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Lesejahr 2012 (B) Homilie am Pfingstsonntag in St. Johannes Großenbuch Daraus entstand der Slogan: Hauptsache die Chemie stimmt, oder negativ ausgedrückt: Zwischen denen stimmt die Chemie nicht mehr. Medikamente und Drogen wurden die großen Gesundheits- und Glücksbringer. Und Chemieaktien versprachen großen Gewinn. Natürlich sind Medikamente nützlich, lindern Schmerzen, verlängern das Leben. Aber glücklicher und zufriedener sind die meisten Menschen dadurch nicht geworden.
Gegen Ende des 20. Jhts. erkannte man,1.2 die Physik, die Strukturen, sind wichtiger als die Chemie.
- Im Mikro- wie im Makrokosmos ist die Physik am Werk. Überall in Gesellschaft und auch in der Kirche gerieten auf einmal die Strukturen in den Blick und in die Kritik. Das hat auch sein Gutes; denn ungerechte Strukturen machen ein Gemeinwesen von inner her kaputt. Die Kehrseite war, alle Autoritäten und überkommenen Strukturen wurden infrage gestellt. Man müsse nur die Strukturen ändern, und alles werde besser und menschlicher.
1.3 Das aber ist die große Täuschung.
- Erst muss der Mensch sich zum Guten verändern, dann verlieren die Strukturen ihre Verhärtungen und Verkrustungen, ihre Ungerechtigkeiten und ihr Machtgebaren.
- Erst wenn die Menschen sich dem Geist der Wahrheit und der Liebe öffnen werden sie sich verstehen, stimmt die Chemie zwischen ihnen. Dies geschah im Pfingstereignis zu Jerusalem und geschieht heute in der Kirche des gekreuzigten und auferstandnen Herrn Jesu Christus.
2 Die Kirche ist das Werk des Geistes
- An Pfingsten wird wahr, was Jesus in seinen Abschiedsreden verheißt: "Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll."[1]
- Der dreifaltige und Drei Eine Gott offenbart durch die vom Heiligen Geist ergriffenen Jünger und Jüngerinnen, was die Welt zusammenhält, die Menschen zum wahren Leben befreit und sie in die Fülle des ewigen Lebens bei Gott in seinem Reich führt.
- Die Chemie stimmt. Die Apostel sprechen eine Sprache, die vom Geist gewirkt alle verstehen. Die Struktur der Welt und des menschlichen Lebens treten im dreifachen Zeugnis Gottes klar zu Tage.
2.1 Das dreifache Zeugnis Gottes
- Der Kirchenvater und Märtyrer Tertullian beschreibt um 200 die tiefe Einheit zwischen heiligem Geist und Kirche so. „Da die Zeugung des Glaubens und die Verheißung des Heils von den 3 Zeugen gewährleistet wird, muss die Erwähnung der Kirche notwendigerweise noch hinzu kommen, weil da, wo die 3, der Vater, der Sohn und der Geist sind, auch die Kirche ist, welche den Leib der Drei bildet." Kirche also nicht nur der Leib des Auferstandnen, sondern der heiligsten Dreifaltigkeit.
- Kein Wunder also dass das Konzil von Konstantinopel 381 nach den Worten „ich glaube an den Heiligen Geist“ in das Glaubensbekenntnis von Nicäa die Worte einfügte: „den Herrn und Lebendigmacher, der vom Vater ausgeht und mit dem Vater und dem Sohne zugleich angebetet und verherrlicht wird“ und gleichzeitig „die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“ bekennt.
- Auch Augustinus verbindet die heilige Kirche stets mit dem Heiligen Geist, dessen Tempel sie ist.
2.2 Die trinitarische Struktur des Glaubensbekenntnisses
- Macht deutlich, worauf wir als Christen unser Leben bauen.
2.2.1 Die Schöpfung wird dem Vater zugeschrieben.
- Gott hat sie dem von ihm geschaffenen Menschen anvertraut. In Verantwortung vor ihm sollen wir sie bebauen und hüten.[2]
2.2.2 Die Erlösung ist das Werk des Fleisch gewordenen Sohnes
- In ihm ist Gott Mensch geworden. "Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung."[3] Unsere göttliche Bestimmung ist es, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei.[4]
2.2.3 Die Heiligung ist das Werk des Heiligen Geistes;
- Dessen Werk bildet den Inhalt des 3. Teil des Kredo: die Kirche, die Taufe, die Sündenvergebung, die Gemeinschaft der Heiligen, die Auferstehung und das Leben in der kommenden Welt.
Und dann fährt der Text fort: „Die eine heilige katholische und apostolische Kirche“.
- In der westlichen Kirche heißt es nicht, wir glauben an die heilige Kirche, sondern Wir glauben die Kirche
2.3 Wir glauben von der Kirche, dass sie eins, heilig, katholisch und apostolisch ist.
2.3.1 Wir glauben die heilige Kirche. - An den dreifaltigen Gott, Vater, Sohn und Geist glauben wir, weil sie die ewige göttliche Wahrheit und Wirklichkeit sind.
- Als ein Prediger bei einer Wallfahrt den Satz sagte: "Die Kirche ist nicht heilig", klatschten die Leute. Ob sie über sich klatschten, weil sie doch wie wir alle Sünder sind? Vom Wirken Gottes her sind wir, die Kirche, die von ihm Geheiligten. Von unserem Leben her gesehen, sind wir eine Kirche der Sünder.
- Die Heiligkeit der Kirche ist eine vom Heiligen Geist mitgeteilte. Sie ist also nicht Menschenwerk, sondern sein Werk.
- Er bewirkt in uns das Bekenntnis: "Jesus ist der Herr."[5] Er, der eine Geist", gibt die verschiedenen Gnadengaben"[6]. Dieses Geben des Heiligen Geistes dient nicht ichhafter Profilierung, nicht dem Eigenruhm, sondern "Jedem wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt."[7]
- Nur in der Kraft des Geistes Gottes bilden wir den einzigen Leib des auferstandenen Christus und des dreifaltigen Gottes auf Erden.
- Jene Menschen, die sich ganz dem Wirken des Geistes geöffnet haben, so wie Maria, oder ihr Zeugnis für Jesus und sein Evangelium mit der Hingabe ihres Lebens, mit dem Martyrium bezeugt haben, verehrt die Kirche mit Recht als Heilige. In ihnen offenbart sich das Wirken des Heiligen Geistes.Die Kirche garantiert dem Einzelnen, auch dem Sünder, die Nähe Gottes, seine Liebe und sein Erbarmen, seine Vergebung und die Hoffnung auf das ewige Leben.
2.3.2 Der Heilige Geist bewirkt die Einheit der Kirche - Was wir als Jünger und Jüngerinnen Jesu dazu tun können, wird in der ersten Lesung aus der Apostelgeschichte gesagt "Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen..."
- Wo Christen sich versammeln und einmütig um die Herabkunft des Heiligen Geistes miteinander beten, da zeigt sich die eine Kirche.
- So haben es uns die Jünger und Jüngerinnen vorgemacht. "Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern."[8]
- Die Kirche wird so erfahrbar als Zeichen und Mittel des Eingreifens Gottes in unsere Welt und Geschichte. Wie schon Jesus ist sie zugleich eine irdische, der Geschichtlichkeit unterworfene Wirklichkeit und Werk Gottes, Mysterium des Heils, um das der Glaube allein weiß.
- Die nicht vom Geist inspirierte Welt, wird die Kirche immer nach weltlichen Maßstäben beurteilen. Paulus, der ganz und gar vom Auferstandenen und seinem Geist erfüllt war, hat daher den Christen ins Stammbuch geschrieben: "Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist, was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist." [9]
2.3.3 Der Heilige Geist lässt Menschliches und Göttliches in der Kirche zusammenwachsen. - In Lumen Gentium hat das 2.Vat auf Jesus verweisend dargelegt, wie das geschieht: In Jesus hat Gott die menschliche Natur angenommen. Ist Gottes ewiges Wort Fleisch geworden. Diese menschliche Natur wird ganz und gar mit ihm vereint zum lebendigen Heilsorgan. So ist es auch mit der Kirche, die aus Menschen besteht, die an Christus gebunden ein Geist mit ihm geworden sind.[10] Vom Geist Jesu Christi belebt wirkt die Kirche zum Wachstum seines Leibes mit.[11]
2.3.4 Der Heilige Geist macht Kirche katholisch und apostolisch. - Was das heißt, haben heute viele Christen vergessen. Katholisch sein heißt, das Ganze der Kirche weltweit im Blick zu haben. Das Ganze der Heiligen Schrift ernst zu nehmen und nicht nur die ins eigene Lebenskonzept passenden Stellen.
- Wir Katholische Christen in Deutschland sind gerade mal 2 % der Katholiken auf der ganzen Welt. Wollen wir katholisch sein, haben wir Verantwortung für die ganze Kirche und das Ganze des Evangelium und der Schrift. Daran ist der Petrusdienst des Papstes mit seinem Heil gebunden. Die Katholische Kirche ist in Wort und Amt an die Apostel gebunden.
- Ob wir in Deutschland nicht alle ein bisschen mehr katholisch und apostolisch werden sollten?
- Das Konzil sagt: "Dies ist die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen. Sie zu weiden, hat unser Erlöser nach seiner Auferstehung dem Petrus übertragen." LG 8
3 Anpassung? - Beim Katholikentag in Mannheim erklärte der emeritierte Kardinal Kasper, die Kirchenkrise bestehe nicht in einer mangelnden Anpassung an die Welt, sondern in einer "mangelnden Anpassung an Jesus Christus."
- Jeder von uns möge sich anhand des Tugendkataloges im Galaterbrief fragen, ob die Früchte des Geistes bei ihm schon wachsen und reifen? Wenn nicht ist Umkehr dringend nötig. Im Sakrament der Sündenvergebung möchte Christus durch seinen Geist uns befreien und ermutigen.
- Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. Der Heilige Geist beseelt die Kirche.
[1] Joh 14,16 [2] Gen 2,15 [3] Kol 1,15 [4] Röm 8,29 [5] 1 Kor 12,3b [6] 1 Kor 12,4 [7] 1 Kor 12,7 [8] Apg 1,14 [9] Röm 12,2 [10] 1 Kor 6,17 [11] vgl Eph 4,16
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