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Lesejahr 2012 (B)

Homilie zu1 Kön 11,4-13 in St. Michael

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Wohlstand - Segen und Fluch

1. Bis heute wird in Israel die Herrschaft Davids und die von der Königin von Saba
    gerühmte Herrlichkeit am Hofe Salomos als die große Zeit Israels angesehen.

  • Dabei haben beide zusammen weniger als hundert Jahre regiert und weder davor noch danach hat es jemals wieder einen solchen Wohlstand gegeben.
  • Fast immer in seiner mehr als 3000-jährigen Geschichte war Israel Spielball der umliegenden Mächte bzw. stand im ständigen Existenzkampf wie wir es bis heute kennen. Die Sehnsucht nach Davids bzw. Salomos Reich ist bis heute wach geblieben.

2. Die Herrlichkeit am Hofe Salomos könnte dazu verführen allein darin Gottes Liebe
    zum Volk Israel zu sehen.

  • Aber die Tatsache, dass Israel Gottes auserwähltes Volk ist, lässt sich nicht nur an der Blütezeit unter Salomo festmachen. Auch in den anderen Jahrhunderten, in denen es Israel nicht so gut ging, ist es doch Gottes Volk.
  • Sind nicht auch wir sehr schnell bereit, den Segen Gottes einfach mit wirtschaftlichen und politischen Erfolgen gleichzusetzen?

3. Dass aber Erfolg keiner der Namen Gottes ist, ist uns am Christusgeschehen
    deutlich geworden.

  • Und doch erleben wir gerade in unserer Zeit des Wohlstandes, viele Menschen in den westlichen Wohlstandsländern haben aufgehört auf Gott und sein in Jesus Christus geschenktes Evangelium ihr Leben zu gründen. Wohlstand ist nicht nur Segen, er kann auch zum Fluch werden.
  • Das zeigt uns die heutige Lesung am Beispiel des Königs Salomo. Erfolg und Alter schützen vor Torheit nicht. Erfolg kann sogar dazu verführen sich nicht mehr auf Gott zu verlassen, sondern auf die selbstgemachten Götzen.

4. So kommt es zu einer Unheil bringenden Schuldverflochtenheit.
  • »Ich bin der Herr, dein Gott; du sollst keine andern Götter neben mir haben!« Dieses wichtigste Gebot hatte der König Salomo nicht mehr so ernst genommen. Sollte er wirklich vergessen haben, daß seine Verpflichtungen Gott gegenüber in einem unmittelbaren, das Leben bedingenden Zusammenhang stehen mit Gottes Verpflichtungen ihm und dem Volk Israel gegenüber?
  • Der Erzähler gibt einen vorsichtigen Hinweis: Der König ist alt geworden. Und der greise König kann seinen Frauen keine Bitte abschlagen. Eitelkeit des Alters? Reichtum und Wohlleben machen unempfindlich für Gott und seinen Willen. Der greise König umlagert und verführt, lässt in der Hauptstadt den heidnischen Göttern seiner Frauen Kultstätten bauen.

5. Gottes Zorn macht allen Wohlstands-Phantasien ein Ende.
  • Es gibt keine Entschuldigung. An dieser Stelle ist Gott unerbittlich. Er ist im wahrsten Sinne ein eifersüchtiger Gott, der es nicht hinnimmt, daß sein Diener von einer Horde schöner Frauen abspenstig gemacht wird. Gottes Zorn hat Folgen und verdeutlicht, daß es für einen König keine Trennung zwischen privatem und öffentlichem Bereich gibt.
  • Das Verhalten, Benehmen, Auftreten derer, die politische Verantwortung tragen, auch wenn es sich privaten Anstrich gibt, hat Folgen für das Volk, die Öffentlichkeit, die Geschichte.
  • Aber noch mehr: Gottes Zorn über das Verhalten des politisch Verantwortlichen geht weit über die Person des Königs hinaus. Er hinterlässt tiefe Spuren in der Geschichte. Er bestimmt die politische Zukunft. Das Königreich Israel wird in andere Hände fallen. Und es wird geteilt werden.

6. Die heutige Lesung fragt auch uns: Wie heißen unsere Götzen und Götzentempel?
  • Welche Einstellungen und Verhaltensweisen verhindern, dass Gott die Mitte unseres Lebens, unseres Denkens und Empfindens ist? Welche Dinge besetzen mich so, dass ich Gott vergesse, nicht mehr nach seinem Willen frage? Auch unser gottfernes Leben und Verhalten hat einen negativen Einfluss auf die Zukunft unserer Familien und unserer Mitmenschen.

7. Doch trotz allem bleibt Gott der Herr der Geschichte.
  • Das Reden, Handeln und Entscheiden der politisch Verantwortlichen aber auch eines jeden von uns ist nicht in ihr und unser Belieben gestellt.
  • Die Geschichte der Menschheit ist voller Spuren und tiefer Wunden des Ringens der Menschen mit Gott um die Weltherrschaft. Und doch wie viele Reiche sind schon untergegangen, wie viel selbstherrliche Leben schon zu Staub verfallen!
  • Aber das Reich Gottes ist immer noch im Kommen und schon verborgen mitten unter uns. Oft auch gerade dort, wo Menschen erniedrigt werden und leiden, gibt ihnen das Beispiel Jesu, sein Mitleiden bis hinein in einen unschuldigen verbrecherischen Tod und seine Auferstehung ungeahnte Kraft.
  • Es ist gut und tröstlich zu wissen, Gott ist nicht nur in Wohlstand und Erfolg beim Menschen sondern auch und gerade in der Erniedrigung und schweren Zeiten.

8. In jeder Heiligen Messe kommt der gekreuzigte und auferstandene Herr in unsere Mitte.
  • Richtet er uns auf durch sein Wort und sein befreiendes und rettendes Handeln, überwindet in uns die Macht der Schuldverflochtenheit und des Todes, nährt uns mit Brot des Lebens, das er selber ist. Nimmt uns mit hinein in seinen erlösenden Tod und seine seligmachende Auferstehung. So werden wir fähig uns vom Erfolg nicht blenden und im Leiden nicht entmutigen zu lassen.