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2011 (A)

Homilie am Fest Taufe Jesu in der Sonntag Abendmesse in St. Michael

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 Jesus in der Hand Gottes - wir durch ihn in Gottes Hand

1 Der erste Akt der Liebe Gottes

1.1 Wir alle leben davon, dass uns Menschen zur Seite stehen, zu uns stehen

  •         Menschen gesellen sich zueinander, weil sie die gleichen Interessen, und die gleichen Ziele haben; Es verbindet sie die gleiche Wellenlänge und die gleiche Art, die Dinge zu sehen. Das Sprichwort sagt mit Recht: Gleich und gleich gesellt sich gern.
  •         Die Menschen, die zu Johannes dem Täufer an den Jordan hinuntergingen und sich dort von ihm taufen ließen, hatten eines gemeinsam: Sie erwarteten den Messias und wollten sich für sein Kommen bereiten.
  •         Die Bußpredigt des Johannes machte ihnen klar, nur wer umkehrt und die Vergebung seiner Sünden erlangt, gehört zum Messias. Die mit dem Bekenntnis der Sünden verbundene Bußtaufe im Jordan ist dieses Zeichen der Umkehr und Vergebung.
  •       Zugleich war sie auch ein Zeichen der Solidarität dieser Menschen. Sie brachten voreinander zum Ausdruck wir alle sind Sünder und haben die Umkehr und Vergebung nötig. Sie deuteten nicht auf die anderen, sondern auf sich.
  • Das meint bis heute das Zeichen des Sich an die Brustklopfens beim Sündenbekenntnis „durch meine Schuld durch meine große Schuld“. Oder beim Agnus Dei „Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser!“ Und zur Kommunion "O Herr ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort so wird meine Seele gesund.“

1.2 Auch Jesus kommt an den Jordan,

  •         um sich von Johannes taufen zu lassen. Aber bei ihm trifft das Sprichwort nicht zu:  Gleich und gleich gesellt sich gern. Johannes, der geisterfüllte Prophet, spürt, bei Jesus ist das ganz anders. Er ist der, für den sich die Menschen bereiten sollen. Und deshalb weigert sich Johannes mit Recht, Jesus die Bußtaufe zu spenden. Umgekehrt sollte es sein: "Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“[1], sagt er zu Jesus. Hier gilt also nicht: Gleich und gleich gesellt sich gern, sondern der Heilige kommt zu den Sündern.
  •       Was treibt Jesus dazu, sich auf die Seite der Sünder zu stellen? Es ist der Wille des Vaters, der alle retten und Anteil an seinem Leben schenken will. Gott selber macht es möglich, dass wir in Christus eine neue Schöpfung werden. Jubelnd ruft Paulus im 2. Korintherbrief aus "Wenn also jemand in Christus ist dann ist er eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen und Neues ist geworden." Und weiter sagt der Apostel: "Ja, Gott war es, der die Welt in Christus mit sich versöhnt hat."[2]
  •         Jetzt verstehen wir, warum Johannes auf Jesus hindeutend sagt: "Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt." Und noch einmal Paulus: "Er (Gott) hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden."[3]  

1.3 Das ist die Gnade des heutigen Festes

  • Gott neigt sich uns zu. Er stellt sich in Jesus auf unsere Seite, auf die Seite der Sünder. Gottes ganze zuinnerst göttliche Liebe ist in Jesus Christus, der Gott und Mensch zugleich ist, an unserer Seite.
  • Diesem Geheimnis der göttlichen Liebe beugt sich Johannes der Täufer. Jesus hilft ihm dabei, indem er sagt: "Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen“. Paulus sagt es so: "Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen? Gott ist es, der gerecht macht.“[4] Ja das ist das große Geschenk Gottes an alle, die sich durch Umkehr und Bekenntnis ihrer Sünden für seinen Messias bereiten, er stellt sich in Jesus auf ihre Seite und macht sie gerecht.
  • Jetzt verstehen wir, warum es im Evangelium heißt "Da gab Johannes nach". Ja, er gibt der Liebe Gottes nach, die in seinem Gesalbten auf uns Menschen zukommt. Gott, stellt sich in Jesus auf die Seite der Sünder. Dies ist der erste Akt der Liebe Gottes, die uns im heutigen Evangelium offenbar wird. Nun beginnt im Evangelium

2 Der zweite Akt der Liebe Gottes

Gott zeigt uns seine Liebe noch deutlicher.

2.1 Gott bekennt sich zu Jesus, zu dem, was er tut

"Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe."
  •     In Jesus ist die innerste Liebe Gottes anwesend. Zugleich ist er des Vaters Heilszeichen in der Welt. Jesus ist in der guten Hand seines Vaters. Und darum kann er, den für ihn bestimmten Weg antreten und vertrauensvoll zu Ende gehen.

Er weiß, dass für ihn gilt, was der Prophet Jesaja in der Lesung vom Gottesknecht geweissagt hat:

Der Vater stützt mich.
Ich bin sein Erwählter,
Seine Liebe und sein Geist ruhen auf mir.
Er fasst mich bei der Hand und stützt mich.
Durch mich schließt er den Bund neu.
Ja, ich bin selber der Bund,
den er mit den Menschen schließt.[5]
  •     Durch Jesus zeigt uns Gott, dass die ihm Vertrauenden in seinen guten Händen sind. Gottes Wohlgefallen ruht auf uns, wenn wir den menschgewordenen Sohn als unseren Erlöser annehmen und in ihm sind. So schenkt er uns die Erfahrung, die der Psalm 139 ausspricht: "Du umschließt mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich." [6]

2.2 Wir sind in den guten Händen Gottes

  •    Wir möchten, dass unsere Kinder in guten Händen sind. Wir wünschen ihnen gute Lehrer und Erzieher, gute Freunde und Kameraden. Wir selber führen uns wohl, wenn wir in guten Händen sind.
  • Jeder Mensch braucht das Wohlwollen seiner Mitmenschen, soll er gedeihen, soll es ihm gut gehen. Wir haben Wertschätzung nötig und kommen ohne Anerkennung kaum aus.
  •     Es verwundert sehr, dass viele unter uns, Gott und Jesus immer mehr aus ihrem Bekanntenkreis ausklammern. Die Kirche ist für nicht wenige der Ort, wo sie ihre Freiheit in Gefahr sehen. Vor allem an der von der Kirche vertretenen Sexualmoral stoßen sich viele.
  • In der ersten Nummer des Focus 2011 las ich unter der Überschrift »Voreheliches Sexualleben« Folgendes: „Was als verstaubtes Ideal aus Uromas Zeiten gilt, bestätigt die Auswertung eines wissenschaftlichen Partnerschaftstests. Unter den 2000 Verheirateten, die den Fragebogen ausfüllten, bewerteten diejenigen die Kommunikation mit dem angetrauten Partner besser, die erst nach der Hochzeit zum ersten Mal mit dem oder der Liebsten schliefen. Auch mit dem ehelichen Sex waren die Geduldigen zufriedener als diejenigen, die schon früh in der Partnerschaft das erste Schäferstündchen verbracht hatten.“[7]
  • Natürlich hat die Kirche auch die Gebote Gottes zu verkünden und vor allem das Hauptgebot der Liebe. Dem auf sein Ich fixiertem Menschen schmeckt diese Botschaft nicht. Das ist der Hauptgrund, dass sich Menschen von der Kirche, der Heilsgemeinschaft der Glaubenden fernhalten.

2.3 Jesus hat die Kirche zur guten Hand, zum Werkzeug seines Heils gemacht

  •     Die Kirche ist vor allem die Gemeinschaft, welche die Verheißungen Gottes, seine Zuwendung zu uns Menschen durch die Jahrhunderte an die Menschen  weitergibt.
  • Sie sagt dem Getauften: Du bist jetzt in Christus. Gottes Wohlgefallen ruht auf dir. Gott sagt dir: Ich segne dich und begleite dich. Und es ist etwas Schönes, wen Eltern ihrem allmählich begreifenden Kind sagen können: Vom Anfang deines Lebens an bist du schon ganz in der liebenden Hand Gottes geborgen und Jesus steht an deiner Seite.
  •     In seiner Kirche sagt der Herr jedem von uns: Meine Hände und mein Herz sind immer für dich offen, auch wenn du durch schwere Schuld aus ihnen herausgerutscht oder vielleicht sogar herausgesprungen bist. Im Sakrament der Versöhnung breitet Gott durch Jesus von neuem seine Hand über dich aus.
  • Nur wer von der Liebe Gottes nichts mehr erhofft, wer an die Mensch gewordene Liebe Gottes nicht glaubt, wird dieses durch Menschwort und Menschenhand gespendete Sakrament geringachten. Im Sakrament der Sündenvergebung will Gott uns durch Chrisus in der Person des Priesters hörbar und - wenn wir es wollen durch Handauflegung - leiblich erfahrbar mit seinem Erbarmen nahe kommen.

3 Jesus, Gottes gute Hand ist mit uns

  • Darum sagt Jesus nicht nur zu den Menschen: Ich stehe auf euerer Seite, sondern in der Taufe am Jordan stellt er sich sichtbar und wirklich auf unsere Seite.
  • Darum sagt er nicht nur: ich bin für euch wie Brot, sondern ich bin das Brot des Lebens für euch. Sagt er nicht, das Brot, das ich euch geben, bedeutet meinen Leib, sondern „ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“
  • Er schenkt sich uns in der Kommunion im Brot. So lässt er uns erfahren, er wird nicht nur geistig eins mit uns, sondern leibhaftig und wirklich. So erfahren wir durch Jesus, wir sind mit Seele und Leib in der guten Hand Gottes. Er löscht den glimmenden Docht nicht aus und zerbricht nicht das geknickte Rohr.
Unter der Sonne seiner Liebe und seines Erbarmens dürfen wir auch im Jahr 2011 leben. Wir sind mit Jesus in Gottes guter Hand. Was Paulus den Korinthern schreibt, gilt auch uns „ihr aber gehört Christus und Christus gehört Gott.[8]

 

[1][1] Mt 3,13-17
[2] 2 Kor 5,17f.
[3] 2 Kor 5,21
[4] Röm 8,33
[5] Jes 41,1-7
[6] Ps 139,5
[7] Focus 1/2011 S. 86
[8] 1 Kor 3,23

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