, Energie, um Wagnisse einzugehen. Es ist überströmende Freude."
5  Christus will in uns Sieger sein
  • Die Feier des Sonntags ist immer Osterfeier, Siegesfeier. Wo Menschen die Feier des Sonntags vernachlässigen oder ganz damit aufhören, Gott ihr Leben hinzuhalten und an seinen Verheißungen sich aufzurichten, stehen die nichtgöttlichen Mächte vor der Tür und verschaffen sich Einlass. Warum werden immer mehr Menschen von depressiven Verstimmungen, vom Gefühl der Sinnlosigkeit erfasst?
  • Menschen, die den Sonntag heiligen, den Ostersieg Christi  hörend und glaubend in sich einlassen, die Speise des ewigen Lebens essend Christus in sich wirken lassen, werden den Kampf des Lebens bestehen. Sie werden freie Menschen. An ihnen wird wahr, was wir in einem Osterlied singen: "Des Herren Sieg bricht in uns ein; da sprengt er Riegel, Schloss und Stein; in uns will Christus Sieger sein."[12]

[1] Hiob 9,1
[2] Hiob 7,7
[3] Ps 16,2
[4] Ps 147,3
[5] 1 Kor 9,16
[6] 1kor 9,19
[7] Röm 12,2
[8] Mk 1,35
[9] Roger Schutz, Kampf und Kontemplation S. 9
[10] ebd S. 114
[11] Ebd S.115

[12] Gl 224/3

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