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Lesejahr 2012 (B)

Homilie am Fest Taufe Jesu in Rödlas »Rgina Pacis - Maria Königin des Friedens«

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Das Glasbild ist Teil einer Fensterserie im Langhaus
  des Bonner Münsters und entstand 1974-78.
Das Glasbild ist Teil einer Fensterserie im Langhausdes Bonner Münsters und entstand 1974-78.
Jesus Christus tauft uns mit dem Heiligen Geist und Feuer
1]
1 Uns allen ist das Wort »Offenbarung« geläufig.
Wenn uns plötzlich der Sinn eines Ereignisses aufgeht, dann sagen wir: es war wie Offenbarung für mich. Mit einem Schlag war alles klar.
Jesus steigt mit Sündern in den Jordan. Er empfängt die Bußtaufe des Johannes. Er, der ohne Sünde ist, stellt sich damit auf die Seite der sündigen Menschen. Er steht auf der Seite derer, die ihre Sünden bekennen und umkehrbereit sind.

In diesem Augenblick offenbart sich Gott. Mit der Taufe Jesu im Jordan fängt etwas Unerhörtes an „Als Jesus aus dem Wasser stieg sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taufe auf ihn herabkam.“ [2]

2 Der Himmel öffnet sich.
2.1 Er öffnet sich über Jesus von Nazareth
  • Mit ihm, in ihm und durch ihn offenbart sich Gott im Heiligen Geist.
  • Der Geist kommt nicht mit tausend Tauben überall hin, sondern er kommt personal und direkt auf diesen Jesus von Nazareth. Ihn offenbart eine Stimme aus dem Himmel „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“[3]
  • Über Jesus ist also der Himmel offen. Durch Jesus ist er auch offen für jeden, der an ihn glaubt. Der Himmel Öffnet sich - Gott öffnet sich. Das besagt: Er kommt auf uns zu - er zuerst.
  • Weil Gott durch Jesus auf uns zugekommen ist, können wir auf ihn zukommen. Der Anfang wird immer von Gott gemacht. Seine Liebe kommt uns zuvor. Das ist die Grundlinie des Christlichen: „Alles ist Gnade“, oder „Alles Gute kommt von oben.“ Gott teilt sich uns mit in Jesus Christus.
  • Mehr an Zuwendung, an Hingabe, an Offenbarung, an Ausströmen, an Verschenken ist nicht mehr möglich. Gott kommt in einem Menschen uns menschlich fassbar und liebend nahe. Das meint Gnade.
2.2 Der Himmel öffnet sich zu uns Menschen hin
  • Wozu? Die Erde ginge ohne Verbindung zum Himmel, ihrem Ursprung, sich selbst überlassen zugrunde. Die Welt, ja gerade die Welt des Menschen, ist, auf sich allein gestellt, am Ende. Das spüren wir gerade am Beginn des 21. Jhts. mit schmerzlicher Wucht. Es dämmert uns mehr und mehr, daß wir mit unserem Latein am Ende sind, mit unserer Wissenschaft, mit unserer Technik, mit unserem Konsum, auch mit unserem Sozialstaat, auch mit der Illusion, der Staat könne alles richten.
  • Wir stoßen überall an unsere Grenzen. Die Probleme türmen sich immer höher auf. Wir geraten in immer tiefere Ausweglosigkeit. Von Wissenschaft und Technik die Lösung aller Probleme zu erwarten, war die große Illusion des vergangenen Jahrhunderts.
  • Sie haben uns viele Erleichterungen und Annehmlichkeiten gebracht, wir sind durch sie mobiler geworden.
  • Aber es sind dadurch auch enorme Probleme entstanden, wie der rasante Verbrauch von wertvollen unwiederbringlichen Rohstoffen und Ressourcen, die Zerstörung der Natur, die weltweite Bedrohung durch  todbringende Waffen, die drohende Erwärmung der Erdatmosphäre mit unabsehbaren Folgen. Wie gefährlich z.B. die zunehmende Versiegelung des Bodens ist, führen uns die häufigen Überschwemmungen vor Augen geführt.
  • Die elektronischen Medien ermöglichen uns eine schnelle Information über alle möglichen Ereignisse in der Welt. Sie schaffen eine schnelle Kommunikation der Menschen untereinander. Sie schaden bei hemmungslosen Gebrauch an Leib und Seele, liefern jede Form von Schlechtigkeit mitten hinein in unsere Wohnungen.
  • Es ist uns in dieser Situation ohne Gott nicht zu helfen. Darum beginnt die Kirche ihr Tun, ihr Segnen immer mit dem Ruf: „Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.“ Wir meinen damit den Herrn Jesus Christus, nicht den Namen irgendeines Großen oder einer Größe dieser Welt, mag sie Technik, Sport oder wie sonst heißen.
  • Gott zeigt uns durch die Art und Weise wie er sich zu uns hin öffnet, wo Hilfe zu finden ist: Als er aus dem Wasser steigt
3 Jesus sieht den Geist wie eine Taube auf sich herabkommen.
3.1 Der Geist von oben - Gottes heiliger Geist
  • Aber nicht als Taube, sondern wie eine Taube kommt Gottes Geist auf Jesus herab, d.h. er kommt still und leise, ohne Geschrei und Gekrächze. Gottes Heiliger Geist überfällt uns nicht, er zwingt nicht. Bei Gott gibt es keinen geistigen und geistlichen Terror, wie er heute in manchen Sekten zu finden ist.
  • Die Taube ist Sinnbild der Schlichtheit, der Güte, der Liebe, des Friedens. Es ist der Geist, der von jetzt an durch Jesus in die Welt strömt. Jesus will uns den „Taubengeist“ bringen.
  • In seiner Bergpredigt fordert Jesus seine Jünger auf „einfältig wie die Tauben zu sein“, d.h. Menschen ohne Falsch, denen jede Brutalität fremd ist. Menschen, die mit sich selber im Reinen sind, deren Absicht lauter ist.
  • Der auf Jesus herabkommende Geist kommt nicht aus der Welt. Er kommt von oben, vom Himmel her aus dem dreieinigen Gott. Im Galaterbrief nennt Paulus als Frucht des Geistes „Liebe Freude Friede Langmut Freundlichkeit Güte Treue Sanftmut und Selbstbeherrschung“.[4]
Diesem Geist von oben widerstrebt
3.2 Der Geist, der von unten kommt, der Geist der Welt und des
      selbstherrlichen Menschen

  • Er bringt Neid und Hass, Verleumdung und Untreue, Mord und Totschlag hervor. Bleiben wir beim Tierbild. Da der stille, gute Taubengeist; dort der gierige Wolfsgeist.
  • Wir könnten auch ein Bild aus der Technik nehmen. Hier das ruhig und fast lautlos dahinschwebende sich vom Aufwind tragen lassende Segelflugzeug. Dort der unter ohrenbetäubendem Lärm, Unmengen von Energie verbrauchend dahindonnernde, die Luft verpestende, mit tödlichen Geschossen ausgerüstete Kampfbomber.
  • Es besteht wohl kein Zweifel, dass es auf unserer Erde anders zuginge, wenn der Taubengeist die Politik, das Wirtschaftsleben, das Zusammenleben der Menschen und das Leben eines jeden Einzelnen prägen würde.
  • Johannes der Täufer drückt mit prophetischem Wort aus, wozu Jesus gekommen ist. Hier im Markusevangelium heißt es „er wird euch mit Heiligem Geist taufen.“ Im Matthäusevangelium: „Er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen.“[5]
4 Jesus tauft mit Geist und Feuer
In der Taufe mit Geist und Feuer findet die Taufe mit Wasser erst ihren vollen Sinn und ihre Beständigkeit. Wir wurden in der Taufe eingegliedert in den Leib Christi, in die Heilsgemeinschaft der Erlösten. In der Firmung wurden wir gestärkt mit der Gabe des Heiligen Geistes, und gesandt, Zeugen Christi in der Welt zu werden. Der auferstandene beim Vater erhöhte Christus will uns in seiner Kirche ständig mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen. Was ist damit gemeint?
4.1 Das Feuer des Heiligen Geistes entflammt und reinigt
  •  „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ [6]
  • Das Feuer des Heiligen Geistes will in uns die Liebe zu Gott entflammen. Zugleich soll will es tiefgreifend und radikal reinigen. Das Wasser reinigt äußerlich, dem Feuer hält nur das Kostbarste stand.
  • Trotz Prüfungen und Leiden können die Christen voller Freude sein; denn so sagt Petrus „Dadurch soll sich euer Glaube bewähren und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist.“ [7]
  • Der Heilige Geist reinigt unser Innerstes. Das Herz aus Stein wandelt er um in ein »Herz von Fleisch«. Durch den Propheten Ezechiel sagt er seinem Volk: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.“[8]
 4.2 Der Heilige Geist lässt alle Sünden nach.
  • In der Versöhnungsliturgie der syrischen Kirche spricht der Priester den Beichtenden mit folgenden Worten los: »Durch das Eindringen des Heiligen Geistes vernichte und streiche aus seiner Seele, o Herr, jede Schuld, die Lästerungen und alle Art von Ungerechtigkeit, mit der seine Seele sich befleckt hat.«
  • Der am Ostertag seinen Jüngern erscheinende Auferstandene spricht ihnen den Frieden zu und sagt „Wie mich der Vater gesandt hat so sende ich euch.“[9] Worin die vom Vater ausgehende Sendung besteht wird sofort klar. „Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.“ [10] Der Heilige Geist vergibt also die Sünden durch den Dienst der Kirche; mehr noch: er ist selbst die Vergebung der Sünden!
  • Als Jesus im Abendmahlssaal den Aposteln den Heiligen Geist gab, erteilte er der Kirche nicht nur eine bloße »Ermächtigung«, die Sünden zu vergeben; er verlieh hingegen eine wirkliche, innere Macht, die der Heilige Geist selbst ist.
  • In der Vergebung der Sünden übt die Kirche nicht eine Macht aus, wie der heilige Ambrosius erinnert; »sie leistet nur einen Dienst, auch wenn es ein unumgänglicher Dienst ist.«
4.3 Die Kirche Jesu Christi ist der Ort, wo Jesus Christus mit Geist
      und Feuer tauft

  • Der große Erneuerer der Gotteslehre (1120-1169) - der Cisterzienser Mönch Isaak von Stella - fasst diese Wahrheit in folgende Worte:
  • „Nichts kann nämlich die Kirche ohne Christus vergeben, und Christus will nichts ohne die Kirche vergeben.
  • Nichts kann die Kirche vergeben, ausgenommen dem, der bereut, das heißt, den Christus mit seiner Gnade berührt hat.
  • Nichts will Christus als vergeben betrachten demgegenüber, der es verschmäht, sich an die Kirche zu wenden.“[11]
  • Der Prediger des päpstlichen Hauses Raniero Cantalamessa beschreibt in seinem Buch - »Komm Schöpfer Geist« - den vom Auferstandenen aufgetragenen Dienst der Reinigung und Heiligung des Menschen durch das Feuer des Heiligen Geistes so:
  • Die Kirche ist der Ort, wo der Geist, der die Sünden vernichtet, »brennt« wie eine Art ständig angezündeter »Müllverbrennungsanlage«, die die Abfälle der Seele vernichtet und die Stadt Gottes sauber hält.
  • Es gibt ein verborgenes» Feuer« im Innersten des Hauses, das die Kirche ist, und glücklich diejenigen, die es entdecken und in seiner Nähe die Wohnung ihres Herzens errichten und jedes Mal dahin zurückkehren, wenn sie sich von der Schuld »belastet« fühlen und »sehnsüchtig, wieder aufzustehen«![12]
 

[1] Homilie zu Mk 1,7-11
[2] Mk 1.10
[3] Mk 1,11
[4] 5,22
[5] Mt 3,11
[6] Lk 12,49
[7] 1 Petr 1,7
[8] Ez 36,26
[9] Joh 20,21
[10] Joh 20,22f
[11] Isaak von Stella 1120-1169, Reden 11,14, Profiliertester Erneuerer der Gotteslehre, erster Rezipient der „Mystischen Theologie“ des Dionysius Areopagita.