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Lesejahr 2012 (B)

Homilie zu Mk 6,1-6 am Sonntag der Pfarrwallfahrt nach Gößweinstein in Großenbuch St. Johannes d.T.

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Mit Jesus in der Kirche dem Himmel entgegen [1]
1 Am Sabbat in der Synagoge
  • Wenn ich das Markus Evangelium lese fällt mir auf: Der Evangelist Markus schildert Situationen aus dem öffentlichen Wirken Jesus nach einem immer wieder wiederkehrenden Schema:
  • "Jesus geht (ganz selbstverständlich dort wo er sich gerade aufhält) am Sabbat in die Synagoge und lehrt; die Hörer wundern sich, Jesus antwortet mit einem bedeutsamen Wort und ist am Ende der Unverstandene" (E. Lohmeyer).

  • Da der Leser oder Hörer des Evangeliums die Predigt Jesu schon kennt, wird diese vom Evangelisten nicht erwähnt.

2 Drei Fragen beschäftigen die Landsleute Jesu

  • aber natürlich auch die Menschen, die im Lauf der Jahrhunderte Jesus und seine Botschaft kennenlernen:

2.1 Zunächst die allgemeine Frage, woher hat er das alles?

  • Dem heutigen Evangelium geht die Auferweckung der Tochter des Jairus voraus. Die davon hören "geraten sofort außer sich in großer Ekstase." Wo göttliche Macht in das Leben einbricht, gerät der Mensch nicht nur außer sich, sondern es erfasst ihn zugleich ein heilsames Erschrecken vor dem sich offenbarenden Gott.

2.2 Auch die Menschen in Nazaret wissen davon und fragen daher ganz konkret:

2.2.1 Woher hat er solche Weisheit?

  • Wie kommt er dazu, solche Machttaten zu vollbringen z.B ein 12jähriges totes Mädchen zum Leben zu erwecken?

2.2.2 Wir kennen doch seine familiäre Herkunft.

  • Nichts Besonderes. Einfache Leute. Handwerker.

2.3 Trotz dieser Fragen spüren die Menschen, dass sie durch Jesus von Gott berührt werden.

  • Er selber zeigt im Gespräch mit Nikodemus einem Lehrer Israels, dass er die himmlischen Dinge kennt, die er den Menschen mitteilen will. Sie meinen das Aufsteigen zum ewigen Leben bei Gott in der Auferweckung der Toten.
  • „Und niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist - der Menschensohn.“ [2]

Damit sind wir beim Thema der Predigt und unserer Pfarrwallfahrt nach Gößweinstein.

3 Mit Jesus in der Kirche dem Himmel entgegen

Auf diesem Weg gibt es

3.1 Gefährliche Hindernisse

  • Es wird eben erfahrbar, was der Prophet Jesaja schon vorhergesagt hat und Markus im Kapitel seines Evangeliums 4,12 wiederholt "Sie sehen mit sehenden Augen und erkennen doch nicht; sie hören mit hörenden Ohren und verstehen doch nicht!"[3] Die Menschen gehen von sich aus nicht Gott, nicht dem Himmel entgegen.

 3.1.1 Sie gehen ihre eigenen Wege.

  • Sie betrachten die Welt und ihre Mitmenschen aus der eigenen Perspektive, nicht aus der Perspektive Gottes. Nicht die Ehre Gottes und ihre ewiges Glück interessiert sie, sondern nur ihr eigene Ehre und ihr irdisches Glück.
  • Neid und Missgunst verschließen Geist und Herz vor dem, was Gott durch Jesus schenken will. Sie wollen nicht begreifen, dass Gott durch einen Menschen zu ihnen kommen und sein endgültiges Heil schenken will.
  • Das haben vor Jesus schon alle Propheten und nach ihm seine Boten und Gesandten erfahren. Ezechiel wird von Gott zu den abtrünnigen Söhnen Israels, die sich gegen ihn aufgelehnt haben, gesandt. "Es sind Söhne mit trotzigem Gesicht und hartem Herzen."[4]
  • Ganz anders Paulus. Er lebt mit seinen Defekten, Misshandlungen und Nöten, Verfolgungen und Ängsten, die er mit und für Christus erträgt. Er hat vom gekreuzigten Herrn gelernt, in seiner Schwachheit auf die Kraft Christi zu vertrauen. "Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark."

3.1.2 Es gibt eine religiöse Urversuchung

  • Sich ein Bild von Gott nach eigenen Göttlichkeitsvorstellungen zu machen. Letztlich scheiterten die Zeitgenossen Jesu daran. "Sie nahmen Anstoß an ihm".[5]
  • Gott will nicht der große Zauberer sein, wie uns die Märchen seit unserer Kindheit suggerieren.
  • Die Hindernisse auf dem Weg zum Himmel verlangen eine Kehrtwendung des Denkens.

3.2 "Gott aber begegnet uns ganz anders;

  • Diese Andersheit ist die Unerkennbarkeit Gottes im Menschen Jesus im Gekreuzigten."[6]
  • Er begegnet in einem Menschen, dessen irdische Herkunft wir kennen, seine himmlische hat er uns geoffenbart. Die müssen wir ablesen an seinem Wirken hier auf Erden und in der Geschichte der Kirche, und wir müssen sie glauben. "Selig die nicht sehen und doch glauben“, sagt der Auferstandene vor Thomas zu uns.

3.3 In der Rede Jesu in der Synagoge zu Kafarnaum geschieht solche den Widerspruch hervorrufende Offenbarung

  • "Denn es ist der Wille meines Vaters, dass alle, die den Sohn sehen und an ihn glauben, das ewige Leben haben und dass ich sie auferwecke am Letzten Tag."[7] Und wie reagieren die im Gottesdienst versammelten Zuhörer? Sie murrten gegen ihn, weil er gesagt hatte: „Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.“ [8]
  • „Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen?“[9] Irdischer Ursprung ja, himmlischer Ursprung, nein.

Auch wir fragen

3.3.1 Wo und wie begegnet uns Gott?

  • Nicht jenseits der Welt, nicht abseits vom Leben, nicht am Menschen vorbei.

  • Er begegnet uns inmitten der Welt, im täglichen menschlichen Leben, im Menschen selbst, in der konkreten Kirche und Gemeinde.
  • Was legt daher der Gründer des Opus Dei, der heilige Josefmaria Escrivá, als Lebensrezept nahe: "das tägliche Leben leidenschaftlich zu lieben und heilig zu werden durch die Kleinigkeiten des Alltags."

3.3.2 Das Ja zu Gott bedeutet das Ja zu Jesus von Nazareth

  • Er eröffnet und ermöglicht eine ganzheitliche Gottesbegegnung. In Jesus begegnet uns Gott wie ein sorgender Vater und eine liebende und bergende Mutter; er ist der Freund des Lebens, der die Verlorenen sucht bis er sie findet, er ist der gute Hirt, der die Verletzten verbindet und bei sich birgt.
  • Der sich in Jesus offenbarende Gott ist wie J.B. Metz es formuliert "nicht Konkurrent, sondern Garant des Menschen."

3.3.3 Das Ja zu Jesus von Nazareth bedeutet das Ja zum konkreten Menschen.

  • Jedes menschliche Leben bekommt durch Jesus von Gott die Chance das ewige Heil zu erlangen. Der Mensch braucht sein Leben - mag es noch so klein und dürftig sein - nicht verneinen; indem er es annimmt, ist er bei Gott; denn "Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht." [10]
  • Gottbegegnung bedeutet nicht, dass Gott uns zu Supermenschen oder zu Halbgöttern macht. Gottbegegnung geschieht in der Annahme und im Ernstnehmen des eigenen wie des Nächsten menschlichen Lebens.

3.3.4 Wie ernst Gott in Jesus den Menschen nimmt, wird im Wesen der Kirche deutlich

  • Gott begegnet dem Menschen in der Gemeinschaft der Glaubenden, in der Kirche.
  • Sie trägt den Glauben durch die Jahrhunderte.
  • Sie öffnet jeder Generation neu die Heilige Schrift und die Schätze des Glaubens.
  • Sie leitet an zur Freundschaft mit Jesus.
  • Sie mahnt und ermutigt uns, dem Himmel entgegen zu gehen und sich durch Jesus, die Auferstehung und die Fülle des ewigen Lebens bei Gott schenken zu lassen.

3.3.5 In der Kirche wird das Ärgernis der Menschheit Jesu zum Ärgernis der Kirche

  • Das bedeutet nicht, dass die Kirche nicht ständig reformbedürftig wäre, es bedeutet aber, dass das Ärgernis am Menschen Jesus im Ärgernis an der konkreten Kirche weiterlebt, dass es also ein Ärgernisnehmen an der Kirche gibt, welches Unglaube ist.
  • Ein Alibi um sich im alltäglichen Leben zu weigern, Bild für den in Jesus Christus Mensch gewordenen Gott zu werden und zu sein.

4  Kirche ist der in der Welt fortlebende Christus

    Karl Jockwig hat diese Wahrheit kurz und bündig so beschrieben:

  • "Kirche ist Gemeinschaft von Menschen,in welcher der erhöhte Herr wirkt;
  • sie ist Heilsgemeinschaft der Gottbegegnung,weil und indem Gott in Jesus den Menschen voll und ganz ernst genommen und endgültig angenommen hat.
  • Kirche ist menschliche Gemeinschaft, belastet mit aller Fragwürdigkeit des Menschlichen;
  • sie ist als diese konkrete Kirche aber Anwalt der Menschen und darum Heilsgemeinschaft."

    Und ich füge abschließend hinzu: Sie geht mit uns dem Himmel entgegen.


[1] Homilie zu 1. L Ez 1,28b – 2,5; 2. L 2 Kor 12,7–10; Ev Mk 6,1b–6
[2] Joh 3,13
[3] Jes 6,9f.
[4] Ez 1,3f
[5] Mk 6,3
[6] Karl Jockwig
[7] Joh 6,40
[8] Joh 6,41
[9] Joh 6,42
[10] Weish 2,23

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