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2011 (A)

Homilie am 3. Sonntag im JK im ULF in Honings

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Die Kraft der veränderten Blickrichtung[1]

1  Verlustängste plagen

  • Wer nur auf die Erde starrt, auf das Vergängliche, dem sitzen die Verlustängste wie ein Fallbeil im Nacken. Die Botschaft Jesu "Das Himmelreich ist nahe" wird nicht als Frohbotschaft, sondern als Drohbotschaft wahrgenommen, so als befände man sich auf dem Gang zur Hinrichtung.
  • Unsere Welt- und Lebenssicht, die Frage nach dem Sinn oder der Sinnlosigkeit der Welt und des Lebens

2 Das alles hängt von unserer Blickrichtung ab

2.1 Die Blickrichtung Jesu einnehmen
    • Wer umkehrt, sich umdreht weg von seiner Blickrichtung auf das Irdische und Vergängliche - wer mit Jesus auf die Dinge und das Leben sieht, der kommt in den Einflussbereich des Himmelreiches, wo Gott regiert und Leben in Fülle, ewiges Leben schenkt.
    • Mit dieser Blickrichtung bekommt die ganze Wirklichkeit eine neue Qualität. Paulus an die Christen in Korinth über die Auferstehung von den Toten: „Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich. Was gesät wird ist armselig, was auferweckt wird, herrlich.“[2]

2.2 Was bewirkt diese neue christliche Blickrichtung?

    • Sie verhindert, dass wir bei aller Mühe des Lebens nicht müde werden. Wieder Paulus: "Wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, der innere wird von Tag zu Tag erneuert."[3]
    • So kommt es zu einer neuen Gewichtung unserer Existenz. Dann wird unsere gegenwärtige Not und die Mühe des Alltags zur »kleinen Last« die uns ein "nicht mehr messbares Übermaß an Herrlichkeit schenkt."[4]
    • Darum werden wir, wie Paulus im 2 Kor. schreibt »nicht auf das Sichtbare starren sondern nach dem Unsichtbaren ausblicken; Denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig«.[5]

2.3 Das sagt uns auch die Berufung der ersten Jünger

    • Auch sie waren zunächst auf das Sichtbare, auf ihr Handwerk, den Fischfang ausgerichtet. Der Ruf Jesu ändert ihre Sichtweise und Lebenseinstellung. Im Mitgehen mit Jesus weitet sich der Horizont ihres Lebens für die »im Schattenreich des Todes wohnenden« Menschen. Durch Jesu Worte und Taten geht ihnen ein ihre irdische Existenz überstrahlendes Licht auf.[6]
    • Durch Jesu Ruf »kommt her und folgt mir nach«[7] wird ihr bisheriger Beruf des Fischers zum Bild und Gleichnis für etwas Größeres. Zu Menschenfischern wird er sie machen. Mit dem Ruf zur Nachfolge beginnt der Prozess der Änderung des Blicks und des Umlernens. Nicht mehr der Blick auf den See Genezareth mit seinem Fischreichtum wird ihr Denken und Leben bestimmen, sondern der Blick auf das Reich Gottes, das schon anbricht und erfahrbar wird in der Heilung der Menschen an Leib und Seele durch Jesus.

2.4 Das Reich Gottes ist keine irdische Größe.

    • Im Lukasevangelium sagt Jesus "Man kann auch nicht sagen „Seht hier ist es! Oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch."[8] Es ist überall dort, wo Gottes befreiendes Heilshandeln durch Jesus am Menschen geschieht "Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen." [9] Jesus ist das unmittelbare Heilswerkzeug Gottes in der Welt. Und die von ihm in seine Nachfolge Berufenen sendet er zu diesem befreienden Tun an den Menschen und Gottes Schöpfung. Worin besteht nun

3 Die Aufgabe der in die Nachfolge Jesu Gerufenen

3.1 Wird ablesbar an den zweiundsiebzig anderen Jüngern,
    • "Die er zu zweit voraus sendet in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte."[10] Alle getauften und gefirmten Christen - also wir - sind die Vorhut Christi, die sein befreiendes und heilendes Kommen ankündigen und erfahrbar machen sollen. Als die Zweiundsiebzig zurückkehren berichten sie voll Freude Jesus: "Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen."[11]
    • Diese neue Blickrichtung der Getauften und Gefirmten, bewahrt uns davor, in den vom Blitzlicht der Fotografen und den Scheinwerfern der Medien ins Licht gestellten Reichen und Schönen, Erfolgreichen und Mächtigen bewundernswerte Lichtgestalten zu sehen. Wir lassen uns davon nicht blenden.

3.2 Heilige ermutigen uns zur Veränderung der Blickrichtung

    • Der Glaubende orientiert sich an Jesus Christus und an Frauen und Männern, die ihm seit 2000 Jahren nachgefolgt sind, an den Märtyrern und Heiligen. Das war am vergangenen Montag

3.2.1 Der von 250 - 356 in Ägypten lebende  Einsiedler und Mönchsvater Antonius.

    • Als Sohn reicher christlicher Eltern geboren übernahm er nach dem Tod seiner Eltern mit 20 Jahren die Verwaltung der Familiengüter und zog seine jüngere Schwester groß. Ein Satz Jesu im Matthäusevangelium traf ihn bei der Mitfeier der heiligen Eucharistie und veränderte sein Leben “Wenn Du vollkommen sein willst, dann verkaufe alles, was Du hast, und gibt es den Armen.”[12]
    • Er verkaufte seinen gesamten Besitz und wurde um 275 Einsiedler in radikaler Armut und zunehmender Abgeschiedenheit. Sein Leben in Einsamkeit und Abgeschiedenheit hatte Antonius weder menschenscheu noch unpolitisch gemacht. Mehrfach verließ er seine Einsiedelei.
    • In Alexandria stand er den verfolgten Christen bei. Er setzte sich für Arme und Gefangene ein und stand ständig mit Kaiser Konstantin in Briefkontakt. 350 reiste Antonius nach Alexandria und unterstützte öffentlich Athanasios im Kampf gegen den Arianismus. Jener Irrlehre, welche die göttliche Natur Christi leugnete.
    • Antonius' kraftvolle Standhaftigkeit führte zu einer immer stärkeren Verehrung, vor der er sich auf einen Berg jenseits des Nils flüchtete. Zwanzig Jahre später kehrte ein äußerlich unveränderter, dennoch völlig verwandelter Antonius zurück, jemand “der in tiefe Geheimnisse eingeweiht und gotterfüllt” war.
    • Immer mehr Jünger sammelten sich um ihn, es bildeten sich kleine Unterkünfte und zahlreiche Einsiedeleien. So stand Antonius am Anfang des Klosterwesens. Er wird “Vater des Mönchtums” genannt.
    • Wer sich von Christus in die Nachfolge rufen lässt und zur Änderung seiner Blickrichtung auf das Himmelreich entschließt bringt eine die Zeiten überdauernde Frucht.
Am vergangenen Donnerstag gedachten wir zweier nach Rang und Stellung ganz verschiedener Christen die als Märtyrer für den christlichen Glauben starben:

3.2.2 Ein Papst und ein Soldat - Fabian und Sebastian
    • Fabian wurde 236 Bischof von Rom. Er war ein tüchtiger Bischof. Er teilte Rom in sieben Bezirke. Jeder wurde von einem Diakon verwaltet. So war gewährleistet, dass für die Armen, die Witwen und Waisen gesorgt wurde. Überall setzte er tüchtige Bischöfe ein.
    • 250 wurde er unter Kaiser Decius wegen seines christlichen Glaubens hingerichtet.
    • Sebastian war Hauptmann der kaiserlichen Prätorianergarde. Seine Stellung erlaubte es ihm, seinen christlichen Glaubensgenossen in den Gefängnissen Roms beizustehen. Er sprach ihnen Mut zu, gewann auch römische Adelige für Christus und sorgte für die Bestattung der Märtyrer. Mit ihm durften wir heute im Antwortpsalm singen „Der Herr ist mein Licht und mein Heil. Vor wem sollte ich mich fürchten?“[13]
    • Als Kaiser Diokletian von Sebastians Glauben erfuhr, ließ er diesen an einen Baum binden und von numidischen Bogenschützen erschießen. Sebastian wurde für tot gehalten und am Hinrichtungsort liegen gelassen. Die Witwe des Märtyrers Castulus namens Irene nahm sich seiner an und pflegte seine Wunden.
    • Als er sich wieder erholt hatte, trat er dem erstaunten Kaiser öffentlich gegenüber, um ihm die grausame Sinnlosigkeit seiner Verfolgungen vorzuhalten.
    • Diokletian ließ ihn daraufhin im Hippodrom des Palastes “Domus Augustana” auf dem Palatin in Rom zu Tode peitschen und die Leiche in die “cloaca maxima” werfen, den “größten Abwasserkanal”, der vom Palatin zum Tiber führte.
    • Sebastian erschien der Christin Lucina im Traum und wies ihr den Ort wo sie ihn finden würde. Sie holte den Leichnam heraus und bestattete ihn im Coemeterium an der Via Appia den Sebastians-Katakomben.
    • Fabian und Sebastian machen mit dem Vers aus dem Antwortpsalm Mut unseren Glauben zu leben „Hoffe auf den Herrn, und sei stark! Hab festen Mut, und hoffe auf den Herrn!“[14]
Am Freitag feierten wir den Gedenktag von

 

3.2.3 Agnes – eine 12-13 Jährige zeigt sich ganz stark
    • Der Sohn des Statthalters wollte sie zur Frau. Sie aber sagte »mein Bräutigam ist Jesus Christus«. Sie wollte nicht die Frau eines sexuell verkommenen Heiden werden. Man steckte sie in ein Bordell, um ihren Willen zu brechen. Sie aber blieb standhaft.
    • Da das römische Recht die Hinrichtung von Jungfrauen verbot, befahl man, Agnes vollständig zu entkleiden und anschließend zu vergewaltigen. Doch ihre Haare bedeckten auf wundersame Weise ihren gesamten Körper, und der ganze Platz erstrahlte in weißem Licht. Bei dem Versuch sie zu vergewaltigen, wurde der Sohn des Präfekten von einem Dämon heimgesucht und starb. Agnes rief ihn aber durch ihr Gebet ins Leben zurück. Nun wurde sie als Zauberin oder Hexe bezeichnet und mit dem Schwert getötet.
    • Das Zeugnis ihres Glaubens rühmen ein Menschenalter später Bischof Ambrosius von Mailand und Papst Damasus. Über ihrem Grab wurde schon unter Kaiser Konstantin eine Kirche errichtet.
    • Im 1. Hochgebet der Heiligen Messe bittet die Kirche Gott, er möge uns auf seine Barmherzigkeit hoffenden sündigen Menschen Anteil und Gemeinschaft mit den Aposteln und Märtyrern bei sich im Himmel schenken. Seit 1700 Jahren nennt die Kirche im Hochgebet den Namen der Zwölfjährigen Jungfrau Agnes, die als Lämmlein - wie ihr Name sagt - Christus dem Lamm Gottes ähnlich wurde.
3.3 Der Christ blickt auf Jesus und das Himmelreich.
  • Gleich welchem Standes oder Alters Christen sind oder welchen Beruf sie haben, sie sollen sich nicht in der Welt an das vergänglich Sichtbare und an heidnische Lebensart verlieren.
  • Mutmacher wollen die Heiligen dieser Woche sein. Inmitten der Welt und unserer irdischen Aufgaben gehören wir zu Jesus Christus, der die Welt durch seinen Tod und seine Auferstehung besiegt hat. Durch IHN ist das Himmelreich schon mitten unter uns.
  • Seine Menschwerdung, sein Wirken und Verkünden in der Welt, seinen Tod und seine Auferstehung feiernd wird das Himmelreich mitten unter uns gegenwärtig. Darauf ausgerichtet durften wir im Antwortgesang die Märtyrerin und Jungfrau Agnes zu uns sagen hören „Ich bin gewiss zu schauen die Güte des Herrn im Land der Lebenden.“[15]


[1] Homilie zu Mt 4,17
[2] 1 Kor 15,42f.
[3] 2 Kor 2,16
[4] 2 Kor 4,17
[5] 2 Kor 4,18
[6] Jes 9,1
[7] Mt 4,19
[8] Lk 17,21
[9] Lk 11,20
[10] Lk 10,1
[11] Lk 10,17
[12] Mt 19,21
[13] Ps 27,1
[14] Ps 27,14
[15] Ps 27,13

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