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Lesejahr 2012 (B)

Homilie zu den Texten des 28. Sonntags und zum Beginn des Jahres des Glaubens in Rödlas

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Jesus Christus und sein Evangelium unsere Zukunft [1]
1 Angefochtener Glaube
  • Die erste Lesung preist die von Gott kommende Weisheit als den größten Schatz, der allen irdischen Schätzen vorzuziehen ist.[2]
  • Doch im Evangelium hörten wir, dass selbst für einen Glaubenden sich an den Geboten Gottes orientierenden Frommen der Reichtum und das Hängen an den irdischen vergänglichen Gütern das größte Hindernis für die Nachfolge Jesu, für das Jüngerwerden ist.[3]
  • Nehmen Reichtum und irdischer Besitz den ersten Platz im Denken und Empfinden ein, verhindern sie nicht nur den Eintritt in die Nachfolge Jesu wie bei dem reichen jungen Mann, sondern erschweren, ja versperren den Zugang zum Reich Gottes, zum ewigen Leben bei Gott. "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt." [4]
  • Dieses Wort Jesu sollte nicht nur die Jünger damals erschrecken, sondern erst recht uns Christen in den reichen Ländern der Erde. "Wer kann dann gerettet werden?" fragen die Jünger. Jesus sieht seine Jünger an, sieht ihr Erschrecken, ihre Heilsangst und sagt die aufrichtenden Worte: "Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich." [5]
  • Darum werden wir bei allem Angefochtensein des Glaubens und bei aller Gefahr, unser Herz an das Vergängliche, an Reichtum und Besitz zu verlieren mit dem Psalm 90 beten: "Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz."[6]
  • Auf diesem Weg der Weisheit führt und begleitet uns die Kirche Gottes, deren Haupt der Mensch gewordene, gekreuzigte und auferstandene und beim Vater erhöhte Herr Jesus Christi ist.
2 Die Kirche Garant für den Sinn Lebens und unserer wahren Zukunft
2.1 Auf dem Weg - Woher und wohin
  • Wir sind das Volk Gottes unterwegs durch die Wüsten der Zeit in das verheißene Land der Ewigkeit. Wir kennen unseren Ursprung und unser Ziel.
  • Vor mehr als 3500 Jahren hat sich unser Gott dem Abraham, dann dem Mose und den Propheten Israels und dann auf unüberbietbare Weise in Jesus Christus geoffenbart. Er hat seine Apostel unter der Führung des Petrus in alle Welt gesandt, damit sie ihn als Erlöser der Welt den Menschen verkünden und sie zu Jüngern machen.[7]
  • Das Petrus und Apostelamt lebt im Papst und den Bischöfen weiter. Die Kirche hat uns die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments überliefert und legt sie aus. Wir kennen also unser Woher und durch Jesus Christus und seine Kirche unser Wohin: Es ist der Himmel Gottes, Leben jenseits des Todes und alles Vergänglichen in der Fülle des ewigen Lebens bei Gott.
  • Wegweiser durch die Wüsten der Zeit sind die Konzilien und das lebendige Lehramt der Kirche.
2.2 Das 2.Vatikanische Konzil - als Wegweiser
  • Meine Generation hatte das große Glück das 2.Vatikanische Konzil zu erleben. Bei seiner Eröffnung 1962 war ich 29 Jahre alt und Kaplan in Forchheim St. Martin.
  • Die Einberufung des Konzils war die Überraschung, die greise Johannes XXIII unter dem Stichwort »Aggiornamento« der Kirche bereitete. Aggiornamento heißt auf Deutsch "es wieder an den Tag, in das Heute bringen". Johannes XXIII "wollte, dass die ständige und lebendige innere Gegenwart des Glaubens wieder sichtbar wird, dass er heute lebt und die Welt und die Menschen von heute formt.“[8]
  • Das 50jährige Konzilsjubiläum und das mit ihm beginnende Jahr des Glaubens will das Anliegen des 2. Vat Konzils in uns wieder neu aufleben lassen. Unser Papst Benedikt XVI, einer der wichtigsten Berater des Konzils sagt es uns in einfachen und einprägsamen Worten so:
  • „In diese einfache Mitte des Glaubens hinein wollte und will das Konzil uns wieder führen. Und wir wollen sie heute neu erlernen und so wieder heute Christen sein, damit heute Gott in die Welt hinein leuchte und so der Mensch seine Würde wieder neu entdecken kann, denn wenn Gott wegfällt, ist auch unsere Würde dürftig geworden.“ [9]
  • Das ist heute notwendiger denn je. Deshalb werden wir als erstes das Wort Gottes, wie es uns in der Bibel überliefert ist, täglich in uns aufnehmen. Auch hier ist das 2.Vat. wegweisend. Es hat
2.2.1 Die Schatzkammer der Heiligen Schrift weit aufgetan[10]
  • Das Konzil wollte den Gläubigen den Tisch des Wortes Gottes reicher decken. "so daß innerhalb einer bestimmten Anzahl von Jahren die wichtigsten Teile der Heiligen Schrift dem Volk vorgetragen werden."[11]
  • Wer an Sonn- und Feiertagen die heilige Messe mitfeiert kommt in einem drei Jahresrhythmus mit wesentlichen Teilen der Bibel zusammen. Und wer täglich die Messe mitfeiert sogar in einem zwei Jahresrhythmus.
  • Wie waren wir damals - und ich bin es bis heute - glücklich über den geistlichen Reichtum, den die Kirche uns in der Feier der heiligen Messe, im Stundengebet und Wort-Gottes-Feiern schenkt.
2.2.3 Die Liturgie - Ziel und Quelle unser Kraft
  • Die Erneuerung der Liturgie, besonders die Feier der drei österlichen Tage, die Ermöglichung die heilige Messe auch in der Volkssprache zu feiern, war und ist vor allem für die einfachen Menschen ein großer Segen.
  • Das Konzil nennt die Liturgie, besonders die Feier des Opfers und Mahles des Herrn, den "Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt."[12]
  • Ja in der Liturgie, besonders der Eucharistie, "werden im höchsten Maß die Heiligung der Menschen und die Verherrlichung Gottes verwirklicht." [13] Darauf muss ja alles Tun der Kirche zielen.
  • Nochmals legt das Konzil uns die Förderung und Erneuerung der Liturgie und die aktive Mitfeier ans Herz "ist sie doch die erste und unentbehrliche Quelle, aus der die Christen wahrhaft christlichen Geist schöpfen sollen." [14]
  • Das Stundengebet ist das Öffentliche Gebet der Kirche. Priester, Diakone und Ordensleute sind dazu täglich verpflichtet.
  • Ein evangelischer Pfarrer sagte in Münchberg einmal zu mir: „Seid bloß froh, das ihr das habt.“ Ja das Konzil hat uns darin den Tisch für unser Christsein mit einem unerschöpflichen Reichtum gedeckt. Auch viele Laien beten heute das Brevier.
  • Wer Radio Horeb hört, kann täglich die Laudes am Morgen um 7:00, die hl. Messe um 9:00, die Sext um 11:45, der Vesper um 18:00  und Komplet um 21:45 mitfeiern. Das Konzil nennt dieses öffentliche Gebet der Kirche „auch Quelle der Frömmigkeit und des persönlichen Betens.“[15]
3 Wegweiser Katechismus und  YOUCAT
  • Der Katechismus der Kirche ist ein verlässlicher Wegweiser durch das Jahr des Glaubens. Genau vor 20 Jahren wurde der Weltkatechismus der Katholischen Kirche veröffentlicht und inzwischen gibt es den YOUCAT von der Jugend für die Jugend, zu dem der Papst das Vorwort schrieb.
  • Heute fehlt vielen Getauften das einfachste Glaubenswissen. Die Medien und manche Katholiken tun alles, um uns zu verunsichern. Der KATECHISMUS DER KATHOLSICHEN KIRCHE und der YOUCAT gehören in jedes katholische Haus.
  • Man kann ihn jederzeit beim Eck in NK oder übers Internet bei Amzon bestellen. Bei Weltbild gibt es ihn schon für 16.80. Sogar im Internet unter vatican.va können sie ihn sogar kostenlos lesen.
4 Die Heiligen zuverlässige Begleiter auf dem Weg der Christusnachfolge
  • Darum hat unser Heiliger Vater zwei exemplarische Christen am Beginn der Jahres des Glaubens zu Kirchenlehrern erhoben: Juan de Avila und Hildegard von Bingen. Beide können uns ermutigende Beispiele sein im Jahr des Glaubens und bei der Neuevangelisierung. Ich zitiere dazu Papst Benedikt:
4.1 Der heilige Johannes von Avila lebte im 16. Jahrhundert
  • „Er verfügte über eine gründliche Kenntnis der Heiligen Schrift und war von einem brennenden missionarischen Geist erfüllt. In einzigartiger Tiefe vermochte er die Geheimnisse der von Christus für die Menschheit erwirkten Erlösung zu durchdringen.“[16]
  • Juans Bedeutung für katholische Kirche mitten in Glaubensspaltung des 16. Jhts. beschreibt der Heilige Vater so: „Als ein wahrer Gottesmann verband er das ständige Gebet mit der apostolischen Tätigkeit. Er widmete sich der Predigt sowie der Förderung der sakramentalen Praxis und konzentrierte seine Bemühungen auf die Verbesserung der Ausbildung der Priesteramtskandidaten, der Ordensleute und der Laien, im Hinblick auf eine fruchtbare Reform der Kirche“.[17]
4.2 Die heilige Hildegard stellt uns der Papst als eine bedeutende weibliche Gestalt der Kirche vor Augen
  •  Sie „hat ihren wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Kirche ihrer Zeit geleistet indem sie ihre von Gott erhaltenen Gaben zur Geltung brachte, wobei sie sich als eine Frau von lebhafter Intelligenz, tiefer Sensibilität und anerkannter geistlicher Autorität erwies. Der Herr schenkte ihr einen prophetischen Geist und eine leidenschaftliche Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu unterscheiden.“
  • An Hildegard wird nicht nur eine ausgeprägte Liebe zur Schöpfung, ihr Interesse für Medizin, ihre Begabung für Dichtung und Musik sichtbar, sondern, so sagt Papst Benedikt, „vor allem bewahrte sie immer eine große und treue Liebe zu Christus und seiner Kirche.“
  • Demütig schaut der Papst auf das Ideal des christlichen Lebens, das in der Berufung zur Heiligkeit sich ausdrückt, aus dem Blickwinkel der sündigen Kirche. Dies drängt ihn „auf die Schwäche so vieler Christen, ja, auf ihre persönliche wie gemeinschaftliche Sünde zu schauen, die ein großes Hindernis für die Evangelisierung darstellt, und die Kraft Gottes zu erkennen, die im Glauben der menschlichen Schwäche entgegenkommt. Daher kann man nicht von der neuen Evangelisierung sprechen ohne eine aufrichtige Bereitschaft zur Umkehr.“[18]
5  Ermutigung zur Neuevangelisierung
  • Das 2. Vat. Konzil, der Katechismus der Kirche und der Youcat, und die beiden neuen Lehrer der Kirche sind ein Aufruf zur Neuevangelisierung jedes Einzelnen:
  • „Ein Aufruf, jeden Tag neu die Schönheit unseres Glaubens zu entdecken, uns in einer tiefen Beziehung zu Christus zu festigen und so unsere Taufberufung in Fülle zu leben.“[19]
  • Jesus ist das Zentrum des christlichen Glaubens. Der Christ glaubt an Gott durch Jesus Christus, der Gottes Angesicht offenbart hat. Jesus Christus ist die Erfüllung der Schrift und ihr endgültiger Interpret. Er ist nicht nur Objekt des Glaubens, sondern – wie der Hebräerbrief sagt – „Urheber und Vollender des Glaubens“[20].
  • Christus lädt uns ein die Freundschaft mit ihm im Gebet zu pflegen und so gemeinsam für eine bessere Zukunft zu leben. Bitten wir ihn um seinen Heiligen Geist, der die Liebe in der Welt zum Sieg führt.

[1] Bibeltexte des 28. Sonntags: 1. L Weish 7,7–11; 2. L Hebr 4,12–13; Ev Mk 10,17–30
[2] Weish 7,7–11
[3] Mk 10,17-27
[4] Mk 10,25
[5] Mk 10,27
[6] Ps 90,12
[7] Mt 28,19f.
[8] Radio Vatikan –vatica.va im Okt. 2012
[9] ebd
[10] Liturgiekonst. SC 51
[11] ebd.
[12] SC 10
[13] ebd
[14] SC 14
[15] SC 90
[16] ebd
[17] Benedikt XVI in seiner Predigt zur Eröffnung der Bischofssynode auf dem Petersplatz Okt 2012
[18] ebd.
[19] Benedikt XVI
[20] Hebr 12,2