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Lesejahr 2011 (A)

Homilie zu Mt 25,1-13 am 32.Sonntag in St. Johannes Großenbuch


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Die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal [1]

1 Zu spät?
  • Mitten am Tag brach nach dem Seebeben in Küstennähe mit einer riesigen Flutwelle das Unglück über Fukoshima herein. Für über 20.000 Menschen, ob jung ob alt, war es das Ende ihres irdischen Lebens. So schnell kann das Ende kommen. Was zählt dann noch?
  • Das Evangelium legt heute eine fiktive Lehrgeschichte vor. Mit ihr will es dem Leser oder Hörer eine bestimmte und zugleich eine sehr ernste Botschaft nahe bringen. Es gibt auch die Möglichkeit des bösen Erwachens und des "zu spät". Jesus zeigt uns im Evangelium wie man dem »bösen Erwachen« dem »zu spät« entkommen kann. In einer Weisheitsrede gibt er unserem Leben eine grundsätzliche Ausrichtung. Diese heißt
2 Dem Bräutigam entgegen

Wie an der Hochzeitspforte der Oberen Pfarre in Bamberg so stellt Jesus die törichten und die klugen Jungfrauen einander gegenüber.
Sie sind in Erwartung einer Hochzeit. Mit der Braut ziehen sie dem Bräutigam entgegen. Gemeinsam werden sie im Haus des Bräutigams ein mehrtägiges Fest feiern. Für den am Abend stattfindenden Festzug braucht man Lampen, um den Weg auszuleuchten und dem Zug eine festliche Note zu geben.
2.1 Die Urgemeinde wendet das Gleichnis auf die Wiederkunft Christi an
  • Die Bildrede - »des vom Himmel kommenden Bräutigams, durch den Jahwe den Ehebund mit seinem Volk endgültig schließt« - entstammt der Tradition des Judentums. Messiaszeit war für die Juden zz. Jesu Hochzeitsmahl und Hochzeitsfeier Gottes mit seinem geretteten und erneuerten Volk. Der dazugehörende »Hochzeitszug«, so wie er früher auch bei uns üblich war, bildet den volkstümlichen Hintergrund des Gleichnisses.
  • Das längere Ausbleiben des Bräutigams und das Einschlafen der Wartenden weist uns auf die Situation der Urgemeinde hin. Man hatte noch zu Lebzeiten mit der Wiederkunft Christi gerechnet. Als diese ausbleibt, lässt der Schwung des Glaubens nach. Das Gleichnis soll wohl den Glauben der Gemeinde und ihre Hoffnung erneuern. Was also ist
2.2 Der springende Punkt dieser Geschichte
  • Der springende Punkt dieser Geschichte ist bei Jesus nicht das Schlafen oder Wachen der Wartenden. Ihm geht es um die vorhandene oder fehlende Ausrüstung für eine längere Wartezeit und um die Forderung, für das Kommen des Gottesreiches jede erdenkliche Vorsorge zu treffen. Denn die Wiederkunft des Herrn geschieht nicht nur am Ende der Tage. Sie beginnt auf verborgene Weise schon mit unserem Sterben.
  • Es gibt zwar auch ein "zu spät" und "die zugeschlossene Tür", aber wir dürfen dabei nicht das riesige Angebot Gottes zum Heil übersehen. Denn das Öl für unsere Lampen schenkt uns Gott in seiner abgrundtiefen barmherzigen Liebe. Der Epheserbrief sagt uns eindringlich „Seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus dazu geschaffen, in unserem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für uns im Voraus bereitet hat.“[2]
3 Chancen, die Gott uns eröffnet
3.1 In den Lesungen und im Evangelium leuchten die Chancen auf
  • Gott eröffnet sie uns, um am Fest der Hochzeit seines Sohnes dem ewigen Fest des Lebens bei ihm teilzuhaben.
  • In der Lesung aus dem Buch der Weisheit kommt uns die Weisheit Gottes wie eine liebe Freundin am Morgen freundlich entgegen. Wir denken an Jesus, den die Kirche von Anfang an als die Mensch gewordene ewige Weisheit Gottes bekennt. "Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, er findet sie vor seiner Türe sitzen."[3]
  • Der menschliche Geist strebt nach Weisheit. Er will wissen, was die Welt, was unser Leben im Innersten zusammenhält.
  • Ich habe es da gut. Jeden Morgen beten wir miteinander die Laudes, das Morgengebet der Kirche. In der Lesehore hören wir den für den Tag vorgesehenen Text der Heiligen Schrift und die dazu gehörenden Gedanken großer heiliger Christen.
  • Im Lobpreis Gottes und in der Begegnung mit seinem Wort lebt die Seele auf. Der Tag fängt gut an, auch wenn ich vielleicht schlecht geschlafen habe.
3.2 Einfache geistliche Dinge kann jeder anwenden.
  • Wenn sie aufstehen oder gewaschen und angezogen sind, stellen sie sich ein paar Augenblicke vor das Kreuz oder eine Jesusikone. Denn der Gekreuzigte und Auferstandene ist für uns Gottes Weisheit und Kraft.
  •   Halten sie einen Augenblick inne. Dann legen sie die Hand auf die Stirn und sprechen: "Im Namen des Vaters..." Bleiben sie mit der Hand dort und sagen sie, was sie empfinden: Gott du bist mein guter Vater, du liebst mich mehr als meine Mutter mich lieben konnte. Ich bin dein Eigentum. Zu Deiner Ehre will ich heute leben.
  • Dann gehen sie mit der Hand zur Brust. Der Handballen liegt auf dem Sonnengeflecht. Die Finger zeigen zum Herzen. Sprechen sie: "...und des Sohnes." Bleiben sie mit der Hand an dieser Stelle und fühlen Sie was dies bedeutet: Jesus, du bist mein Heiland und Erlöser. Du liebst mich. Du hast dein Leben für mich hingegeben. Sei du heute mein Begleiter. Liebe du in mir. Lass mich in den Menschen Deine Brüder und Schwestern erkennen und lieben.
  • Schlagen sie nun den Bogen von der linken zur rechten Schulter und sprechen sie "...und des heiligen Geistes." Verschränken Sie die Arme vor der Brust. Fühlen sie nach, was das bedeutet: Heiliger Geist, Du wohnst in mir. Ich bin ein Tempel Gottes. Durch dich ist Gottes Leben und die Auferstehung in mir. Ich gehe ohne Angst und fröhlich in den Tag.
  • Das Ganze dauert eine Minute. Aber es bringt sie in Schwung, den Tag mit Gott und zu seiner Ehre zu leben. Sie haben genügend Öl in ihrer Lebenslampe bereit für den kommenden Herrn.
  • Gerade wenn sie allein leben oder tagsüber zuhause sind, könnte Radio Horeb ein wundervoller spiritueller Begleiter sein. Dazu gibt es ein kleines Gerät, das nur 50 € kostet. Auf Knopfdruck können sie diesen sehr empfehlenswerten katholischen Sender zu jeder Tages- und Nachtzeit empfangen.
Damit das Öl in unseren Lampen nicht ausgeht fangen wir also jeden Tag neu an

4 Gott zu suchen
Der Antwortgesang ermutigt uns Gott zu suchen und über ihn nachzusinnen nicht nur im Heiligtum, sondern auch »auf nächtlichem Lager und wenn wir wachen«. Das Ergebnis solch geistlichen Tuns bestätigt der Beter "Ja, du wurdest meine Hilfe; jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel."[4] Es gibt
4.1 Hoffnung trotz irdischer Verluste
  • Paulus macht uns in der 2. Lesung Hoffnung angesichts der irdischen Verluste, vor allem beim Verlust lieber Menschen. Er erinnert uns an das Fundament unseres Glaubens "Wenn Jesus gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen."
  • Und ganz gleich wie diese letzten Dinge aussehen, am Ende steht als tröstende Botschaft "Dann werden wir immer beim Herrn sein." Mit allen sich in liebender Bereitschaft für das Kommen des Herrn Bereiteten werden wir beim ihm sein.
  • Denken wir daran, im Evangelium steht nicht das »Zu spät« an erster Stelle, sondern das Erste ist "die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal." Dann erst wird die Tür zugeschlossen. Also, noch ist die Tür für dich, für mich, für uns alle offen.
4.2 Sorgen wir für Öl in unserer Lebenslampe
  • Mit dem gelehrten mit mir zum Priester geweihten Franziskaner Siegfried Grän, fragen wir: Was ist mit dem Öl gemeint? - Diese Frage hat in der Auslegungsgeschichte unseres Textes viele Antworten gefunden. Die klassisch-katholische Interpretation, die den Absichten des Evangelist Mt ziemlich nahe kommen dürfte, besagt:
  • Die zehn Jungfrauen verkörpern die Gesamtheit der getauften Christen. Das Öl symbolisiert ihre Liebe und ihre guten Werke. Die Klugen haben Glauben und Werke, die Törichten bekennen zwar ihren Heiland und Herrn, vernachlässigen aber die praktische Seite ihres Glaubens, die Werke der Liebe.
  • Christliche Frömmigkeit darf nicht »nackt, leer und dunkel« sein, sondern muss im »Glanz der Liebe« leuchten. Nur dann führt sie in die ewige Lebensgemeinschaft mit Jesus.[5]
4.3 "Siehe, Herr, ich komme."
  • Am Freitag feierten wir den Gedenktag des großen heiligen Kardinals Karl Borromäus Bischof in Mailand in der Zeit der Gegenreformation. Im Gegensatz zu manchen hohen Klerikern in Rom und anderswo ging es ihm nicht um Geld und Ansehen, auch nicht um ein  bequemes Leben, sondern unermüdlich setzte er sich für die religiöse Unterweisung der Menschen ein. Denn wie Jesus seinem Meister lagen ihm die Menschen am Herzen.
  • 1576 bricht in Mailand die Pest aus. Der Stadthalter und die Reichen fliehen aus der Stadt. Der sich auf einer Reise befindende Kardinal kehrt sofort nach Mailand zurück. Er ergreift Maßnahmen zur Bekämpfung der tödlichen Seuche. Ohne Furcht vor Ansteckung geht er persönlich zu den Kranken um Trost zu spenden und lässt neue Spitäler errichten. Die dafür nötigen Gelder erbettelt er persönlich von den Reichen.
  • Auf dem Höhepunkt der Seuche unternimmt er Bittgänge durch die Stadt. Ein Jahr später ist die Pest gänzlich verschwunden. Er und sein Haus wurden auf wunderbare Weise von der Pest verschont.
  • Durch seine Hirtensorge aufgezehrt, starb Karl Borromäus im Alter von 46 Jahren am 3. November 1584. Er vertraute sich in seinen letzten Worten dem ewigen guten Hirten Jesus Christus an: "Siehe, Herr, ich komme." Wenn wir so aus dieser Welt gehen könnten, wäre das ein großes Glück.
 
[1] Lesungen: L Weish 6,12-16; 2. L 1Thess 4,13-18; Ev Mt 25,1-13
[2]  Eph 2,10
[3] Weih 6,14
[4] Ps 63,8
[5] Siegfried Grän in „Die Botschaft heute“ 2002