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Lesejahr 2011 (A)

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Grundlagen politischen Handelns[1]
Seit Donnerstag weilt Papst Benedikt in Deutschland, in seiner Heimat. Sein Besuch steht unter dem Leitwort: "Wo Gott ist, da ist Zukunft." Viele waren gespannt auf seine Rede im Deutschen Bundestag. Anders als erwartet nahm er nicht Stellung zu den Tagesfragen, sondern zeigte
 
1 Worauf politisches Handeln gründen muss.
Am Beispiel des Königs Salomo zeigte er die Grundeinstellung eines sich vor Gott verantwortlich wissenden Politikers. Er bittet: „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht“[2]
1.1 Es geht um Gerechtigkeit als Voraussetzung für den Frieden
  • Dazu sagte der Papst: "Die Bibel will uns mit dieser Erzählung sagen, worauf es für einen Politiker letztlich ankommen muss. Sein letzter Maßstab und der Grund für seine Arbeit als Politiker darf nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein. Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen."
1.2 Fenster auf für Gott und seine Schöpfung
  • Wer die Welt und den Mitmenschen nur exklusiv positivistisch sieht - was nützt es mir, was bringt es mir - den vergleicht der Papst mit »den Betonbauten ohne Fenster, in den wir uns Klima und Licht selber geben, beides nicht mehr aus der weiten Welt Gottes beziehen wollen«.
  • Erntedank heißt auch daran denken, dass wir »in dieser selbstgemachten Welt im stillen doch aus den Vorräten Gottes schöpfen, die wir zu unseren Produkten umgestalten«.
  • In Politik und Wirtschaft, aber auch in unserer persönlichen Einstellung muss es wieder zu einer Hinwendung zu Gott dem Schöpfer kommen, der dem Menschen nicht nur den Auftrag gab, sich die Erde untertan zu machen, sondern sie auch zu behüten.
  • Darum rief der Papst seinen Zuhörern zu: "Die Fenster müssen wieder aufgerissen werden, wir müssen wieder die Weite der Welt, den Himmel und die Erde sehen und all dies recht zu gebrauchen lernen."
  • Die ökologische Bewegung habe erkannt »dass irgendetwas in unserem Umgang mit der Natur nicht stimmt«. Die Materie sei nicht nur Material für uns Machen, sondern die Erde selbst trage ihre Würde in sich und wir müssten ihrer Weisung folgen.
2 Die Erde soll Lebensraum auch für die kommenden Generationen sein.
  • Gott droht in der Offenbarung des Johannes den Zerstörern der Erde sein Gericht an: denn es kommt "die Zeit, alle zu verderben, welche die Erde verderben."[3]
  • Der heutigen 1. Lesung geht Folgendes voraus. Der Prophet Ezechiel spricht von einem göttlichen Auftrag: "Das Wort des Herrn erging an mich: Wie kommt ihr dazu, im Land Israel das Sprichwort zu gebrauchen »Die Väter essen saure Trauben und den Söhnen werden die Zähne stumpf?« So wahr ich lebe — Spruch Gottes, des Herrn -, keiner von euch in Israel soll mehr dieses Sprichwort gebrauchen."[4]
  • Nicht Gott ist schuld an der schlimmen Zukunft der Nachkommen der in die Babylonische Gefangenschaft geratenen Israeliten. Kinder und Enkel haben vielmehr unter den Folgen einer falschen gegen den Willen Gottes gerichteten Politik ihrer Eltern und Großeltern zu leiden.
  • Wer die Schöpfung Gottes zerstört, zerstört unsere irdische Lebensgrundlage. Verdirbt die Zukunft der kommenden Generationen. Darum betonte der Papst: "Die Bedeutung der Ökologie ist inzwischen unbestritten. Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und entsprechend antworten."
Nachdrücklich sprach der Papst über einen Punkt der heute weitgehend ausgeklammert wird. Er sagte:
3 Es gibt auch eine Ökologie des Menschen.
  • Der Papst fuhr fort: "Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur hört, sie achtet und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat. Gerade so und nur so vollzieht sich wahre menschliche Freiheit."
Darum gilt es
4 Den Ruf Gottes zu hören
  • Das Evangelium spricht von zwei Söhnen. Von einem, der ja sagt zum Auftrag des Vaters "Geh in meinen Weinberg!" Aber er geht nicht. Der andere sagt zwar "ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er geht doch."
  • Noch ist es Zeit Reue zu zeigen und umzukehren, um für Gott in seiner Schöpfung sie behütend zu arbeiten. Dies wird geschehen, wenn wir uns die von David im Psalm 24 besungene Wahrheit zueigen machen „Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt der Erdkreis und seine Bewohner.“[5]
5  Umkehr zu Gott ist angesagt
  • Der große Franziskaner Theologe und Kirchenlehrer Bonaventura, einer der bedeutendsten Nachfolger der heiligen Franz von Assisi hat den Ruf Gottes zur Umkehr in seinen Alleingesprächen[6] eindringlich beschrieben:
„Kehre zu Mir zurück, weil Ich dein Schöpfer bin.
Kehre zurück, weil Ich dein Erlöser bin.
Kehre zurück, weil Ich dein Tröster bin.
Und wenn dir dies alles gering erscheint, so kehre endlich zurück, weil Ich dich so freizügig wieder beschenkt habe.
Kehre also zu Mir zurück. Ich bin es, der dich so edel erschaffen hat.“
  • Zu Gott dürfen froh und dankbar zurückkehren; denn er allein kann uns die Fülle des Lebens in ewiger Zukunft bei ihm schenken. Der Name des hl. Bonaventura bedeutet. „Gutes wird kommen.“ Durch ihn spricht Gott weiter zu uns:
„Kehre zurück: Ich bin es, der dich so barmherzig durch Seinen bittersten Tod vom ewigen Tod befreit hat.
Kehre zurück zu Mir! Ich bin es, der dich mit geistigen und leiblichen Gütern überreich beschenkt hat.
Kehre endlich zu Mir zurück, meine Seele, Ich bin es auch, der dich durch die bereitete Glückseligkeit schon so freigebig von neuem beschenkt hat.
Kehre zurück, sage Ich, von der Sünde des Gedankens, kehre zurück von der Sünde des Wortes, kehre zurück von der Sünde der Tat, kehre zurück von der Sünde der Gewöhnung.“
  • Ja, freudig dürfen wir zu unserer wahren Zukunft zu Gott zurückkehren; denn wir werden erwartet. Gott lädt uns durch den heiligen Bonaventura ein:
Kehre zu Mir zurück, meine Seele, die Heiligen erwarten dich mit großer Sehnsucht.
Kehre zurück, bei deiner Ankunft frohlocken die Engel.
 Kehre zurück, der ganze Hof des himmlischen Paradieses erwartet dich.“
Ja kehren wir zu Gott und seiner Schöpfung zurück. Denn nur wo Gott ist, ist wirklich Zukunft.

[1] Aussagen des Papstes bei seiner Rede im Deutschen Bundestag am 22.Sept 2011
[2] 1 Kön 3,9
[3] Offb 11,18
[4] Ez 18,1f.
[5] Ps 24,1
[6] Bonaventura, Soliloquium (Lat.-Deutsch) 38 S.91 Kösel Verlag*