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Lesejahr 2011 (A)

Predigt am Ostermontag in Rosenbach Pfarrei St. Michael / St.Augustinus Neunkirchen a.Br.

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Das Opfer Christi und wir

 Für katholische und orthodoxe Christen ist die Eucharistie ein österliches Sakrament österliche Heilsgabe, hat also mit Tod und Auferstehung Jesu Christi zu tun.

Das Heilige Messopfer

  • Die Älteren unter uns erinnern sich daran, dass früher fast ausschließlich vom heiligen Messopfer gesprochen wurde. Dass die Messe das Mahl des Herrn ist, zu dem er uns einlädt, geriet dabei in den Hintergrund. So kam es, dass seit dem Mittelalter die Gläubigen nur selten kommunizierten.
  • Ganz am Anfang hieß die von Jesus im Abendmahlsaal aufgetragene Feier »das Herrenmahl«. Bald erkannte man, dass das Herrenmahl wie schon im Abendmahlsaal eingebettet war in das große Lob und Dankgebet. Im ältesten Bericht heißt es „Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis![1] Die Weltsprache des Mittelmeerraumes war bis ins 3. Jht. Griechisch. Eucharistein heißt Dank sagen, Dank bringen. Seitdem wird das Herrenmahl Eucharistie genannt.
  • Das Herrenmahl, das Gedächtnis seines sich Hingebens an seine Jünger im Mahl aber auch durch seine Lebenshingabe am Kreuz ist der zentrale Ort durch Christus mit ihm und in ihm unseren Dank und Lobpreis vor Gott zu bringen. Darum ist es legitim die Messfeier Eucharistie zu nennen. Aber damit ist nicht alles gesagt.
  • „In der Liturgie“, sagt das 2.Vat. Konzil, „besonders im heiligen Opfer der Eucharistie, »vollzieht sich« »das Werk unserer Erlösung«. Die Messfeier ist also der Ort, an dem Jesu Opfer und Mahl sakramental d.h. wirklich gegenwärtig werden.
  • Deshalb können wir in der Messfeier Gott wirklich darbringen, was Jesus am Kreuz für uns getan hat und wir können uns Jesus Christus unter der Gestalt des Brots wirklich essend und des Weins trinkend einverleiben als unser Heil und ewiges Leben.
  • Die Eucharistie ist also nicht nur Gedächtnisfeier des letzten Abendmahles Jesu, sondern zugleich auch seines Kreuzestodes am Karfreitag. Dies hat er ja schon im Abendmahlssaal angekündigt, als er seinen Jüngern den Becher mit Wein reichend sprach „Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“[2] So stand die blutige Hingabe Jesu schon im Abendmahlssaal vor den Augen der Jünger - und auch wir gedenken ihrer, wann immer wir uns zu diesem Mahl, das Jesus uns zu feiern aufgetragen hat, versammeln: "Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen, bis du kommst in Herrlichkeit."
  • Die erste Lesung aus der Apostelgeschichte ist eine Kurzfassung der Pfingstpredigt des Petrus. Sie ist ein klares Bekenntnis zum Gekreuzigten "der nach Gottes beschlossenen Willen und Vorauswissen hingegeben wurde."
  • Die Worte des Petrus an seine Zuhörer sind eindeutig: "Diesen Jesus habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen an Kreuz geschlagen und umgebracht."
  • Der christliche Glaube redet angesichts von Unrecht, Mord und Tod nicht um den heißen Brei herum. Er schaut diesen Geschehnissen ins Angesicht und nennt sie beim Namen. Er ist und bleibt auch in seinem Sich-Erinnern wirklichkeitsnah.

Kern des Evangeliums

  • Nach Paulus gehört zum Kern des Evangeliums „Christus ist für unsere Sünden gestorben und wurde begraben.“ Und er weiß sich da mit der heiligen Schrift konform. Ebenso gehört zum Kern des Evangeliums, dass Jesus am 3. Tag von Gott auferweckt wurde, so wie es in der Heiligen Schrift vorausgesagt war, und dass er konkreten Zeugen, wie dem Kephas und den Zwölfen erschienen ist. Da geht es nicht um unüberprüfbare Privatoffenbarungen, sondern um offenkundiges gemeinsames Erleben.
  • Das Evangelium zeigt uns, bevor der Auferstandene mit den Emmaus-Jüngern Mahl hält und sich ihnen darin zuerkennen gibt, redet er mit ihnen über die Katastrophe auf Golgatha. Er zeigt ihnen, dass Jesus auch da ganz umfangen war von der Liebe Gottes, die in Jesus mit den Menschen leidet und stirbt. Ja, dass das so sein musste, dass der Messias Gottes das alles erleiden musste, um so in seine Herrlichkeit einzugehen. Denn Gott will auch im Sterben und im irdischen Untergehen unser Gott sein, in dem er in Jesus mit uns leidet, untergeht und stirbt.
  • Den Lobpreis sprechend bricht er das Brot und gibt es ihnen. An dieser Geste, die sie von der wunderbaren Brotvermehrung und vom Abendmahl her kennen, geht ihnen auf, wer dieser Fremde ist. Die Frohe Botschaft heißt: "Und sie erkannten ihn" als ihren Herrn.

Die Eucharistie ist der große Lobpreis der Kirche

  • für das in Jesus Christus geschenkte Heil Gottes. Dieses Heil ist die Frucht seiner Hingabe bis in den Tod, seines Opfers am Kreuz, dieses unbedingte und vorbehaltlose sich Hingeben an das Ganze der menschlichen Existenz zu der auch der Tod mit seinen Fragen gehört.
  • Die Frucht seines Todes ist für uns auch der Anteil an seiner Auferstehung und Verherrlichung, die wir im heiligen Mahl mit allen Sinnen essend in uns aufnehmen dürfen als Speise der Unsterblichkeit.
  •  Die Messfeier ist also mehr als eine Erinnerung: Auf unblutige Weise wird der Tod Jesu am Kreuz und seine Hingabe an uns in jeder Messfeier Gegenwart für uns. Aus seinem ein für allemal gebrachtem Opfer erwächst heilvolle Frucht, Vergebung der Sünden und ewiges Leben. In einem Kommunionlied singen wir: "Sei gelobt, Herr Jesus Christ, in dem wunderbaren Brote, das die Frucht aus deinem Tode, uns ein neues Leben ist" (GL 540).
  • Der Altar ist der Tisch des Herrn auf dem er mit seinem Opfer am Kreuz als der Auferstandene und beim Vater Erhöhte gegenwärtig wird und sich uns im heiligen Mahl schenkt. Es ist der Wille der Kirche, dass wenn irgendwie möglich, weder Kerzen noch Blumen oder andere Gegenstände dies verstellen.
  • Dass hier das Opfer Christi gefeiert wird, zeigen auch die fünf in die Altarplatte eingemeißelten Kreuze, dem Priester das dem auf dem Altar stehende Kreuz, und der Gemeinde, das im Abschluss des Altarraums angebrachte. Der Gekreuzigte ist die Mitte der Welt, sein Tod und seine Auferstehung strahlen in die Welt hinein und lassen uns hinter die Dinge schauen. Er ist auferstanden und beim Vater verherrlicht.

Durch unsere Taufe mit Christus gleichförmig geworden

  • Durch unsere Taufe mit Christus gleichförmig geworden werden wir in seine Hingabe, sein Opfer mit hineingenommen. Schon der heilige Paulus verweist uns auf diese Haltung Jesu und schreibt: "Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Jesus Christus entspricht.[3]

Auch unser Leben ein "Opfer"?

  • Ja, wenn wir es recht verstehen als eine Haltung, die das eigene Ich auch zurückstellen kann gegenüber dem/der Anderen und gegenüber Gott, um uns seiner als Glieder des Leibes Christi würdig zu erweisen. In einem Lied zur Gabenbereitung singen wir "Nimm uns als Christi Glieder mit ihm zum Opfer an".[4]
  • Opferung früher nannte man die Bereitung der Gaben. Das lateinische Wort Offertorium ist ein weiter Begriff: Er kann darbringen, begegnen, spenden, sich hingeben bedeuten. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir diese Gedanken zur Gabenbereitung durch unser Singen verinnerlichen.
  •  In früheren Zeiten brachten die Gläubigen zur Messfeier außer Brot und Wein auch noch andere Gaben mit:  für die Armen und Not Leidenden, und für den Lebensunterhalt der Geistlichen. Für manchen war dies bei damaligen Lebensverhältnissen wirklich ein „Opfer“.
  • In der Gabendarbringung kann sich auf tatkräftige Weise etwas von der Gesinnung Jesu Christi zeigen, die auch uns erfüllen sollte; so heißt es im Hebräerbrief: "Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen; denn an solchen Opfern hat Gott Gefallen"[5].
  • Der Begriff des Opfers ist heute negativ besetzt. Er erinnert an Opfer der Kriege, des Straßenverkehrs, von Erbeben und Tsunamis, Gewaltverbrechen und Holocaust. An alles, was zerstörerisch das Leben angreift und vernichtet. Und doch erwarten die davon Betroffenen die Hilfe und Solidarität der Verschonten.
  • Genau hier leuchtet die praktische, tatkräftige Bedeutung der Eucharistie, des Messopfers auf: Sie ist Zeichen der Hingabe Christi an Gott und uns Menschen - und Zeichen dafür, dass wir uns ihm anschließen sollen. Sie ist ein österliches Liebeszeichen Gottes, das den Tod überwindet. Papst Benedikt nannte die Eucharistie bei Abschluss des Weltjugendtages in Köln[6] einen

 Akt der Liebe

  • „Wie kann Jesus seinen Leib austeilen und sein Blut? Indem er Brot zu seinem Leib und Wein zu seinem Blut macht und austeilt, nimmt er seinen Tod vorweg, nimmt er ihn von innen her an und verwandelt ihn in eine Tat der Liebe. Was von außen her brutale Gewalt ist - die Kreuzigung -, wird von innen her ein Akt er Liebe, die sich selber schenkt, ganz und gar.“
  • Die beiden den Ort des Grauens fliehenden Jünger kehren nach der Begegnung mit dem ihnen das Brot brechenden auferstandenen Herrn schnurstracks nach Jerusalem zurück. Neuer Mut, neues Leben hat sie erfasst. So dürfen auch wir aus jeder Messfeier heraus in die Welt und den Alltag hinein gehen.


[1] 1 Kor 11,23f.
[2] Lk 22.20
[3] Phil 2,5-8
[4] Gl 480,2
[5] Hebr 13,16
[6] Abschlussgottesdienst, 21. August 2005