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Lesejahr 2012 (B)

Homilie an Christi Himmelfahrt bei der Zeltmesse in Gleisenhof Pfarrei St.Michael Neunkirchen

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Auf den Spuren Jesu[1]
Himmelfahrtsmoschee in Jerusalem auf dem Ölberg
Himmelfahrtsmoschee in Jerusalem auf dem Ölberg
1 Die Spur Jesu

Jerusalempilger werden fast immer auf dem Ölberg die Himmelfahrtskapelle aufsuchen. Sie ist in muslimischen Besitz. Auch ich war im vergangenen Jahr mit unserer Pilgergruppe dort. Einmal im Jahr an Christi Himmelfahrt dürfen die katholischen Christen dort die heilige Messe feiern.
Manche Pilger sind komisch berührt, wenn ihnen der in der Erde liegende große Stein mit einem Fußabdruck gezeigt wird. Der Fußabdruck Jesu soll das sein, gleichsam seine letzte Spur, die er auf der Erde hinterlassen hat.
Wir mögen darüber lächeln. Wer aber im Heiligen Land als Pilger den Spuren Jesu nachgegangen ist, und dort so wie wir das Evangelium von der Himmelfahrt Jesus gehört hat, wird diesem Fußabdruck im Zusammenhang mit der Himmelfahrt Jesu eine besondere Bedeutung zumessen.
Christi Himmelfahrt ist ein Fest, dass uns auf die Spuren Jesu aufmerksam machen will. Es lenkt unseren Blick nicht zuallererst zum Himmel sondern auf die Erde, nicht nur auf das Jenseits, sondern auf das Hier und Heute.
Das, was die Bibel uns von der Himmelfahrt Jesu erzählt, ist im Vergleich zu all dem, was wir sonst noch von Jesus und seinem Leben wissen ein zwar "winziger Augenblick", aber dennoch ein "großes Ereignis" mit gewaltiger Konsequenz. Es geht dabei um
2 Jesu Testament
Jesus verabschiedet sich nach seinem Tod und seiner Auferstehung von seinen Jüngern. Bei seiner letzten Begegnung mit ihnen fasst er zusammen, um was es ihm geht und was sich die Jünger zu ihrem Anliegen machen sollen. So prägnant und eindeutig berichtet es uns nur Markus in seinem Evangelium.
Jesus gibt einen Auftrag: "Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen".[2] Es geht um Heil und Rettung der Welt: "Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden".[3] Zeichen und Wunder werden durch die Menschen geschehen, die zum Glauben an Jesus kommen. Jesus gibt bis zuletzt eine Spur vor, damit der "Himmel hier auf Erden" schon beginnt, damit sich der Himmel für alle Geschöpfe auftut.
Die Spur, die Jesus hinterlässt, führt Menschen aus Not zum Heil, aus Dunkel zum Licht, aus Angst in die Freiheit, aus Heimatlosigkeit in Geborgenheit, aus Entfremdung in Angenommensein...
Die Spur, die Jesus hinterlässt, reißt die Wolken der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung auf und öffnet den Himmel für alle Geschöpfe.
3 Jesus will durch seine Jünger weiter seine Spuren
   durch die Welt ziehen

Verkündigung des Evangeliums vor dem Stein mit dem »Fußabdruck Jesu«
Verkündigung des Evangeliums vor dem Stein mit dem »Fußabdruck Jesu«
Jesus sagt nicht, dass die Jünger jetzt irgendwelche großartige Dinge tun sollen. Sie sollen einfach nur gehen und das Evangelium, die Botschaft von Jesus, verkündigen. Sie sollen Menschen begegnen und diese Begegnungen werden Heil bewirken, weil ER selber mit seinem Geist ihnen beistehen wird.
Vielleicht ist mit diesem Fußabdruck in Jerusalem, der an die Himmelfahrt Jesu erinnern will, gemeint: Jesus hat eine bleibende Spur hier auf Erden hinterlassen und hat uns damit schon den Himmel geöffnet. Seine Spur, der Fußabdruck ist nicht mehr zu übersehen. Du und ich, wir alle sind aufgefordert, diese Spur weiterzuführen oder auch wieder zu entdecken.
3.1 Wie können wir in der Spur Jesu bleiben?
3.1.1 Ich hole mir Kraft für den Alltag aus dem Wort Gottes.
In der Arbeitswelt sehen nur noch wenige den Menschen, sondern oft wird nur auf Leistung, Kraft und Profit geschaut. Aber es geht auch anders, wenn Menschen auf der Spur Jesu sind.
Das Wort Gottes lässt uns leben. Der Himmel öffnet sich hier auf Erden, Jesu Spur geht weiter. Die Engel sagen zu den zum Himmel schauenden Jüngern "Was steht ihr da und schaut zum Himmel?[4]" Dieser Jesus wird wiederkommen. Dann zählt nur, ob wir in seinem Geist und in seiner Liebe, heilend und helfend seine Spur fortgeführt haben.
Der Spur Jesu nachgehen heißt:
3.1.2 Wir setzen uns für andere ein.
 Es geht uns um ein menschenwürdiges Leben, das unabhängig von Alter, Hautfarbe und Lebensgeschichte sein soll. Dann öffnet sich der Himmel über diesen Menschen.
Der eine Glaube, die eine Taufe und gemeinsame Hoffnung,[5] verpflichtet uns zur Einheit des Geistes.[6] Jeder soll in seinem Lebensumfeld und in seiner Berufung in den Spuren Jesus das Evangelium durch Wort und Leben verkünden.
Der Spur Jesus nachgehen überfordert uns nicht, denn
3.1.3 Vielfältig sind die Berufungen in der Kirche
In der 2. Lesung aus dem Epheserbrief hörten wir: Die einen sind für den Aufbau des Leibes Christi berufen,[7] die anderen zum Zeugnis für das Evangelium in der Welt.
Wir bleiben auf der Spur Jesu indem wir
 3.2 Das gemeinsame Ziel vor Augen haben
 „Wir sollen alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.“[8]
 Ich denke an viele ehrenamtliche Frauen und Männer in unseren Pfarreien. Viel an Lebendigkeit und Aktion wird hier für die Sache Jesu investiert. Himmelfahrt macht deutlich, was Kirche ist: Gott hat Jesus Christus zum Haupt gemacht, das alles überragt. Und die Kirche ist "sein Leib und wird von ihm erfüllt, der das All ganz und gar beherrscht."[9] Kirche wird dort als Kirche Jesu Christi erfahrbar, wo sie in seiner Spur durch die Zeit und das Leben geht.
Ich denke auch an die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unseren Vereinen, Dorfgemeinschaften und in unserer Pfarrei. Sie bereichern das Leben und ermöglichen sinnvolle Freizeitbetätigung. Wenn wir darin im Geiste Jesu von seiner Art und seinem Beispiel durchdrungen wirken, tut sich der Himmel über uns auf.
Jesus hat Spuren hinterlassen, seine Jünger und Jüngerinnen hinterließen Spuren. Christen unserer Tage hinterlassen Spuren, die das fortsetzen, was ER begonnen hat.
3.3 Es sind Spuren mitten im Leben
Christi Himmelfahrt heißt nicht, den Blick nur zum Himmel zu richten. Christi Himmelfahrt heißt, die Spuren Jesu hier auf der Erde, mitten in unserem Leben suchen.
3.3.1 Wir suchen seine Spuren in den Menschen, die uns begegnen.
Dazu ist heute bei eurem Fest genügend Gelegenheit.
Offensein und Zuhören sind die Türen zum Mitmenschen. "Geteiltes Leid ist halbes Leid" - und "Freude, die geteilt ist, verdoppelt sich wie von allein." Biblisch ausgedrückt: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan."[10]
3.3.2 Wir suchen seine Spuren jeder hl. Messe
 In der sonntäglichen Messfeier, ja in jeder heiligen Messe belebt er uns durch sein Wort. Zieht er uns im Opfer und Mahl hinein in seine Hingabe und Liebe, durchdringt er uns mit dem Brot des Lebens, das er selber ist, mit der Kraft seiner Liebe und Auferstehung
Brot und Wein auf dem Altar - Jesus selber in seinem sich Hergeben für die Menschen, für die Welt. Er hat sich brechen lassen und verschenkt sich. Die Kraft, die von der Gemeinschaft mit IHM und untereinander ausgehen kann, schenkt Mut und trägt durch jeden Tag, durch die Woche. Diese innige Verbindung mit dem Herrn hilft uns heilend[11] und helfend durch den Tag, durch die Woche zu gehen
3.3.3 Wir suchen Jesu Spuren bei Gefährdungen und Versuchungen
Im Evangelium heißt es "Wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden.[12]"
Die Schlange ist nach biblischem Verständnis das Symbol für todbringende Verführung. Und todbringender Verführung ist jeder ausgesetzt, der einen Fernseher oder einen Computer besitzt. Aber nicht der Fernseher oder der Computer ist die Schlange, sondern jene, welche die Programme machen.
Als Christ kenne ich die Gebote Gottes und das Beispiel Jesu. Wenn ich mich daran orientiere, werde ich solche Programme nicht einschalten, werde ich mich nicht verführen lassen. Dann kann mir das Gift, das die Seele tötet, nichts anhaben.
3.3.4 Wir suchen Jesu Spuren in den Geschichten, die er erzählt hat.
Wir werden - wie die Menschen damals - etwas von dem spüren, was Jesus damit sagen wollte. Daher gehört das Lesen und Hören des Evangeliums zur täglichen geistlichen Nahrung.
Wenn wir uns daran halten, werden wir etwas von seinem Geist spüren und erahnen können, wie er sich ein Leben in Frieden und Gerechtigkeit vorgestellt hat. Wir werden entdecken, wie er Menschen zu mehr Leben verholfen hat.
Deshalb zum Schluss eine Geschichte aus dem Volk Israel dem Jesus angehörte:
4 Höher als zum Himmel
Von einem frommen Rabbi ging die Sage, dass er jeden Morgen vor dem Frühgebet zum Himmel emporsteige. Ein Gegner des Rabbi, ein frommer Gelehrter, lachte darüber und legte sich vor Morgengrauen auf die Lauer. Da sah er: der Rabbi verließ, als ukrainischer Holzknecht verkleidet, sein Haus und ging zum Wald.
Der Gelehrte folgte von weitem.
Er sah den Rabbi ein Bäumchen fällen und in Stücke hacken. Dann lud sich der Rabbi das Holz auf den Rücken und schleppte es zu einer armen, kranken, einsamen Jüdin. Der Gelehrte blickte durch das Fenster. In der Stube kniete der Rabbi am Boden und heizte ein ...
Als die Leute nachher den Gelehrten fragten, was es mit des Rabbis täglicher Himmelfahrt auf sich habe, sagte er still: „Er steigt noch höher als zum Himmel."

[1] Homilie bei der Feldmesse oder Zeltmesse  auf dem Hetzles in Gleisenhof
[2] Mk 16,15
[3] Mk 16,16
[4] Apg 1,11
[5] Eph 4,4f.
[6] Eph 4,3
[7] Eph 4,12f.
[8] Eph 4,13
[9] Eph 1,23
[10] Mt 25,40
[11] Mk 16,18
[12] Mk 16,18