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Lesejahr 2012 (B)

Homilie zu Ex 16.2-4; 12-1;   Eph 4,17.20-24;  Joh 6,24-35

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Brot vom Himmel – Die Ruhmestaten Gottes  verkünden
[1]

1.Der Lobpreis Israels

  • "Gepriesen bist du, Herr, unser Gott, König des Alls, der die ganze Welt nährt in seiner Güte, der Brot gibt allem Fleisch, denn in Ewigkeit währt sein Erbarmen."

  • Mit diesen Worten preisen die Juden die Ruhmestaten Gottes in der Pascha- Nacht, in der sie jährlich des entscheidenden Ereignisses gedenken, da der Herr sein Volk aus der Knechtschaft Ägyptens rettete.
  • Die Wunder Gottes in der Vergangenheit, werden so von Generation zu Generation Gott preisend weitererzählt, ja sie leben im gottesdienstlichen Geschehen sowohl in den Häusern wie in der Synagoge immer wieder von neuem auf, werden durch Gottes Gnade lebendige Gegenwart.
  • Denn es ist der gleiche treue Gott, der auch heute sein Volk ruft, und es ist das gleiche auserwählte Volk, das sich freilich immer wieder aufs neue zu Gott bekehren muss.
2. Die Texte der Heiligen Schrift zeigen uns worin diese Umkehr zu Gott besteht.
2.1 Der Antwortpsalm ist ein Lehrgedicht das die Richtung weist
  • Er beinhaltet keine trockenen Lehrsätze, sondern Gottes konkrete Taten, durch die er seinem Volk erfahrbar macht, wer er ist: der liebende und treue Gott.
  • Ob er sein Volk rettet, ihm hilft oder es straft, immer geht es darum, dass sie ihren Ursprung und ihr Ziel, den tragenden Grund ihres Daseins nicht aus dem Herzen und dem Sinn verlieren. Genau darum geht es im ersten Volk Gottes Israel und auch bei uns dem neuen Gottes Volk, der Kirche Jesu Christi.
  • Dieses Weiterverkünden der Wunder Gottes an die kommende Generation ist die große Aufgabe eines jeden, der zum Volk Gottes gehört. Es ist ein schlimmes Versäumnis, dies nicht zu tun.
  • Denn nur wer von den starken Taten Gottes in Vergangenheit und Gegenwart erfährt, wird auch seine Verheißungen für die Zukunft ernst nehmen. Erst wenn uns Gottes treue Liebe aufgegangen ist, werden wir unser Vertrauen auf Gott setzen und nicht auf nichtige, vergängliche Dinge.
  • Nur wenn uns die mächtigen Taten Gottes immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden, werden wir uns vom „nichtigen Denken der Heiden“ unserer Zeit nicht anstecken lassen; werden  wir die Gleichgültigkeit, die Trägheit und das egoistische Streben in uns überwunden und die Gebote Gottes ernst nehmen.
  • Nur wer mit der Liebe und Treue Gottes in Berührung kommt, kann eine Antwort auf das heilsame und rettende Tun Gottes geben. Die Antwort  darauf heißt: Zieht den neuen Menschen an, den Gott uns in Jesus gesandt hat. Erneuert in der persönlichen Freundschaft mit Jesus eueren Geist und Sinn.  Lernt von ihm das dem Bild Gottes entsprechende Menschsein.
2.2 Jeder Getaufte und Gefirmte ist gefragt
  • Gebe ich als Vater und Mutter die großen Taten Gottes in Vergangenheit und Gegenwart an meine Kinder weiter, oder als Opa oder Oma an meine Enkel, oder als Großer an die kleinen Geschwister? Oder als Tauf- oder Firmpate an meine Paten? Als Vereinsmitglied oder Kollege, an die Menschen mit denen ich täglich zusammen bin?
  • Gottes große Taten in der Geschichte seines Volkes, vor allem die durch Jesus Christus gewirkten, finden wir in der Bibel und erfahren wir im Gottesdienst. Im gemeinsamen Hören werden sie zur kraftvollen Gegenwart.
  • Durch die Verkündigung der Kirche erfahren wir, wie diese Heilstaten Gottes weiterwirken im neuen Gottesvolk, in der Kirche und vor allem in ihren Heiligen. Die Großtaten und Wunder Gottes geschehen auch mitten unter uns, wenn wir sie nur wahrnehmen wollen.
  • Die großen Taten Gottes dürfen in unserer Mitte nicht verstummen. Es ist unsere aus dem Geschenk des Glaubens erwachsende Pflicht, sie an die kommende Generation weiterzugeben. Im sonntäglichen Gottesdienst bekennen wir uns öffentlich zu ihnen. Auch dieses Zeugnis braucht unsere Gesellschaft dringender denn je.
3. Es war damals nicht anders als heute
  • Die 1. Lesung und der Antwortpsalm verschweigen es nicht: Israel handelt nicht so, wie es auf Grund der liebenden Vorgabe Gottes handeln sollte. Mit murrender Auflehnung sehnt sie sich in der Erfahrung der Wüste nach den Fleischtöpfen Ägyptens. Es möchte die Freiheit der Kinder Gottes eintauschen gegen die Sklaverei des vollen Bauches.
  • "Dennoch," so sagt der Psalm, "gebot er den Wolken droben und öffnete die Tore des Himmels. Er ließ Manna auf sie regnen als Speise. Er gab ihnen Brot vom Himmel." Dieses »Dennoch« hat seinen Grund in der Treue Gottes, der wegen der zeitweiligen Untreue des Volkes seinen Schöpfungs- und Heilsplan nicht außer Kraft setzt.
  • Freilich überlässt Gott die Treulosen und Abtrünnigen zeitweise ihren eigenen Plänen[2], die sie ins Verderben führen[3]. So hat es nicht nur Israel immer wieder erfahren, sondern sicher auch schon mancher von uns. Die Folgen unser Versäumnisse und Sünden halten oft lange an
  • Wie viele Christen haben sich in den Jahren des Wohlstandes von Gott abgewandt! Wie viele Erwachsene haben aufgehört, die großen Taten Gottes an ihre Kinder weiter zu geben! Wie viele Gebote Gottes werden über Bord geworfen! Wie sehr haben wir - anstatt auf Gott unser Vertrauen zu setzen - auf Technik, Wissenschaft, Medizin, Geld und auf die Machbarkeit unser Vertrauen gesetzt!
  • Muss Gott erst dreinschlagen, damit wir zur Besinnung kommen? „Wenn er dreinschlug“ - so berichtet der Psalm 78, „fragten sie nach Gott, kehrten sie um und suchten ihn. Sie dachten daran, daß Gott ihr Fels ist, Gott, der Höchste, ihr Erlöser.“[4]
    Schon früh hat die christliche Tradition den

4.  Psalm 78 in Beziehung zu Jesus Christus gesetzt dem allumfassenden Heilbringer Gottes

4.1 Auch das Neue Israel, die Kirche, wir die Christen, belohnen die Treue Gottes immer wieder mit unsere Untreue.
  • An jedem Karfreitag macht uns die Liturgie in den Heilandsklagen darauf aufmerksam: „O du mein Volk, was tat ich dir? Betrübt ich dich? Antworte mir! Ägyptens Joch entriss ich dich, du legst des Kreuzes Joch auf mich."[5] Das Erlöserleiden, der schmachvolle Tod des Messias ist der Höhepunkt des menschlichen Aufbegehrens gegen das Heilsangebot Gottes.
  • Die Undankbarkeit gegen Gott feiert  auch bei uns ihre traurigen Triumphe.
  • Sie tritt überall dort zutage, wo wir im menschlichen und kirchlichen Bereich alles für selbstverständlich halten und keine Dankbarkeit mehr kennen und die große Dankfeier des Sonntags, die Eucharistie den weltlichen Vorhaben und Vergnügungen opfern.
  • Auch unter uns vollzieht sich Golgatha, die Undankbarkeit gegen das Heilsangebot Gottes ständig.
4.2 Auf dem Gipfelpunkt menschlicher Untreue, in der Kreuzigung des Gerechten, erweist sich die Treue Gottes auf dichteste Weise.
  • Am Kreuz geschieht das, was Jesus vorausschauend deutet: der das Brot gibt, wird selbst zum Brot des Lebens.[6] "Das Brot , das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt."[7]
  • Dieses Brot von dem auch wir heute in dieser Eucharistie kosten dürfen, ist das wahre Brot vom Himmel, das uns stärkt auf unserer Pilgerreise zur Vollendung in Christus. Es ist die persönlichste Begegnung mit Jesus bis in unseren Leib, in unser sterbliches Fleisch hinein. "Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist."
  • Trotz unserer Untreue hält Gott an seinem Schöpfungs- und Heilsplan fest:   „Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.“ [8] Jesus offenbart sich darauf hin als dieses Brot, das unseren Lebenshunger und Lebensdurst still.
  • Bloßes Essen macht’s nicht. Es kommt darauf an, dass wir uns Jesus ganz öffnen, er mit seinem Geist, mit seiner Liebe, mit seiner Hingabe unser Fleisch, unser ganzes Sein nährt und durchdringt. Es darf keinen Bereich in unserer Person geben, den wir ihm vorenthalten. Dann er kann sich seine Zusage ganz erfüllen: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“[9]
  • In dieser innigen Beziehung mit Jesus Christus in der Eucharistie und im Alltag lebend erneuert sich „unser Geist uns Sinn“[10], werden wir „zu einer Gabe, die für immer Dir (Gott) gehört“[11], werden wir „der ewigen Erlösung würdig.“[12]

[1] 1. Lesung: Ex 16.2-4; 12-15; Antwortgs:  Ps 78; 2.Lesung:  Eph 4,17.20-24, Evang: Joh 6,24-35
[2] Ps 81,13
[3] Jes 65,2
[4] Ps 78,34 f.
[5] GL 2006/1
[6] Joh 6,34
[7] Joh 6,51
[8] Joh 6,33
[9] Joh 6,35
[10] Eph 4,23
[11] Gabengebet
[12] Schlussgebet