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Lesejahr 2012 (B)

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Kommt und seht [1]

1 Noch nie wurde auf dieser Erde so viel geredet wie heute.

1.1 Überall gibt es riesige Wortfabriken und Wortverfielfältiger.

Als Bits und Bytes sausen sie durch die Leitungen und durch die Luft. Über Satteliten gelangen sie in riesige Gebiete auf der Erde. Eine Schüssel auf dem Dach und ein Fernseher holt Bilder und Worte aus aller Welt ins Haus. Durch Computer und Telefon sind wir global vernetzt. Das ist faszinierend aber auch verführend.

1.2 Wichtiger als dies ist und bleibt, die leibhaftige Begegnung
      von Mensch zu Mensch.

Wichtiger als gesendete und empfangene Bilder und Worte, ist das Offensein für die uns täglich begegnenden Menschen.

1.3 Wichtiger als Fernsehen ist das Nahsehen.

Menschen, die mir nahe sind, wahrzunehmen und anzusehen, ihnen mein Ansehen zu schenken, mein Ohr zu leihen, mein Herz zu öffnen und ihnen Anteil zu schenken an dem Reichtum meines Lebens, meines Glaubens, meiner Hoffnung und meiner Liebe.

2 Wer hat wem etwas zu sagen?

Nicht, wer viel sagt und viel verspricht, wirkt überzeugend, sondern derjenige, der etwas zu sagen hat. Autorität begründet sich weniger vom gesellschaftlichen Rang und Titel als von der Lauterkeit der Person, die uns mit Sachkenntnis, mit der Fähigkeit zuzuhören und Gesprächsbereitschaft begegnet.
Diese Züge können wir an den beiden zentralen Gestalten des heutigen Evangeliums Johannes und Jesus wahrnehmen.

2.1 Johannes stellt nicht sich in den Mittelpunkt

Er bringt nicht sich zur Geltung. Er weist den mit ihm Verbundenen und den von ihm die Bußtaufe Empfangenden den Weg; er hat die Fähigkeit, seine Anhänger und Jünger in die Freiheit zu entlassen.

2.2 Johannes hat die Größe seine Jünger nicht festzuhalten

Als der Größere kommt, hilft er seinen Jüngern Jesus als Messias zu erkennen. Ohne Zögern, ohne wehmütigen Abschied lässt er sie gehen. Er ist nur »Wegbereiter« aber auch »Freund des Bräutigams«.

2.3 Johannes weist auf Jesus hin: “Seht das Lamm Gottes!“
Grünewald, Isenheimer Altar Johannes zeigt auf das Lamm Gottes - Jesus am Kreuz
Grünewald, Isenheimer Altar Johannes zeigt auf das Lamm Gottes - Jesus am Kreuz


        Er zeigt seinen beiden engsten Gefährten »den Größeren« und erwartet, dass sie den Weg zu ihm finden und ihre Entscheidung treffen. Seine Jünger haben Vertrauen und auf das Wort des Johannes hin sprechen sie Jesus an.
        Ihre Frage: „Wo wohnst du?“ zeigt, daß sie nicht blind vertrauen, sondern daß sie gelernt haben, in Unabhängigkeit und Selbständigkeit zu entscheiden. Johannes bevormundet seine Jünger nicht.

3 Konsequenzen für Eltern und Erzieher und Erzieherinnen

        Wichtig für Kinder sind Eltern, die sich nicht selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern das Wohl und die Freiheit ihrer Kinder im Auge haben. Eltern, die nicht festhalten, sondern ihre Kinder freigeben können, wenn die Zeit gekommen ist.
        Wichtig für Kinder und Jugendliche sind Eltern, die ihre Kinder nicht zur Abhängigkeit erziehen sondern die Kinder befähigen selbständig und eigenverantwortlich ihr Glück zu versuchen. Gute Eltern sehen sich in der Rolle des Johannes!
Was aber können sie von Jesus lernen?

3.1 Jesus antwortet auf die Frage der Jünger nicht mit klugen Worten
 
Er lädt sie ein: „Kommt und seht.“ Jesus gibt Anteil an seinem Leben. Was Jesus Menschen zu geben hat, lässt sich nicht in Worte fassen, er selbst ist „das Wort“. Jesus möchte mit seinem Verhalten Vorbild für Eltern und Erzieher sein!

3.2 Eltern leben in enger Gemeinschaft mit ihren Kindern

Sie geben dem jungen Leben damit Richtung, Halt und Sinn. Erziehung geschieht mehr durch das Beispiel als durch Worte. Kinder lernen eher durch Nachahmen, weniger durch Erklären.

3.3 „ Kommt und seht“  sagen Eltern zu ihren Kindern

 So können sich die Kinder selbst ein Bild machen. Vielleicht können Eltern ihre Kinder nur auf diesem Weg in die Welt, in die Kirche und zum Glauben führen, indem sie die Kinder sehen und erfahren lassen, wo sie als Eltern „zuhause“ sind, was sie bewegt, woran sie ihr Herz hängen und was ihrem Leben Sinn und Halt gibt.

3.4 Eltern sind keine Macher, sondern Vormacher

       Eltern, die mit ihren Kindern Jesus folgen, der auch uns heute sagt: „Kommt und seht“, müssen nicht alles wissen, müssen nicht alles aus eigener Kraft machen und müssen nicht auf jede Frage eine Antwort finden.

      Schnelle Antworten können eher verunsichern, als überzeugen. Wir dürfen ruhig sagen: „Da muss ich erst einmal darüber nachdenken, bevor ich dir antworten kann.“

      Oberstes Ziel jeder christlichen Erziehung ist, die uns anvertrauten Kinder zur Freundschaft mit Jesus zu führen und sie der Fürbitte Mariens anzuvertrauen. Und unablässig für sie zu beten, dass Gottes Geist und Liebe sie führt.

3.5 Gute Eltern weisen über sich hinaus

Eltern sagen ihren Kindern: „Kommt und seht! Wir können nicht letzter Lebenssinn, nicht Erfüllung eures Lebens sein. Gemeinsam wollen wir den Messias suchen: in der Kirche, im Gottesdienst im Wort der Offenbarung und in den alltäglichen Dingen und Begegnungen des Lebens.“

Wie Heli den jungen Samuel darauf hinweist, sein Ohr für den Ruf Gottes zu öffnen, so sollten wir Erwachsenen die Kinder und Jugendlichen ermutigen, nicht den vielen Stimmen dieser Welt zu trauen, sondern ihre Ohren und ihr Herz Gott zu öffnen und zu bitten: „Rede Herr, dein Diener, deine Dienerin hört.“[2]

Er ist dein Schöpfer und Vollender. Er hat Dir das Gehör eingepflanzt. Darum kannst du zu ihm sagen: „Ja, ich komme! Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude.“[3] Wenn du ein auf Gott Hörender wirst, darfst du schließlich zu Gott sagen, „deine Weisung trag ich im Herzen.“

4 Folgerungen für Kinder und Jugendliche

4.1 Bei Jesus in seiner Kirche zuhause sein

 Darauf kommt es in deinem Leben an. Wenn Du bei Jesus zuhause bist und die Freundschaft mit ihm in seiner Kirche lebst, wirst Du dich nicht auf die heute überall propagierte sexuelle Unzucht einlassen. „Wer sich an den Herrn bindet, wird ein Geist mit ihm“,[4] sagt Paulus.

Der mit Jesus Befreundete weiß, der Leib ist nicht für die Unzucht da, sondern für die Anbetung und Verherrlichung Gottes, der uns mit Leib und Seele erschaffen hat und von den Toten auferwecken wird. Wer mit und für Gott lebt, hat als ganzer Mensch eine herrliche ewig glückliche Zukunft bei Gott.

Durch die Taufe sind wir »Tempel des Heiligen Geistes « [5]geworden. Wir gehören Gott und nicht der gottlosen Welt. In der Menschwerdung und Solidarität seines Sohnes mit uns bis hinein in den Tod zeigt uns Gott, wie kostbar wir im sind. „Denn um einen teueren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in euerem Leib!“ [6]

Das schreibt Paulus den Christen in der Hafenstadt Korinth, wo sexuelle Ausschweifung und Unzucht an der Tagesordnung waren. Dies ist heute aktueller denn je. Denn die Medien, besonders Film und Internet liefern sexuelle Unzucht und Pornos in fast jedes Haus.

4.2 Kinder und Jugendliche haben Eltern und Erwachsenen
      etwas Wichtiges zu sagen

Kinder sagen ihren Eltern und Erwachsenen: „Kommt und seht, worüber wir noch staunen können..., wie blind wir noch vertrauen können. .., wie sehr wir uns nach euerer Liebe und euer Verzeihen sehnen..., wie wir verzeihen und vergessen können..., wie wir einen neuen Anfang machen können...“

„Kommt und seht“, sagen die Kinder und sie sprechen Jesus aus der Seele, der gesagt hat: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich zu Gott kommen.“[7]

[1] 1 Sam 3,3b-10.19; 1 Kor 6,13c-15a.17.20; Joh 1,35-42
[2] 1 Sam 3,10
[3] Antwortpsalm 40,7-9
[4] 1 Kor 6,17
[5] 1 Kor 6,19
[6] 1 Kor 6,20
[7] vgl. Mt 18,3