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Lesejahr 2011 (A)

Homilie zu Mt Mt 14,13–21 am 18.So.A2011 in St. Johannes Großenbuch

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Wenn jeder gibt, was er hat, werden alle satt.

  • Bethlehem heißt auf Deutsch: Brothaus. Dort wurde vor 2000 Jahren Jesus geboren. Wer hätte damals in Bethlehem geahnt, dass er dreißig Jahre später mit fünf Broten und zwei Fischen - wie wir im heutigen Evangelium hörten - mehr als 5000 Menschen sättigen wird.

I. Eine phantastische Geschichte?

  • Voraus geht der Bericht von der Hinrichtung Johannes des Täufers durch Herodes. Dieser fürchtet in Jesus könnte Johannes von den Toten auferweckt worden sein. Angstgeplagte Herrscher sind gefährlich und unberechenbar. Als Jesus von der Enthauptung hört, fährt er mit dem Boot über den See Gennesaret in eine einsame Gegend, um allein zu sein.
  • Aber daraus wird nichts. Als er aussteigt, wird er schon von vielen Menschen erwartet. Es waren keineswegs nur Neugierige, sondern eher Hilfe Suchende. Ihre Not geht ihm ans Herz. Er empfindet Mitleid mit ihnen. Menschlich-göttliches Erbarmen.
  • Die Jünger möchten sich die Notlage der Menschen vom Hals schaffen. "Schick sie weg". Jesus beseitigt diese Notlage nicht einfach gleichsam mit einem himmlischen Federstrich. Er kapituliert auch nicht davor. Kraft seiner Vollmacht verweist er die Jünger auf ihre Verantwortung. "Gebt ihr ihnen zu essen."
  • Es geht also nicht darum, sich das Problem, die menschliche Notlage, vom Hals zu schaffen. Dazu neigen nicht selten auch wir. Nein, es geht darum Phantasie zu entwickeln, nach Lösungsversuchen Ausschau zu halten, Abhilfe zu schaffen.
  • Da aber scheinen sie schnell am Ende zu sein: "Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische." Die Antwort Jesu ist so einfach wie klar, "Bringt sie her". Keine Diskussion darüber, ob das reichen könnte oder nicht. Wie löst Jesus das Problem?

II. Wenn jeder gibt, was er hat, werden alle satt.

 
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Aber bevor Jesus die Brote austeilen lässt, "nimmt er die fünf Brot und zwei Fische, blickt zum Himmel auf, spricht den Lobpreis, bricht die Brote und gibt sie den Jüngern." Alles, was für ein Wunder nötig ist, steht in diesem einen Satz.
 

 1. Dem Wunder gehen vier wesentliche Worte und Zeichen Jesu
     voraus:

 1.1 Der Befehl Jesu: gebt ihr ihnen zu essen.
 
Ich kann als Christ also nicht sagen, da sollen sich andere kümmern, damit bin ich überfordert, oder schafft mir das Problem vom Hals. Jesus fordert uns auf, unsere ganze Phantasie und Energie dafür einzusetzen, damit die nach Brot, Liebe, Frieden hungernden Menschen gesättigt werden.
Nur wenn jeder zu geben bereit ist, was er hat: Brot und Liebe, Verständnis und Wissen, Können und Gebet, wenn nötig auch ohne Bezahlung. Nur dann werden alle genug haben, satt werden.

 1.2 Jesus blickt zum Himmel auf,

  • Bevor er das Brot austeilen lässt. So macht er deutlich, dass wir unsere Nahrung, die Kraft lieben zu können, helfen zu können, Gott verdanken, von dem jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt. Weil es aber vom Vater aller Menschen kommt, ist es auch an alle Menschen auszuteilen. Getreide, Brot ist nicht zum Wegwerfen sondern zum Austeilen da.
  • Schauen wir noch auf zu Gott, am Beginn unseres Tagewerkes? Am Beginn von wichtigen Entscheidungen? Oder wenn wir eine wichtige Aufgabe oder Arbeit anpacken? Zu Beginn unserer Mahlzeiten? Danken wir ihm täglich für die guten Gaben seines Heils und seiner Schöpfung?

 1.3. Jesus spricht das Dankgebet:

  • Damit macht er deutlich, alles was uns zur Nahrung dient, soll vor Gott dankend genossen werden. Das Tischgebet zuhause wie beim eucharistischen Mahl in der Kirche hält uns offen dafür: Speise und Trank nicht als eine Selbstverständlichkeit zu sehen, auf die wir Anspruch haben, sondern als eine Gabe, die uns von Gott geschenkt wird, damit wir leben und es mit anderen teilen können.
  • Wir werden uns angesichts des Beispiels Jesu die Frage stellen: Welche Rolle spielt bei uns zuhause das Tischgebet? Es ist wichtig, daß wir diesen Brauch unseren Kindern und Enkeln mitgeben. Denn im Danken erfahren wir uns als Beschenkte. Nur als Beschenkte, werden wir fähig und bereit, zu schenken.
  • Was wir haben, was wir essen, was uns nährt und satt macht, ist Gottes Gabe an alle Menschen. Der Lobpreis Gottes vor dem Essen, lässt uns nicht vergessen, wer nährt und sättigt: Gott, der Geber aller guten Gaben. "Unser tägliches Brot gib uns heute" beten im Vater unser. Wir bitten Gott: "Gib uns jeden Tag, was wir zum Leben brauchen." Das ist sicher mehr als nur Brot.
1.4. Jesus bricht das Brot.
  • Keiner kann alles für sich haben. Jedem steht nur ein Stück des Ganzen zu. Nur wenn alle teilen, bekommen alle genug. "Alle aßen und wurden satt." Die Bereitschaft zum Teilen muss von Kindheit an eingeübt werden.
  • Unsere kirchlichen Hilfswerke Adveniat, Missio, Misereor und Caritas wollen über das Jahr verteilt dieses Brechen und Teilen des Lebensnotwendigen ins Bewusstsein rufen.
  • Wenn viele ihr Vermögen, ihr Wissen, ihr Können, ihre Zeit umsonst mit anderen teilen, werden auch die nicht zu kurz kommen, die sich wenig leisten können. Ungeteilt eilt die Zeit, doch geteilt heilt die Zeit.
  • Wenn er jeder gibt, was er hat, werden alle satt. Bethlehem, Haus des Brotes, Geburtsort Jesu Christi vor 2000 Jahren.

 2. Bethlehem ist und muss jede Kirche sein

  • Denn hier teilt Jesus sein Wort und seinen Leib, seine Liebe und sein Leben, das Brot des Lebens an uns aus. Er teilt es mit uns.

  • Jesus selber sagt von sich: "Ich bin das Brot des Lebens." Er nennt uns seine Freunde: "denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe."[1] Er bricht in dieser Stunde uns das Brot, indem er uns sein Leben spendendes Wort und seinen für uns hingegebenen Leib reicht.

  • So ist nach 2000 Jahren jede Kirche Bethlehem, Haus des Brotes, in dem sich uns Gott in Jesus mit seinem ganzen Reichtum mitteilt. So beschenkt dürfen wir, alles was wir haben, austeilen: das Brot zum Essen und das Brot der Liebe, den Wein der Freude und unser Wissen, unsere Erfahrung und unser Können, auch ohne Bezahlung, damit auch die genug bekommen, die kein oder nicht genug Geld haben.

  • Wir leben nicht nur von dem, was wir durch unsere Berufsarbeit verdienen, sondern weit mehr noch von dem, was uns Gott und unsere Mitmenschen schenken.

  • Ohne Geld und ohne Bezahlung zu kaufen, wo gibt es das heute noch? „Alles hat seinen Preis.“ Und: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“ So lernen wir die Gesetze des täglichen Lebens und Wirtschaftens. – Dämmert es uns?

  • Bei Gott gelten nicht die Gesetze der Menschen, bei ihm sind die Leitlinien der Wirtschaft außer Kraft. Seine „Betriebsphilosophie“ lautet: gratis, geschenkt. Es ist unbezahlbar, mit keinem Schatz der Welt und keinem Geldbetrag zu kaufen: das Leben.

  • Ob wir es vermögen – uns das Leben von Gott her jeden Tag neu schenken zu lassen? Ob wir fähig sind Gott nachzuahmen, indem wir unsere Zeit, unsere Liebe, unser Können und Wissen ihnen umsonst schenken?

  • Bethlehem 2011 heißt Haus des Brotes zu werden für die kommende Zeit, das ist Aufgabe der ganzen Kirche, auch unserer Pfarrgemeinde und meint jeden, der sich Christ nennt.


[1] Joh 15.15

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