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Lesejahr 2012 (B)

Homilie zu1 Joh 4,16 am 7. Ostersonntag in St. Michael NK - 100 Jahre Obstbauverein

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Gott ist Liebe - wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns.[1] 

Gott ist Liebe - wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns
Gott ist Liebe - wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns
1 “Gott ist Liebe" Das ist das Höchste.

 Eigentlich müssten wir alle beim Erklingen dieses Wortes aufjauchzen und selig sein. Leider ist das Wort Liebe endlos mehrdeutig geworden.

 Das Wort Liebe kann für selbstlose Hingabe aber auch für egoistisches Begehren stehen. Es wird schlimm, wenn der Mensch egoistisch über ein solch wichtiges Wort einfach verfügt und es seinen Ich fixierten Zwecken dienstbar macht.

Liebe – was ist das?
In einem religiösen Lied heißt es; "Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe, das sind Worte und Taten. Als Zeichen der Liebe ist Jesus gekommen, als Zeichen der Liebe für die Welt.“ 


2 Die Liebe Gottes hat ein Gesicht - Jesus
Gottes Liebe ist nicht gestaltlos, sondern konkret und anschaubar an Jesus, an seinem Handeln, seinem Leben, seinem Sterben. Das ist der radikale Punkt, der jeder allgemeinen und rationalen Philosophie über Gott und die Liebe an den Nerv geht.
  •  Ohne Jesus, ohne ihn zu kennen und ihn zu bekennen, gibt es keine rechte Vorstellung von der Liebe Gottes. In ihm ist für die Menschen greifbar und erfahrbar geworden, was Gott schon im alten Bund seinem Volk als seinen Namen geoffenbart hat "Jahwe d.h. ich bin der Ich Bin da. Ich bin bei euch. Ich bin für euch da. Ich bin euch treu."
  • Das ist der Grund, warum die Apostel an die Stelle des Verräters einen Mann wählen wollen, der, wie sie sagen, „die ganze Zeit mit uns zusammen war, als Jesus bei uns ein- und ausging.“
  • Die wichtigste Erkenntnis, die der Glaube an und das Bekenntnis zu Jesus Christus bringt, ist „die Liebe die Gott zu uns hat und die in uns ist.“
  • Ich werde daher jeden Tag neu meine Gedanken auf Jesus richten. Ich schaue und höre auf ihn. Ich nehme wahr, wie er mit den Menschen umgeht, wie er sich für sie hingibt, wie er bis zum letzten Atemzug für sie da ist. So erfahre ich, wie diese in Jesus gegenwärtige Liebe Gottes aussieht. Sie setzt sich fort und wird real gegenwärtig in der Feier der Eucharistie.
  • Die Freundschaft mit ihm pflegend nehme ich Jesus als meinen Herrn und Erlöser an und bekenne mich zu ihm. „Wer sich an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm.“[2] Ich spüre, wie die Kraft seiner Liebe und seines Geistes sich in mich hineinsenkt und in mir anfängt zu wirken. „Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er bleibt in Gott.“ [3]

3 Liebe ist nicht nur ein Wort - Liebe das sind Worte und Taten
  • Nur wer die Liebe wagt und aus der Liebe Gottes lebt, ist ein echter Christ. Ihm wird aufgehen, wer Gott ist und wie er ist. Gott hat nicht die Welt geliebt, nur um wieder geliebt zu werden. Gottes Liebe ist bedingungslos konkret. Sie gewinnt Gestalt und wird als wirklich erfahren, wo sie bei den Menschen und auf sie hin praktiziert wird.
  • Gott hat uns ein Beispiel gegeben. Er verschenkt sich in Jesus an die Welt und an die Menschen – auch in dieser Stunde.
3.1 Wir Christen sollen uns an die Welt,
      an unsere Mitmenschen verschenken.

  • Das gilt für jede menschliche Begegnung und Beziehung. Gottes Liebe wird durch uns wirksam in der Liebe zum Bruder und zur Schwester.
  • Sagt man von jemanden, der oder die gibt sich her für uns, ist für uns da, auf ihn oder sie kann man sich verlassen, dann entspricht ein solcher Mensch der göttlichen Liebe und steht in der engsten Gemeinschaft mit Gott. Es wird wahr, was Johannes schreibt: „Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet.“[4]
  • Versuche ich danach zu leben, dann bleibe ich in Gott und Gott bleibt in mir. Ich werde Gott weder verlieren noch von ihm getrennt werden.
  • Es ist für jeden von uns lebenswichtig zu erfahren, dass wir in Gott bleiben und er in uns bleibt.
  • Dieses Wissen gibt uns jene innere Sicherheit und Gelassenheit, die uns bei Schwierigkeiten und Widerständen daran hindert, wieder in ein egoistisches nur um sich selbst kreisendes Leben zurückzufallen.
3.2 Die Liebe zur Welt zeigt sich im achtsamen
      und verantwortlichen Umgang mit Gottes Schöpfung.

  • Aus seiner schöpferischen Liebe, seinem allmächtigen Wort ist sie hervorgegangen. „Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. So geschah es.“[5] Jesus mahnt uns „Bringt Früchte hervor, die eure Umkehr zeigen.“[6]
  • Umkehr heißt, Gott als den Herrn der Schöpfung anerkennen. Mit der Schöpfung in Verantwortung vor ihm gut und pfleglich umzugehen. 
Auf den ersten Seiten der Bibel steht "Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte." [7]
  •  Von allen Bäumen des Gartens dürfen wir essen, „nur nicht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.“ [8] Die ganze Welt ist uns von Gott anvertraut und gegeben. Wir aber gehören Gott. Er allein bestimmt, was gut und was böse ist.
  •  Immer wenn der Mensch sich anmaßt selber zu bestimmen, was gut und böse ist, bringt das den Tod. Nicht nur den im Mutterschoß heranwachsenden abgetriebenen Kindern, sondern der gesamten Erde.
3.3 Bäume sind ein Bild für unser menschliches Leben.
  • Wir wurden von Gott durch unsere Eltern in die Erde eingepflanzt, um zu wachsen, zu blühen, Frucht zu bringen für Gott. In der Erde verwurzelt streben wir dem Himmel zu, damit aus den Blüten reifende Früchte werden für Gott und die Menschen.
  • Singend verheißt der Psalm 1 dem Gottesfürchtigen: „Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, wird ihm gut gelingen.“ [9]
 
Bäume ein Bild für unsere Vollendung
Bäume ein Bild für unsere Vollendung








 
 
 
 
 
 



  • Wer Bäume pflanzt und pflegt, weiß dass man mit ihnen gut umgehen muss. Es ist wie mit uns selber. Die wilden Triebe müssen entfernt, die Umgebung des Baumes gepflegt werden. Nur dann werden sie und wir gute Früchte bringen.
  • Auf unsere Vollendung blickend wird von dem Seher Johannes in der Offenbarung in einem grandiosen Bild die Fülle des Lebens gezeigt, die uns am Ende durch Jesus bei Gott erwartet "Und er zeigte mir einen Strom das Wasser des Lebens klar wie Kristall; er geht vom Thron Gottes und des Lammes aus. Zwischen der Straße der Stadt und dem Strom, hüben und drüben, stehen Bäume des Lebens. Zwölf Mal tragen sie Früchte, jeden Monat einmal; und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker."[10]
Liebe – das ist sein Geist in uns
Liebe – das ist sein Geist in uns
4 Liebe – das ist sein Geist in uns

Unsere Taufe erinnernd geht uns immer wieder auf: „Gottes Liebe ist ausgegossen in unsere Herzen durch den heiligen Geist.“[11]Und Johannes schreibt „Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt: Er hat uns von seinem Geist gegeben.“[12] Darum werden wir

4.1 jeden Tag damit beginnen,  auf Jesus die Mensch gewordene Liebe Gottes zu schauen



  • Er hat die Liebe Gottes authentisch gelebt. Ihn bekennen wir als den Sohn Gottes, als unseren Retter und Befreier aus Sünde und Tod.
  • Am Beginn meines Tages werde ich ihn daher bitten „Herr gib mir heute deinen Geist. Liebe du in mir, vor allem, wenn ich einem Menschen begegne, den anzunehmen oder zu verzeihen mir schwer fällt. Liebe du in mir!“
4.2 Auch Ehegatten sind gut beraten, am Beginn des Tages
     den Blick auf Jesus die Mensch gewordene Liebe Gottes zu richten.

  • Denn in den gewohnheitsmäßigen Abläufen des Lebens besteht die Gefahr, dass auch die Beziehung zum Partner gewohnheitsmäßig abläuft und so langsam aber sicher ihren Glanz und Reiz verliert.
  • Ich kann mich am Beginn des Tages mit den Klängen aus dem Radio zudecken - vielleicht auch beschwingen lassen. Wichtiger wäre, innezuhalten und sich vor Gott und Jesus darauf zu besinnen, dass er durch dich deinem Ehepartner mit seiner Liebe begegnen möchte.
  • Also werden Sie durch Jesus Christus Gott bitten, „lass mich heute meinem Mann, meiner Frau, meinen Kindern, meinen Angehörigen mit zuvorkommender Liebe begegnen.“
  • Das nimmt vielleicht nur eine halbe Minute in Anspruch; Aber wirkt wie ein aus der Ewigkeit kommender Impuls in den Tag hinein. Gibt mir die Chance, im rechten Augenblick mich an meine Berufung zur Liebe zu erinnern.
4.3 Kinder und Jugendliche werden sich fragen wie kann
      ich offen und wach durch den Tag gehen?

  • Nach dem Aufstehen würde ich vor dem Kreuz oder einem Christusbild kurz innehalten und mich in die Gegenwart Gottes versetzen. Das große Kreuz über mich schlagend würde ich zu Jesus sagen: „Herr, du mein Freund, nimm mich heute bei der Hand und führe mich durch diesen Tag.“
  •  Lass mich heute offen sein für die Menschen, die mir begegnen. Gib dass ich meinen für mich sorgenden Eltern, meinen Mitschülern, besonders den von anderen Gehänselten oder Gemiedenen mit deiner Freundlichkeit und Aufmerksamkeit begegne.
  • Lass mich daran denken, dass du jeden einzelnen liebst und dein Leben für ihn hingegeben hast. So kannst du mit offenen Sinnen in den Tag gehen.
4.4 Auch unterwegs zur Arbeit ist der Herr mit seiner Liebe bei dir
  • Immer gibt es Augenblicke, wo du dich an ihn wenden kannst: Herr, gibt mir jene innere Wachheit, die nötig ist, meinem Chef und den Kollegen mit guten Gedanken zu begegnen.
  • Gute Gedanken sind Kräfte, die aus dem Herzen Gottes kommen, die aufbauen, die das Klima im Betrieb aufhellen. Lass mich in den Gesprächen ein Anwalt für das Gute und Wahre sein. Denn das braucht die Welt heute besonders.
  • Es stimmt, was Erich Fromm einmal gesagt hat: "Nicht der, der hat, ist reich, sondern der viel gibt.“
  • Gutsein, ist auch ein anderer Name für den lebendigen Gott der Liebe. Wenn ich gut bin, dann bin ich reich. Denn wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. Und wer Gott hat, der hat alles, er trägt den ganzen Reichtum der Ewigkeit schon jetzt in sich.
 
 

[1] 1 Joh 4,16
[2] 1Kor 6,17
[3] 1 Joh 4,15
[4] 1 Joh 4,12
[5] Gen 1,11
[6] Lk 2,8
[7] Gen 2,15
[8] Gen 2,17
[9] Ps 1,3
[10] Offb 22,1f.
[11] vgl. Röm 5,5
[12] 1 Joh 4,13