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Lesejahr 2012 (B)

Homilie zum Hochfest der Gottesmutter und Welttag des Friedens an Neujahr

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DIE MENSCHWERDUNG GOTTES ERZIEHT ZUR GERECHTIGKEIT UND FRIEDEN
1 Gut herübergerutscht ins Neue Jahr?
2. »die jungen Menschen zur Gerechtigkeit und zum Frieden zu erziehen«. 
2.1 Eilen und finden
2.2 Das Erzählen und Weitergeben
2.3 Betend bedenken
2.4 Rühmen und preisen

Die Menschwerdung Gottes erzieht zur Gerechtigkeit und Frieden
1 Gut herübergerutscht ins Neue Jahr?
Wir wünschen uns ein gutes gesundes erfolgreiches glückliches friedvolles Neues Jahr. Gott geb’ dass es so wird. Freilich angesichts der vielen Probleme auf unserer Erde und der im letzten Jahr entstandenen Frustrationen braucht es einen klaren Kopf und eine überzeugende Perspektive für die Zukunft.
In seiner Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages 2012 fordert Papst Benedikt auf

2. »die jungen Menschen zur Gerechtigkeit und zum Frieden zu erziehen«.[1)
Der Heilige Vater bezeichnet den Anfang eines neuen Jahres als »ein Geschenk Gottes an die Menschheit«. Die von Gott geschenkte Zeit wird nur dann eine glückliche, wenn sie »konkret von Gerechtigkeit und Frieden geprägt« ist.
Schnell wächst die Jugend heran. In wenigen Jahren ist sie erwachsen und übernimmt Verantwortung in Staat, Gesellschaft und Kirche. Das heutige Evangelium könnte ein Leitfaden sein für alle Erwachsenen, die Kinder und Jugendliche erziehen, aber auch für alle heranwachsenden Kinder und Jugendlichen.
Das Leitseil mit seinen Festhalteknöten heißt: Eilen und finden, erzählen, betend bedenken, rühmen und preisen.

2.1 Eilen und finden
Die Sache der Erziehung der Jugend zur Gerechtigkeit und zum Frieden eilt.
Von den Hirten heißt es, sie "eilten nach Bethlehem." Sie lassen sich weder von der Dunkelheit der Nacht noch von ihrem Schlafbedürfnis aufhalten, zu dem Kind von Bethlehem zu gehen, das der Engel als den Retter, den Messias, den Herrn verkündet hat, in dem Jahwe gegenwärtig ist. Sie finden als erste zu dem Kind in der Krippe und werden seine ersten Boten.
Die Dunkelheiten der Orientierungslosigkeit und Unsicherheiten im finanziellen wirtschaftlichen und moralischen Fragen darf uns Erwachsene nicht abhalten mit Herz und Verstand den Kindern und Jugendlichen unserer Tage nahe zu sein.
Benedikt XVI wendet sich an die »Eltern, die Familien, alle, die mit der Erziehung und Ausbildung betraut sind, sowie an die Verantwortlichen in den verschiedenen Bereichen des religiösen, gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Lebens und in dem Bereich der Kommunikation«.
Er sagt uns Erwachsenen, wir sollen aufmerksam auf die Welt der Jugend sein, sie anhören und zur Geltung bringen. Nur so lasse sich die Hauptaufgabe der Gesellschaft verwirklichen, eine Zukunft in Gerechtigkeit und Frieden zu gewährleisten.
Wörtlich Papst Benedikt: "Es geht darum, den jungen Menschen die Wertschätzung für die positive Bedeutung des Lebens zu vermitteln, indem man in ihnen den Wunsch weckt, es für den Dienst am Guten einzusetzen. Das ist eine Aufgabe, in der wir alle persönlich gefordert sind."
Erwachsene und Jugendliche müssen sich eilends aufmachen, um angesichts der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus den Weg der Gerechtigkeit zu beschreiten, der eine friedliche Zukunft ermöglicht.
Benedikt XVI nennt folgende Aspekte die Jugendliche heute mit Sorge erfüllen:
-              "der Wunsch, eine Ausbildung zu erhalten, die sie gründlicher darauf vorbereitet, sich der Wirklichkeit zu stellen;
-               die Schwierigkeit, eine Familie zu bilden und einen sicheren Arbeitsplatz zu finden;
-              die effektive Fähigkeit, einen Beitrag zur Welt der Politik, der Kultur und der Wirtschaft zu leisten für die Bildung einer Gesellschaft, deren Gesicht menschlicher und solidarischer ist."
Die Kirche schaut voller Hoffnung auf die Jugendlichen. "Sie vertraut ihnen und ermutigt sie, nach der Wahrheit zu suchen; das Gemeinwohl zu verteidigen, weltoffene Perspektiven zu haben und Augen, die fähig sind, »Neues« zu sehen.[2]
Zu dem Eilen und Finden einer solchen christlichen Lebensperspektive muss am Leitseil des Evangeliums ein Zweites kommen.
2.2 Das Erzählen und Weitergeben
Als die Hirten das Jesuskind "sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten." Was einst durch die Offenbarung Gottes am Sinai sich ereignete geschieht auch bei der Geburt und Menschwerdung Jesu "Heute sollt ihr erkennen dass der Herr euch erzogen hat."[3]
Sie erzählen also allen weiter, was sie bei der Geburt Jesus, der Menschwerdung Gottes gehört, gesehen und erlebt hatten. So erzieht Gott durch ihr Bezeugen und Weitererzählen die kommenden Geschlechter bis herauf in unsere Tage im christlichen Glauben.
Benedikt XVI sagt zu den heute für die Erziehung junger Menschen Verantwortlichen, Erziehung sei »das faszinierendste und schwierigste Abenteuer des Lebens«. Hören sie, was er dazu sagt:
"Erziehen – lateinisch educere – bedeutet, einen Menschen über sich selbst hinauszuführen, um ihn in die Wirklichkeit einzuführen, in eine Fülle, die ihn wachsen lässt. Dieser Prozess wird gespeist durch die Begegnung zweier Freiheiten, der des Erwachsenen und der des Jugendlichen.
Er verlangt die Verantwortung des Schülers, der offen sein muss, sich zur Erkenntnis der Wirklichkeit führen zu lassen, und die des Erziehers, der bereit sein muss, sich selbst zu verschenken. Daher sind vor allem authentische Zeugen notwendig und nicht bloße Austeiler von Regeln und Informationen."
Authentische Menschen wirken anziehend. Was sie sagen stimmt mit ihrem Denken und Handeln überein. Der Papst sagt: "Zeuge ist derjenige, der den Weg, den er vorschlägt, zuerst einmal vorlebt."
Das wird nur gelingen, wenn wir nach dem Beispiel Mariens das von uns Erlebte, Gehörte und von uns Geforderte
2.3 Betend bedenken
So heißt das dritte wegweisende Wort des Evangeliums.
"Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach."
Wer dem Herrn nachhaltig und treu dienen will, der muss die Verkündigung, seine Erfahrungen mit Gott und mit den Menschen, betend in seinem Herzen bewegen und bewahren. Maria, die Mutter der Kirche und aller Glaubenden hat es uns beispielhaft vorgelebt.
Mit dem heiligen Augustinus fragt der Papst: "Was ersehnt der Mensch stärker als die Wahrheit?“ Erziehung muss diese Frage lebendig erhalten, damit unsere Gesellschaft menschenwürdig sich entwickelt. Zur Wahrheit erziehen heißt vor Gott zu fragen "was ist der Mensch, dass du an ihn denkst?" [4]
Jede Erziehung muss sich dieser grundlegenden Frage stellen. Benedikt der XVI zeigt die Richtung: "Der Mensch ist ein Wesen, das einen Durst nach Unendlichkeit im Herzen trägt, einen Durst nach Wahrheit ... die den Sinn des Lebens zu erklären vermag –, denn er ist als Gottes Abbild und ihm ähnlich erschaffen worden. Dankbar das Leben als unschätzbares Geschenk zu erkennen führt also zur Entdeckung der eigenen inneren Würde und der Unantastbarkeit jedes Menschen."
Was ist also die erste Aufgabe der Erziehung?
"Zu lernen, im Menschen das Bild des Schöpfers zu erkennen - folglich eine hohe Achtung für jedes menschliche Wesen zu hegen und den anderen zu helfen, ein dieser höchsten Würde entsprechendes Leben zu verwirklichen."
Niemals dürfe der Mensch geopfert werden, "um ein spezielles Gut – sei es wirtschaftlicher oder sozialer, individueller oder gemeinschaftlicher Art – zu erlangen." Das gilt es immer wieder vor Gottes Angesicht zu meditieren und zu bedenken.
2.4 Rühmen und preisen
Lautet das vierte wegweisende Wort des Evangeliums.
"Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war."
Gott rühmen und preisen wird wer sich um die Begegnung mit dem Herrn in seiner Kirche müht, die frohe Botschaft weitererzählt, seine Aufgabe und Sendung, ja sein ganzes Leben, im Gespräch mit Gott verarbeitet. Er macht Erfahrungen mit Gott, die ihn beglücken. Ihm ist von Jesus zugesagt „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden“, sagt Jesus in der Bergpredigt.[5]
"Friede auf Erden herrscht nur dann," schreibt der Papst, "wenn die persönlichen Güter gesichert sind, die Menschen frei miteinander verkehren können, die Würde der Personen und der Völker geachtet und die Brüderlichkeit unter den Menschen gepflegt wird“. Der Friede ist die Frucht der Gerechtigkeit und die Wirkung der Liebe. Er ist vor allem ein Geschenk Gottes."
Wir Christen haben allen Grund Gott wegen der Menscherdung seines Sohnes zu preisen, denn Jesus Christus unser wahrer Friede.
"In IHM," sagt Bendedikt XVI "in seinem Kreuz, hat Gott die Welt mit sich versöhnt und die Schranken zerstört, die uns voneinander trennten[6]  in ihm gibt es eine einzige, in der Liebe versöhnte Familie. Doch der Friede ist nicht nur ein Geschenk, das man empfängt, sondern auch ein Werk, das man aufbauen muss. Um wirklich Friedensstifter zu sein, müssen wir uns zum Mitgefühl, zur Solidarität, zur Zusammenarbeit und zur Brüderlichkeit erziehen..."

[1] http://www.radiovaticana.org/ted/articolo.asp?c=546822
[2] (Jes 42,9; 48,6)!
 
[3] Deut 4,37
[4] Ps 8,4
[5] Mt 5,9
[6] vgl. Eph 2,14-18
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