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Lesejahr 2012 (B)

Homilie zu 2 Kön 2,1-15 in St. Michael Neunkirchen

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Im guten Geist weiterwirken[1]

1 Elija weiß, sein irdisches Ende steht bevor.

1.1 Er hat sich schon auf den Weg gemacht.

Allein will er ihn gehen. Unsere Lebenserfahrung sagt uns: Wir können mit sterbenden Menschen nur bis an die Grenze des Todes mitgehen. Elija versucht mehrmals seinen Schüler Elischa zurückzulassen.

1.2 Elischa weigert sich, Elija zu verlassen;

Beendet nunmehr der Tod die Sendung des Elija[2], so will Elischa solange es möglich ist, in sie hineinwachsen.

2 Der Text ist ganz von der Mosetypologie bestimmt.

2.1 Jenseits des Jordans starb Mose auf dem Nebo [3]

Elija teilt wie Mose das Wasser, um anschließend trockenen Fußes hindurchzuschreiten[4]. Und "so wie damals Josua, der Schüler des Moses, das Werk seines Meisters fortgeführt hat, indem er das Land der Verheißung für Israel in Besitz nahm, so soll Elischa in der Not der Aramäerkriege die Sendung des Elias fortsetzen und Israels Feinde aus dem Land vertreiben.“[5]

2.2 Die Kontinuität der Boten des göttlichen Heils wird sichtbar.

Elischa will nicht alles anders machen als sein Vorgänger, als sein Lehrer. Er will in seine Fußstapfen treten. Er erbittet zwei Drittel von Elijas Geist, um zum vollrechtlichen Nachfolger zu werden. Die Gewährung dieser Bitte steht freilich nicht in der Macht des Propheten (v 10). Dafür gibt es eine Bedingung:

Die Prophetenjüngern erinnern Elischa: "Weißt du, dass der Herr heute deinen Meister über dein Haupt hinweg aufnehmen wird? Er antwortete ihnen: Auch ich weiß es. Seid still!"

         2.3 Das Hinweggenommenwerden geht über unsere Köpfe hinweg.

Es kann nicht äußerlich sichtbar wahrgenommen werden. In der beigefügten Bedingung ist nicht nur die physische Schau der "Himmelfahrt" gemeint; denn "hinweggenommen zu werden" bedeutet "die bisherige Lebensgemeinschaft mit Gott zu vollenden.“[6]

Dies zu sehen setzt aber eine im Glauben von Gott gewährte Einsicht voraus.[7]  Wird sie Elischa zuteil, darf er sicher sein, den Gottes Geist erhalten zu haben und daher zur Fortsetzung von Elijas Wirken befähigt zu sein.

Was wir über Elija lesen, ist nicht ein Bericht über seine „Himmelfahrt“, sondern die Darstellung einer ekstatischen Vision des Prophetenschülers Elischa, die sich in den Vorstellungen der damaligen Zeit bewegt: Jahwe, der Gott der himmlischen Heere (Jahwe Zebaot), schickt einen seiner Wagen, um Elija an den himmlischen Hof zu holen. Auf diese Weise begreift Elischa die Größe und Gottesnähe seines Meisters. Er erbt von ihm den Mantel und „zwei Anteile“ (zwei Drittel) seines Geistes.

3 Nachfolger und Kontinuität

 Meinrad Limbeck gibt anhand dieser Geschichte zu bedenken: "Wären wir bemüht, unsere Vorgänger in ihrem Hingehen zu Gott zu sehen, würden wir nicht zu effektiveren Nachfolgern? Kämen sie dann nicht noch einmal in unserem Tun zur Wirkung? Doch wir lieben es, einander zu übertrumpfen und uns voneinander abzusetzen."

3.1 Als Getaufte stehen wir in der Nachfolge Christi.

Als Kirche sind wir der fortlebende Christus in unserer Zeit und Lebenswelt. Beim Fürstenportal in Bamberg stehen die Apostel auf den Schultern der Propheten. Jeder Getaufte sollte auf den Schultern derer stehen, die vor ihm den Glauben gelebt und dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus nachgefolgt sind.

3.2 Papst Benedikt gibt dazu ein nachahmenswertes Beispiel.

Immer wieder knüpft er in seinem apostolischen Wirken an das an, was sein Vorgänger Johannes Paul II ins Werk gesetzt hat.

Der Tod macht natürlich auch vor Menschen nicht Halt, die von großer Bedeutung für uns sind - privat oder im öffentlichen Leben. Wir sagen dann,  unser Leben und unsere Welt sind durch ihren Tod ärmer geworden.

Die heutige Lesung zeigt, daß es auch an uns liegt, ob der gute Geist eines Menschen nach seinem Tode aus unserer Welt verschwindet oder ob er weiterwirkt.


[1] Homilie zu 2 Kön 2,1-15
[2] 2 Kön 2 V2.4.6
[3] Dtn 34
[4] ex 14,21
[5] E. Haag
[6] vgl Gen 5,24; Ps 49,16; 73,24
[7] Ex 14.30

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