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Lesejahr 2012 (B)

Homilie zu Lk 2,24-40 im Altenheim St.Elisabeth und in Rosenbach

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Demut, die das Heil schaut
1 Mit dem heutigen Festtag schloss früher der Weihnachtsfestkreis. 1

1.1 Das vierzig Tage alte Kind wurde von den Eltern zum Tempel gebracht,

  • wo die Mutter wieder für kultisch rein erklärt und das Erstgeborene Gott dargebracht – „dargestellt“ – wurde.
  • Dahinter steht das Gesetz des Alten Bundes, dass als Dank für die Errettung Israels aus der Gefangenschaft und der Tötung der ägyptischen Erstgeburt fortan jedes Lebewesen, was den Mutterschoß durchbricht, Gott darzubringen sei; die menschliche Erstgeburt konnte durch ein stellvertretendes Tieropfer ausgelöst werden.
  •  Ein Fest also voll tiefer Symbolik und Anspielung auf das Osterfest – auch durch dessen Begehung mit einer Fülle von Lichtern, wie es morgen bei der Kerzenweihe und Lichterprozession dargestellt wird


1.2 Es ist das letzte Ereignis aus den Kleinkind-Tagen Jesu,
      von denen die Evangelien berichten.

  • Von daher war die damit verbundene Beschließung des Weihnachtsfestkreises stimmig. Sie trägt freilich die Gefahr in sich, dass man Weihnachten und die Menschwerdung Gottes vorrangig als ein Kindheits-Geschehen begreift – und das ist es nicht.
  • Der Abschluss des Weihnachtsfestkreises mit der Taufe Jesu deutet an, dass es um die Herablassung Gottes zu uns geht, um ein Sich-Gleichmachen mit den Menschen und Sündern, um sie gerade dadurch zu erlösen.


2 Demut, die das Heil schaut [2]

Der Blick kann heute bei diesem Fest der Darstellung des Herrn auf

2.1 die beiden Alten gerichtet sein, die den Herrn erwarteten
      und ihn auch erkannten

  • – sogar in der Gestalt eines unscheinbaren Kindes. Sie begegnen ihm – „Fest der Begegnung“ wird das Fest auch im christlichen Osten genannt.
  • Sie haben trotz ihres hohen Alters die Hoffnung auf sein Kommen nicht aufgegeben und sind bereit – wie der getreue Knecht, der im Gleichnis Jesu wachend war bei der Ankunft des Herrn, wie die fünf klugen Jungfrauen, die vorbereitet waren, als der Ruf erscholl: Der Bräutigam kommt!

2.2 Sie gehören zu denjenigen Menschen, die sich die Demut Gottes
      zum Maßstab ihres Lebens gemacht haben.

  • Sie waren weder zu alt noch zu erfahren, um in diesem winzigen Kind Jesus den verheißenen Messias zu erkennen. Romano Guardini schreibt in seinem Buch »der Herr« "Demut geht nicht von unten nach oben, sondern von oben nach unten. Sie bedeutet nicht, dass der Kleinere den Größeren anerkennt, sondern dass dieser sich vor dem Kleineren in Ehrfurcht beugt.[3]"
  • Demütig gerecht und fromm lebend auf die Rettung Israels wartend erfährt Simeon die Erfüllung seines Lebens und wird Gott preisend zum Verkünder des Evangeliums Gottes "Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du allen Völkern bereitet hast; ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für dein Volk Israel."
  • Die greise Witwe Hanna sieht ebenfalls ihr Leben im Dienste Gottes erfüllt. Ihn preisend "spricht sie zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten."
Das also ist der Sinn unseres menschlichen Lebens, dass wir

2.3 Der Demut Gottes, wie sie sich in Jesus zeigt, begegnen.

  • Ganz von dieser Demut Gottes in Jesus ergriffen konnte Franz von Assisi sagen "Täglich erniedrigt Er sich, wie ereinst vom Königlichen Thron kam in den Schoß der Jungfrau. Täglich kommt Er zu uns, Er zeigt sich in Demut. Täglich steigt er herab aus der Geborgenheit des Vaters auf den Altar in die Hände des Priesters."[4]
  • Der demütige Gott begegnet dem demütigen Menschen. Gott preisend fährt der heilige Franziskus fort:
"O bewundernswerte Größe,   
o bestaunenswerte Gunst,
o beschwingte Demut,
o demütige Beschwingtheit!
Der Herr des Alls, Gott und Gottes Sohn, demütigt sich.
Für unser Heil verbirgt er sich in der winzigen Gestalt des Brotes.
Seht die Demut Gottes!
Schüttet vor ihm euer Herz aus.
Demütigt auch ihr euch,
damit ihr von ihm erhöht werdet.
Nichts von euch haltet zurück,
damit euch ganz aufnehme,
Der sich euch ganz ausgeliefert."[5]


[1] Liturgie Konkret Digital 2012-02-01
[2] Dietlind Langner, Schauen im Glauben S. 91-93
[3] Romano Guardini, Der Herr S.379 ff. III. Gottes Demut
[4] Franz von Assisi, Die Demut Gottes  S.160
[5] ebd. S. 162f.