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Lesejahr A 2013/14 bis 2014/11

Predigt - Homilie zu  Joh 1,1-15 in St. Michael Neunkirchen

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Das Wort Gottes ist Fleisch geworden


1 Reden und genießen

Stellen Sie sich vor sie wären eine Bewohnerin oder ein Bewohner unseres Altenpflegeheims und die Küchenchefin käme zu ihnen am Morgen in den Speisesaal und würde ihnen von ihrer Kochkunst erzählen.

Sie würde ihnen anschaulich vortragen, welche Menüs für die nächsten Tage geplant sind, welch gute Suppen, Hauptgänge und Nachspeisen sie sich hat einfallen lassen. Ihnen würde das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber satt  würden sie davon nicht.

Erst wenn die Speisen fein bereitet auf dem Tisch stehen und Sie sich diese munden lassen und einverleiben, erst dann werden sie satt und gestärkt an Leib und Seele; denn Essen und Trinken halten bekanntermaßen Leib und Seele zusammen.

2 Das ewige Wort Gottes wird Fleisch

Heute ist im Evangelium vom Ewigen Göttlichen Wort die Rede.  Durch dieses sein ewiges Wort hat Gott uns erwählt vor der Erschaffung der Welt.[1] In seiner Liebe hat Gott uns im voraus dazu bestimmt durch sein göttliches Wort als Männer und Frauen an der Sohnschaft Jesu teizuhaben.[2]

2.1 Unsere Teilhabe an der Sohnschaft Jesu

Durch sein Wort erreicht Gott unsere Ohren, vielleicht auch unser Herz. Aber Gott wollte mehr. Er hat sich dem Mose als Jahwe geoffenbart, als der Ich-bin-Da. Das Volk Israel durfte auf seinem Wüstenzug erfahren, daß dieser Gott in mächtige Zeichen sich ihm offenbarte. Gottes Nähe löste oft Angst und Schrecken aus.

Gott will aber nicht nur im Großen, Gewaltigen zu uns kommen, sondern auch im Kleinen und Unscheinbaren; denn auch in seiner Schöpfung gibt es nicht nur den Makrokosmos, sondern auch den Mikrokosmos, jene kleinen, dem menschlichen Auge nicht mehr zugänglichen kleinsten Bausteine, Erbsubstanzen, Gene die letztlich die Welt zusammenhalten.

Ganz winzig klein fängt er durch das Wirken des Heiligen Geistes im Leib Mariens an als Mensch zu wachsen und sich zu entfalten. Als kleines Baby wird er Armut geboren, in äußerster Erniedrigung stirbt er am Kreuz. Jeder Mensch ist vom ersten Augenblick seines Daseins im Leib seiner Mutter dazu berufen, an der Sohnschaft Jesu teilzuhaben. In der heiligen Taufe wird sie dem Menschen als unauslöschliches Zeichen Gottes zuteil.

2.2 Gott wollte uns menschlich nahe sein

Deshalb  wurde sein ewiges Wort Fleisch, was in der Bibel so viel heißt wie Mensch. Wie ein Bruder, ein Freund, ein Bräutigam wollte er uns nahe sein. In Jesus von Nazareth will er uns begegnen, heilend, befreiend, Ansehen und ewiges Leben schenkend.

Deshalb kommt Jesus nicht durch die Zeugung eines Mannes ins Dasein, sondern Gottes Heiliger Geist bewirkt das Wunder seiner Menschwerdung im Schoß Mariens. So wird Jesus der Sohn Mariens, Kind einer menschlichen Mutter, und der Sohn Gottes, des alles wirkenden Gottes. "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt."[3]

Auf dem menschlichen Angesicht Jesu Christi leuchtet uns Gottes Freundlichkeit auf, durch seine Berührung werden die Kranken geheilt und der Jüngling von Nain, das Töchterchen des Jairus und Lazarus wieder zum Leben erweckt.

Jesus Christus ist das menschliche Antlitz Gottes, das über uns leuchtet. Jesus Christus ist die segnende, heilende, lossprechende, aufrichtende Hand Gottes, die uns Gottes Liebe spüren läßt.

Gott spricht zu uns und er ist bei und mit uns im Leben und im Tod durch Jesus Christus. Deshalb nennen die Propheten schon den Messias Imanuel - der Gott mit uns. "Gott ist im Fleische. Wer kann dies Geheimnis verstehen?" heißt es in einem Weihnachtslied.[4]

3 Diese Fleischwerdung des ewigen Wortes Gottes setzt sich in seiner Kirche fort.

3.1 In jeder heiligen Messe wird es offenbar

 Im Wortgottesdienst, indem Gott uns sein Heil verkündet und schmackhaft macht. Und darauf folgt die Eucharistie: das Opfer und Mahl des Herrn.  Sein Opfer am Kreuz wird nicht nur erinnert, es wird gegenwärtig.

Durch Gottes Heiligen Geist und den Dienst des geweihten Priesters wird der gekreuzigte und auferstandene Christus in der Gestalt des Brots und Weins gegenwärtig und bringt sich für uns dem Vater dar.

Er gibt sich uns als Speise in den eucharistischen Gaben, von denen er sagt, das bin ich, mein Leib und Blut, als Gott und Mensch. Dabei bedient sich Jesus als Werkzeug des geweihten Priesters, der an seine Stelle und Vollmacht handelt.

Christus aber will von uns genossen werden. Durch unsere Ohren kommt er in unseren Geist und in unser Herz, durch Essen und Trinken seines Leibes und Blutes, durch die heilige Kommunion, kommt er in unser Fleisch, in den ganzen Menschen.

Und so hält er Leib und Seele zusammen, schenkt er dem Glaubenden die Gewißheit, daß ich als ganzer Mensch mit Leib und Seele von Gott angenommen, erlöst und geheiligt bin.

In der hl. Kommunion läßt er uns dies bis in unser Fleisch und Blut, bis in alle Fasern unseres Menschseins hinein spüren. Deshalb singen wir mit Recht: "Dich wahren Gott ich finde in meinem Fleisch und Blut; darum ich fest mich binde an dich, mein höchstes Gut."[5]

Wenn Gott in Jesus Christus unser Bruder geworden ist, wenn er in meinem Fleisch und meinem Blut ist, dann werde ich vergöttlicht, trage ich den Keim des ewigen Lebens, die Auferstehung in mir, nicht nur in meiner Seele, sondern auch in meinem Leib.

3.2 Die Fleischwerdung Christi leben

Wenn Er in Jesus Christus „niedrig und gering wird“[6] und „Knechtsgestalt annimmt“[7], dann dürfte es uns auch nicht mehr schwer fallen, unsere Mitmenschen mit ihrer Hinfälligkeit, ihren Defekten und ihrem Unvermögen als unsere Brüder und Schwestern zu erkennen und zu lieben. Denn durch seine Menschwerdung ist er jedes Menschen Bruder geworden.

Er solidarisiert sich mit jedem Menschen so, daß er sagt: Wenn du dem geringsten meiner Brüder und Schwestern Gutes tust, dann hast du es mir getan.[8] Und wenn du ihm die Hilfe, die Annahme verweigerst, dann bedeutet dies, daß du sie mir verweigerst. Dann gehörst du nicht mehr zu mir.

So radikal ernst nimmt Gott seine Menschwerdung, dass in der Liebe zu unseren Mitmenschen unsere Verbindung mit ihm steht und fällt.

3.3 Das radikale Ja Gottes zu uns Menschen verheißt Herrlichkeit

Dieses radikale Ja Gottes zum Menschen ist die Herrlichkeit Gottes, die in und durch Jesus sichtbar und erfahrbar wurde. Darin zeigt sich sein Herr-Sein. "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater voll Gnade und Wahrheit."

Die beiden letzten Worte des Evangeliums zeigen nochmals deutlich, worum es bei der Menschwerdung Gottes geht.

 "Voll Gnade" heißt, der ewige heilige Gott will uns liebend ganz und gar nahe sein durch den Menschen Jesus Christus.

"Voll Wahrheit" bedeutet, die Wirklichkeit Gottes, sein wahres Wesen wird uns in dem Gott-Menschen Jesus Christus erfahrbar. Er ist das menschliche Gesicht Gottes des Unsichtbaren.

Deshalb steht über dem Jahr 2014 nach Christus: Christus gestern, Christus heute, Christus in Ewigkeit.

Deshalb dürfen wir am Beginn eines jeden Tages des Neuen Jahres das Kreuz über uns schlagend beten: „Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn!“

Der Name Gottes heißt für alle Zeiten[9]: „ICH BIN DER ICH BIN DA“[10]. In Jesus ist GOTT DA.  Darum wird er vom Engel angekündigt als der IMMANUAEL - DER GOTT MIT UNS.[11] Sein Name JESUS - GOTT IST HEIL sagt uns, was Gott durch Jesus schenken will „Sein Heil, seine Seligkeit, ewiges Glück und Fülle des Lebens“[12].

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[1] Eph 1,4

[2] Eph 1,5; Gal 4,5

[3] Joh 1,14

[4] GL 144-4

[5] GL 140-4

[6] GL 134/-3

[7] ebd.

[8] Mt 25,45

[9] Ex 3,15

[10] Ex 3,14

[11] Mt 1,23

[12] Joh 10,10