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Lesejahr A 2013/14 bis 2014/11

Predigt - Homilie am Ostersonntag 2014 in St- Laurentius Hetzles

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1 Kor 6, 7-8
  Unser Osterlamm ist geopfert, Christus, der Herr. Halleluja.
  Wir sind befreit von Sünde und Schuld.
1 Kor 6, 7-8
Unser Osterlamm ist geopfert, Christus, der Herr. Halleluja.
Wir sind befreit von Sünde und Schuld.
Jesus Christus - gestorben und auferstanden - befähigt zum Leben


1 Stirbt Gott in Deutschland?

Laut der neuesten Forsa-Umfrage glauben in Deutschland 66,3 % an Gott und 33,7 % nicht an Gott. Eine große überregionale Tageszeitung schrieb Anfang März: Deutsche verlieren ihren Glauben an Gott. Eine Studie der Evangelischen Kirche behauptet: Der rasante Glaubensverlust ist nicht rückgängig zu machen. Zugleich gibt es mehr treue Christen als gedacht.[1]

1.1 Die Leugnung Gottes
  • Seit mehr als hundert Jahren geistert das Wort Friedrich Nietzsches durch Europa: "Gott ist tot, wir haben ihn getötet". Manche sprühen heimlich diese Parole an Kirchenwände.
  • Noch früher hat der Philosoph Ludwig Feuerbach verkündet: "Der Wendepunkt in der Geschichte des Menschen wird der Augenblick sein, in dem es dem Menschen bewusst wird, dass der einzige Gott des Menschen der Mensch selber ist." 
  • Diese Gedanken haben sich im 20. Jahrhundert in schrecklicher Weise bewahrheitet. Die Schrecken des Nationalsozialismus und des atheistischen Kommunismus sitzen unserem Kontinent bis heute im Nacken. Wo der Mensch sich an die Stelle Gottes setzt, streicht er das Wort «Verantwortung» aus seinem Denken, Fühlen und Handeln.
1.2 Gott in den Nachkriegsverfassungen
  • Durch die schrecklichen Erfahrungen gemahnt hat sich die Bundesrepublik 1949 eine neue Ordnung gegeben und in ihr Grundgesetz geschrieben. "Im Bewusstsein unserer Verantwortung vor Gott und den Menschen."   
  • Eindrucksvoll steht in der nach dem 2. Weltkrieg entstandenen Bayerischen Verfassung: "Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen die Überlebenden des Zweiten Weltkrieges geführt hat."
1.3 Auswirkungen eines Lebens ohne Gott in der Geschichte
  • Das gottlose Denken der letzten 160 Jahre hat viele Seelen verwüstet. Das 3. Reich der Nazis und das atheistisch-sozialistische System in der ehemaligen DDR hat ein Millionenheer von Menschen, die nicht an Gott glauben hinterlassen.
  •  Die Verwöhnung durch den Wohlstand, das Fixiertsein auf das Materielle und die Vergötzung des eigenen Ichs - gut ist, was mir nützt - hat in vielen Menschen in unserem Land das Gespür für Gott und die Verantwortung vor ihm beschädigt oder ganz ausgelöscht.
  • Die jährlich mehr als 100.000 im Mutterleib getöteten Kinder allein in Deutschland zeigen, was mit dem Menschen geschieht, wenn sich der Mensch an die Stelle Gottes setzt und zur letzten Instanz über Leben und Tod erhebt.
  • In regelmäßigen Abständen wird versucht, den Passus "in Verantwortung vor Gott" auch aus dem Grundgesetz zu streichen. Christen kämpfen immer noch um den Gottesbezug in der Europäischen Verfassung. Bei der Europawahl im Mai haben wir die Gelegenheit die christlichen Kräfte in Europa zu stärken.
1.4 Auswirkungen des Lebens ohne Gott für Gegenwart und Zukunft
  • Vor einigen Jahren mahnte eine wichtige Wochenzeitung. Fehlt der Gottesbezug, „dann könnte der Mensch oder der Staat selbst in die Gefahr geraten, sich wieder absolut zu setzen und für anbetungswürdig zu halten. Der Zweck des Staates, einen Ordnungs- und Gestaltungsrahmen für das Zusammenleben seiner Bürger zu schaffen und Zukunft zu ermöglichen, könnte pervertiert werden."[2]
  •  Schlimm sind die Folgen, wenn der Mensch sich, seine Freiheit, sein Recht für absolut erklärt. Er verbaut er sich seine eigene Zukunft - nicht nur die irdische, sondern auch die ewige.
  • Die Erfahrung lehrt, dass überall dort, wo Gott nicht mehr angerufen wird, sich rasch andere Götter breitmachen. Diese machen das Leben nicht menschlicher.
  • Der Name Gottes im Grundgesetz dagegen erinnert an einen Maßstab, der nicht von dieser Welt ist. Ohne ihn könnte die Suche nach Orientierung im Nichts enden.   
2 Christen glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus.

Das heutige Osterevangelium zeigt uns den Weg: Wer den Gekreuzigten sucht findet den Auferstandenen.      

2.1. Maria von Magdala sucht den Gekreuzigten im Grab und findet ihn nicht.
  • Wir suchen auch unsere Verstorbenen in den Gräbern. Aber dort finden wir nur, was an ihnen sterblich war: Verwesung, Staub, Asche.
  • Was aber treibt Maria von Magdala zum Grab? Es ist ihre Dankbarkeit und Liebe, die sie für Jesus empfindet.
2.2. Jesus, der Auferstandene gibt sich Maria zu erkennen,
  • indem er sie mit ihrem Namen anspricht. Jeder Glaubende des Gottesvolkes kennt die Zusage Gottes an Israels, wie sie der Prophet Jesaja verkündet: "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir."[3] 
2.3. Jeden Getauften ruft Gott beim Namen.
  • Von Gott, der Jesus auferweckt hat, lassen wir uns im Leben und im Sterben beim Namen anrufen. Wie Maria, so ruft der Auferstandene dich und mich bei unserem Namen. Und wir dürfen wissen: Ich gehöre ihm, dem Auferstandenen. Und der Auferstandene gehört Gott.[4] Ihm gehören wir im Leben und im Tod.
  • Wer sich so wie Maria vom Auferstandenen beim Namen rufen lässt, sich so wie Maria ihm zuwendet, ihn als Herrn meines Lebens bekennt, den erfüllt er mit seinem heiligen Geist und macht er zum Zeugen seiner Auferstehung. Wir müssen so wie Maria uns von den Gräbern zu Jesus umwenden, vom Vergänglichen dem Unvergänglichen zuwenden.
2.4. Der auferstandene Christus offenbart sich
  • dem suchenden, glaubenden, liebenden Menschen; dem gibt er sich zu erkennen, wie damals Maria Magdalena. Deshalb werden wir bis zum letzten Atemzug nie aufhören, ihn glaubend und liebend zu suchen.
2.5. Maria erkennt den Auferstandenen, aber sie darf ihn nicht festhalten.
  • Endgültig werden wir erst bei Christus sein, wenn wir wie er gehorsam geworden sind bis zum Tod, unser Kreuz mit ihm bis zum Ende getragen haben.
  • Auch unsere Lieben können wir nicht festhalten. Wir müssen sie hergeben, an Gott zurückgeben, um für immer mit ihnen vereint werden zu können. Erst wenn wir bei Gott und bei Christus sind, werden wir ganz beieinander sein können.
  • Aber dann wir auch alles von uns genommen sein, was in unserem irdischen Leben unsere Beziehungen belastet und stört.  
3 Die Auferstehung Jesu und unsere Auferstehung

3.1 befähigen, verantwortlich zu leben
  • In der ersten Lesung spricht Petrus von dem Auftrag, den er und seine Mitapostel vom auferstanden Herrn empfangen haben „Er hat uns geboten, dem Volk zu verkündigen und zu bezeugen: Das ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten.“
  • Wer an den Auferstandenen und an die eigene Auferstehung glaubt, weiß dass er in Verantwortung vor Gott sein Leben führen muss, will er zum ewigen Leben bei Gott kommen. Freilich wissen wir auch um unser Versagen. Aber das soll uns nicht in die Resignation treiben, denn - so sagt Petrus auf die Propheten verweisend „Jeder, der an ihn - den Auferstandenen - glaubt, empfängt durch seinen Namen die Vergebung der Sünden.“
Die Auferstehung Jesu und unsere Auferstehung
3.2 befähigen, Wirklichkeits-bezogen zu leben.
  • Denn der Auferstandene und beim Vater Verherrlichte ist auch der Gekreuzigte. Wir erträumen weder ein Paradies auf Erden noch wollen wir es mit Gewalt herbeizwingen.
  • Der Glaube an den Gekreuzigten und Auferstandenen und die Hoffnung - an der Auferstehung Jesu teilzuhaben - befähigen uns zum Zeugnis des Lebens. Wir setzen uns ein für Menschenwürde, für das Leben von der Zeugung bis zu seinem natürlichen Ende, für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, weil Gott auch seine Schöpfung zur Teilhabe an der Herrlichkeit Christi berufen hat.    
Die Auferstehung Jesu und unsere Auferstehung
3.3 befähigen, selbstzerstörerische Haltungen zu überwinden
  • Wo der Mensch nur auf das Irdische und Vergängliche zurückgeworfen lebt, verfällt er leicht in einen lähmenden Pessimismus und Fatalismus. Misstrauen und Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Sie zerstören die Seele und den Geist, verführen zur Bequemlichkeit und zu der Ausrede, dass ja doch alles für Katz sei.
  • Die Bischofssynode zitierend sagt Papst Franziskus „Es handelt sich um eine selbstzerstörerische Haltung, denn »der Mensch kann nicht ohne Hoffnung leben; sein Leben wäre zur Bedeutungslosigkeit verurteilt und würde unerträglich»“.
  • Paulus ruft in der 2. Lesung den Christen in Kolossä und uns zu „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt.“
Die Auferstehung Jesu und unsere Auferstehung
3.4 befähigen zu einem sinnvollen missionarischen Leben
  • Dieser Glaube macht unser persönliches Leben reich und schön. In der Taufe mit Christus gestorben ist unser Leben jetzt schon „mit Christus verborgen in Gott“.
  • Wir sind inmitten einer Gesellschaft, die weitgehend die Orientierung verloren hat, der Leben spendende anwesende Leib des Auferstandenen. Wenn Christus jetzt unser Leben ist, dann werden wir mit ihm vor aller Welt offenbar werden in Herrlichkeit bei seiner richtenden und rettenden Wiederkunft.
  •  Wie Maria von Magdala sagt uns der Auferstandene: "Geh zu meinen Brüdern und Schwestern". Sag ihnen, dass der Glaube an mich, den Auferstandenen, Zukunft und Leben schenkt. Er geht euch voraus nach Galiläa und überall hin, wohin ich euch sende.
  • Jeder so sagt Papst Franziskus ist berufen und gesandt ein missionarischer Jünger zu sein.


[1] In „Die Welt“ 6.3.2014

[2] Rhein. Merkur

[3] Jes 43,1

[4] 1 Kor 3,23