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Lesejahr 2012 (B)

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 Entweltlichung durch Kindwerden[1]
 
1 Innen und außen von Feinden bedrängt
Das Leben der Kirche, der Jüngergemeinde Jesu ist nicht immer ein strahlendes unangefochtenes. Angefochten ist es von außen und oft auch von Innen.
1.1 Gerechte und Frevler

  • Die erste Lesung aus dem Buch der Weisheit spricht von zwei Gruppen von Menschen, den Gerechten und den Frevlern. Die gesetzestreuen Juden werden in der heidnischen ägyptischen Großstadt Alexandrien von Heiden und abgefallenen Juden beschimpft und angefeindet. Schon die bloße Existenz der „Gerechten“ und erst recht ihr Anspruch, die besonderen Lieblinge Gottes zu sein, waren für die „Frevler“ eine unerträgliche Herausforderung. Die Feinde der gottesfürchtigen Gemeinde kommen also von innen und außen. Das gilt auch für die Kirche.

1.2 Feinde von innen

  • Auf seinem Flug nach Fatima am 11. Mai 2010 sagte Benedikt XVI "Die Leiden der Kirche kommen gerade aus dem Innern der Kirche von der Sünde, die in der Kirche existiert. Auch das war immer bekannt, aber heute sehen wir es auf wahrhaft erschreckende Weise: Die größte Verfolgung der Kirche kommt nicht von den äußeren Feinden, sondern erwächst aus der Sünde in der Kirche.“ Aber auch die in Auflehnung und Ungehorsam gegen Papst und Bischof leben, schaden der Kirche, mindern ihre Zeugniskraft für die Wahrheit des Evangeliums.

Das Hineinhorchen in das heutige Evangelium bestätigt es.

        1.2.1 Die Jünger verstehen Jesus nicht

  • Dies geschieht Jesus von denen, die täglich bei ihm sind, seine befreienden Worte von der Liebe Gottes zu den Armen und Sündern hören, die von ihm gewirkten Wunder erleben.
  • Sie verstehen seine messianische Sendung rein weltlich. Einen leidenden Messias, den Menschen ausgeliefert und von ihnen umgebracht, nein das kann und darf nicht sein. Sie erwarten einen Sieger hier und jetzt. Und wollen an seinem Sieg teilhaben. Denn gleich anschließend diskutieren sie, wer von ihnen den größten Anteil haben werde an Jesu innerweltlichen Triumph. Die Verheißung seiner Auferstehung scheinen sie überhören.
  • Sie wissen sehr wohl, dass an ihrem Diskutieren etwas faul ist, gleichsam zum Himmel stinkt. Denn auf die Frage Jesu, worüber sie denn unterwegs gesprochen hätten, antworten sie mit betretenem Schweigen.
  • Und wie ist es heute bei uns? In Hannover wurde beim Treffen des Dialogforums mit den Bischöfen die völlige Gleichstellung von sakramentaler Ehe und allen möglichen Lebensformen u.a. die Quotenregelungen für die Führungsgremien der Kirche gefordert.

Worum sollte es in der Kirche nach der Weisung des Papstes gehen?

        1.2.2 Nicht um Verweltlichung sondern um Entweltlichung

  • Der am Dialogforum in Hannover teilnehmende Bischof von Limburg Franz-Peter Tebartz van Elst betonte daher "Wir müssen deutlich machen, dass die christlich gelebte sakramentale Ehe und die Familie ein zunehmend auch kontrastierender Lebensentwurf zu dem ist, was sich gegenwärtig gesellschaftlich ereignet.“
  • Weiter sagte Bischof von Limburg „Wir respektieren jeden Menschen in seiner Geschöpflichkeit, aber wir können nicht alle Lebensformen gutheißen. Christlich gelebte Ehe und Familie unterscheiden sich vom Grundverständnis auch vom Neuen Testament her von dem, was heute vielfach gelebt und getan wird." [2]

1.3  Leben mit Gott und die Verständnislosigkeit der Welt

  • Wer sein Leben aus dem Glauben an den Gott und Vater Jesu Christi gestaltet und Jünger Jesu ist, wird in unserer heutigen Welt wie damals die Juden in Alexandrien, wie Jesus durch seine Jünger Unverständnis ernten. Ja er muss mit Ablehnung und im schlimmsten Fall mit Verfolgung rechnen.
  • Gottloses Denken und Handeln wird immer offenbarer. Bei der Demonstration von Christen in Berlin für das Leben, das Lebensrecht der noch nicht Geborenen sowie der behinderten, kranken und alten Menschen, hielten Gegendemonstranten Plakate mit der Aufschrift hoch „Hätte Maria abgetrieben, wäret ihr (Christen) uns erspart geblieben.“
  • Man kann also nicht gleichzeitig sein Leben auf die Vorstellungen moderner Heiden oder verweltlichter Christen und auf den Glauben nach dem Evangelium Jesu gründen.
  • "Wer sein Fundament im Glauben hat darf sich des Rückhalts in Gott sicher sein. Er kann daraus Kraft schöpfen in der Welt zu wirken, ohne sich in sie hinein zu verlieren. Entweltlichung ist also ein Bewusstwerden der Sicherheit aus dem Glauben."[3] Was hilft, nach dem Evangelium Jesu zu leben?

2 Werden wie die Kinder ist der Urquell unserer Kraft

  • Jesus weiß, wie schwer es ist, die Menschen aus den Fesseln der Verweltlichung zu befreien, ihr Herz aus Stein in ein Herz aus Fleisch zu verwandeln, das am Puls des Lebens sich erneuert. Selbst bei seinen Jüngern scheint er auf Granit zu beißen.
  • Deshalb führt sie zum Ursprung ihres Lebens - dem Kind - um sie für seine radikale Umwertung des menschlichen Lebens zu gewinnen. Groß in den Augen Gottes ist das, was in den Augen des selbstherrlichen Menschen das Letzte ist: Selbst wie ein Kind und Diener aller zu werden. Das heißt vor allem:

2.1 In den Kindern Jesus und Gott aufnehmen und lieben

  • Jeder Lebende sollte dankbar daran denken: dass es mich gibt, verdanke ich einer Frau und einem Mann, meinen Eltern, und Gott, der mich im Einswerden meiner Eltern als einmaligen Menschen nach seinem Bilde schuf.
  • Darum stellt Jesus ein Kind in die Mitte seiner Jünger, in unsere Mitte. Er nimmt es in seine Arme und schenkt ihm durch seine sich ihm zuwendende Liebe Geborgenheit an seinem Herzen. Und spricht: "Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat." [4]
  • Gott und Jesus kommen in den Kindern zu uns und wollen in den Kindern von uns angenommen und geliebt werden. Wer also Kindern das Leben und seine Liebe schenkt, ihrem Leben und Werden dient, der liebt und dient Gott.

Wie aber geht unsere Welt heute mit Kindern um?
2.2 Kinder sind immer die Leidtragenden

  • Bei allen Diskussionen um Scheidung und wie die Kirche damit umgehen soll, bleiben die Scheidungsweisen außen vor.
  • "Denn wer Kindern Leid zufügt, zerstört das, was sie vom Reich Gottes schon hatten oder zumindest ahnen konnten, nämlich eine ungeteilte und eine offene, nicht hinterhältige Welt. Die Erfahrung der noch ungeteilten Welt ist für Kinder elementar."[5] Sie wird durch Untreue und Scheidung gestört, ja zerstört.

2.3 Die Erwachsenen brauchen die Unterschiede.

  • Eifersucht und Ehrgeiz verstärken sie. Ungezügelten Leidenschaften wirken zerstörerisch. „Selbst ist der Mann und selbst die Frau.“ Wohin aber die weder nach Gott noch nach dem Nächsten fragende Selbstverwirklichung führt, zeigt die 2. Lesung aus dem Jakobusbrief.
  • "Ihr begehrt und erhaltet doch nichts. Ihr mordet und seid eifersüchtig und könnt dennoch nichts erreichen. Ihr streitet und führt Krieg. Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet."[6]
  • Die ungeborenen Kinder werden getötet, wenn sie nicht in die Lebensplanung der Erwachsenen passen. Die Macher haben das Beten und Bitten verlernt. Darum so sagt Gott im Psalm 81 "Da überließ ich sie ihrem verstockten Herzen und sie handelten nach ihren eigenen Plänen." [7] Wohin das führt, lehrt uns die Geschichte und zeigen uns täglich die Massenmedien.

2.4 „Jesus preist die Kinder selig, weil sie keine Politik machen.“ (Klaus Berger)

  • „Kinder sind in ihrem kindlichen Verhalten das genaue Gegenbild zur Politik, die eine geteilte Welt in der Regel voraussetzt und (oft) in ihrer Spaltung vertieft.“[8]
  • Kinder fragen nicht nach dem Bankkonto, den Aktien, nicht nach Herkunft und Besitz. Sie sind Freunde derer, die friedlich mit ihnen spielen. So machen sie etwas von Gott sichtbar, der kein Ansehen der Person kennt.[9] Sie stehen in der „Huld des Herrn, die immer und ewig ist für alle, die ihn fürchten und ehren; sein Heil erfahren noch Kinder und Enkel.“[10]
  • Das prophetische Wort Jesu möchte uns heilsam in alle Glieder, Geist und Herz fahren: "Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen."[11] Wer den Kleinsten und Ohnmächtigsten dient, der hat Gott auf seiner Seite.

Er allein kann die Fülle des ewigen Lebens schenken, das Himmelreich.
 
 
        

[1] Homilie zu den Schrifttexten des 25.So.B2012: 1. L Weish 2,1a.12.17–20; 2. L Jak 3,16–4,3; Ev Mk 9,30–37
[2] Die Tagespost 2012/113 S.7
[3] Reinhard A. Röhrner in Liturgie konkret " 2012/05
[4] Mk 9,37
[5] Klaus Berger, Die Tagespost 2012/113 S.4
[6] Jak 4,2
[7] Ps 81,13
[8] Die Tagespost 2012/113 S.7
[9] Eph 6,9
[10] Ps 103,17
[11] M18,3