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2010 (A)

Homilie am Sonntag nach Weihnachten in Hetzles St. Laurentius

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ANGEWIESEN SEIN – GEBRAUCHT WERDEN

Veit Dennert bei der Predigt
Veit Dennert bei der Predigt
1 „Ich möchte auf niemand angewiesen sein.“

Wir kennen diesen törichten Ausspruch. Und doch sehen wir leicht ein, daß an unserer Ernährung, Kleidung und Bildung viele Menschen mitwirken. Auch auf unserem Weg zu Gott werden wir jeden Augenblick von anderen geführt, gestützt, gestärkt. Daran denken wir nur selten. Viel mehr Gutes als Böses kommt uns vom Nächsten. Unser Leben miteinander ist wie das Geflecht eines gewaltigen Teppichs.

2 Wir sind auf einander angewiesen - wir brauchen einander.
Gott wollte in seinem Heilsplan auf uns Menschen angewiesen sein.

Er macht es nicht allein. Daß Gott uns Menschen braucht, brauchen will, das macht unsere Größe aus.
2.1 Er braucht Maria zur Ausführung seines Heilsplanes.
  • Deshalb grüßt er sie durch den Engel als die Begnadete. Und Maria bekennt: "Denn Großes hat an mir getan der Mächtige."
  • Daß Gott auf Marias Ja-Wort angewiesen sein will, daß er sie braucht, darin besteht ihre Größe.
2.2 Und Gott braucht Joseph,
  • Nur so kann sein Sohn als aus dem Geschlechte Davids stammend erkannt werden. Das macht den heiligen Josef groß.
  •  Der Engel sagt ihm Traum "Fürchte dich nicht, diene Frau zu dir zu nehmen.“ Weil Gott dich braucht, brauchst du dich nicht zu fürchten, du wirst es schaffen.
2.3 Maria und Jesus wiederum sind auf Joseph angewiesen.
  • Er gibt ihnen die Sicherheit, die sie brauchen. Er führt sie in der Lebensbedrohung durch Herodes sicher nach Ägypten. Er sorgt durch seine Arbeit für ihr Auskommen.
2.4 Joseph braucht den Engel und den Esel
  • Den einen braucht er, um zu begreifen, was zu tun ist und den anderen, um es durchzuführen.
2.5 Die Magier brauchen das Wissen von den Gestirnen und die Prophetie Israels
  • Nur deshalb können sie zum Messias aufzubrechen und das deutende Wort der Priester und Schriftgelehrten in Jerusalem vernehmen. Nur so finden sie den Messias in Bethlehem. Ihr Angewiesensein macht sie weise. Wir spüren:

Jesuskind in St. Laurentius Hetzles
Jesuskind in St. Laurentius Hetzles
3 Der Höhere ist auf den Niedrigeren angewiesen.

  • Daß Gott in der Ausführung seines Heilsplanes auf uns Menschen angewiesen sein will, das macht uns groß. "Er erhöht die Niedrigen!“[1]
Darin besteht unsere Größe und Würde daß Gott auf uns angewiesen sein will und unsere Hilfe in Anspruch nimmt.

Wenn Gott sich nicht scheut, auf uns angewiesen zu sein, er, der Herr und Schöpfer der Welt, dann macht es auch uns groß, zuzugeben: Ich bin auf dich angewiesen.

"Der eine lebt vom andern, für sich kann keiner sein."Wenn Gott sich nicht scheut, zu uns Menschen zu sagen:
Ich brauche dich! Darum ist das Schönste, was ein Mensch sagen kann: "Ich brauche Gott, ich bin auf ihn angewiesen."
  • Genau so schön ist es, wenn wir zueinander sagen: "Ich brauche dich". Im Lied vom Weizenkorn singen wir: „Der eine lebt vom andern, für sich kann keiner sein.“[2]
  • Es zeugt von grenzenloser Überheblichkeit oder totaler Isolation, wenn einer sagt: "Ich brauche niemanden."
  • Genau so schlimm ist es, wenn jemand von sich sagt: "Mich braucht niemand."
  • Und doch müssen wir uns davon freimachen, unser Wert hinge allein davon ab, daß wir im Arbeitsprozeß der Wirtschaft gebraucht werden.
Zwei Fragen müssen wir uns immer wieder neu stellen:
  • Die erste lautet: Wer sind die Menschen, die ich brauche? Wie kann ich ihnen zeigen, daß ich sie brauche? Und sage ich es ihnen auch?
  • Die zweite Frage lautet: Wie kann ich anderen Menschen zu der Erfahrung verhelfen daß sie gebraucht werden? Wie kann ich dies einem Arbeitslosen erfahrbar machen? Wie einem behinderten, einem alten und kranken Menschen?

4 Wir Menschen sind auf vielfache Weise aufeinander angewiesen:

  • Der Mann auf seine Frau und die Frau auf ihren Mann; die Kinder auf ihre Eltern, aber auch die Eltern auf ihre Kinder, vor allem wenn sie alt und krank sind; Wer seinen Eltern Ehre und Zuwendung erweist, erweist sie dem Herrn.[3] Die Gemeinde ist auf ihren Pfarrer, der Pfarrer auf seine Gemeinde.
  • Und doch muß sich jeder rechtzeitig mit der Frage befassen: Wozu werde ich gebraucht? Was wäre z.B., wenn ich pflegebedürftig würde? Dann würde ich ja andere brauchen. Ich werde diesen Dienst dankbar annehmen,[4] und ihnen dadurch das Bewußtsein geben, dass sie gebraucht werden. Jeder soll sich bekleiden mit Güte, Demut, Milde, Geduld.[5]
  • Aber ich bin doch dann zu nichts mehr nütze! Das stimmt nicht. Andere können mir Gutes tun und das bringt ihnen, wie der Herr selber sagt, ewigen Lohn. Als Kranker oder Pflegebedürftiger kann ich außerdem durch meine Geduld und Gottergebenheit, den Menschen um mich herum helfen, an meinem Beispiel sich aufzurichten. Indem ich Ihnen danke, erfahren sie, wie sehr sie gebraucht werden und wie wichtig ihr Dienst ist.

5 Vielleicht braucht uns Gott noch zu etwas ganz anderem:

  • "Betet ohne Unterlaß", fordert uns der hl. Paulus auf. Solange ein Mensch betet, ist er nicht unnütz.
  • Gott hat es uns ausdrücklich durch Jesus gesagt, daß er unser Gebet will, unseren Lobpreis, unsere Anbetung.
  • So groß ist seine Zuneigung und Liebe zu uns, daß ER, der sich selbst genügt, uns Geschaffene und Sterbliche braucht, und dies nicht nur bis zum letzten Atemzug, sondern bis in Ewigkeit.
  • Und selbst, wenn einer nichts mehr sagen und denken kann, sondern irgendwann ausgesprochen hat: "Dein bin ich im Leben und im Tod". Sein Gehorsam bis in den Tod bringt anderen Segen und Heil und schenkt ihm Anteil an dem Ostersieg Christi.
  • Gott braucht Menschen, um in Jesus Christus Mensch zu werden. Gott braucht Menschen, um seine Liebe und Lebensfülle uns mitzuteilen.
Segnung der Kinder in St. Lautentius Hetzles
Segnung der Kinder in St. Lautentius Hetzles
Wir brauchen Menschen, um Mensch zu werden, zu wachsen und zu reifen.

Nur ein einziges Gebet hat uns unser Herr und Heiland gelehrt, das wir miteinander in Liebe vereint sprechen sollen. Nicht soll der Einzelne von uns zu Gott beten: "Mein Vater im Himmel" sondern gemeinsam sollen wir beten "Unser Vater im Himmel..."

Wir Menschen brauchen einander, wir sind aufeinander angewiesen. Und wir brauchen miteinander Gott. Es gibt nichts Köstlicheres als zu wissen, Gott braucht mich, Gott braucht uns, und das bis in Ewigkeit. Das macht unseren Wert und unsere Würde aus.


[1] Lk 1,53
[2] Gl 620/1
[3] Sir 3,6
[4] Kol 3,15
[5] Kol 3,12

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