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Lesejahr 2012 (B)

Homilie zu den Texten des 29. Sonntags und zur Heiigsprechung von Anna Schäffer - Hetzles und Dormitz

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Gott verwirklicht seinen Heilsplan durch seinen leidenden Knecht [1]
1 Gott auf dem Weg nach unten
1.1 Menschen und Völker streben nach oben,

  • 
nach Wohlstand und Reichtum, nach Macht und Ehre oft auf Kosten anderer. Rücksichtslosigkeit und Ausbeutung, Gewalt und Krieg sind die immer wiederkehrenden Geiseln der Menschheit. Bei ihrem Streben nach oben.

1.2 Gott aber geht den Weg nach unten.

  • So bezeugt es schon das Alte Testament. Gott sucht sich ein kleines schwaches Volk, eine Gruppe aus hebräischen Sklaven und Sklavinnen eben nicht das glorreiche berühmte Ägypten, um sich zu offenbaren.
  • Durch den beim Propheten Jesaja vorgestellten Gottesknecht wird offenbar: Gott erwählt das Schwache, um seinen Plan der Befreiung und Erlösung der Menschen zu verwirklichen.
  • Nicht Herrschaft über andere ist der göttliche Wille, sondern Gott befreit und erlöst durch das persönliche rechte Leben und Tun seines Knechtes vor ihm, durch den Einsatz für die Vielen bis zur Hingabe des Lebens.

1.3 Dieser Weg Gottes nach unten verwirklicht sich in einmaliger Weise, indem er Mensch wird in Jesus Christus

  • Wie weit die Jünger Jesu von diesem Weg nach unten entfernt sind, zeigt des heutige Evangelium. Sie wollen nach oben. Die Bitte der  Zebedäussöhne zeigt es. „Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen.“[2]
  • Auf den Machtmissbrauch der Mächtigen verweisend rückt Jesus ihr nach Macht und Ehre strebendes Denken und Streben zurecht. In seinem Reich gilt ein anderes Gesetz: „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.“ Jeder vernünftig Denkende spürt, das ist das Ende von Machtmissbrauch, Unterdrückung, Ausbeutung und Krieg.
  • Auf seine Sendung und sein Beispiel verweisend verkündet Jesus diese seine Worte als göttlichen Willen. “Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“[3] Dieser Weg nach unten vollendet sich in der Lebenshingabe als Schuldopfer, um die Vielen gerecht zumachen, deren Sünde er trägt und wieder gut macht. Kleingemacht von den Mächtigen und in ihren Augen ein Nichts geworden, gelingt gerade durch ihn der Heilsplan Gottes.
  • Dieser Weg Gottes nach unten setzt sich fort in der Kirche des Herrn. In ihr geht es um die

2  Nachfolge Jesu auf dem Weg nach unten
2.1 Das Bespiel der Heiligen begleitet und ermutigt uns

2.1.1 An diesem Sonntag wird in Rom Anna Schäffer aus Mindelstetten heilig gesprochen.
  • Sie hat von Jesus den Weg nach unten lernen wollen und gelernt. Ein kindlicher Vorsatz bei ihrer Erstkommunion 1893 zeigt schon ihre tiefe Beziehung zu Jesus: „O lieber guter Jesus, heute bei meiner ersten heiligen Kommunion weihe und opfere ich Dir mein Herz und meine Seele. Verlass mich nicht o du lieber guter Jesus auf dieser Pilgerfahrt und mache mit mir, was du willst...“
  • Als kurz nach ihrem Schulabschluss der Vater im Alter von 40 Jahren starb war die Familie mittellos. 5 Jahre arbeitete sie als Hausangestellte.
2.1.2 Über das achtzehnjährige Mädchen Anna Schäffer bricht am Waschtag ihrer Dienstherrin das Unglück herein.
  • Als sie das aus dem Kamin herausgerutschte Ofenrohr des Waschkessels wieder einschieben will, rutscht sie aus und stürzt in einen großen Zuber mit kochender Waschlauge, verbrühte sich beide Beine, Teile des Leibes und die Arme.
  • Alle ärztliche Hilfe brachte keine wirkliche Besserung. Mutter und Tochter waren nun ohne eigenes Einkommen. Der Bruder, der das Haus geerbt hatte, kam mit der Situation nicht mehr zurecht. In einem Verzweiflungsakt setzte die Schwester in einen Trog auf die Straße; mit dem Hinweis, jeder könne sie mitnehmen, wer sie haben möchte.
2.1.3 Die Familie Forchhammer hatte Mitleid und nahm Anna Schäfer auf.
  • Sie ahnten nicht, dass sie eine Heilige bei sich aufnahmen.
  • Zuerst erwachte ein Mitgefühl und Mitleid mit der Kranken, dann wurde ihre Stube immer mehr zu einem Ruhepol für fremdes Leid. Es ging eine stärkende Kraft von der Kraftlosen aus.
  • Sie war Tag und Nacht ans Bett gefesselt. Doch sie war der Mensch, der immer Zeit hatte, der sich über jeden Besuch freute. Sie kamen zu ihr, um sie von ihren Schmerzen abzulenken und gingen reich beschenkt von ihr. Sie konnte zuhören, sie wusste Rat, sie hatte Worte ehrlichen und echten Trostes und versprach ihr fürbittendes Gebet.
  • Doch dann gab es auch wieder endlos viele Stunden und schlaflose Nächte, in denen sie allein war mit Folter, Feuerqualen und Kälteschauern, in denen ihr armer Kopf wie von einer Dornenkrone durchstochen wurde. Dieses einsame Ausgeliefertsein an den Schmerz gehörte ungeteilt dem Gebet. „Wie gut kann man beten und leiden, wenn man sich in der Nähe Jesu fühlt“.
  • Nach 25 Jahren schweren Leids starb sie 43jährig. Inzwischen sind 23.000 Gebetserhörungen registriert. Allen hat sie ihre Fürsprache im Himmel zugesagt.
  • An Anna Schäffer ist wahr geworden, was Jesaja vom Knecht Gottes sagt „Nachdem er vieles ertrug erblickt er das Licht".

2.2 Der Weg des Christen nach unten führt nach oben

2.2.1 Mitwirken am Werk der Erlösung
  • Die Heiligen machen uns Mut wie sie auf dem Weg nach unten an der Erlösung durch Jesus Christus mitzuwirken. Schon Paulus sieht seine Berufung als Jünger Christi nicht nur darin, das Evangelium zu verkünden, sondern auch seine Leiden mit Christus zu verbinden: „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.“[4]
  • Als Glieder an seinem Leib dürfen wir mitwirken an seinem Werk der Erlösung von Sünde und Schuld, an der Gerechtmachung, der Wiederherstellung der Menschen. Für sie gab Jesus sein Leben hin als Lösegeld für viele. An der Erlösung durch Jesus Christus sollen wir
2.2.2 Mitwirken in unseren Leiden
  • Wir leiden an Vielem.
  • Ohnmächtig erleben wir den Missbrauch der Macht im Großen wie im Kleinen. Wir erleben, wie Syrien dadurch ins Chaos stürzt und auch die Christen dort gefährdet sind. Was sollen wir tun? Zornig sein? Legen wir unseren ohnmächtigen Schmerz auf das Kreuz des Herrn, er möge durch den Dienst seiner Liebe und Lebenshingabe die Menschen in Syrien zu einem friedlichen Miteinander auferstehen lassen.
  • Eltern und Großeltern leiden darunter, dass sich ihre Kinder und Enkel vom christlichen Glauben und von der Kirche entfernt haben und alles Gutzureden und selbst das eigene Beispiel nichts zufruchten scheint. Hören wir nicht auf zu beten und dem Herrn unseren Schmerz und unsere Ohnmacht zu geben, damit er sie zum Segen macht für Kinder und Enkel.
  • Manche sind von seelischer oder leiblicher Krankheit heimgesucht. Andere leiden schwer an den Folgen eines Unfalls, durch Fremdeinwirkung oder eigene Unvorsichtigkeit verursacht. Sie sollen um Genesung und Kraft zum Durchhalten beten. Aber sie dürfen und sollen auch ihre Krankheiten mit dem Kreuzesopfer Jesu verbinden, das in jeder heiligen Messe sakramental gegenwärtig wird. So wirken sie mit an der Erlösung durch Christus.
  • Jeder kann am Erlösungswerk Jesus Christi mitwirken, wenn wir
2.2.3 Mit den Leidenden mitgehen
  • Wie wichtig und segensvoll dies ist, wird am Leben der hl Anna Schäffer ablesbar. Von ihrem Bruder auf die Straße gesetzt nimmt sie die Familie Forchhammer auf und pflegt sie. So wurde deren Haus zur Herberge für eine Heilige.
  • Der Arzt des Ortes wechselte ihre Verbände und stand ihr die ganzen Jahre unentgeltlich bei.

  • Der Pfarrer des Ortes brachte ihr täglich die hl. Kommunion und war ihr spiritueller Begleiter. Die Schwester des Pfarrers versorgte Anna mit geistlichen Büchern.
  • Viele Besucher Anna Schäfers wurden durch ihr Bespiel und durch ihr Mitleiden mit Christus aufgerichtet und gingen gestärkt nach Hause. Wer mit Leidenden mitgeht und ihnen beisteht, der darf im Gericht Gottes die befreienden Worte Jesu hören „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan.“[5]
Dieser Weg nach unten ist

2.3 Nur in der persönlichen Freundschaft mit Jesu dem Gekreuzigten und Auferstandenen lebbar.

  • In der Papstaudienz am vergangenen Mittwoch bat Benedikt XVI die Pilger zu untersuchen „Was Glaube ist und wie wir glauben können; sowie die Freude darüber wieder wachrufen, dass wir Christus kennen und durch ihn Gott. Die Kirche ist dazu da, dass sie uns hilft, Christus zu begegnen und so Gott selbst kennen zu lernen. Dabei geht es nicht um die Begegnung mit einer Idee oder einem Programm, sondern mit einer lebendigen Person, die uns anrührt und innerlich umwandeln kann. Gott, der die Liebe ist, der sich in seinem Sohn für uns hingibt, zeigt uns, dass nur in der Liebe die Fülle des Menschseins besteht.“
  • Nur in der persönlichen Beziehung zu Jesus können wir diesen Weg nach unten mitgehen. Es ist der einzige Weg nach oben, in die Herrlichkeit und die Fülle des Lebens bei Gott.
  • Auf diesen Weg lassen wir uns jetzt in der Feier Eucharistie ein, in der sein Kreuzesopfer, die Hingabe seines Lebens als Lösegeld für viele gegenwärtig wird
  •  In der heiligen Kommunion werden ganzheitlich eins mit Jesus als Person, als Gott und Mensch. Ihm gehören wir, ihm der uns auf dem Weg nach unten vorausging und den Gott von den Toten erweckte und zum Herrn des Alls erhöhte.


[1] Predigt in Hetzles VA 19.00 und Dormitz So. 10.00
[2] Mk 10,37
[3] Mk 10,45
[4] Kol 1,24
[5] Mt 25,4