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Lesejahr 2011 (A)

Homilie am Gründonnerstag in Dormitz "Unsere Liebe Frau"

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Den Sklavendienst Jesu annehmen [1]
„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“

  • Hinter diesem Sprichwort verbirgt sich der Versuch eine Bedrohung oder eine als Zumutung empfundene Handlung abzuwehren. Was Jesus dem Petrus zumutet, geht diesem nicht nur an, sondern unter die Haut, ist für ihn unbegreiflich.
„Jesus begann, den Jüngern die Füße zu waschen..“
  • Petrus wehrt sich. Der Herr dem Jünger die Füße waschen, nein das geht nicht. Das würde die bisherige Ordnung von oben und unten auf den Kopf stellen. "Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen.
  •  Sich von einem andern die Füße waschen zu lassen, fällt uns schwer. Warum? Wir möchten doch auch nicht vor jemand in die Knie gehen und ihm oder ihr die schmutzigen schweißigen Füße waschen. Darum ist es oft gar nicht leicht, in einer Gemeinde Menschen für die Fußwaschung am Gründonnerstag zu finden.
  • Sich von einem andern die Füße waschen zu lassen, heißt ja zugeben, dass ich den Dienst des anderen brauche. Alte und gebrechliche Menschen brauchen oft diesen Dienst. Aber es ist gar nicht so einfach, das zuzugeben und diesen Dienst anzunehmen. Sagen wir nicht selber manchmal: Hoffentlich falle ich mal niemandem zur Last. Hoffentlich werde ich kein Pflegefall. Insgeheim wissen wir sehr wohl, dass bei der heutigen Lebenserwartung, manche von uns einmal auf eine solche Hilfe angewiesen sein werden.
  • Jesus sagt zu Petrus das ernste, sein ihn im Innerstes treffende Wort „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.“[2] Dieses Wort des Herrn bricht seinen Widerstand. Zu Jesus wollte er doch unbedingt gehören, an ihm und Jesu Zukunft wollte er Anteil haben; auch wenn er sich noch nicht im Klaren darüber ist, dass dies zunächst Leiden und Tod bedeutet. Darauf kommt es also an:

Den Dienst Jesu anzunehmen

  • Sich von Jesus bedienen zu lassen, heißt zugeben, dass ich seinen Dienst brauche. Und es heißt weiter zustimmen, dass auch der Größte zum Sklavendienst bereit sein muss. Ja, dass  in den Augen Gottes nur der groß ist, der ganz klein werden kann, der sich auch vor Drecksarbeit nicht drückt. „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.“[3]
Die Fußwaschung steht also in einem dreifachen Zusammenhang mit dem Heilshandeln Jesu.
1. Mit der Verkündigung des Evangeliums
2. Mit der Sündenvergebung
3. Mit der Feier seines Todes und seiner Auferstehung in der Eucharistie

Die Fußwaschung Jesu steht im Zusammenhang mit
1. der Verkündigung des Evangeliums
  • Den Heilsdienst Jesu annehmen, heißt zuerst, dass ich sein Wort an mich heranlasse, in mich aufnehme. Der sich zunächst wehrende Petrus vernimmt das Wort Jesu: „wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.“
  • Dieses Wort Jesu lässt sich Petrus nicht nur gesagt sein, sondern es bestimmt sein künftiges Verhalten und Tun. Er stimmt nicht nur der Fußwaschung zu, sondern bittet darum auch sein Haupt und seine Hände zu waschen, also sein ganzes Denken, Empfinden und Tun zu reinigen. Das Wort des Herrn hat reinigende Kraft. Im Hören und Annehmen seines Wortes geschieht Fußwaschung an uns. Im Johannesevangelium sagt er "Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe."[4]
  • Deshalb ist das Hören auf das Wort Gottes, auf das Evangelium für unsere Zugehörigkeit zu Christus unverzichtbar. Dieser Dienst der Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi ist den Nachfolgern der Apostel, dem Papst, den Bischöfen, den Priester und Diakonen amtlich als wichtigster aufgetragen. Paulus bekennt: „Wenn ich nämlich das Evangelium verkünde, kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“[5]
  • Jeder Priester und jeder im Dienst der Verkündigung stehende Christ weiß nur zu gut;  Dieses in Schwachheit gesprochene Wort anzuhören und anzunehmen, sich davon betreffen und aufdecken zu lassen, heißt ja zugeben, dass ich dieses Wort nötig habe, dass ohne es mein Glaube verdunstet. Dies zuzugeben fällt vielen Menschen schwer, vor allem wenn sie vergessen, dass sich uns dem schöpferischen Geist Gottes verdanken.
Die Fußwaschung Jesu steht 2. im Zusammenhang mit

 

2. Der Sündenvergebung
  • Waschen muss sich wer schmutzig geworden ist. Aber das können wir normalerweise selber. Es sei denn wir sind wasserscheu oder gelähmt. Abgewaschen werden doch nur die kleinen Kinder oder die Kranken. Kein Wunder, dass sich der Petrus wehrt; denn er ist ein Mann im Vollbesitz seiner Kräfte.
  • Erst das Wort Jesu "Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an m*ir", stimmt ihn um. An Jesus und dem durch ihn von Gott geschenktem Heil bekomme ich Anteil, wenn ich mich von ihm waschen lasse; wenn ich es zulasse, dass er mich von dem Schmutz meiner Sünden befreit.
  • Dieses Waschen hat er zum ersten Mal bei der Taufe an mir vollzogen. Darauf weißt das Wort Jesu hin: „Wer vom Bade kommt, ist ganz rein.“[6]
  • Aber im Laufe des Lebens macht sich jeder von uns auf der Straße des Lebens die Füße schmutzig d.h. er befleckt sich mit Sünden in Gedanken, Worten und Handlungen, durch die wir uns absondern von Gott, von den Mitmenschen, von Gottes Schöpfungsordnung und von uns selber.
  • Der Herr aber reinigt mich immer wieder, wenn ich die vielfältigen Möglichkeiten der Vergebung suche, besonders in der heiligen Beichte dem Sakrament der Sündenvergebung, zu dem der Auferstandene die Apostel durch den Heiligen Geist bevollmächtigte.
Die Fußwaschung Jesu steht 3. im Zusammenhang mit

3. Feier seines Todes und seiner Auferstehung in der Eucharistie, seines Opfers am Kreuz und des Mahles

 

  • Die Fußwaschung findet ja im Zusammenhang mit dem Abendmahl statt. Jesus reicht das Brot mit den Worten: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird". Und er reicht den Wein mit den Worten: "Das ist mein Blut, das Blut des neuen Bundes, das für euch und für die vielen vergossen wird zur Vergebung der Sünden." In diesem Mahl schenkt er sich also mit seinem erlösenden Tod am Kreuz. Darum ist für Katholische und Orthodoxe Christen die Feier der heiligen Messe die Mitte unseres Glaubens.
  • Wenn ich der Einladung Jesu zu seinem Mahl folge, gebe ich zu, dass ich die Erlösung durch ihn und die Vergebung meiner Sünden nötig habe. Durch die Mitfeier seines Opfers und Mahles am Sonntag zeige ich dass ich seine Hingabe bis zum Tod am Kreuz als befreiendes und erlösendes Geschehen annehme und an die Auferweckung Jesu von den Toten glaube. In der heiligen Kommunion nehme ich ihn an mit seinem Tod und seiner Auferstehung. Ich einverleibe ihn mir, meinem Leib, meiner Seele, meinem Geist. Damit bekenne ich, ich habe das ewige Leben nicht aus mir habe, sondern es wird mir von Gott durch Jesus geschenkt.

 

4. Der Herr vollzieht diesen Sklavendienst an uns

durch den Dienst des Priesters, der dazu vom Bischof, dem Nachfolger der Apostel, geweiht und gesandt ist.

  • Manchmal steht uns unser Stolz im Weg den Sklavendienst des Herrn anzunehmen. Aber weil wir wissen, dass er die Liebe ist und dass ihn die Liebe zu uns treibt, werden wir wie Petrus seinen Sklavendienst an uns als Heilsdienst gerne und dankbar annehmen: Den Dienst des Evangeliums, den Dienst der Sündenvergebung, den Dienst der Eucharistie. Darum ist das Abendmahlsgeschehen mit der Fußwaschung der Ursprung des priesterlichen Dienstes.
  • Zu diesem Dienst sind wir Priester geweiht und gesandt. Er ist unsere 1. und wichtigste Aufgabe. Wer diesen Dienst des Herrn annimmt, wird dadurch ermutigt und angespornt, selber zum Dienen an unseren Mitmenschen bereit zu sein. Darum schließt das Evangelium mit der Aufforderung Jesu: „Ich habe euch ein Bespiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“
  • Unser Dienst ist sicher zuerst hier bei uns gefordert, aber er soll auch das Ganze der Kirche und der Welt im Blick haben Er soll und muss katholisch sein. Der Dienst der Liebe muss zu allererst in den persönlichen Lebensbereichen Familie, Beruf und Pfarrei gelebt werden.
  • Er bedarf aber auch der katholischen Weite, wie sie durch die kirchlichen Werke Missio, Misereor, Adveniat und Renovabis uns immer wieder ans Herz gelegt werden. Denn die Liebe Christi will jeden Menschen erreichen, will die Welt verwandeln, wo jeder dem irdischen Wohl und dem ewigen Heil seiner Mitmenschen dient.

 

Das Kostbarste schenken
  • Gott hat uns in Jesus, das Kostbarste von sich geschenkt. Jesus ist der geliebte Sohn des Vaters, der am Herzen des Vaters ruht.[7] In der Zeit schenkt er uns durch ihn Anteil an der Ewigkeit, an der Fülle seines göttlichen Lebens.
  • Zeit, die ich schenke ist das größte Liebesgeschenk, das ich Gott und den Menschen machen kann. Alles was ich sonst verschenke, kann ich mir wieder beschaffen – Nur nicht die Zeit.
  • Die Zeit, die ich schenke ist für die Ewigkeit gegeben. Die Zeit, die ich schenke ist ja ein Stück Liebe. "Alles vergeht nur die Liebe bleibt."[8] „Die Liebe hört niemals auf.“ Je mehr Zeit ich schenke Gott und den Menschen, desto mehr Ewigkeit gewinne ich.
  • Schenken wir also Gott und den Mitmenschen das Kostbarste, was wir haben, unsere Zeit. So gewinnen wir in der Zeit die Ewigkeit.

 

[1] Homilie zu Joh 13,1-15
[2] Joh 13,8
[3] Joh 13,14
[4] Joh 15,3
[5] 1Kor 9,16
[6] Joh 13,10
[7] Joh 1,18
[8] 1 Kor 13

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