Startseite | Predigten
Boxbild
  Druckversion   Seite versenden

Predigten

Übersicht

Lesejahr 2012 (B)

Homilie zu Lk 24,35-48 am 3. Ostersonntag in St. Michael Neunkirchen

===>> zu den liturgischen Texten
===>> Gottesdienstvorlage
===>> Predigt im Orginalformat lesen oder herunterladen
===>> Predigt als Podcast nachhören oder herunterladen

Die Antwort Gottes - ganzheitliche Auferstehung
 Die durch die Karfreitags-Katastrophe erschreckten und verängstigten Jünger können nicht glauben, dass der zerstörte und getötete menschliche Leib durch Gottes schöpferische Macht wieder ganz werden kann. „Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen.“[1]
Auch wir tun uns heute schwer, an die Auferstehung des Fleisches, die Neuwerdung des leibhaftigen Menschen zu glauben. Im lat. Urtext des kleinen Kredos steht »carnis resurrectionem«[2].

1 Der Auferstandene leibhaftig
  • Ihn als den leibhaftigen Jesus wahrzunehmen geht nur über Berührung und Essen. “Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.“[3] Als sie es immer noch nicht glauben konnten den leibhaftigen Jesus vor sich zu haben, fragt er sie: „Habt ihr etwas zu essen hier? Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen.“[4]
  • Freilich der Auferstehungsleib ist nicht mehr an die Gesetze des Stofflichen gebunden. Er ist wie die Seele ganz und gar durchdrungen vom Geist Gottes.
2 Die Beschaffenheit unseres Auferstehungsleibes
  • Im Römerbrief bekennt Paulus: „Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.“[5]
  • Die Leiber der Gerechten werden nach dem Vorbild des auferstandenen Leibes Christi umgestaltet und verklärt werden. Das ist sichere Lehre der Kirche. Was aber geschieht mit denen, die bewusst Gott abgelehnt haben. Die Leiber der Gottlosen werden in Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit auferstehen, aber sie werden nicht verklärt werden.
3 Die Eigenschaften des Auferstehungsleibes
  • Paulus von Tarsus lehrt: „Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann.“[6]
  • „So ist es auch mit der Auferstehung der Toten. Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich. Was gesät wird, ist armselig, was auferweckt wird, herrlich. Was gesät wird, ist schwach, was auferweckt wird, ist stark. Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib. Wenn es einen irdischen Leib gibt, gibt es auch einen überirdischen.“[7] Der Auferstandene wird all dies an uns wahrmachen.
Die auf die Heilige Schrift gründende Theologie unterscheidet vier Eigenschaften oder Gaben des Auferstehungsleibes der Gerechten[8]

3.1 Die Leidensunfähigkeit
  • Der verklärte Leib ist unzugänglich für physische übel aller Art, wie Leiden, Krankheit, Tod. „Er (Gott) wird jede Träne von ihren Augen wischen, und der Tod wird nicht mehr sein, und Trauer und Klage und Mühsal wird nicht mehr sein; denn das erste ist vergangen."[9]
  • Der innere Grund der Leidensunfähigkeit liegt in der vollkommenen Unterwerfung des Leibes unter die Seele.
Die zweite Eigenschaft des Auferstehungsleibes der Gerechten ist

3.2 Die Feinheit
  • d.i. die Geistförmigkeit, die aber nicht als Verwandlung des Körpers in ein Geistwesen oder als Verdünnung der Materie zu einem luftförmigen Körper aufgefasst werden darf. Der Auferstandene sagt zu den erschrockenen und erstaunten Jüngern „Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.“[10]
  • Vorbild der Vergeistigung ist der auferstandene Leib Christi, der aus dem verschlossenen Grab hervorging und durch verschlossene Türen hindurchging.[11]
  • Der innere Grund der Vergeistigung liegt in der vollständigen Beherrschung des Leibes durch die verklärte Seele, insofern sie die Wesensform des Leibes ist.[12]
Die dritte Eigenschaft des Auferstehungsleibes der Gerechten ist

3.3 Die Behendigkeit
  • Es ist die Fähigkeit des Leibes, in seinen Bewegungen mit größter Leichtigkeit und Schnelligkeit dem Geist zu gehorchen. Sie steht im Gegensatz zur Schwerfälligkeit der irdischen Körper. Diese ist durch das Gravitationsgesetz und das Eingeborensein in Raum und Zeit bedingt.
  • Vorgebildet ist die Behendigkeit im auferstandenen Leib Christi der plötzlich in der Mitte seiner Apostel gegenwärtig war und ebenso rasch wieder entschwand.[13]
  • Der innere Grund der Behendigkeit liegt in der vollkommenen Beherrschung des Leibes durch die verklärte Seele, insofern sie den Leib bewegt.[14]
Die vierte Eigenschaft des Auferstehungsleibes der Gerechten ist

3.4 Die Klarheit
  • d. i. das Freisein von allem Unansehnlichen und das Erfülltsein mit Schönheit und Glanz. Jesus versichert: „Die Gerechten werden im Reiche ihres Vaters leuchten wie die Sonne“.[15]
  • Der innere Grund der Verklärung liegt in dem Überströmen der Herrlichkeit der verklärten Seele auf den Leib.
  • Der Grad der Verklärung des Leibes wird gemäß 1 Kor 15,41 f verschieden sein, und zwar entsprechend dem Grade der Klarheit der Seele; letzterer richtet sich aber nach dem Maße der Verdienste.[16]
4  Auf dem Weg zur Auferstehung bleiben und vorankommen
  • Jesus Christus zeigt uns durch die Zeugen seiner Auferstehung, was zu tun ist: ‚Kehrt um, damit euch euere Sünden vergeben werden.[17]
  • Zu Schwester Faustina sagte Jesus: „Ehe ich als gerechter Richter komme, komme ich als König der Barmherzigkeit.“ Und weiter sagte er: „Wer nicht durch die Pforten Meiner Barmherzigkeit eingehen will, muss vor Meiner Gerechtigkeit erscheinen.” Wir haben die Wahl!

[1] Lk 24,37
[2] Apost. Kredo
[3] Lk 24,39
[4] Lk 24,42f.
[5] Röm 8,11
[6] Phil 3,20f
[7] 1 Kor 15,42-44
[8] Auferstehung Fleisches in: http://www.kathpedia.com/index.php?title=Auferstehung_des_Fleisches
[9] Offb 21,4
[10] Lk 24,39
[11] Joh 20,29.26
[12] Suppl. 83,1
[13] Jo 20,19.26; Lk 24,31
[14] Suppl. 84, 1
[15] Mt 13,43
[16] Suppl. 85,1
[17] Lk 24,47