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Lesejahr 2011 (A) Homilie zu Joh 17,3 in Rödlas und St. Michael Neunkirchen

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Blühender Kirschbaum Bild für die Fülle und Fruchtbarkeit des Lebens
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Das ewige Leben - eine gegenwärtige Grösse

1 Was ist das: ewiges Leben?

Jesus sagt im Johannesevangelium:
„Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast."[1]
 Was empfinden Sie, wenn sie vom ewigen Leben hören? Klingt das in den Ohren eines modernen Menschen nicht etwas welt- und lebensfremd? Würden Sie sich so ohne weiteres getrauen, zu einem Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu sagen "Ich glaube an das ewige Leben"?
Die meisten von uns sind so sehr von ihrem irdischen und zeitlichen Leben in Anspruch genommen, dass wir das Wort vom ewigen Leben in die hintersten Winkel unseres Bewusstseins verdrängt haben.
  • Skepsis hat sich bei vielen, auch vielen Christen, breit gemacht. Was nach dem Tod kommt, wie es danach weiter geht darüber wisse man sowie nichts Sicheres. Und wer weiß, am Schluss kommen wir doch mehrmals in einem anderen Körper auf die Welt wie die Anhänger der Wiedergeburt uns versichern.
  • Und wer weiß, ob es so etwas wie den Himmel überhaupt gibt, denn ganz gleich in welche Richtung wir von unserem Globus aus schauen, umfängt uns die unermessliche Tiefe des Weltalls mit Myriaden von Sternen und vielen Galaxien. Wer sein Denken nur an den innerweltlichen Gegebenheiten festmacht, bleibt im materiellen vergänglichen Sein gefangen. Daher ist das vom Heiligen Geist gewirkte Überschreiten des irdisch Vergänglichen der notwendige Schritt unseres Geistes, der uns in die Weite Gottes und die Fülle des Lebens bei ihm führt.
  • Die Skeptiker freilich werden nicht aufhören, den Zweifel zu säen. Sie werden sagen, die Geschichten über den Himmel seien doch nur Spekulationen und fragwürdige Geschichten, Fluchtgedanken von Frustrierten und Lebensüberdrüssigen. Durch solche Zweifel gelähmt meinen viele Zeitgenossen, wir könnten das Thema vom ewigen Leben auf sich beruhen lassen. Zu gegebener Zeit werde schon jeder erfahren, was es damit auf sich habe.
  • Menschen, die so denken und reden, haben auf ihre Art sogar Recht. Wenn die Frage nach dem ewigen Leben auf nichts anderes gerichtet ist als auf einen Zustand, der erst nach dem Tod aktuell wird, dann ist sie im Moment nicht drängend. Das aber ist nicht die Meinung Jesu und seines Evangeliums.

2 Es geht nämlich um ewiges Leben jetzt.

Hören wir noch einmal auf das, was das Johannes-Evangelium sagt „Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott zu erkennen, und Jesus Christus, den du gesandt hast.“ [2]
  • Hier wird offenkundig nicht von einem Zustand nach dem Tod gesprochen, hier wird nicht über Himmel und Hölle fantasiert, sondern etwas ausgesagt über Menschen, die wie du und ich im Alltag, im Beruf, in diesem irdischen Leben stehen.
  • Wir dürfen sagen, wenn Menschen Gott erkennen ist der Himmel schon in ihnen. Erkennen im biblischen Sinn meint mich ganzheitlich, mein ganzes Sein und Leben betreffend dem unbegreiflichen Geheimnis zuwenden, das wir Gott nennen. Der Gott Israels, der Gott Jesu, der Gott der Christen hat sich am Sinai dem Mose als Jahwe der »Ich-Bin-Der-Ich-Bin« als der in seinem Volk anwesende und wirkende Gott geoffenbart. Jesus spricht ihn mit dem zärtlichen Wort Abba an – mein guter Vater.
Das Gott-Erkennen beginnt
• Wenn ich begreife, dass er der Herr und Schöpfer der Erde und des ganzen Kosmos ist;

• Wenn ich verstehe, dass mein Dasein nicht zufällig, sondern von diesem Gott gewollt ist;

• Wenn ich darüber hinaus glaube, dass dieser Gott uns in Jesus seinen Sohn gesandt hat, damit er uns die Herrlichkeit Gottes zeige und zur Begegnung mit ihm führe;

• Wenn Menschen dies sich schenken lassen und annehmen, dann haben sie jetzt schon Anteil am ewigen Leben Gottes, ist der Himmel schon in ihnen.
  • Das ewige Leben, wie Jesus es versteht und mit ihm die Urkirche ist also nicht nur etwas Überweltliches, nicht etwas, was erst in ferner Zukunft beginnt, sondern ein Zustand, den wir hier und jetzt erreichen können und sollen; der hier und heute unser Leben durchdringt und verwandelt.

3 Erkenntnis Gottes bedeutet Leben jetzt.

  • Nun wollen wir nicht leugnen, dass der Tod in unserem irdischen Leben eine bedrängende Wirklichkeit ist. Jeder wird sich damit auseinandersetzen müssen. Jeder tut es auf seine Weise.
  • Der Ungläubige wird sagen: „Mit dem Tod ist alles aus."
  • Der Gläubige „Mit dem Tod beginnt etwas absolut Neues, von dem wir uns jetzt keine Vorstellung machen können."
  • Der Zweifelnde und Ängstliche wird sagen: "Hoffentlich geht's schnell, damit ich nichts davon merke."
  • Jesus ist anderer Ansicht. Für ihn kann der Glaubende, der Jünger, die Jüngerin jetzt schon geistliche Güter erlangen, die ihm kein Tod rauben kann. Die Beziehung des Christen zu seinem Gott ist in diesem irdischen Leben und im Tod und nach dem Tod die gleiche.
  • Die Entscheidung über meine Zugehörigkeit zu Gott, über ewiges Leben und ewigen Tod fällt also nicht erst auf dem Sterbebett, sie fällt hier und heute, da ich das Evangelium höre und von Jesus aufgefordert werde:
Glaube meinem Wort. Schließ dich mir an.
Erkenne mich und meinen Vater im Himmel.
Erkenne den einzigen und wahren Gott.
Dann gehst du jetzt schon ins Leben ein.[3]
Du hast das ewige Leben jetzt schon.
Und werde ich dich auferwecken am Letzten Tag.[4]
  • Wer aber nein zu Jesus, dem Christus, dem gottgesandten Erlöser sagt, wer sich dieser Wahrheit Gottes aus eigener Schuld verschließt, der mag noch so viele Jahre auf dieser Erde weiterleben, in Wirklichkeit ist er schon tot, hat seine sinnerfüllte Gegenwart und seine hoffnungsvolle Zukunft schon verspielt.
Natürlich dürfen und sollen wir uns die Frage stellen,

4 Können wir dieser Botschaft trauen?

  • Diese Frage ist berechtigt. Der Mensch muss so fragen; denn viele Botschaften versprechen uns Leben, ja Leben in Fülle. Gibt es einen Beweis dafür, dass uns der Glaube an Jesus Christus, das vertrauensvolle Erkennen und Anerkennen Gottes Teilhabe am ewigen Leben Gottes bringt?
  • Einen absoluten Beweis dafür gibt es nicht, aber viele, unübersehbare Hinweise dafür, dass der Glaube an den Gott und Vater Jesu Christi befreiend, erlösend, lebenssteigernd, Frieden schenkend[5] wirkt; ja dass er gelegentlich einer Neugeburt[6] gleichkommt.
Ein Missionar, der seit vielen Jahren in Südafrika unter Schwarzen tätig ist, erzählte einem Mitbruder Folgendes: "Bei allen Schwierigkeiten, die wir Europäer bei der Missionierung haben, bei allen Grenzen, an die ich bei meiner Arbeit stoße, gibt es eine Erfahrung, die mich erkennen lässt, dass sich meine Mühe lohnt.“
Nun schildert er seinem Mitbruder, warum das so ist: „Du glaubst gar nicht, wie sehr die Menschen, mit denen ich es zu tun habe, von Angst und Aberglauben beherrscht werden. Von allen Ecken und Enden werden sie von Dämonen, bösen Geistern, Hexen und Zauberern bedroht. Und sie wissen nicht, wie sie sich gegen diese bösen Mächte wehren können.
Wenn es mir gelingt, einen dieser Menschen für Christus zu gewinnen und seine Dämonenfurcht durch den Glauben an den einen, wahren und guten Gott zu ersetzen, dann ist das für ihn wie eine Neugeburt. Er atmet auf. Er fühlt sich von einer schweren Last befreit. Er beginnt erst richtig zu leben.“
Abschließend sagte er noch „Ich komme mir dabei wie ein Gehilfe Gottes vor, der zusammen mit seinem Schöpfer und Erlöser sprechen darf:  Es werde Licht, es werde Leben, es werde Freiheit. Wer das ein paar Mal erlebt hat, weiß wofür er sich angestrengt.“
  • Wahrhaftig Hinweise, die uns ermutigen, Jesus Glauben zu schenken, sein Wort anzunehmen und so einen Schritt zu tun in die ewige Lebensgemeinschaft mit Gott.

5 Welche Antwort erwartet Gott von uns?

  • Er spricht uns in dieser Stunde durch Jesus Christus, seinen Sohn an und lädt uns ein zur Teilhabe an seinem ewigen Leben. Wir dürfen und sollen uns ihm ehrfürchtig liebend nahen.
  • Es gibt einen Zusammenhang zwischen Erkenntnis, Liebe und Leben. Der französische Philosoph Blaise Pascal (1623 - 1662) hat gesagt: "Menschen und menschliche Dinge muss man kennen, um sie zu lieben. Gott und göttliche Dinge muss man lieben, um sie zu kennen."
  • Wir erkennen Gott, wenn wir uns von seiner Liebe ergreifen lassen, wie sie in Jesus auf uns zukommt. Und wir wachsen in der Erkenntnis Gottes, wenn wir diese Liebe erwidern, indem wir sie weitergeben an unsere Mitmenschen.
  • Wenn wir lieben und in Liebe uns einsetzen für Gott und seine Kirche, für unsere Mitmenschen, für die Bewahrung seiner Schöpfung, entfaltet sich in uns das göttliche, ewige Leben.
Der heilige Johannes schreibt in seinem 1. Brief: „Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Wir aber wissen, dass wir vom Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben."[7]
  •  Die Liebe also ist es, die uns Gott ähnlich macht und zu ihm sagen lässt:
"Gott, du kennst mich bis auf den Grund
Du liebst mich mit meinem ganzen Sein.
Ich bin dein. Ich gehöre dir.
Nichts kann mich trennen von deiner Liebe,
Die du mir in Jesus Christus schenkst."

Wer Gott erkennt, der traut ihm, vertraut sich ihm an.
Er legt sein Leben in seine bergende Hand.

Diese aus der Erkenntnis gewachsene Liebe überdauert den Tod.
Sie schenkt uns hier und heute Anteil an Gottes ewigem Leben.

 

[1] Joh 17,3
[2] Joh 17,3
[3] vgl Joh 5,24
[4] Joh 6,44
[5] Joh 14,27
[6] 1 Petr 1,3.23
[7] 1 Joh 3,14

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