Startseite | Predigten
Boxbild
  Druckversion   Seite versenden

Predigten

Übersicht

Lesejahr 2011 (A)

Homilie zu Joh 21,1-18 im Pfarrgottesdienst in Hetzles St. Laurentius

===>> zu den liturgischen und bilischen Texten
===>> Predigt im Orgnialformat lesen oder herunterladen

===>> Predigt in Podcast nachhören oder herunterladen

Begegnung mit dem Auferstandenen
1 Eine mich bewegende Geschichte

  • Das heutige Evangelium gehört zu den überaus bewegenden Ostergeschichten des Neuen Testaments. Es erzählt uns von dem schrittweise sich Sich-Offenbaren des Auferstandenen, von den inneren Haltungen, die nötig sind, dem auferstanden Christus zu begegnen, und von der Aufgabe, die uns aus der Begegnung mit IHM erwächst.
  • Als Student der Theologie wurde ich auf eine Auslegung des Papstes Gregor des Großen zum heutigen Evangelium aufmerksam. Er betont darin, daß er den tieferen Sinn der Vorgänge erschließen möchte. Wir nennen dies "Geistliche Schriftauslegung." Diese Predigt zum Ostermorgen hat mich tief ergriffen. Seither ist mir das heutige Evangelium zum liebsten Osterevangelium geworden.
  • In der Vorbereitung auf diese Predigt fragte ich mich: "warum rührt mich gerade dieses Evangelium so an?" Die Antwort kam ganz spontan: "Weil ich selbst, weil wir Menschen mit unseren Sünden und Zweifeln, mit unserem Suchen und Finden darin vorkommen."

2 Der Auferstandene offenbart sich schrittweise

2.1 Tod und Grab
  • Drängen sich zunächst als Endstation auf. Und je grausamer der Tod über einen Menschen kommt, menschliche Würde und Beziehungen zerstört, desto furchtbarer lastet er auf der Seele.
  • Wie oft sagen wir in unserer Trauer und unserem Schmerz, wenn wir an dem Grab eines lieben Menschen stehen: Gott hat mir meinen Mann, meine Frau genommen. Das kann bis zum Aufbegehren gegen Gott führen. "Mit einem Gott, der mir die Mutter genommen hat, will ich nichts zu tun haben." Wir verstehen diesen Schmerz. Wir wollen nicht loslassen, was zur Auferstehung und zum ewigen Leben gerufen wird.
  • Auch Maria von Magdala sucht den gekreuzigten Herrn im Grab und findet ihn nicht. Sie denkt nicht an Auferstehung, sondern an Leichenraub. So kann man mit Papst Gregor die Bemerkung des Evangeliums, dass "es noch dunkel war, als Maria Magdalena zum Grabe kam" auch geistlich verstehen. Es war wirklich noch dunkel in ihrem Herzen. Keine Spur vom Auferstehungsglauben.
  • Auch wir suchen und besuchen - wie wir sagen - unsere Toten auf den Friedhöfen, aber da finden wir nur, was an ihnen sterblich war. Nach Jahren sind es nur noch ein paar Gebeine.

 

2.2 Die Liebe bleibt und sucht
  • Maria von Magdala, aus der Jesus sieben Dämonen ausgetrieben hatte[1]  durfte die Liebe und das Erbarmen Jesu in einem besonderen Maße erfahren. Ihre Tränen am Grab sind Tränen der dankbaren und sehnsüchtigen Liebe. Papst Gregor sagt dazu:
  • "Daran mag man ermessen, mit welcher Macht die Liebe das Herz dieser Frau entzündet hatte, die vom Grab des Herrn auch dann nicht wich, als sogar die Jünger es längst verlassen hatten."
  • Ihr Lieben, Sehnen und Suchen macht sie empfänglich für das Unsichtbare. Engel fragen sie nach dem Grund ihrer Tränen. Sie darf sagen, was sie bewegt. Daraufhin wendet sie sich um, weg vom Grab, der Stätte des Todes.
  • Jesus steht vor ihr, aber sie erkennt ihn nicht. Sie hält ihn für den Gärtner. Durch Suchen, Sehnsucht und Liebe kann sich der Mensch für die Begegnung mit dem Auferstandenen bereiten, aber die Begegnung gewährt es selber, wem er will.

 

2.3 Der Auferstandene schenkt sich personal
 
Er schenkt sich, indem er beim Namen ruft. Papst Gregor sagt es so:
  • "Zuerst hatte er sie mit dem allgemeinen Namen ihres Geschlechtes angerufen: 'Frau!'. Jetzt aber ruft er sie mit ihrem persönlichen Namen: 'Maria!' Als wenn er sagen wollte: 'Erkenne den, von dem du erkannt bist! Und in diesem Augenblick, wo Maria mit ihrem Namen gerufen wird, erkennt sie ihren Schöpfer und nennt ihn sofort: 'Rabbuni', das heißt: 'Meister'. Denn er, den sie äußerlich ohne Unterlass suchte, war es, der sie innerlich gelehrt hatte, ihn zu suchen."
  • Jeden Getauften ruft der Herr bei seinem Namen. So hat er dich und mich und Sie alle bei der Taufe beim Namen gerufen. Was Gott zu Israel durch den Propheten spricht, das sagte er durch Jesus zu jeden von uns:
  • "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen du gehörst mir."[2]
  • Wir dürfen zu Jesus in einem Du-Verhältnis stehen. Wir dürfen Tag für Tag neu zu ihm sagen: 'Rabbuni, mein Meister'. Lassen wir uns Tag für Tag von ihm dem Auferstandenen beim Namen rufen. Rufen wir ihm zu, was unsere Kommunionkinder während meiner Zeit als Pfarrer in St. Michael beim Entzünden ihrer Kommunionkerze an der Osterkerze als Tauferneuerung gesungen:
"Wir sind getauft, Christus, wir gehören zu dir. Halleluja."
  • Ja, ihm gehören wir im Leben und im Tod. Wer sich vom Wort der Botschaft Jesu treffen, wer Jesu befreiende Liebe an sich zulässt, sich von ihm erlösen lässt und umkehrt, der empfängt die Gabe des Geistes, der ihn rettet aus den Fesseln der Sünde und des Todes. Der darf wissen, daß er in der Taufe mit Jesus begraben ist, aber auch mit ihm in seiner Auferstehung vereinigt sein wird. Von IHM werden wir beim Namen gerufen werden wenn wir sterben.
Daher meine Bitte an Euch Kinder und sie die Erwachsenen:

 

2.4 Suche und liebe Jesus, wie Maria von Magdala!
  • Das legt uns das Osterevangelium ans Herz. Der auferstandene Christus erschließt sich dem suchenden und liebenden Menschen. Ihm gibt er sich zu erkennen. Hören wir bis zum letzten Atemzug nie auf sehnsüchtig und liebend ihn zu suchen. Er wird er sich uns schenken.
  • Die größte Chance habe ich, wenn ich mich als Sünder erkenne und bekenne und bei ihm Heilung suche; wenn ich so wie Maria von Magdala und andere Frauen, die von ihm geheilt wurden, in Dankbarkeit ihn und seine Jüngergemeinschaft, die Kirche, mit allem unterstützte, was ich besitze. Bei Lukas heißt es von diesen Frauen:
  • "Sie alle unterstützten Jesus und seine Jünger mit dem, was sie besaßen."

3 Aufgabe heißt: Loslassen und verkünden

3.1  Loslassen
  • Maria von Magdala erkennt den Auferstandenen und sie möchte ihn festhalten. Aber Jesus verwehrt es ihr. Sie muss ihn loslassen. Endgültig werden wir erst bei Christus sein, wenn wir so wie er gehorsam geworden sind bis zu Tod. Zunächst gilt es, mit ihm zu leben und zu lieben, unser Kreuz mit ihm zutragen. Wachsam und bereit der Stunde unseres Todes entgegenzugehen und ihm die Tür zu öffnen, wenn er bei uns anklopft.
  • Auch unsere Lieben können wir nicht festhalten, wir müssen sie hergeben, an Gott zurückgeben. Erst wenn wir mit Christus bei Gott sind, werden wir ganz und unverlierbar beieinander sein. Aber dann wird Gott uns von allem gereinigt haben, was jetzt unsere Beziehungen belastet und stört.

 

3.2 Den Auferstandenen verkünden
Der vom Auferstandenen an Maria Magdalena ergehende Auftrag gilt daher auch uns:
  • "Geh zu meinen Brüdern (und Schwestern) und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu euerem Vater, zu meinem Gott und zu euerem Gott."
  • Das rettende Zeugnis vom Gekreuzigten und Auferstandenen muss in der Gemeinde gelebt werden, damit es in der Welt glaubwürdig erfahrbar bleibt.
  • Maria aus Magdala, die Jesu befreiendes und heilendes Handeln an sich erfahren hat, ist die erste vom Herrn berufene und gesandte Botin seiner Auferstehung. Denn so schließt das Evangelium:
  • "Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte".

 

3.3 Angerührt und bewegt
Warum also rührt mich dieses Evangelium so an?
  • Weil der Herr auch aus mir die Dämonen immer wieder austrieb. Damit meine ich alle Stimmungen, die mich niederdrücken, lähmen und depressiv machen. Gerade dann muss ich zu Jesus gehen und ihm alles hinhalten: Herr ich gebe sie dir. Heile und verwandle mich. Das Jesusgebet kann dabei sehr helfen.
  •  Als mich Todesangst überfiel, ging auf die Knie und gab mein Leben ganz in seine Hand. Und er schenkte mir Frieden.
  • Nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch in tiefer Niedergeschlagenheit kein Licht mehr sehend rief ich unablässig zu ihm »Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, lass deine Engel um mich sein« und richtete er mich auf.
  • Als ich beim Sterben meines Vaters und meiner Mutter beten konnte "Du hast sie uns gegeben. In deine Hand geben wir sie mit großem Dank an Dich zurück," wurde ich in meiner Trauer getröstet.
  • Als mich die Sorgen um Menschen zu erdrücken drohten und ich nicht mehr wusste, wie ich helfen sollte. Da durfte ich meine Not auf den Altar legend bei ihm abgeben. Und ER nahm die Bedrückung von mir und bekam die Kraft meine Machtlosigkeit auszuhalten.
  • Als ich von seelsorglicher Erfolglosigkeit belastet auf ihn, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist, schaute und meine Sorgen auf ihn warf, fasste ich neuen Mut weiter alle meine Kraft einzusetzen.
  • Weil der Herr immer wieder so an mir heilend und befreiend handelte und handelt, bleibe ich bei ihm und seiner Kirche. Bin ich froh, ihm und den Menschen in seiner Kirche dienen zu dürfen. Stelle ich mich ihm und seiner Kirche bis heute mit meiner ganzen Kraft zur Verfügung.
  •  Singe freudig das Halleluja: Jahwe, der Gott und Vater unseres Herrn Christus, der Jesus von den Toten auferweckt hat, Dich preise ich jetzt und allezeit und so glaube und hoffe ich, auch in Ewigkeit. Amen.


[1] Mk 16,9
[2] Jes 43,1

===>> zur Übersicht